Dauer durstig nach Wasser und Strom Umweltschutz in der Kreuzfahrt-Branche 2 Welche Massnahmen greifen
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Dauer-durstig nach Wasser und Strom

Umweltschutz in der Kreuzfahrt-Branche (2): Welche Massnahmen greifen

Erlebnis & Entertainment mit Kick: Kreuzfahrer werden immer anspruchsvoller – hier der Ozean-Riese 'Allure of the Seas' der amerikanischen Reederei Royal Caribbean. 

Hamburg. Die Umwelt-Problematik der Kreuzfahrtschiffe lässt sich unter zwei Aspekten betrachten: zum einen unter den gesundheits- und klimaschädigenden Schadstoff-Emissionen durch die üblicherweise verwendeten Kraftstoffe, die letzte Woche in Teil 1 beschrieben wurden, zum anderen unter dem Aspekt des hohen Energie- und Wasserverbrauchs sowie der Abfallentsorgung auf den Schiffen. Im zweiten Teil nun geht es um die angekündigten und bereits umgesetzten Massnahmen der Reedereien, die für eine Entlastung der Umwelt sorgen sollen, besonders während der Liegezeiten der Kreuzfahrtriesen.

Die Kreuzfahrt-Industrie ist von einer intakten Umwelt und einem positiven Image abhängig. Aber dieses Image hat durch die massive Kritik von Umweltschutz-Verbänden gelitten, die den Unternehmen vorwerfen, zu den grössten Umweltverschmutzern zu gehören. Stimmen die Vorwürfe, würde die Branche ihre eigene Existenzgrundlage zerstören.

Die Probleme sind der Entwicklung der Kreuzfahrt-Branche immanent. Nicht nur die Fahrtgebiete müssen attraktiver und spektakulärer werden, für viele Reisende ist vor allem die ständig wachsende und immer ausgefallenere Bord-Infrastruktur anziehend, die Bereiche wie Hotelunterkunft, Gastronomie und Freizeitvergnügen umfasst. Die Kehrseite dieser Spassangebote an Bord, vom Golfplatz mit Naturrasen bis zum Pool mit Surf-Simulator, von der Zip Line bis zur Eislaufbahn, von der Kletterwand bis zum "Central Park" mit meterhohen Palmen und 10.000 Pflanzen, ist, dass der Energie- und Wasserbedarf immer weiter steigt.

Ein ganz andere Sichtweise auf diese Spass-Schiffe haben deshalb die Umweltschutz-Verbände: Sie wollen Kreuzfahrten nicht abschaffen, aber sie kritisieren den Gigantismus der Reedereien. Die Schiffe gleichen heute schwimmenden Luxushotels mit Event-Charakter, die einen spürbaren ökologischen Fussabdruck hinterlassen. Dabei gilt: Je grösser die Pötte, desto stärker die Umwelt-Belastung.

2006 besuchten 60 Kreuzfahrtschiffe den Hamburger Hafen, in diesem Jahr werden es rund 200 sein. Die Umwelt-Belastung für den Hafen wächst.

Der aktuelle Luxusliner Queen Mary 2 der britischen Reederei Cunard ist fast 100 m länger als die legendäre Titanic und kann 2.600 Passagiere an Bord nehmen. Und trotzdem ist er noch klein gegen die Schiffe des amerikanischen Anbieters Royal Caribbean. Die Oasis of the Seas oder ihr Schwesterschiff Allure of the Seas sind über 360 m lang, 60 m breit und bieten auf 16 Decks über 6.000 Passagieren Platz, die von mehr als 2.000 Crew-Mitgliedern umsorgt werden.

Schiffe dieser Grössenordnung verbrauchen soviel Energie wie eine Kleinstadt – und stossen so viele Emissionen aus, dass Umweltschützer regelmässig Sturm laufen. Greenpeace oder der Naturschutzbund Deutschland versuchen seit Jahren mit öffentlichkeitswirksamen Kampagnen ein Umdenken in Politik und Kreuzfahrtindustrie zu erreichen.

