Wohin reist Aldiana?

Club Aldiana Zypern - mit einem grossen Angebot für Sportler und Familien.

Oberursel. Der Ferienclub-Anbieter Aldiana, spezialisiert auf Gäste aus dem deutschsprachigen Raum, steht vor schwierigen Aufgaben. Drei der insgesamt zehn Clubanlagen liegen in den schwachen Märkten Tunesien und der Türkei. Vor wenigen Wochen mussten zudem im boomenden Club Alcaidesa in Spanien Gäste wegen eines Feuers vorsorglich evakuiert werden. Dank ihres neuen Investors blicken die beiden Geschäftsführer Max-Peter Droll und Philipp Schmidt dennoch optimistisch in die Zukunft. Eine konkrete Strategie aber haben sie für die Öffentlichkeit nicht.

Mit seinen zehn Club-Anlagen in Spanien, Österreich, Tunesien, auf Zypern, der Türkei und in Griechenland zählt Aldiana zu bekannten Ferienclub-Anbietern Westeuropas. Die 1973 unter dem Dach des Reiseveranstalters Thomas Cook entstandene Marke wendet sich ähnlich wie die 1970 von dem Reiseveranstalter TUI und Steigenberger Hotels gegründeten Robinson Clubs im Wesentlichen an ein deutschsprachiges Publikum, hatte aber stets ein lockereres und familiäreres Image als der Mitbewerber.

Der französische Club Med spricht eine vorwiegend französische, aber auch vermehrt eine internationale Klientel an. Als einziger dieser drei Clubanbieter ist Robinson mit einer Anlage in Deutschland vertreten.

Während Robinson heute eine 100prozentige TUI-Tochter ist, wurden Club Med und Aldiana in den vergangenen Jahren mehrfach verkauft. Club Med gehört heute mehrheitlich der chinesischen Investmentgruppe Fosun und ihren Partnern, Aldiana ging erst im Februar dieses Jahres an die LMEY Investments AG mit Sitz in der Schweiz. Dabei handelt es sich um eine Tochter-Gesellschaft der niederländischen LMEY Investments BV, hinter der niederländische und belgische Investoren stehen.

Das Geschäftsführer-Duo Philipp Schmidt und Max-Peter Droll präsentiert den neuen Winter-Katalog20162017.

Zuvor war Aldiana zwischenzeitlich in ägyptischer, deutscher und spanischer Hand, die Zentrale blieb jedoch stets – ebenso wie der Stammsitz von Thomas Cook – in Oberursel bei Frankfurt. Die zahlreichen Eigentümer-Wechsel der vergangenen Jahre sehen die Geschäftsführer entspannt: "Was die Buchungen betrifft, hatten wir deshalb keine Probleme. Wir kommunizieren offen darüber mit den wichtigsten Mittlern und haben ihnen die Situation stets erklärt. Den Gast selbst kümmert es nicht, wem der Club gerade gehört, wenn er die erwartete Leistung erhält", so Schmidt.

Alte Zahlen und wenig Neues

Die letzte, im Februar 2015 veröffentlichte Bilanz der Aldiana GmbH umfasst das Geschäftsjahr vom 1.11.2012 bis zum 31.10.2013. Zum damaligen Bilanz-Stichtag betrieb Aldiana auch schon 10 Clubs sowie ein Hotel und setzte 108 Millionen Euro um. Das Rohergebnis lag bei 27 Millionen Euro, der Jahresverlust betrug 6,4 Millionen Euro. Über Zahlen seit 2014 und über aktuelle Zahlen hüllt sich das Unternehmen in absolutes Schweigen – man will gar nichts preisgeben. Ebenso gibt die Geschäftsführung keinen Einblick in eine neue oder modifizierte Strategie und begleitende Investitionen.

