Chinesen stürmen Europa Jin Jiang kauft Louvre
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Chinesen stürmen Europa: Jin Jiang kauft Louvre

Paris. Trotz ihrer unbestreitbaren Stärke und ihrem ernsthaftem Interesse am Portfolio der Louvre Hotels konnten sich weder Accor noch Blackstone gegen die Jin Jang Group durchsetzen. Vor zwei Tagen gaben die chinesische Holding-Gesellschaft und die Starwood Capital Group bekannt, dass beide Seiten eine Einigung über den möglichen Verkauf der Groupe du Louvre und deren 100%-igen Tochter Louvre Hotels Group erzielt hätten. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Dies dürfte allerdings nur der Anfang des chinesischen Ansturms auf Europas Hotelbranche gewesen sein.

Bei der ersten von Starwood Capital eingeläuteten Verkaufsrunde im Oktober wären laut der französischen Wirtschaftszeitung "Les Echos" die Erwartungen hoch gewesen, für manche Bieter zu hoch. Zu diesem Zeitpunkt lag die Bewertung zwischen 1,2 und 1,4 Milliarden Euro, was mehr als dem Zehnfachen des Bruttobetriebsgewinns der Louvre Hotels entsprach. Im Juni gab Jin Jiang ein erstes Angebot von unter 1 Milliarde Euro ab, das abgelehnt wurde. Hat Starwood Capital etwa seine Erwartungen gesenkt?

Was auch immer passiert ist, diese jetzige Einigung erscheint logisch, da beide Seiten bereits seit November 2011 durch eine starke wirtschaftliche Partnerschaft miteinander verbunden sind. Neben einem Co-Branding-Programm für ausgewählte Stadthotels in China und Frankreich hatte die Partnerschaft das Ziel, die Bekanntheit von Louvre und Jin Jiang in den jeweiligen Heimatmärkten zu stärken und den Hotel-Tourismus zwischen den beiden Ländern zu intensivieren, und so legte man den Grundstein für die nun mögliche Transaktion.

Als eines der wichtigsten Hotel- und Reise-Konglomerate in China hat Jin Jiang International Holding drei Kerngeschäfte: Hotel-Investment & Hotel-Management, Reise-Dienstleistungen und Transport & Logistik. Das Unternehmen besitzt und betreibt mehr als 1.700 Hotels in 11 Ländern.

Im Ausland ist Jin Jiang bereits eine starke Verbindung mit Meliá aus Spanien eingegangen und besitzt 50 Prozent von Interstate Hotels & Resorts. Diese in den USA ansässige, weltweit aktive Hotelmanagement-Gesellschaft ist eine 100prozentige Tochter eines Joint Ventures der Thayer Lodging Group und Jin Jiang Hotels. Das Unternehmen managt 451 Hotels in 10 Ländern. Jin Jiang war in den vergangenen Jahren höchst aktiv und kommt den Top-Playern unter den Hotelgruppen immer näher. Laut "Hotels Magazine" liegt Jin Jiang Hotels mittlerweile auf Rang 9 bei der Anzahl der Zimmer weltweit.

Synergien mit Marken, Märkten und Gästen

Der Kauf von Louvre lässt den Giganten aus China noch weiter wachsen. Sichtlich erfreut über die Einigung mit Starwood Capital erklärte Yu Minliang, Chairman von Jin Jiang International Holdings: "Es besteht eine starke sich ergänzende Synergie zwischen Louvre Hotels und Jin Jiang, sowohl beim Marken-Portfolio also auch beim geografischen Fussabdruck und bei der Zielgruppe. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit dem Management, den Mitarbeitern und den anderen an der Louvre Hotel Group beteiligten Parteien, um gemeinsam die Voraussetzungen zu schaffen, dass beide Unternehmen weltweit wachsen können."

Barry Sternlicht, CEO der Starwood Capital Group: "Diese Einigung garantiert das fortlaufende Wachstum und die Expansion aller Marken der Louvre Hotels Group, während sie die höchst erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Gruppe und Starwood Capital zu einem Ende bringt. Gemeinsam mit Jin Jiang erwarten wir, dass die Marken ihre Kapazitäten erweitern und das enorme Wachstumspotenzial ausnutzen, das unbestritten in China und auch in weiteren Teilen Asiens besteht."

Zuletzt multiplizierten die Louvre Hotels ihre Eröffnungen und Projekte in Thailand und Indien. Mit einem Netzwerk von mehr als 1.100 Hotels in mehr als 40 Ländern weltweit ist Louvre die zweitgrösste Hotelgruppe Europas.