Ein grosses Problem ist laut NABU-Experte Axel Friedrich, dass die mit dem schadstoffbelasteten Schweröl betriebenen Schiffsmotoren sowohl für den Antrieb der Schiffe als auch für die Energie-Erzeugung genutzt werden, welche den gesamten Bordbetrieb aufrecht erhält: von der Beleuchtung über die Fahrstühle, die Restaurants und den Hotelbetrieb bis zu den vielen Spass-Angeboten. Und dieser Betrieb muss nicht nur auf hoher See, sondern auch während der langen Liegezeiten in den Häfen laufen. Die Schiffe sind erst ab einer Liegezeit von über zwei Stunden verpflichtet, das schadstoffärmere Marine Oil zu verwenden.

In Hamburg legt jeden zweiten Tag ein Luxusliner an

Welche Schadstoff-Belastung das für einen Hafen wie Hamburg bedeutet, wird an einigen Zahlen deutlich: Wenn beispielsweise die Queen Mary 2 bei Cuxhaven von der Nordsee in die Elbmündung fährt, ist sie noch acht Stunden Elbe aufwärts unterwegs, dann kann sie auch im Hafen noch zwei Stunden ihre Dieselmotoren mit Schweröl laufen lassen. Was bedeutet, dass sie ca. vier bis fünf Stunden im erweiterten Hamburger Hafenbereich Schweröl verbrennt – ohne Russfilter oder Abgasreinigung.

Dieses schwimmende Kraftwerk, eine Barge, soll ab Oktober die grossen Schiff in Hamburg mit Strom aus Flüssiggas versorgen. Damit kann man die Dieselmotoren an Bord abschalten. 

Und die Zahl der einlaufenden Schiffe steigt unaufhörlich: 2006 besuchten 60 Kreuzfahrtschiffe den Hamburger Hafen, in diesem Jahr werden es rund 200 sein, für 2020 rechnet die Hafenbehörde schon mit 300 Schiffen. Verständlich, dass die Städte ein Interesse daran haben, dass die Schiffe während ihres Hafenaufenthalts entweder mit Landstrom versorgt werden oder ihre Energie über saubere Gas-Turbinen erzeugen.

Gerade hat die Behörde angekündigt, dass das erste schwimmende Kraftwerk, eine LNG Hybrid Barge, unterwegs nach Hamburg ist. Ab Oktober soll sie die grossen Schiffe mit Strom aus Flüssiggas versorgen. Dafür legt sich die 77 Meter lange Barge neben das Schiff und versorgt es mit Hilfe ihrer fünf Generatoren, die eine Leistung von 7,5 Megawatt erzeugen, komplett mit Strom, so dass die Dieselmotoren an Bord abgeschaltet werden können. "So sparen wir 99 Prozent aller Emissionen", erklärt Hansjörg Kunze von AIDA Cruises, deren AIDAsol erster Kunde der Barge sein wird. Beide Alternativen können zu einer erheblichen Reduzierung der Luftverschmutzung in Hamburg beitragen.

Eine schwimmende Kleinstadt braucht Strom

Die Luxusliner verbrauchen während ihres Aufenthalts im Hafen – anders als Frachtschiffe – Unmengen von Energie. Sie sind dann mit riesigen Luxushotels vergleichbar, die Strom für Klimaanlagen, Beleuchtung, Fahrstühle, Küche oder Wäscherei benötigen. Ein Kreuzfahrtschiff verbraucht so viel Energie wie der Hamburger Stadtteil Altona mit rund 250.000 Einwohnern.

Hansjoerg Kunze, AIDA Cruises: Eine Barge spart 99% aller Emissionen ein. 

