Marriott CEO vor vielen Herausforderungen
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Marriott-CEO vor vielen Herausforderungen

Bethesda. Nach der Veröffentlichung der Unternehmenszahlen für das zweite Quartal stellte sich Marriott letzte Woche Bankanalysten und Medienvertretern zum Gespräch. Arne Sorenson, President und CEO, gab noch einmal seine Sicht der Dinge rund um die Starwood-Übernahme wieder. Sichtlich frustriert über die nach wie vor nicht erfolgte Transaktion deutete der Marriott-Chef Pläne zu Starwood-Häusern an und kommentierte die Quartalsergebnisse, die zwar Mut machen, aber geringer ausfielen als erhofft.

"Die wichtigste Nachricht für Marriott in diesem Jahr ist der Kauf von Starwood." So begann Arne Sorenson, President und CEO von Marriott, die Telefonkonferenz zu den Quartalsergebnissen am Donnerstag letzter Woche. Bisher hat das Unternehmen weltweit sämtliche regulatorischen Freigaben erhalten, nur nicht in China. "Wir sind in Phase 2 der Prüfung in China und haben mit allen Regulierungsbehörden kooperiert", so Sorenson, der auch darauf hinweist, dass die Phase 2-Prüfung am 9. August endet. Das Marriott-Management bleibt dennoch optimistisch, grünes Licht aus China zu erhalten, und die Transaktion in den kommenden Wochen abwickeln zu können. Oder auch nicht, falls China Phase 3 einläutet.

Arne Sorenson wartet auf Chinas Okay für die finale Fusion mit Starwood.

"Wir können nicht für die chinesische Regierung sprechen, aber wir haben den Behörden in den letzten sechs oder acht Monaten äusserst detaillierte Informationen übermittelt und ich glaube, dass sie nun alle nötigen Daten besitzen", so der CEO, der nicht davon ausgeht, dass die Verzögerung politische Gründe hat. "Wir sollten in wenigen Wochen durch sein", gibt sich Sorenson optimistisch.

Leeny Oberg, Marriott Executive Vice President und Chief Financial Officer, sagte während der Konferenz: "Sobald die Übernahme abgeschlossen ist, wird sich die Gruppe darum bemühen, den anvisierten Leverage-Grad schnellstmöglich wieder zu erreichen und zu diesem Zweck in den nächsten Jahren Immobilien im Wert von etwa 1,5 bis 2 Milliarden Dollar zu verkaufen." Oberg geht davon aus, die Umstrukturierung bis Ende 2016 weitestgehend abgeschlossen zu haben, wenngleich einige Übergangskosten auch 2017 und sogar teilweise 2018 anfallen werden, da die neue Struktur sämtliche Systeme und Technologie-Plattformen umfasst. "Wir gehen nach wie vor davon aus, dass wir jede Jahr insgesamt 250 Millionen Dollar an Einsparungen erreichen."

Viele Hürden zum RevPar-Wachstum

Während Marriott also wartet, analysiert das Unternehmen die eigenen Q2-Ergebnisse, die nicht so ausgefallen sind wie erhofft. Die Wirtschaft in den USA ist langsamer gewachsen als zu Jahresbeginn erwartet. Die Zimmer-Vermietungen an die etwa 300 grössten Unternehmenskunden sind nach und nach weniger geworden – von vier Prozent im Jahresvergleich mit Q4 2015 auf zwei Prozent im Q1 2016 und schliesslich auf unter ein Prozent in Q2. "Glücklicherweise ist das Gruppen-Geschäft nach wie vor stark", so Sorenson. "Und herabgesetzte Urlaubsangebote machen den Rückgang wieder wett."

Nachdem die Jahresmitte 2016 erreicht ist, geht Marriotts Benchmark für den nordamerikanischen RevPar davon aus, dass sich an der langsamen Konjunktur-Entwicklung im weiteren Jahresverlauf nichts ändern wird. Der stärkere Dollar hilft dem Geschäft ebenso wenig, da in der Folge weniger internationale Gäste in die USA kommen werden. "Wir schätzen, dass die Anzahl der Übernachtungen internationaler Gäste in vergleichbaren Hotels in New York und Miami im zweiten Quartal um 10 bis 15 Prozent eingebrochen ist", betonte Sorenson und fügte hinzu, dass sich die Zahlen in den USA als Ganzes um etwa drei Prozent verschlechtert haben.

Der aktuellste Dämpfer für Marriotts RevPar-Wachstum im zweiten Quartal ist der Terrorismus, der Brüssel, Paris und die Türkei heimsuchte. Auch der Zika-Virus in der Karibik und in Lateinamerika, die Ölpreise in Houston sowie die Ölpreise und Unruhen in Nahost haben nachteilige Auswirkungen. "Trotz der vielen negativen Einflüsse durch die Konjunktur, Währungsschwankungen und regionale Unruhen zusammen, stieg der weltweite RevPar im zweiten Quartal um 2,9 Prozent und verfehlt unser gestecktes Ziel nur knapp", so Sorenson. "Wir waren sehr erfreut über diese Entwicklung, denn trotz der widrigen Bedingungen zeigt der RevPar-Index, dass wir etwas mitnehmen. Unser hoher systemweiter globaler RevPar-Index stieg in diesem Jahr bereits um 90 Basispunkte, weil wir unser Führung in unserem Competitive Set ausbauen konnten." Auf die Frage nach der Entwicklung des RevPar im dritten Quartal antwortete Sorenson: "Ich glaube, das der August und September den Juli übertreffen werden."

