Airbnb in der Schweiz Von Städten zu Gipfeln
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Airbnb in der Schweiz: Von Städten zu Gipfeln

Genf. Offenkundig die Eroberung der Welt fest im Blick beschränkt Airbnb sich nicht auf die Städte. Die Plattform steigt höher ... bis in die Berge. In den Alpen plant Airbnb die Unterbringung von bis zu 10.000 Wintersportfans in der anstehenden Skisaison. Und um die Leute davon wissen zu lassen, sponsert das Unternehmen zahlreiche Grossereignisse wie den Ski-Weltcup in Méribel.

Damit unternimmt Airbnb den nächsten Schritt, um Verbraucher und Freizeitgäste für sich zu gewinnen und achtet nicht auf Kritik an seinem Geschäftsmodell, wie letzte Woche besprochen.

In einer Studie des Walliser Tourismus Observatoriums weisen Experten darauf hin, dass sich das Übernachtungsangebot in den grossen Skizentren auf klassische Hotels und Serviced Apartments in Zweitwohnsitzen beschränkt, die nur geringe Belegungen aufweisen. Für sie ist Airbnb ein echter Heilsbringer.

Bevor man sich auf die Alpenresorts konzentrierte, untersuchte das Walliser Tourismus Observatorium, wie wichtig Airbnb in der Schweiz ist: Die Plattform folgt einfach dem Strom der Besucher. Auf der Webseite finden sich Angebote in Zürich, Genf, Lausanne und Bern, aber auch in touristischen Bergregionen wie dem Wallis, Graubünden, Bern, der Waadt und dem Tessin.

Die Stadt Zürich vereint 18,9 Prozent der insgesamt 6.033 Einheiten, die von Airbnb in der Schweiz angeboten werden. Auf Rang zwei liegt wenig überraschend Genf mit 13,5 Prozent, gefolgt vom Bergkanton Wallis mit 11,7 Prozent, was schon etwas überraschender war. Zwar führt Airbnb insgesamt 19 verschiedene Arten von Unterkünften auf seiner Webseite – von Apartments über Hütten und Burgen bis hin zu schwimmenden Häusern – doch 96 Prozent der Einheiten gehören zu nur vier unterschiedlichen Typen: Apartments, Wohnungen, Häuser und Pensionen ... genau das richtige für klassische Hoteliers.

Bei den Zimmerpreisen ist die Schweiz als eine der teuersten Destinationen der Welt bekannt. Sicherlich einer der Gründe für den Vormarsch von Airbnb in diesem Land, da viele Besucher erschwinglichere Preise begrüssen würden. Mit einem Durchschnittspreis von 144 CHF in Genf und 120 CHF in Zürich sind Airbnb-Einheiten konkurrenzlos günstig, insbesondere wenn man bedenkt, dass alle mindestens zwei Schlafzimmer besitzen. In den Bergen steigen die Preise auf bis zu 504 CHF pro Nacht in Zermatt, allerdings häufig für vier bis acht Betten. Je mehr Betten, desto teurer, aber das schreckt potenzielle Gäste nicht ab, vor allem nicht in der Hochsaison. Der Winterurlaub ist bekanntlich schöner mit ein paar Freunden, mit denen man das Après-Ski bei einem Drink geniessen kann.

Schweizer Kritik an Genf?

Momentan – die Studie wurde im November 2014 durchgeführt – repräsentieren die 20.841 Betten in Airbnbs Angebot 8 Prozent aller in der Schweiz registrierten 246.488 Hotelbetten. Da der ursprüngliche Ansatz des Unternehmens auf urbane Gebiete ausgelegt war, leuchtet ein, dass die Mehrheit der auf der Plattform geführten Einheiten in Basel und Zürich, aber auch in Genf und Lausanne zu finden sind – kurzgesagt, an den vier wichtigsten Geschäftsorten.

Doch schon nach kurzer Zeit zeigte Airbnb auch Interesse an den Erholungszielen in den Bergen, wie das Wallis oder Graubünden. Laut der Studie werden 14 Prozent der gesamten Betten im Wallis bei Airbnb angeboten. Innerhalb nur weniger Jahre überschattete das Unternehmen ähnliche und gut etablierte Wettbewerber im Land, die schon sehr bald selbst zu Airbnb-Gastgebern werden könnten.