Aber Monika Griefahn, die frühere Grünen-Politikerin und heutige Umwelt-Direktorin von AIDA Cruises, sieht wesentliche Unterschiede zwischen Schiffen und Hotels: "Ein Kreuzfahrtschiff ist mehr als nur ein schwimmendes Hotel. Es bietet umfangreiche Entertainment- und Freizeitangebote sowie Einkaufsmöglichkeiten. Zugleich ist es auch ein Fortbewegungsmittel und ein Zuhause auf Zeit für rund 600 Besatzungsmitglieder." Dadurch müsse sich das Thema Umweltschutz auf mehr Bereiche erstrecken als im Hotel, was aber auch mehr Hebel biete, um einen positiven Beitrag zum Umweltschutz im Tourismus zu leisten. Im Vergleich zu vielen Hotels werden auf Kreuzfahrtschiffen heute Energie-Sparlampen und LED-Technik im Hotelbetrieb standardmässig genutzt und t "Hotel-Card-Schalter sorgen dafür, dass die Klimaanlagen und das Licht auf den Kabinen nicht unnötig in Betrieb sind," so Griefahn.Die Küche wird von den Experten neben dem Antrieb als grösster Energie-Verbraucher identifiziert. Dort Einsparungen zu erzielen, ist nicht leicht – je grösser die Schiffe werden und je mehr Passagiere an Bord sind, desto mehr Restaurants werden benötigt, was den Energieverbrauch erst einmal nach obenreibt. Ein positives Beispiel gibt die Reederei Norwegian Cruise Line: Sie ist die erste, die ein Energie-Management-System für die Schiffsküchen einsetzt, das die Schiffsherde und -öfen zu vorab festgelegten Zeiten automatisch einschaltet.

Wichtiges Ziel: Senkung des Energieverbrauchs

Es ist das erklärte Ziel aller angefragten Reedereien, den Energieverbrauch an Bord zu senken. Denn weniger Energiebedarf bedeutet auch weniger Treibstoffverbrauch – und das bedeutet wiederum weniger Schadstoff-Ausstoss und Klimaschädigung. Das gilt zumindest so lange, wie die meisten Pötte noch mit Schweröl fahren. "Die beste Tonne Treibstoff ist diejenige, die wir nicht verbrauchen", bringt es Griefahn auf den Punkt. Damit gibt sie das Motto vor, an das sich alle halten. AIDA hat den Verbrauch seit 2007 um 18,2 Prozent gesenkt, ein AIDA-Schiff verbraucht heute im Durchschnitt pro Person an Bord drei Liter Treibstoff auf 100 Kilometern.

Die Königin der Kreuzfahrtschiffe, Queen Mary 2, fährt konsequent nur mit 24 Knoten. Danach treibt der Treibstoff-Verbrauch drastisch an.

Mehrere Massnahmen können den Verbrauch von Treibstoff reduzieren. Die am einfachsten und schnellsten umzusetzenden sind eine optimierte Routen-Planung sowie die Drosselung der Geschwindigkeit. Wird diese um 20 Prozent reduziert, lässt sich fast die Hälfte an Treibstoff einsparen. Bei TUI Cruises wurden nach Aussage von Pressechefin Godja Sönnichsen 2013 im Vergleich zum Vorjahr 6,9 Prozent Treibstoff eingespart. Und noch besser: "Bei den Neubauten sparen wir bereits durch ein verbessertes Schiffsdesign Treibstoff ein."

Auch bei Cunard hat man genau gerechnet: "Der Verbrauch steigt ab ca. 25 Knoten exponentiell an, das heisst, für zwei Knoten mehr benötigt man die doppelte Menge Treibstoff", erklärt Sprecher Ingo Thiel. "Daher fährt die Queen Mary 2 auf ihren Transatlantik-Reisen mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 24 Knoten." Das Schiff wurde zudem mit sogenannten Azipods ausgerüstet, die Rolls Royce entwickelte: Darunter versteht man Gondeln, die unter dem Schiff hängen und die die Queen durch das Wasser ziehen anstatt wie mit Propellern zu schieben. Damit lässt sich bei gleicher Geschwindigkeit etwa sieben Prozent Treibstoff sparen. Wird bei Sturm, starker Strömung oder Wellengang mehr Kraft benötigt, schaltet die Queen Mary 2 ein Gastriebwerk ein, das die benötigte Power bis zu 32 Knoten herstellen kann und vergleichsweise wenig Schadstoffe ausstösst.

