Alles steht in Frage Vienna Int Der neue CEO Rupert Simoner über erste Strategie Gedanken
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Alles steht in Frage

Vienna Int.: Der neue CEO Rupert Simoner über erste Strategie-Gedanken

In Łódź, der drittgrössten polnischen Stadt, betreibt VI seit fünf Jahren ein andel’s.

Wien/Łódź. Eine Hotelgruppe erfindet sich neu: Vienna International Hotels & Resorts versucht mit seinem neuen Chief Executive Officer Rupert Simoner den Wandel zu einem modernen Hotel-Unternehmen mit einer starken Marken-Identität zu vollziehen. Oder sollte man besser sagen: Rupert Simoner will Vienna International wandeln? In sechs Monaten will er die neue Unternehmensstruktur vorstellen. Bei einem Mediengespräch im polnischen Łódź gab sich der ehemalige Kempinski-Manager, der seinen neuen Job am 1. September antrat, bereits gesprächig.

"Hätte mir jemand vor einem Jahr gesagt, dass ich heute bei VI und in Österreich arbeite, ich hätte ihn ausgelacht", so Rupert Simoner. Er trat gerade die Nachfolge von Andreas Karsten an, der Anfang Juli sehr plötzlich seinen Rückzug ankündigte. hospitalityInside.com traf den ehemaligen Senior Vice President Kempinski Europe und General Manager des Kempinski Grand Hotels des Bains in St. Moritz, diese Woche in Łódź, der drittgrössten polnischen Stadt, wo VI seit fünf Jahren ein Hotel der Marke andel’s betreibt.

Rupert Simoner: Vienna International ist im Moment ein Bauchladen. 

Für Rupert Simoner ist es eine hektische erste Woche. Der gebürtige Kärntner ist samt Familie noch nicht ganz in Wien angekommen – die Umzugswagen sind noch unterwegs –, trotzdem bemerkt jeder im Wiener Hauptquartier: Ein frischer Wind weht im Haus. Der Hotelier hat bereits die Ärmel hochgekrempelt, von der Komfort-Zone hält er nichts: "Da muss man raus. Veränderung ist angesagt. Dafür hat man mich ja auch engagiert."

Viele Aussagen seines Vorgängers teilt er nicht. Andreas Karsten genügte die Dachmarke "managed by VI", "Milllionen fürs Branding" wollte er nicht ausgeben. Simoner will es tun. Einen Börsengang des Hotelkonzerns wird es in absehbarer Zukunft nicht geben, entgegen bisheriger Ankündigungen. "Für die Börse braucht man eine attraktive Braut. Vienna International ist im Moment ein Bauchladen. Da muss man erst einmal sortieren und dann neu positionieren."

Spätestens in sechs Monaten will Simoner "Vienna International Hotels Neu" präsentieren. Nicht einmal der Name muss so bleiben. Sicher ist: Es wird eine Holding geben, darunter werden sich einzelne Marken sammeln. Künftgi sollten Brands vermarket und bekannt werden, nicht so sehr die Holding.

Fragliche Synergien

"Wir müssen aber nicht alles anbieten", hält der Hotelprofi fest. Es könnte also durchaus sein, dass sich VI von dem einen oder anderen Geschäftszweig trennen wird. Da gäbe es z.B. VI Travel, der 2007 gegründete Reiseveranstalter der VI Hotels & Resorts. "Er macht Sinn, wenn es Synergien gibt und der Vertrieb unterstützt wird", meint Simoner auf die Frage, ob ein Reiseveranstalter den Hotels genügend Umsatz bringen kann.

Viele der VI-Destinationen liegen nicht auf den touristischen Rennstrecken und sind für Geschäftsreisende nur eher von regionaler Bedeutung. Das Potential ist in den meisten Städten lange nicht ausgeschöpft – aber vorhanden. Ein kleiner österreichischer Reiseveranstalter kann kaum Märkte unterstützen, die für den hiesigen Reisenden nur marginal interessant sind. Da wird man sich wohl andere Vertriebswege suchen müssen. Auch ein anderes österreichisches Beispiel beweist, dass sich ein Reiseveranstalter im eigenen Haus nur bedingt als Vertriebsschiene eignet. Die Austria Trend Hotels profitieren von der Muttergesellschaft, Verkehrsbüro Group, und deren Reiseveranstalter so gut wie gar nicht.

Märkte wie Polen oder Kroatien bergen grosse Herausforderungen für mittelständische Hotelunternehmen wie VI, ist der neue CEO überzeugt. Im Foto: angelo Kattowitz.

Die nächsten Wochen verbringt der CEO "on the road" und nimmt jedes der VI Hotels unter seine Lupe. Den ersten offiziellen Auftritt im andel's Łódź verbindet Simoner gleich mit einer Hoteltour. Kaum angekommen, läuft der passionierte Skifahrer gemeinsam mit Hoteldirektorin Anna Olszynska durch das Gebäude. "Es reicht manchmal aus, sich nur fünf Minuten in der Hotellobby aufhalten, und ich weiss, ob ein Hotel funktioniert oder nicht", behauptet er. Man glaubt es ihm, denn als Schaumschläger kennt man ihn nicht.

