China Fusion der Giganten erwartet
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China: Fusion der Giganten erwartet

Shanghai. In China bahnt sich eine Mega-Mega-Fusion an: Dort sollen die beiden Giganten Jin Jiang und Plateno Hotels verschmelzen. Ausserdem will Jin Jiang noch seinen globalen Betreiber Interstate versilbern. Sind das alles Vorbereitungen zum Kauf von Starwood Hotels? Hintergründe.

Private Equity-Unternehmen sehen momentan den Peak im Markt und wollen Kasse machen. Sehr deutlich äusserte sich das auch schon letzte Woche, als die Aktionäre von B&B Hotels wie Travelodge die Hotel-Gruppen zum Verkauf feilboten – oder alternativ mit ihr an die Börse gehen wollten. Cash ist in – und Cashing-in ist derzeit auch das Mega-Thema im chinesischen Hotel-Markt, der in den letzten Jahren förmlich explodiert ist und nun nach Konsolidierung schreit.

Ein Insider, sehr vertraut mit dem chinesischen Hotel-Markt, erläuterte hospitalityInside.com die Hintergründe für den erwarteten Mega-Deal, der die 298.000 Zimmer von Plateno Hotels mit den 177.000 Zimmern von Jin Jiang auf Anhieb auf die gigantische Zahl von 475.000 Zimmer verschmelzen würde. Schon beim weltweiten Ranking der Hotelketten von MKG Hospitality, herausgegeben im Januar dieses Jahres, besetzte Jin Jiang Platz 10 und Plateno Platz 12. Der Deal würde den neuen Mega-Player im Ranking u.U. um vier Plätze weiter nach oben katapultieren.

Der erste gemeinsame - und stille - Auftritt der mächtigen chinesischen Jin Jiang Group mit ihrer neuen Tochter Louvre Hotels an der ITB 2015.Foto: map

Gestern meldeten einzelne internationale Fachmedien unter Berufung auf "China Travel News", dass beide Ketten offenbar schon eine Vereinbarung getroffen haben, nach der beide Gruppen auch künftig unabhängig voneinander agieren sollen. Damit würde Plateno vermutlich einen ähnlichen "Spielraum" erhalten wie die französische Louvre Group, die sich Jin Jiang im November 2014 für 1,3 Milliarden Euro einverleibte. Als staatlich kontrolliertes Hotel-Unternehmen verfügt Jin Jiang über eine Menge Geld.

Treibt Carlyle den Exit bei Plateno?

Treiber dieser Fusion sind vermutlich aber wieder die Private Equity-Unternehmen hinter den jeweiligen Gesellschaften. Die Carlyle Investment Group hält nicht nur 80% Anteile an B&B Hotels – die man jetzt versilbern möchte – , sondern ist auch Haupt-Kapitalgeber für Plateno Hotels. Offenbar will Carlyle jetzt auch seine Anteile an Plateno Hotels versilbern.

Plateno war eine der ersten Ketten, die sich seit ihrem Start 2005 in China zunächst auf das Budget-Segment und dann schnell auf Midscale konzentrierte hatte. Sie hatte eine Zeitlang nur einen namhaften Konkurrenten: die Home Inns Group, die selbst erst 2002 gegründet worden war. In den letzten Jahren kamen in China ausserdem weitere "kleinere" Hotelgruppen auf, die binnen kürzester Zeit 300 oder 400 Hotels in den Markt drückten und damit auch den grossen Ketten zusetzten.

Staatlich gesteuerte, auch prestige-bewusste Mega-Player wie Jin Jiang sind angesichts dieser Entwicklung offenbar gezwungen, zu reagieren. Somit wollte auch das bis dahin auf Luxus-Hotels fokussierte Staatsunternehmen Jin Jiang sich noch ein Stück vom boomenden Budget-Markt sichern und entschloss sich, nicht mehr nur lokal, sondern gleich global einzukaufen.

Interstate-Verkauf als Kapital-Quelle

Das sich Jin Jiang auf eine grössere Transaktion vorbereitet, lässt sich auch daraus schliessen, dass das Unternehmen seine Anteile an Interstate Hotels & Resorts veräussern möchte. Das "Wall Street Journal" berichtete gestern, dass Jin Jiang und Co-Eigentümer Thayer Lodging Group, die Investment-Bank Moelis & Co. mit dem Verkauf von Interstate beauftragt haben. Interstate mit Sitz in Arlington, Virgina, betreibt 460 Hotels mit 81.000 Zimmern weltweit, stets unter dem Label grosser Hotelmarken. 600 Millionen Dollar möchte Jin Jiang für Interstate haben.

In etwa drei Monaten könnte sich der Dunst rund um diese angedachte Fusion und Verkauf gelichtet haben. Und dann erst würde sich ernsthaft die nächste Frage stellen: Möchte Jin Jiang/Plateno nun Starwood Hotels schlucken? Das Gerücht ist im Markt; ob solch ein Deal aber wirklich Sinn macht, ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen.

Die Akquise-Lust von Jin Jiang bringt aber noch eine ganz andere Frage hoch: Was wird aus dem Joint Venture dieser Gruppe mit den spanischen Meliá Hotels, das schon seit 2011 existiert? Darum ist es in letzter Zeit sehr still geworden. Genauso still verhält sich derzeit AccorHotels, die im Dezember 2014 ein Joint Venture mit den chinesischen Huazhu Hotels eingegangen sind. Bedeutet diese Stille, dass Joint Ventures über solche Distanzen und Kultur-Unterschiede hinweg schwer zu leben sind? Oder dass eine Akquise doch die bessere Wahl wäre? Der Huazhu-Gründer Qi Ji, mit dem AccorHotels-CEO Sébastien Bazin vor acht Monaten noch strahlend in die Kameras blickte, ist im  chinesischen Hotel-Markt kein Unbekannter. Er gründet 2001 die oben erwähnte Home Inns Group und 2004 Huazhu/China Lodging. / map

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