250 Millionen aus EU Töpfen Mega Förderung für Österreichs Tourismus Mehr Kredite
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250 Millionen aus EU-Töpfen

Mega-Förderung für Österreichs Tourismus: Mehr Kredite

Endlich können österreichische Hotels wieder auf Kredite hoffen.c fotolia K.-U. Haessler

Wien. Die Europäische Investitionsbank wird für Österreichs Tourismus bis 2020 insgesamt bis zu 250 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Dieses Geld können die Tourismus-Betriebe über die spezialisierte Österreichische Hotel- und Tourismusbank abrufen. Der Tourismus gilt in Österreich als Konjunktur-Lokomotive. Das hat längst auch die Politik erkannt. Um die Investitionen in schwierigeren Zeiten weiter zu stimulieren, wird aktuell das Angebot an geförderten Krediten weiter ausgebaut. Erfreulich: Österreichs Hotels haben wieder Eigenkapital aufgebaut.

Von den 250 Millionen steht 63 Millionen schon zur Verfügung, 150 Millionen Euro sind bereits vertraglich abgesichert. Die sich daraus ergebenden Konditionen können sich sehen lassen, werden aber in den einzelnen österreichischen Bundesländern unterschiedlich sein. Denn mehrere von ihnen stellen die Darlehen komplett zinsfrei und übernehmen damit die verbliebenen 0,75 Prozent Zinsbelastung.

Die anderen geförderten Zinsformen, die die ÖHT unterstützt, bewegen sich über ein Prozent. Die beliebten ERP-Kredite mit tilgungsfreien Zeiten liegen aktuell bei 1,125 Prozent. Bei ERP-Kleinkrediten liegt der Satz bei 0,75 Prozent.

Doch was nach paradiesischen Zuständen klingt, sieht in der Realität anders aus: "Die Hotellerie hat von der Tiefzins-Phase bis jetzt wenig," lässt ÖHT-Vorstand Wolfgang Kleemann aufhorchen. Er illustriert diese Aussage mit der Auswertung der ÖHT-Bilanz-Zahlen: 2004 lag der Euribor bei 2,155%, Ende 2013 bei 0,287%. Dem gegenüber sank die Effektiv-Verzinsung in der Hotellerie nur von 3,84 auf exakt drei Prozent. "Nicht die Bank ist der Böse, sondern die regulatorischen Vorschriften wie Bankensteuer und Eigenkapital-Unterlegung", sagt Kleemann.

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner kehrte diese erhöhte Belastung ins Positive: "Aufgrund der Basel III-Richtlinien und höherer Eigenkapital-Erfordernisse der Banken ist es auch für Tourismusbetriebe schwieriger geworden, ihre Vorhaben zu finanzieren. Daher entspricht der Ausbau des geförderten Kredit-Angebots dem konkreten Bedarf der Unternehmen, denen kleinere Bar-Zuschüsse oft weniger helfen als ein passender Kredit".

Tourismus-Förderer: Wolfgang Kleemann von der ÖHT, Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und EIB-Vizepräsident Wilhelm Molterer.Foto: Fettner 

ERP-Kredite halfen
beim Wachsen

Das Kredit-Volumen hat sich auf mehreren Ebenen verändert. Insgesamt wurden 2014 229 Millionen Euro Kredite und Haftungen über die ÖHT abgewickelt. Das war ein Zuwachs von 31 Prozent. Eine wichtige Basis dafür bildeten die ERP-Kredite: Deren Volumen konnte von 50 auf 75,6 Millionen Euro erhöht werden. Die Ursache dafür bildete die schlechte wirtschaftliche Gesamtlage, in anderen Branchen wurden die ERP-Mittel nicht abgerufen. Denn während Österreichs gesamtwirtschaftliche Investitionstätigkeit 2014 stagnierte, erreichte der Tourismus noch ein Plus von 2,8 Prozent.

So setzte Kleemann im Rahmen des ÖHV-Kongresses in Kitzbühel letzte Woche zwei grundsätzlich positive Schlagzeilen über seinen Beitrag: "Es gibt in unserer Hotellerie überhaupt keinen Grund, über etwas ernsthaft zu jammern: Der GOP hat sich stabilisiert, das Eigenkapital ist gestiegen und die Verschuldung gesunken." Wiesen vor der Jahrtausendwende Österreichs Hotelbetriebe im Schnitt ein negatives Eigenkapital aus, liegt die Quote heute bei über zehn Prozent. Besonders drastisch ist die Entwicklung der 3 Sterne-Hotels: Nach einer negativen Eigenkapital-Quote von fast 20 Prozent 2002 erreichte man 2013 mit über zehn Prozent den gleichen Wert wie die 4 und 5 Sterne-Hotels. Hauptursache: Die Zinsbelastung gemessen am Umsatz hat sich auf 4,4 Prozent fast halbiert.

Das Land hält sich mit Förderungen eher zurück

Kleemann gesteht dabei ein, dass die bilanziell erfassten 1.200 Kunden vermutlich etwas besser dastehen als der Durchschnitt. Tourismusberater Thomas Reisenzahn, GfB Prodinger, erwartet aktuell durch die Freigabe des Franken-Kursus negative Bilanz-Auswirkungen. "Die Belastung aus den Krediten erhöhte sich schlagartig, die Auswirkungen auf künftige Bankkredite sind vorhersehbar."

Dies könnte Kleemanns zweite Positiv-Schlagzeile noch unterstreichen: "Österreichs Tourismus ist Teil der besten Förderungsrichtlinie aller Zeiten!" Daher werde sich der Anteil geförderter Finanzierungen an den touristischen Investitions-Projekten weiter steigern. Von 2007 auf 2013 wuchs er um 11 auf 54 Prozent.

Recht bemerkenswert ist angesichts all der angeführten Summen der bescheidene Anteil, der unmittelbar aus dem Bundesbudget an die ÖHT fliesst: "Vom Ministerium erhalten wir ganze 19,2 Millionen Euro", sagt Kleemann. Es dürfte durchaus mehr sein. "Wir sehen ja täglich Finanzierungen, die klug wären, aber an der mangelnden Bereitschaft der Banken scheitern. Wir bieten wo immer möglich Haftungen an, übernehmen so das Risiko – und die Bank muss ihren Kredit nicht mit Eigenkapital unterlegen". / Fred Fettner

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