Das Retreat im Resort ein neuer Standard Warten auf G7 Schloss Elmau und Das Kranzbach im Fokus der Politik
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Das Retreat im Resort, ein neuer Standard

Warten auf G7: Schloss Elmau und Das Kranzbach im Fokus der Politik

In den Erker-Suiten des Retreats schlafen die G7-Staatschefs. Mit Blick auf Pools und Natur.

Mittenwald/Krün/Klais. "Ohne den G7-Gipfel würde das Retreat viele Millionen weniger kosten." Dietmar Müller-Elmau, Eigentümer von Schloss Elmau bei Garmisch-Partenkirchen, ist zeitweise hin- und hergerissen von Fluch und Segen des bevorstehenden Polit-Gipfels in seinem Schlosshotel. Welcher Präsident am 7./8. Juni 2015 welche Suite bezieht, wird die deutsche Kanzlerin Angela Merkel bei einem Vorab-Besuch noch persönlich festlegen. Vor vier Wochen hat das neue Domizil der Staatschefs, das "Schloss Elmau Retreat - Luxury Suites & Spa", offiziell eröffnet. Geplant war es schon lange. Entstanden ist ein feinfühliger, durchdachter Mikro-Kosmos in der Aura des Schloss Elmau - Luxury Spa & Cultural Hideaway. Hoteliers-Kollege Dr. Jakob Edinger, Eigentümer des Wellness-Resorts Das Kranzbach zwei Kilometer weiter, wird nicht im Medien-Feuer der G7-Events stehen, aber ebenso exklusiv Gipfel-Teilnehmer beherbergen. Sein Alltag gestaltet sich nicht ganz so schwierig.

Beide Hotels, Schloss Elmau und Das Kranzbach, liegen während des Polit-Gipfels im Radius der Sicherheitsstufe 1. Am 22. Mai 2015 werden in beiden Häusern vormittags die letzten regulären Gäste auschecken, bis 11. Juni hat sie dann die deutsche Bundesregierung exklusiv gemietet. "Seit einem Jahr etwa, seit der Entscheidung zur Ausrichtung von G7 in Elmau, gab es fast keinen Tag mehr, an dem nicht ein Vertreter von der Polizei oder anderen Behörden/Gremien bei uns im Hause war," berichtet Dietmar Müller-Elmau. "Sie bekommen alles mit." Am Ende wird jeder Kanaldeckel, jede Leitung, jeder Gebäudewinkel und jeder Mitarbeiter gecheckt sein.

Schrittweise, stets wohl-dosiert, erfährt auch Jakob Edinger aus Berlin, was mit seinem 131 Zimmer-Hotel in Alleinlage - auf der 130.000 qm grossen Bergwiese - in der nächsten Zeit geschehen wird. Momentan weiss er, dass das englische Steinhaus von Erbauerin Mary Portman und der moderne Gartenflügel mit seinen neuen Zimmern in gekälkter Eiche von maximal 130 Personen belegt sein werden – zunächst von der Protokoll-Abteilung der Bundesregierung, zum Gipfel selbst könnte dann eine Delegation einziehen.

Weil Das Kranzbach damit unter der üblichen Auslastung fährt, kann er einen Teil seiner Spa-Mitarbeiter beurlauben; lediglich die fünf Pools, neun Saunen und Fitness sollen geöffnet bleiben, und er hält noch zweiTherapeuten in Reserve. Ausserdem wurde er gebeten, während des G7-Gipfels ein langes Frühstück, einen leichten Lunch und ein abendliches Büffet bereitzuhalten.

Das Kranzbach: Der Resort-Nachbar von Elmau ist auch exklusiv gebucht während des Polit-Gipfels.

Die Kranzbach-Mitarbeiter, die den Gipfel begleiten werden, müssen ihr Auto morgens am Tal-Eingang parken, ein Screening durchlaufen, ihre Handys abgeben und mit einem offiziellen Fahrzeug zum Hotel fahren. Bei den Lieferanten wird es nicht ganz so einfach ablaufen; Jakob Edinger muss diese u.a. persönlich bestätigen.