Das 278 Zimmer grosse Hotel hat zwar in den vergangenen Jahren mehr als 350.000 Übernachtungen generiert, u.a. von Stars wie Depeche Mode, Sting, Shakira, Rihanna, Justin Bieber und Plácido Domingo, doch mehr als 60 Prozent Auslastung über das Jahr hin sind bis dato nicht drin. Die Konkurrenz schläft nicht, und in vergangenen Jahren haben sich ein paar internationale Namen dazu gesellt. Double Tree by Hilton, Novotel und Holiday Inn kämpfen nun mit um den Markt. Bei der Warimpex, dem Eigentümer und Entwickler der Hotel-Immobilie, ist man trotzdem stolz auf die Immobilie, die den historischen Charakter des Hauses bewahrt hat und bei der Bevölkerung gut ankommt.

Alles soll sich ändern

Simoner wurde an Bord geholt aufgrund seines Marken-Knowhows und seiner operativen Fähigkeiten. Seine Hauptaufgabe besteht im Rebranding des gesamten Unternehmens. Vienna International hat kein Image und ist durch die vielen Hotels in den CEE-Ländern mit einem gewissen Ostblock-Charme behaftet. Das Management von Business-, City- und Wellness-Hotels in so unterschiedlichen Märkten wie Polen, Kroatien, Frankreich oder Russland birgt für ein mittelständisches Hotel-Unternehmen wie VI grosse Herausforderungen.

Das VI Bristol Hotel in Opatija, Kroatien.

Im Bauchladen des Konzerns tummeln sich verschiedenste Marken und Einzelhotels ohne Marken-Identität. Dazu gehören die gemeinsam mit der Finanz- und Beteiligungs AG Warimpex entwickelten Marken andel’s und angelo wie auch die in den vergangenen zwei Jahren hinzu gekommene Marke der deutschen Arcadia Gruppe.

"Ich habe bei Kempinski gelernt, was funktionieren kann und was nicht. Wir haben in der Hotellerie in den vergangenen Jahren viele Trends erlebt. Von Club-Konzepten à la Club Med über leidvolle Erfahrungen mit Timeshare-Modellen und Residences bis hin zu Smart Luxury. Was ein Hotel essentiell ausmacht, sind: Essen, Trinken und Schlafen", hält Simoner fest.

Wird es in Zukunft bei VI eine Marke oder mehrere Marken geben und wenn ja, in welchem Segment? Für den Hotelprofi ist weniger mehr. Die Marken andel’s und angelo, die beide in den CEE-Ländern bereits gut etabliert haben, dürften sich wohl durchsetzen. Auch was die Sterne-Kategorisierung betrifft, will sich Simoner neu positionieren. Es wird auf jeden Fall kein oberflächliches Facelift werden. "Vom Frühstücksbuffet bis zum Hotelmagazin wird sich alles ändern", kündigt der Hotelier an.

Expansion Richtung Westeuropa

Dass VI weiterhin wachsen soll, und zwar in Richtung Westeuropa, lässt ebenfalls aufhorchen. Grossbritannien, das in Zukunft eventuell unabhängige Schottland, und Irland sind die angestrebten Märkte. "In UK werden immer noch Trends gemacht. Ausserdem gibt es viele interessante Sekundär-Städte mit viel Potential." Und was ist mit Wien, wo die Gruppe ja zwei Hotels wieder an den Eigentümer retourniert hat? "Wien ist und bleibt ein schwieriger Markt. Ein Neubau kommt auf keinen Fall in Frage. Die Übernahme eines bestehenden Hotels schon."

Im Heimatmarkt Österreich betreibt der Hotelkonzern nur drei Hotels: Das Castellani Parkhotel in Salzburg, das Martinspark in Dornbirn und das Hotel Loipersdorf Spa & Conference Hotel. Letzteres wurde von den ursprünglichen Investoren für die Destination zu gross dimensioniert. Die Immobilie  befindet sich im gemeinsamen Besitzvon jeweils fast einem Drittel der VI und den Privatstiftungen Amber und Bocca. Rudolf Tucek hat nur noch einen geringen Anteil von weniger als drei Prozent an der Immobilie,

Jener ehemalige CEO, der sich im Streit von VI getrennt hat, aber noch über die RLB Privatstiftung an der VI beteiligt ist. Der Rechtstreit zwischen ihm und den übrigen Aktionären dauert bereits drei ahre. Ein Ende ist vorerst nicht in Sicht.

Eine Causa, die Rupert Simoner nicht davon abhalten wird, seine Pläne durchzusetzen. Mit seinen VI-Vorgängern verbindet ihn kaum etwas. Die gehören für ihn zur Vergangenheit. Er selbst blickt auf die kommenden drei Jahre. So lange dauert sein Vertrag. / Romana Kanzian

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