Zum Verlauf des Jahres 2016 räumt Droll immerhin ein: "Es ist nicht gut, wenn drei von zehn Clubs schlecht laufen, da hat es ein Veranstalter besser, der einfach woanders nochmal Kontingente dazu bucht. In der Türkei liegen wir vergleichbar mit dem Rest des Marktes, also 30 bis 35 Prozent hinter dem Vorjahr. Das liegt aber auch an dem Teufelskreis mit den Airlines, die Verbindungen einstellen. Wir können aber sagen, dass die übrigen Clubs hervorragend laufen und aktuell alle über dem Vorjahr liegen." Der Wert für die Türkei dürfte sich inzwischen aufgrund des Ausnahmezustands im Land noch weiter verschlimmert haben.

Aldiana möchte wenig transparent machen. So kann das Unternehmen auch kaum etwas zu dem neuen Standort Wittenburg sagen, wo der neue Aldiana-Eigentümer bereits das Alpin Center mit anliegendem Van der Valk Hotel besitzt. Der Club Aldiana soll 2018 eröffnen. Die Kleinstadt liegt 80 km von Hamburg entfernt und etwa 40 Kilometer südwestlich der Landeshauptstadt Schwerin.

Aldiana Andalusien: Lokal-Touch im Resort, lokale Erlebnisse für die Gäste.

Immerhin ist Geschäftsführer Philipp Schmidt zu entlocken, dass der 300 Zimmer-Club im 4 Sterne-Segment angesiedelt sein wird und dass auf dem Gelände Wasserflächen und Tennisplätze entstehen sollen. Das USP soll eine Indoor-Skihalle sein. Unter ihrer 30.000 qm grossen Pistenfläche liegt eine Kartbahn; sie könnte für die Aldiana-Quads genutzt werden, während sich die geräuschloseren Mountain-Biker auf dem Aldiana-Gelände tummeln dürften. Droll und Schmidt glauben, dass die Nähe zu Hamburg und die Skihalle das Manko des Standorts – weder am Meer noch in den Alpen – ausgleichen werden.

Club-Destination mit Fluganbindung gesucht

War Aldiana in der Historie noch Eigentümer seiner Anlagen, trifft das aktuell nur noch auf zwei Standorte in Spanien und den im Salzkammergut zu. Für die anderen Betriebe bestehen überwiegend Pacht-Verträge, ausserdem gibt es zwei Management-Verträge. "Für unser 2018 eröffnendes Hotel in Kalabrien haben wir auch einen Management-Vertrag abgeschlossen", sagt Schmidt. Bisher liegen alle Aldiana Resorts von Deutschland aus im Kurz- und Mittelstrecken-Bereich oder sind mit dem Auto zu erreichen. "Für die Zukunft suchen wir definitiv nach Ganzjahres-Betrieben, auch auf der Fernstrecke", so der langjährige Robinson-Club Mann Droll. "Ein sehr grosses Interesse haben wir an den Kanaren. Die Destination sollte von Deutschland aus mehrmals wöchentlich angeflogen werden können."

Veränderungen am bisherigen Club-Konzept sind unterdessen nicht geplant. "Wir sind ein deutscher Anbieter und vermitteln Sicherheit und ein Gefühl von Zuhause. Vor allem Familien mit Kindern geniessen die vielen Möglichkeiten in unseren Clubs und die überschaubaren Kosten", sagt Droll. Ein Preisbeispiel: Eine Woche Aldiana Alciadesa an der Costa del Sol kostet im August für zwei Erwachsene und zwei Kinder inklusive Flug ab Frankfurt ab 3.600 Euro all-inklusive.

Als wichtigen Pfeiler des Aldiana-Erfolgs bezeichnen die beiden Manager den hohen Stammgäste-Anteil, beziffern ihn aber nicht. Sie begründen diesen u.a. mit dem deutschsprachigen Animationsprogramm. Auch die tägliche Kinderbetreuung spricht Deutsch. Kinder zwischen zwei und sechs werden täglich betreut, für Sieben- bis 17jährige gibt es Extra-Programme in den Ferien. Der Club auf Zypern bietet sogar ein Programm für die Babys ab null bis 24 Monate an sechs Tagen in der Woche zwischen 8.30 Uhr und 14 Uhr an. Solch ein Service findet Freunde. Droll: "Wenn ein deutscher Gast in die Türkei reist und dann dort ebenso viele Engländer, Russen und vielleicht noch ein paar Chinesen im Club vorfindet, dann funktioniert das nicht. Hinzu kommt, dass es sehr langweilig wird, wenn Ansprachen und Instruktionen in drei bis vier Sprachen gegeben werden müssen."