Ergebnisse von Ereignissen abhängig

Für das Gesamtjahr erwartet das Unternehmen einen weltweit vergleichbaren RevPar-Anstieg von drei Prozent, was am unteren Ende der im ersten Quartal ausgegebenen Marke von 3-5 Prozent liegt. Im Rahmen der Telefonkonferenz erwähnte Oberg einen RevPar-Anstieg von drei Prozent für Europa. "In Deutschland stieg er dank eines starken Gruppengeschäfts um neun Prozent. Spanien verzeichnete einen zweistelligen Zuwachs dank einer grossen Zahl von Gästen, die unter anderen Umständen ein Hotel im Nahen Osten gebucht hätten. Der RevPar in Frankreich, Belgien und der Türkei verharrte auf sehr schwachem Niveau", so Oberg weiter, und merkte an, dass die Region Asien-Pazifik einen RevPar-Anstieg von 6 Prozent verzeichnete, wobei Südkorea und Greater China besonders positiv herausstachen, allerdings ohne Hongkong, wo sich die Entwicklung laut Marriott nicht so schnell ins Positive kehren wird.

Bereits grösste Hotelgruppe

Mit seinen starken Marken im Rücken sieht sich Marriott bereits als grösste Hotelgruppe der Welt. "Unser globales System umfasste am Ende des zweiten Quartals beinahe 780.000 Zimmer und unsere weltweite Pipeline stieg auf über 285.000 Zimmer und liegt damit beinahe 15 Prozent über dem Vorjahresquartal", führte Arne Sorenson aus. 2016 erwartet der CEO einen Anstieg der weltweiten Verkäufe um etwa 7,5 Prozent oder 6,5 Prozent netto. Er sprach ausserdem davon, dass sich Marriott bei 30 Prozent der derzeit in den USA geplanten Zimmer für Management- oder Franchise-Verträge entschieden hat – mehr als jedes andere Hotel-Marken-Unternehmen.

Die Pipeline des Hotelriesen ist angesichts des aktuellen Finanzierungsumfelds zweifellos beeindruckend. In dem Gespräch mit den Banken-Analysten merkte Sorenson an, dass die Banken aufgrund neuer Regeln höhere Kapital-Rückstellungen gewährleisten müssten, weshalb die Kreditvergabe ins Stocken geraten ist und nun genauer hingeschaut würde, wenn es um Refinanzierungen und neue Hotels ginge. "Diese Selektivität zieht u.a. konservativere Beleihungsquoten, eine Abneigung gegenüber kleineren Transaktionen und eine erhöhte Vorsicht bei zu starken Konzentrationen in einzelnen Märkten nach sich. Kapitalgeber bevorzugen zu unserem Vorteil nach wie vor die stärkste Marke."

"Unser Geschäft sorgt für ausgezeichneten Cashflow", so der CEO, der darauf hinwies, dass Marriott mit diesem Geld Investitionen für das Management von Franchise-Verträgen von besonders hochwertigen Hotels tätigen, aber auch tolle Marken und Unternehmen kaufen und aufbauen könnte. "Wir haben in fünf Jahren fünf neue Marken hinzugewonnen und die laufende Starwood-Übernahme bringt noch einmal elf Marken hinzu. Aber wenn wir kein attraktives Investment finden können, geben wir das Geld über Dividenden und Aktienrückkäufe einfach an unsere Aktionäre weiter." In den letzten fünf Jahren hat die Gruppe fast 7,5 Milliarden Dollar an ihre Shareholder ausgeschüttet. "Wir sind weiterhin bestrebt, die Anzahl eigener Immobilien zu minimieren und die Rendite für unsere Aktionäre zu maximieren", so Sorenson.

Treueprogramm, Vorauszahlungen, Storno-Richtlinie

Auf die Frage, ob die "Mitglieder-Preisinitiative" es Marriott ermögliche, Kunden von den OTAs wegzulocken, gab Arne Sorenson zu, dass der Einfluss auf den RevPar im zweiten Quartal eher gering war. "Man könnte das Ganze auch negativ sehen, aber die Sache ist für uns eher von langfristiger Bedeutung." Die Gruppe verzeichnet weiterhin einen starken Anstieg bei den Anmeldungen für "Marriott Rewards". Der Anteil des Reward-Programms an der Belegung liegt bei deutlich über 50 Prozent und das Programm registriert starkes Wachstum bei den App-Downloads, bei Buchungen über Marriott.com und über Mobile. Der CEO merkte an, dass man gegenüber den Kunden kristallklar kommunizieren müsse, dass "die Preise über Marriott direkt mindestens so günstig, wenn nicht sogar günstiger sind als die Preise an anderer Stelle."

Hier ist es interessant, dass Marriott im Februar 2015 seine Stornierungsrichtlinie verschärfte und Gäste ihre Buchung nun nur noch bis zu 24 Stunden vor Ankunft kostenlos stornieren können, wohingegen dies zuvor bis 18 Uhr am Ankunftstag möglich war. "Dadurch ist die Zahl der Stornierungen in den letzten 24 Stunden vor Ankunft zwar deutlich zurückgegangen, aber wenn man sich die Stornierungen in den zwei bis drei Tagen vor Ankunft ansieht, bemerken wir keinerlei erwähnenswerte Änderung", erläuterte Sorenson, nicht ohne ein weiteres Tool zur Sicherung von Buchungen anzusprechen: Vorauszahlungen. In manchen Märkten auf der Welt drängt Marriott stärker auf Vorauszahlungen und wirbt mehr dafür. In Europa verzeichnet die Gruppe einen deutlichen Anstieg bei vorausbezahlten Buchungen und der Trend nimmt zu. / SD

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