Rumpf-Farbe und Luftblasen verringern Treibstoffverbrauch

Viel Wert legen die Reedereien bei ihren Neubauten auf ein optimiertes Rumpf- und Propeller-Design, um möglichst wenig Wasserwiderstand zu erzeugen und die Kraft der Maschinen optimal in Antriebsenergie umsetzen zu können. Bei MSC Cruises verwendet man aTBT-freie Schutzfarbe an den Rümpfen sämtlicher Schiffe, die einen Bewuchs des Rumpfs verhindern und nach eigenen Angaben keine schädlichen Auswirkungen auf Meeresorganismen hat. Der Bewuchs würde den Wasserwiderstand erhöhen.

Godja Sönnichsen, TUI Cruises: Die Handtuch-Ausgabe am Pool wurde optimiert.

AIDA-Schiffe bekommen alle einen Unterwasseranstrich auf Silikonbasis, der ebenfalls die Reibung während der Fahrt reduziert. "Allein dadurch können wir bei unseren Schiffen jährlich insgesamt etwa drei Prozent des Treibstoffs für den Antrieb einsparen", versichert Griefahn und fügt hinzu: "Selbstverständlich ist dieser Anstrich frei von umweltschädlichen Bioziden." Aber sie hat noch einen Trumpf in der Hinterhand: "Als weltweit erste werden die AIDA-Schiffe ab 2015 mit der sogenannten MALS Technologie ausgestattet sein. Dieses System lässt die Schiffe künftig auf einem Luftblasen-Teppich gleiten. So wird der Reibungswiderstand verringert und der Treibstoffverbrauch um weitere sieben Prozent gesenkt."

Abgesehen vom Antrieb der Schiffe gibt es noch weitere Möglichkeiten, den Energieverbrauch an Bord zu senken – ohne den Komfort für die Gäste zu beeinträchtigen. Dabei können die Passagiere nach Meinung aller Anbieter in bestimmte Massnahmen einbezogen werden. Bei Cunard hat man die Erfahrung gemacht, dass selbst die etwas konservativere Klientel gern mitmacht, wenn man sie umfassend aufklärt. "So duschen Passagiere nach eigenen Angaben an Bord wesentlich kürzer als an Land", sagt Pressesprecher Thiel. Auch Handtücher und Bettwäsche, sofern sie nicht verschmutzt oder feucht sind, nur alle drei Tage zu wechseln, sei eine akzeptierte Massnahme. Dadurch muss weniger gewaschen werden und der Energieverbrauch sinkt ein gutes Stück. Andere Reedereien nutzen auf ihren Schiffen die Abwärme der Diesel-Generatoren für die Erwärmung von Wasser für die Wäscherei.

Passagiere helfen mit

Auf den MSC-Schiffen werden die Passagiere ebenfalls "angehalten, Handtücher mehrmals zu benutzen sowie elektronische Geräte nicht fortwährend in den Steckdosen zum Aufladen zu belassen". TUI Cruises bezieht die Gäste über Hinweise zum sparsamen Verbrauch von Handtüchern oder Wasserkaraffen anstelle von Plastikflaschen auf den Kabinen mit ein. "Durch eine Optimierung der Pool-Handtuch-Ausgabe verbrauchen unsere Gäste bis zu 50 Prozent weniger Handtücher und damit auch weniger Wäsche, was den Wasserverbrauch für diesen Bereich um fast 40 Prozent senkt", gibt Sönnichsen ein weiteres Beispiel. Auch Hinweise zur Müllvermeidung und zum Raucherschutz stossen bei den Cunard-Gästen auf viel Verständnis.