12. Juli 2016 - Glück gehabt: Die Feuerwalze verschonte das Aldiana Alcaidesa Resort in Spanien. Die 400 Gäste konnten bald wieder zurück in die Anlage.

WLan und Social Media rüsten auf

Bei allem Deutschtum spielt der Einfluss des jeweiligen Clublandes durchaus eine Rolle in den Clubs. Auf Themenabenden präsentiert sich das Gastgeberland, zudem führen viele Ausflüge zu landestypischen Sehenswürdigkeiten und zu Einheimischen, z.B. in eine Taverne auf Kreta oder zu Weinbauern auf Zypern. Sehr beliebt bei den Stammgästen sind zudem die Themenwochen von Aldiana, wie Partywoche, Fitness-, Tennis- oder Golf-Gipfel und das Publikumsmagnet Gourmet-Gipfel im Aldiana Zypern. "Unsere Gäste sind jedes Mal aufs Neue begeistert von dem direkten Kontakt zu den Spitzenköchen, die dann später mit ihnen an der Bar sitzen. Das ist für viele ein absolutes Highlight. In diesem Jahr hat der bekannte Fernsehkoch Oliver Hoffinger aus Österreich in Verbindung mit dem Gipfel sogar seine Show aus unserem Club gesendet."

Dass jungen, polyglotten Reisenden der Cluburlaub künftig zu eng werden dürfte, glauben Droll und Schmidt nicht: "Wir gewinnen Nachwuchs u.a. durch unser Angebot für junge Erwachsene zwischen 18 und 26. Sie erhalten einen Discount von 18 Prozent", sagt Schmidt. Dass heutzutage – nicht zuletzt auch für die Jugendlichen – schnelle WLan-Verbindungen in Resorts essentiell sind, ist Droll und Schmidt sehr wohl bewusst, das Nachrüsten läuft.

Droll: "Auch spielen soziale Medien für uns eine immer wichtigere Rolle. Das unterstreicht auch unsere erfolgreiche #Echt-Kampagne des Sommerkatalogs 2016. An dem neuen Katalog-Design haben die Urlauber selbst massgeblich mitgewirkt. Wir haben insgesamt über 180 Instagram-User persönlich kontaktiert, die den Hashtag Aldiana oder Echtaldiana bei ihren Aufnahmen aus unseren Club-Anlagen benutzt haben. Durch diese besonderen und vor allem authentischen Momentaufnahmen ist der Katalog zu einem echten Aldiana-Urlaubserlebnis geworden." Inzwischen können Angebote, aktuelle Informationen und das Club-Geschehen nahezu live auf verschiedenen Social Media-Kanälen verfolgt werden.

Die Optimierung der Online-Buchbarkeit steht auf dem Plan. Die Agenturverträge von Aldiana wurden inzwischen von denen des ursprünglichen Eigentümers Thomas Cook gelöst.

Die Terror-Anschläge in vielen Urlaubsregionen haben auch bei Aldiana ihre Spuren hinterlassen. "Grundsätzlich halten wir uns beim Thema Sicherheit an die Empfehlungen des Auswärtigen Amtes", sagt Droll zu diesem Thema und Schmidt ergänzt: "In Destinationen wie Tunesien oder auch der Türkei haben wir aufgrund der Vorkommnisse intern die Sicherheitsmassnahmen erhöht und das Security-Personal aufgestockt." Das mag die Gäste beruhigen. Hotel-Insider aber fragen sich nach diesen durchschnittlichen Auskünften: Wo ist die Vision von Aldiana, wo reist Aldiana hin? / Susanne Stauss