In der Stille liegt
die Kraft

Der Mann, der beide Hotels im Auftrag der Bundesregierung für G7 mit checkt, ist in der Branche bekannt: Willy Weiland, ehemaliger General Manager des InterContinental Berlin. Er führte das Kongresshotel in der Budapester Strasse 19 Jahre lang und war zudem über seine Verbands- und Tourismus-Aktivitäten stets eng mit der politischen Spitze Berlins verknüpft. Im Auftrag der Bundesregierung erarbeitet er nun die Verträge mit den Hotelpartnern und überprüft auch deren Rechnungen an die Regierung.

Jakob Edinger hat nüchtern beschlossen, die zweieinhalb Gipfel-Tage "wie ein Sommer-Gewitter vorbeiziehen zu lassen", bis dahin jede öffentliche Regung und PR zu vermeiden und danach das gewohnte Geschäft mit den vielen Stammgästen wieder aufzunehmen. Der Kraftort Kranzbach soll wieder Ruhepol und Energiezentrum werden sein.

Entspannte Atmosphäre nach anstrengenden Gesprächen im Kranzbach.

In Schloss Elmau wird die Ruhe vorerst vermutlich nicht so schnell wieder einkehren. Wer heute in Google das Stichwort "G8 Heiligendamm" eingibt, erhält über das Event 2007 – in deutscher Sprache – 200.000 Treffer. Wer "G8 summit Germany" eingibt, erhält 945.000 Treffer. Hausherr Müller-Elmau ahnt, was auf ihn zukommt – im Positiven wie im Negativen.

Sobald die Bundesregierung das Hotel übernimmt, wird er in die "zweite Reihe" zurücktreten. "Aber G7 beflügelt auch," merkt er lachend an und fügt ironisch hinzu: "Kein Hotel dürfte momentan eine grössere Sprinkler-Dichte haben als wir."

Das neue Retreat mit offiziellem Namen "Schloss Elmau Retreat – Luxury Suites & Spa" liegt nur 150 Meter entfernt vom Schloss. Die meisten seiner 47 Suiten, der ineinander fliessende Lobby-Kamin-Bar-Restaurant-Bereich, die Pools und Terrassen aber wenden sich alle der weiten Natur, dem kleinen plätschernden Bach, den weitläufigen Wiesen und Wäldern zu; niemand kann damit das neue, feine Domizil von aussen einsehen. An dieser Seite des Retreats nimmt niemand mehr das Schloss wahr; hier wirkt eine eigene Aura.

Eine Investition, die sich rechnet

Dr. Jakob Edinger, Eigentümer Das Kranzbach: Ein Sommergewitter...

Das neue "Hotel im Hotel" hat 45 Millionen Euro gekostet – zehn Millionen mehr als geplant. Schuld daran ist u.a. ein verrutschter Hang unter den beiden hochgelagerten Pools. Dadurch mussten dem Gebäude 160 Säulen zusätzlich untergeschoben werden. Ärgerlich, aber bewältigt.

Kann Müller-Elmau eigentlich alle Zusatzkosten durch G7 der Regierung weiterbelasten? "Nein," bekennt er, "aber es ist in Ordnung." Wegstecken muss er auch, dass viele Handwerker nach der G7-Verkündung ihre Preise kräftig angezogen haben. Trotzdem wird er den Staatschefs und den übrigen Polit-Gästen nur die regulären Preise berechnen, ohne Aufschlag.

Der Polit-Gipfel wird dem Haus wie dem Elmauer Tal nicht nur eine unbezahlbare PR und damit über Jahre hin vermutlich viele neue internationale Gäste bringen, sondern bringt bereits in anderer Hinsicht Vorteile: "Ein Bänker würde die Finanzierung eines solchen Retreats vielleicht nicht unbedingt forcieren, durch den G7-Gipfel aber wird mich keine Bank mehr hängenlassen," denkt Dietmar Müller-Elmau laut nach. Schwierigkeiten bei der Finanzierung hatte er dank bewährter Partnerschaft mit Sparkasse und Landesbank eh nicht, G7 aber hat dem Projekt einen anderen Stellenwert beschert.