Landausflüge sind bei Kreuzfahrern sehr beliebt. Die Reedereien versuchen auch dabei, Gäste über Umwelt zu informieren.

In den Bereichen Abfall- und Abwasser-Management ist die Branche zwangsläufig schon weit fortgeschritten. Den Müll einfach auf hoher See über Bord zu kippen, geht heute nicht mehr. Auf allen Kreuzfahrtschiffen wird mittlerweile der Müll getrennt und zum Recycling aufbereitet. Cunard Line gilt in diesen Bereichen als vorbildlich mit ihren hohen Standards. Die drei Cunard-Queens haben eigene Müllpressen an Bord, Wertstoffe wie Aluminium oder Glas werden gesammelt, geschreddert und in Southampton oder New York an bestimmte Händler verkauft.

Bei AIDA werden vor der Abfahrt entsprechend der Routen die Entsorgungsmöglichkeiten in den einzelnen Häfen untersucht. Wo es möglich ist, wird nur mit zertifizierten Entsorgern zusammengearbeitet. Um eine ordnungsgemässe Entsorgung sicherzustellen, suchen die Umweltoffiziere die Abfallentsorger vor Ort auf und führen in den Häfen Entsorger-Audits und -Inspektionen durch. Ein Beispiel zeigt, von welchen Abfallmengen hier die Rede ist. Die Reederei NCL hat genau Buch geführt: Im Jahr 2013 wurden auf ihren Schiffen beispielsweise 1.254 Tonnen Karton recycelt, womit 292 Millionen Bögen Zeitungspapier produziert werden könnten.

Wasser-Management eine der grossen Herausforderungen

Der grösste Unterschied zwischen Hotels an Land und Kreuzfahrtschiffen dürfte beim Umgang mit Wasser liegen. Auf einem Schiff wie der AIDASol liegt der tägliche Wasserverbrauch bei etwa 1.000 Tonnen, das sind eine Million Liter Frischwasser. Auf den meisten modernen Kreuzfahrtschiffen wird das Wasser daher mit Entsalzungsanlagen durch Osmose selbst aufbereitet.

"Der Umgang mit der auf See knappen Ressource Trinkwasser steht auf Schiffen deutlich mehr im Focus, sowohl beim Verbrauch als auch bei der Entsorgung", erklärt Cunard-Pressesprecher Thiel. Die Passagiere werden mehrfach darauf hingewiesen. Auf den Queens wird z.B. das Grauwasser grösstenteils wieder aufbereitet und für die Spülung der Toiletten zur Verfügung gestellt. Schwarzwasser wird in Tanks gesammelt und in den Häfen entsorgt.

Kein Tropfen Wasser darf unnötig vergeudet werden. In der Wäscherei der AIDA Schiffe wird das Kondenswasser der Klimaanlage verwendet. Die Toiletten arbeiten wie in Flugzeugen oder in Zügen mit Unterdruck. Dadurch werden pro Spülvorgang statt acht Liter nur 1,2 Liter Wasser verbraucht. Das Abwasser wird in biologischen Membran-Kläranlagen der Sphinx-Klasse fast bis zur Trinkwasser-Qualität aufbereitet. Der anfallende Klärschlamm wandert in die bordeigene Müllverbrennungsanlage. Deren Abgase werden wiederum genutzt, um feuchte Abfälle zu trocknen.

'Grüne' Ausflüge kennzeichnet die TUI mit einem speziellen Label.