Das milliardenschwere Unternehmen sammelt fleissig Punkte in den Alpen, doch umso mehr auch in den Städten, wo man nach wie vor nicht fair spielt. Wie in jedem anderen Land auch, in dem Airbnb tätig ist, erlaubt es die Plattform "kommerziellen Gastgebern", Dutzende von Apartments anzubieten. Ein vor Kurzem in der Lokalzeitung "Le Temps" erschienener Artikel führt klar vor Augen, wie Profis Airbnb dazu benutzen, leerstehende Apartments in Genf zu vermieten, die sie einfach aus dem gewöhnlichen Markt für Langzeitvermietungen herausnehmen. Diese Praxis ist höchst illegal und einer der Gründe, warum Airbnb in vielen Städten weltweit unter Beschuss ist.

Wird die Schweiz sich diesem Widerstand anschliessen und gegen Airbnb vorgehen? Das wird nur die Zeit zeigen. Bisher bringen beide Seiten nur ihre Argumente vor. Auf der einen Seite die Liebhaber der sogenannten "Share Economy", die diese Plattform als etwas Positives sehen, weil sie es der Welt ermöglicht, zu erschwinglichen Preisen die Schweiz zu besuchen, in einem Schweizer Domizil zu wohnen, schweizerisch zu frühstücken und Erlebnisse mit Schweizer zu teilen. Auf der anderen Seite diejenigen, die Unternehmen wie Airbnb der "Schattenhotellerie" zuordnen und darin unfaire Wettbewerber und eine sich ausbreitendes Geschäftsmodell sehen, dass sich nicht an die geltenden Regeln hält. Die für ihre Neutralität und Friedfertigkeit bekannte Schweiz nimmt in dieser Sache keine Seite ein. Doch die Experten warnen die Industrie.

Sie finden die vollständigen Analysen von Airbnb in der Schweiz unter diesem Link.

Holland startet erste Kampagne mit Airbnb

Ein weiteres Mal sind die Niederlande ganz vorne, wenn es darum geht, einen innovativen Trend umzusetzen. Als selbsternanntes erstes "Airbnb-freundliches" Land überrascht Holland nun erneut mit dem Startschuss für eine Marketing-Partnerschaft mit der Unterkunftsplattform. Im Rahmen einer gemeinsamen Online-Kampagne soll für Airbnb-Einheiten in den beiden niederländischen Städten Utrecht und Den Haag geworben werden.

In der Hoffnung, die steigende Nachfrage durch neue Gäste erfüllen zu können, die während ihres Aufenthalt lokales Flair erleben möchten, sind das Netherlands Board of Tourism & Conventions, die für Marketing zuständige Abteilung der niederländischen Tourismusbehörde, und Airbnb "froh, den Bedürfnissen einer wachsenden Zahl von Reisenden gerecht zu werden." Die auf Werbebannern aufbauende Kampagne wird schon bald in Skandinavien, Grossbritannien und Deutschland online gehen. Mit 16 Millionen ausländischen Besuchern bis 2025 im Visier zeigen die Niederlande starkes Interesse an Airbnb, das laut dem Direktor des NBTC die perfekte Antwort auf den vorherrschenden "Mangel an Übernachtungsmöglichkeiten" ist.

In diesem Punkt dürfte die lokale Hotellerie widersprechen. Hinzu kommt, dass der "Schwarzmarkt" für illegale Hotels in den Niederlanden immer grösser wird. Die verantwortlichen Behörden in Amsterdam gehen gegen "kommerzielle Gastgeber" vor, belegen sie mit Geldbussen und setzen ihren Aktivitäten ein Ende. Bleibt die Frage, ob das NBTC und die lokalen Einrichtungen miteinander kommunizieren. Sicher ist nur eins: Amsterdam, das nicht so Airbnb-freundlich ist, wie man vielleicht denken könnte, nimmt an dieser Online-Kampagne nicht teil. / SD

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