Darüber hinaus erhält Schloss Elmau für das Retreat bereits Anfragen für hochkarätige, geschlossene Events – und zwar von grossen Unternehmen, die bisher noch nie angeklopft haben. "Wir gewinnen jetzt plötzlich anspruchsvolle Incentive-Kunden, die sich vorher noch nicht einmal für den Standort Deutschland interessiert haben," erläutert Dietmar Müller-Elmau, selbst noch ganz erstaunt.

Angela Merkel hielt einst einen Vortrag auf Schloss Elmau. So lernte sie das Resort kennen.

Insofern hat er ein erstes Ziel erreicht: Schloss Elmau setzt in der deutschen 5 Sterne-Resort-Hotellerie neue Standards! Es ist das erste Resort, das - in dieser Stringenz und nach internationalem Muster - ein solch diskretes und exklusives Hideaway innerhalb eines Luxus-Resorts schafft.

Wechselwirkung von Schloss und Retreat

Die Mundpropaganda läuft. Nach dem Eröffnungswochenende 21./22. März 2015 war das Retreat bereits für drei Wochen ausgebucht. Umso mehr machen sich Direktor Nikolai Bloyd und sein Team schon Gedanken um die Auslastung 2016. Dietmar Müller-Elmau geht davon aus, dass sich die heutige 82prozentige Durchschnittsauslastung im Schlosshotel in diesem Jahr noch auf 70 und danach vielleicht auf 65% reduzieren wird. Im Retreat strebt er gleichzeitig 50% Belegung an. Die Preise in den 50-200 Quadratmeter grossen Suiten berechnen sich nach einem einfachen Muster: 12 Euro pro Quadratmeter. Vor 16 Monaten war er in seiner Kalkulation von 10 Euro pro Quadratmeter ausgegangen.

Dietmar Müller-Elmau ist sich sicher, dass seine Rechnung aufgehen wird. "Mit dem Retreat haben wir die Kosten im Overhead schliesslich nicht verdoppelt, das Suiten-Gebäude ist ja Teil des Schlosses," räumt er ein.

Letztendlich verkauft Schloss Elmau jetzt Luxus, Stille, Abgeschiedenheit, Natur, Wellness, eine sichere Lage, Kultur und Konzerte, Lifestyle, Romantik, Familien- und Freundes-Idylle, Incentives und hochkarätige Meetings – und das alles in einem hochprofessionellen, wohldurchdachten und wohnlichen Rahmen, im einem Schloss und einem grossen privaten Landhaus… "Wir sind weltentrückt, aber zugleich weltoffen. Und das Retreat ist der umgekehrte Spiegel des Schlosses." Das alles klingt harmonisch - und das ist es auch.

Elmauer Tal profitiert von Massnahmen

Dietmar Müller-Elmau, Eigentümer von Schloss Elmau: Weltentrückt und weltoffen.

Ob die Staatschefs aus den USA, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Japan, Kanada und Deutschland im Juni Zeit finden werden, auch nur einen Hauch dieser besonderen Elmau-Aura zu spüren, wenn sie morgens an den raumhohen Fenstern ihrer 200 Quadratmeter-Suiten stehen und auf den plätschernden Ferchenbach, die Wiesen und Wälder hinausschauen?

Diese Idylle aus hügeligem, steinigen Grund und schwer durchschaubarer Wälder wird es zumindest G7-Gegnern wohl sehr schwer machen, mit ihren Demo-Flaggen den Regierungschefs in irgendeiner Weise nahezukommen. Auf der anderen Hotel-Seite ist die Zufahrt durch die einzige - lange - Strasse ins Tal sehr gut kontrollierbar.

Ein Zaun wie in Heiligendamm ist rund um Schloss Elmau deshalb erst gar nicht angedacht. Nur ein Hubschrauber-Landeplatz wird gebaut werden müssen: Damit verschwindet die alte Kiesgrube des Forstamtes, und nach G7 soll der Landeplatz zu einem Wander-Parkplatz rückgebaut werden.