"Damit erfüllen wir die sogenannten Alaska-Richtlinien", sagt Griefahn. Diese gelten aufgrund der sensiblen Umwelt-Bedingungen in Alaska als die strengsten Richtlinien zur Aufbereitung von Abwasser in der maritimen Wirtschaft. In Kooperation mit dem Prüfinstitut für Abwassertechnik in Aachen will AIDA die Klärleistung künftig aber noch verbessern und die neuen HELCOM-Grenzwerte für Stickstoff und Phosphor erreichen – deutlich bevor sie gesetzlich bindend werden.

Ein weiterer Nachhaltigkeitsaspekt ist der schonende Umgang mit Ressourcen. "So gut unser Entsorgungssystem auch funktioniert – noch besser ist es selbstverständlich, so wenig Abfall wie möglich zu erzeugen", stellt Griefahn klar. "Deshalb arbeiten wir daran, das Abfall-Aufkommen pro Gast und Tag konsequent zu reduzieren." Auch in diesem Punkt spricht sie durchaus für alle Anbieter der Branche - auch wenn die Umsetzung solch hehrer Absichten sicher auf unterschiedlichem Niveau erfolgt.

"Grün & Fair" – das Motto bei Landausflügen

Einbezogen in den aktiven Umweltschutz werden heute auch die Landausflüge. Griefahn: "Unsere Ausflugsangebote mit Fahrrad, Segway oder Pedelec sind das beste Beispiel dafür, dass Umweltschutz richtig Spass machen kann." Dabei wird der Abfall der Ausflugsgruppen sachgemäss entsorgt oder wieder mitgenommen. Bei Tauchausflügen wird das sensible Ökosystem der Unterwasserwelt geschützt: bestaunen ja, anfassen nein! Delphinarien werden aus Gründen des Tierschutzes nicht mehr besucht.

Auch die TUI legt grossen Wert darauf, dass ihre Gäste "bei Landausflügen der Kategorie 'Grün & Fair' zum Erhalt der besuchten Regionen beitragen und die Kultur- und Naturschätze auf besonders umwelt- und sozialorientierte Art und Weise kennenlernen". Sönnichsen: "Pro gebuchtem Ausflug, der ein Grün & Fair-Symbol mit Eurozeichen trägt, werden 5 Euro an eine lokale Umwelt-Organisation gespendet." So kamen allein in der vergangenen Wintersaison 51.950 Euro an Spendengeldern zusammen.

Wichtig scheint in jedem Fall die aktive Aufklärung der Passagiere über die Umweltschutz-Massnahmen zu sein. "Wir merken, dass sich das Bewusstsein der Gäste wandelt", stellt Sönnichsen fest. Dem werde bei TUI Cruises mit Informationen über die verschiedenen Kommunikationskanäle Rechnung getragen. Auch andere Reedereien bieten entsprechende Informationen auf ihrer Website an. Griefahn: "Wir gehen mit gutem Beispiel voran und sensibilisieren und begeistern damit auch unsere Gäste für Nachhaltigkeit. Ende 2012 haben wir auf den ersten Schiffen eine sogenannte Umweltstunde eingeführt." Dabei gibt es Informationen über das Engagement vor Ort und die Umweltoffiziere beantworten die Fragen der Gäste. Ähnlich ist die nautisch-technische Fragestunde, die auf jeder Reise von TUI Cruises stattfindet, in der Kapitän, Chefingenieur und Umweltoffizier auch zu Umwelt-Themen Rede und Antwort stehen.

Die Umweltschützer registrieren durchaus das gestiegene Umwelt-Bewusstsein in der Branche. Das sei eine Notwendigkeit, um sich nicht ihr eigenes Milliarden-Geschäft kaputt zu machen, meint NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger. Trotzdem sei die Umwelt-Bilanz der meisten Anbieter negativ, da sie sich im wichtigsten Punkt nicht bewegen: Allein aus Kostengründen fahren ihre Schiffe nach wie vor mit dem umweltschädlichen Schweröl und die Investitionen in wirksame Abgas-Reinigungssysteme und Russfilter werden selbst bei den meisten Neubauten verweigert. / Michael Stranner

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