Weitere Konsolidierung Wimdu in den Schlagzeilen Postbus fusioniert
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Weitere Konsolidierung: Wimdu in den Schlagzeilen, Postbus fusioniert

Augsburg. Die Konsolidierung im Tourismus geht weiter, und wieder einmal verstärken sich führende Unternehmen zu Monopolisten. Sollte Wimdu, wie diese Woche in einem deutschen Magazin angekündigt, insolvent gehen, dann wäre Airbnb der globale Platzhirsch. Ähnliches ist bereits im Fernbus-Geschäft passiert: Die Nr. 1, Flixbus, kauft die Nr. 2, Postbus.

Die P2P-Plattform Wimdu mit Sitz in Berlin scheint in akuten Schwierigkeiten zu stecken: Das deutsche "Manager Magazin" berichtete am Montag dieser Woche sogar, dass der 2011 gegründete Online-Wohnungsvermittler "schon bald liquidiert werden könnte". Angeblich haben mindestens 60 Mitarbeiter Angebote über Aufhebungsverträge erhalten. Gegenüber dem Magazin äusserte sich Wimdu, dass man sich "in einem umfangreichen Restrukturierungsprozess" befinde, da seien Personal-Einsparungen möglich. Ansonsten versinkt Wimdu im Schweigen und reagiert auch gegenüber diesem Medium auf keine Anfrage.

Hinter Wimdu steht Rocket Internet, eine Tochter der der schwedischen Investment-Gesellschaft Kinnevik. Im Juli 2011, drei Monate nach Firmen-Gründung, investierten sie 90 Millionen US-Dollar in das Wohnungs-Startup, das sich sofort als Konkurrent zu Airbnb sah. Airbnb war zu diesem Zeitpunkt bereits drei Jahre alt und erhielt ein paar Wochen später bereits seinen zweiten Finanzschub von 102 Millionen Dollar.

In der Tat ist es in der letzten Zeit sehr still um Wimdu geworden; nur die Werbespots im Fernsehen laufen noch immer. Vor allem Wimdus gescheiterte Klage gegen das Zweckentfremdungsverbot in Berlin – ein extrem wichtiger Markt für das Unternehmen – dürfte dem Startup im Juni wohl signalisiert haben, dass die Kämpfe noch härter werden.

Nach der schwedischen Beteiligungsgesellschaft Kinnevik hatte sich im Frühjahr 2015 Italiens grösstes Medienkonglomerat Mediaset bei Wimdu beteiligt; die Familie des ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi hält daran eine Minderheitsbeteiligung.

Auf seiner Website wirbt Wimdu mit mehr als 300.000 Unterkünften in über 150 Ländern. Airbnb vermarktet inzwischen über 1,2 Millionen Wohnungen in 191 Ländern. Diese Lücke dürfte in der Tat schmerzen und kaum noch zu schliessen sein.

Fusion und höhere Preise auch bei Fernbussen

Die jüngste Fusion im Fernbusgeschäft, die an diesem Mittwoch publik wurde, muss das deutsche Kartellamt noch nicht einmal abnicken: Der Deal würde die geltenden Umsatz-Schwellen der Fusionskontrolle nicht überschreiten.

Damit zieht sich die Deutsche Post aus dem Fernbusmarkt zurück und verkauft ihr Geschäft an die FlixMobility GmbH, die unter der Marke Flixbus ihre Beförderungsleistungen anbietet. Diese übernimmt insbesondere Linien-und Haltestellengenehmigungen, IT-Lizenzen und Kooperationsverträge von Postbus. Zugleich wurde eine Marketing-und Vertriebskooperation unterzeichnet. Zum Kaufpreis haben beide Unternehmen Vertraulichkeit vereinbart.

Das Tochterunternehmen Deutsche Post Mobility GmbH bleibt weiterhin Teil der Deutsche Post DHL Group und fokussiert sich zukünftig noch stärker auf das Geschäftsfeld Post Reisen. Zu den Gründen für den Verkauf sagt Joachim Wessels, Geschäftsführer der Deutsche Post Mobility GmbH: "Nach unserem Eintritt in den liberalisierten Fernbusmarkt im Oktober 2013 haben wir es geschafft, innerhalb kurzer Zeit mit dem Postbus anerkannter Qualitätsführer in einem stark wachsenden Markt zu werden. Allerdings haben sich unsere Erwartungen an die Wirtschaftlichkeit dieser Dienstleistung nicht ausreichend erfüllt."

Im Rahmen der vereinbarten Marketing- und Vertriebskooperation werden zukünftig u.a. bundesweit über 5.000 der Post-Partnerfilialen Gutscheine für Flixbus-Tickets zu besonderen Konditionen anbieten. Die starke Online-Präsenz von Flixbus soll im Gegenzug zur gezielten Bewerbung ausgewählter Postprodukte genutzt werden.

Bis zum 31. Oktober 2016 fahren alle Postbuslinien weiter. Alle vorliegenden und bis dahin getätigten Buchungen werden erfüllt. Für Buchungen ab dem 1. November werden die Kunden das Buchungssystem von Flixbus weitergeleitet. Eine Ausnahme sind Zubringerlinien zum Münchner Flughafen aus Österreich.

Unabhängig von dem aktuellen Zusammenschluss dieser beiden Unternehmen stellte das Reisevergleichsportal GoEuro diese Woche fest, dass die Preise für Busfahrten kräftig gestiegen sind: seit 2014 um 40 Prozent – von 3,80 Euro pro 100 km-Fahrt auf 5,33 Euro. Der Fernbus-Markt in Deutschland ist seit 2013 liberalisiert. / red

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