Das Elmauer Tal profitiere durchaus vom Gipfel, unterstreichen die beiden Hoteliers Müller-Elmau und Edinger unisono – auch wenn sich die Bevölkerung teilweise über die schon länger bestehenden Polizei-Patrouillen auf den Wald- und Forstwegen aufrege oder befürchte, dass das Tal bald seinen beschaulichen Charme durch Massentourismus verliere…

Der G7-Gipfel hat bewirkt, dass der Ort Klais, zu der Elmau gehört, und die Gemeinde Krün eine komplett neue Kanalisation fürs Tal erhielten, ein neues Trinkwasser-System, neue Glasfaserkabel und Mobilfunk-Masten. Insgesamt fliessen nach Medienberichten über neun Millionen Euro in das 2.000 Seelen-Dörfchen Krün und nach Klais – Geld für Massnahmen, die sich sonst über viele Jahre gestreckt hätten.

Für Schloss Elmau sind die wesentlichen Versorgungseinrichtungen aus Sicherheitsgründen sogar doppelt vorhanden: So wurde ein zweites Wassersystem installiert, ebenso wie eine zweite Gasleitung. Im Fachjargon heisst das: Es wurde eine "fault tolerance" geschaffen!

Der erste Blick beim Aufstehen. Schlafzimmer im Elmau Retreat.

15.000 Polizisten werden für Sicherheit sorgen, 5.000 Journalisten wollen ihre Stories in die Welt liefern. Demonstrationen sind angekündigt, aber noch nicht genehmigt. Politik und Polizei hatten letzten Sommer bereits eindringlich an die Bürger appelliert, den Gipfel-Gegnern keine Flächen für Camps zur Verfügung zu stellen; da scheinen sich die Landwirte bisher auch dran gehalten zu haben. Auch soll es ein "stilles Übereinkommen" zwischen den Pensions- und Hotel-Betreibern geben, keine Wucherpreise während des G7-Ansturms zu verlangen.

Inmitten von allem dann die Politiker, die Musse zu guten Gesprächen finden sollen. Zum Abendessen treffen sich alle Staatschefs im "Summit"-Restaurant – mit Blick auf die ländliche Idylle. Frau Merkel hat deutsche Küche bestellt. / Maria Pütz-Willems

Buchtipp: Gerade erschienen ist das Buch "Schloss Elmau. Eine deutsche Geschichte" von Dietmar Müller-Elmau. Eine historisch-politisch-philosophische Reflektion von der Schloss Elmau-Gründung 1914 bis zum Bau des Retreats. Kösel-Verlag, 16,99 Euro.

 

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30.1.2014

Krün/Garmisch-Partenkirchen. Angela Merkel hatte es nicht vergessen. Der deutschen Kanzlerin persönlich hat Dietmar Müller-Elmau den Zuschlag für Schloss Elmau in Bayern als Tagungsort des G8-Gipfels 2015 zu verdanken. Das Hideaway & Spa-Resort im idyllischen Elmau-Tal wird damit die gesamte Region um Garmisch-Partenkirchen ins weltweite Kamera-Licht rücken. Das kommt einem Lottogewinn gleich, denn um diese Region ist es in den vergangenen Jahren – seit dem Abzug der Amerikaner – touristisch sehr still geworden. Viele Hotels in München und im Allgäu werden von dem politischen Auflauf profitieren, den allein 7.000 Journalisten begleiten werden. Mit seiner philantropischen Vergangenheit, seinem Status als Luxus-Hotel heute und seiner abgelegenen Lage in einem gut abschirmbaren Hochtal entspricht Schloss Elmau auf Anhieb vielen Aspekten für die Durchführung eines solchen Polit-Gipfels. Neben Schloss Elmau entsteht sogar ein "Hotel im Hotel", ein neues Retreat mit 12 identischen Präsidenten-Suiten. Dietmar Müller-Elmau, Eigentümer von Schloss Elmau, und sein direkter Hotel-Nachbar Jakob Edinger, Eigentümer des Spa-Hotels Das Kranzbach, erzählen, weshalb sie ihre Hotels nächstes Jahr für vier Wochen exklusiv vermieten werden.

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