Es stellt sich jedoch die Frage, wie es nun mit der 2013 geschlossenen Partnerschaft zwischen Louvre Hotels und Chengdu Mareka Hotel Property Management weitergeht, einem weiteren wichtigen Player im Bereich Hotel-Dienstleistungen in der südwestlichen Provinz Sichuan, mit dem die Entwicklung von 100 Tulip Inn in der Region in den kommenden fünf Jahren vereinbart wurde. Zehn Projekte waren bereits in der Pipeline, darunter die Umwandlung von fünf Hotels in Chengdu, Chongqing und Xichang in Tulip Inns, die Entwicklung von vier Hotels in Tibet, einem Royal Tulip in Chengdu sowie die Entwicklung von 20 Hotel-Franchises innerhalb von fünf Jahren.

Der Übergang von Louvre Hotels auf Jin Jiang Hotels ist keine Überraschung. Schön seit längerem sind chinesische Unternehmen in der Welt der Hotellerie höchst aktiv und haben in letzter Zeit so manche interessante Aktivität vor allem in den USA und in Europa getätigt. Im Wettbewerb mit Gruppen aus Nahost wie Katara Hospitality haben fernöstliche Investoren erst kürzlich zahlreiche Luxushotels in Frankreich, Deutschland, Spanien, Grossbritannien, Dänemark und anderen Ländern sowie Anteile an einigen Hotelgruppen erworben.

Schritt für Schritt durch Europa

Als ersten Schritt übernahm die chinesische Gruppe New Century Tourism das Golden Tulip Offenbach Kaiserlei für 9 Millionen Euro. Geplant ist eine umfassende Renovierung, bevor das Hotel 2015 wieder seine Türen öffnet. Die in Singapur ansässige Gruppe Frasers Hospitality, bekannt für ihre Serviced Apartments, erwarb ein erstes Hotel in Frankfurt und sucht derzeit nach weiteren Standorten in anderen Schlüsselstädten wie Berlin, München und Hamburg. Bereits früher in diesem Jahr ging das 4 Sterne-Hotel Steigenberger Deidesheim in chinesische Hände über, wenngleich der Käufer nicht bekannt wurde. Und dann ist da noch Far East Hospitality, die 50% der Hotels der Australian Toga Group in Europa für insgesamt 107 Millionen Euro übernahm. Die Hotels wurden als Adina Apartment Hotels betrieben.

Offensichtlich überzeugt, dass Europa auch in Zukunft die attraktivste Destination weltweit bleiben wird, gehen chinesische Investoren auch in Frankreich strategisch vor. Wie beim bekannten chinesischen Brettspiel Go spielen sie ihre Züge, insbesondere in Paris. Im Juni kaufte die in Hongkong ansässige Investmentgruppe Kai Yuan Holding das Marriott Hotel an der Champs Elysées für 344,5 Millionen Euro. Das Shangri-La Paris ist ebenfalls in chinesischer Hand, genau wie das Mandarin Oriental, das von der Marke erst vor kurzem für 290 Millionen Euro gekauft worden war.

Das brandneue Peninsula Paris wird zwar unter der Marke Peninsula betrieben, doch es ist nur zum Teil in asiatischer Hand. Das Hotel entsprang einem Joint Venture zwischen Katara Hospitality, Doha/Qatar, das 80 Prozent des Gebäudes besitzt, und der Hongkong und Shanghai Hotels Limited mit einem Anteil von 20 Prozent; die Limited-Gesellschaft befindet sich im Eigentum der aus Hongkong-chinesischen Familie Kadoori.

Als nächstes folgt Spanien, das sich als weiteres "Jagdrevier" für Investoren aus China entpuppt. HNA beispielsweise hat ihren Anteil an NH Hoteles auf knapp 30 Prozent erhöht. HNA übernahm etwa 20 Prozent der Anteile im Wert von 132,7 Millionen Euro, die von der italienischen Bank Intesa San Paolo herausgegeben wurden. 7,6 Prozent von NH Hoteles bleiben auch weiterhin unter der Kontrolle der Bank. Im Juni wurde das symbolträchtige Edificio España für 265 Millionen Euro in das Portfolio des chinesischen Konglomerats Dalian Wanda Group überführt. Und schon bald wird die auf Hotels und Einkaufszentren spezialisierte Gruppe den nächsten Schritt in Europa unternehmen und ein Luxushotel in London errichten. Das Unternehmen besitzt bereits 52 Luxushäuser in ganz China, die unter der Marke Wanda Hotels & Resorts betrieben werden. Auch der neue Eigentümer des Valparaiso Palace auf Mallorca ist chinesisch. Die GPRO-Gruppe übernahm das Hotel für 50 Millionen Euro.

Von Hotels über Yachten bis hin zu Champagner-Herstellern, von Einkaufszentren bis hin zu Marinas, von Modemarken bis hin zu Weinbergen – die Chinesen investieren stark und schnell in Europa. Und irgendetwas sagt mir, dies ist erst der Anfang. / Sarah Douag

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