Den Fokusgruppen auf die Finger geschaut Österreich Kein Plan B für schneelose Zeiten aber gute Ideen
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Den Fokusgruppen auf die Finger geschaut

Österreich: Kein Plan B für schneelose Zeiten, aber gute Ideen

Zeiten ohne Schnee mag sich Österreich gar nicht vorstellen. Dafür investiert man in die Analyse von neuen und alten Kundengruppen.Foto: Österreich Werbung Mallaun

Innsbruck. Keine rosigen Zeiten für den Wintersport: Der weltweite Ski-Markt stagniert auf niedrigem Niveau. Weltmarkt-Führer in dieser Szene ist und bleibt Österreich. Doch was geschieht, wenn es keinen Schnee mehr gibt? Jetzt schon kommen weniger Skifahrer ins Land, ein erstes Minus konnte aber noch kompensiert werden. Doch Österreichs Tourismus-Verantwortliche kennen nur einen Plan: Plan A. Einen Plan B für Zeiten ohne Schnee gibt es nicht. Dafür aber filtern die Österreicher wieder in akribischer Analyse heraus, wo das Kunden-Potential der neuen Saison steckt: u.a. in "Empty Nesters" und Cliquen von Gleichgesinnten.

"Wir haben nur einen Plan A", sagt die neue Tourismus-Spartenobfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher. Und sieht es keinesfalls als Fehler an, sich nicht voll auf die Kompetenz im Wintersport zu konzentrieren: "Unser Geschäftsmodell basiert auf dem Skisport".

Österreich konnte seine Position als Weltmarkt-Führer zuletzt stärken. Innerhalb der letzten sechs Winter stieg Österreichs Weltmarkt-Anteil an Wintersport-Urlauben von 51 auf 56 Prozent. Dass in diesem Zeitraum um zehn Prozent weniger Deutsche Ferien im Schnee machten, hatte wirtschaftlich weniger spürbare Auswirkungen. Denn das Minus an Urlauben von mindestens fünf Tagen wurde durch Kurzaufenthalte kompensiert.

Selbst der sich nun Woche für Woche deutlicher abzeichnende Einbruch bei russischen Skigästen – jüngst stornierten Aeroflot und eine russische Chartergesellschaft ihre Innsbruck-Flüge – macht die Tourismuswirtschaft nicht wirklich nervös. "Nur die Woche vom 3. bis 10. Januar wird ein massives Problem", weiss Andrea Stifter vom Veranstalter Vorderegger-Reisen in Zell am See.

Petra Nocker-Schwarzenbacher sieht nur Schnee und Ski.

Schulkinder und Empty Nesters zurück auf der Piste

Doch wo die Österreicher ein Problem erkennen, denken sie auch schnell wieder über Lösungen nach. Das Bündeln der Kräfte, wie es seit 2010 die "Allianz Zukunft Winter" umsetzt, zeigt inzwischen auf mehreren Ebenen Wirkung. So stand das Thema Schul-Skikurse seit Beginn auf der Agenda der Plattform für Wintersport & Tourismus und bewirkte, dass es in Wien eine ministerielle Servicestelle für Wintersport-Wochen gibt. "Im vergangenen Winter konnte der Rückgang bei den schulischen Wintersport-Wochen gestoppt werden. Erstmals gab es mehr Kurse als in den vorangegangenen beiden Jahren", berichtet Nocker-Schwarzenbacher – und das trotz Schneearmut.

Während diese Aktivitäten vor allem die Wintersport-Begeisterung der Österreicher über schneearme Zeiten retten sollen, steht bei den Aktionen wie "Willkommen zurück" und "Skifahren lernen in drei Tagen" der internationale Gast im Zentrum. "Unsere Mitbewerber kommen inzwischen mit fast identischen Angeboten auf den Markt", benennt Oskar Hinteregger, Leiter der Österreich Werbung in Deutschland - ein deutliches Indiz für die Wirkung des österreichischen Auftritts im Nachbarland.

Exakte Buchungszahlen des Paketes 2015, das über TUI und die lokalen Tourismusverbände buchbar ist, werden nicht veröffentlicht. Die Zahl potenzieller Neu- und Wiedereinsteiger auf der Piste wird allein für Deutschland mit 9,3 Millionen angegeben. Die ÖW forschte über Fokusgruppen aber auch tiefer. Das grösste Interesse an der Rückkehr auf die Piste haben demnach Eltern, deren Kinder das Nest verlassen haben. "Wenn man die Kinder höchstens im Urlaub länger sieht, ist das eine Chance, so den traditionellen Skiurlaub wieder aufleben zu lassen", meint Hinteregger. In Ländern wie Italien und den Niederlanden ist der "Mehrgenerationen-Urlaub" schon länger ein Thema, die ÖW sieht nun auch im deutschsprachigen Raum verstärkt Tendenzen zu dieser, meist von der älteren Generation finanzierten Urlaubsform.

Oskar Hinteregger: Punkten mit Ideen für Gleichgesinnte.

Cliquen ansprechen: Livecams und Social Media helfen

Doch es gibt auch Hemmnisse für die Rückkehr auf die Piste. Am stärksten wirkt die Sorge, den sportlichen Anforderungen konditionell nicht mehr gewachsen zu sein. Anderen, eher jüngeren, sind die passenden Ski-Partner abhanden gekommen. Deutsche Skihallen erweisen sich sogar häufig als wichtiger erster Ankerpunkt für die Rückkehr auf die Piste. Für einige geben aber auch Übertragungen von Wintersport-Wettbewerben im Fernsehen den entscheidenden Anstoss, wieder einen Winterurlaub einzuplanen. "Tourismusorte, die Ideen für gemeinsame Ski-Wochenenden von Gleichgesinnten entwickeln, werden punkten", ist Oskar Hinteregger überzeugt. Die wichtigsten Auslöser für den Wiedereinstieg sind übrigens Livecams und gepostete Bilder auf den Social Media.

Manche Ergebnisse lassen sich so interpretieren, dass nicht die Kosten, sondern die Abwicklung entscheidend ist. Viele wollen pauschal alles aus einer Hand buchen und vor Ort vorfinden. Eine ganz besondere Funktion erfüllen für Deutsche dabei Österreichs Ski-Schulen. "Coaching auf der Piste geniesst in Deutschland absoluten Retrochic", weiss Hinteregger. Gleiches gelte aktuell für Ski-Fit-Programme in den Städten. Während die Übertragung von Weltcup-Rennen eher wenig zur Rückkehr auf die Piste beiträgt, schaut es mit dem persönlichen Abschlussrennen anders aus. Kein Motiv werde so häufig gepostet wie Bilder von Skikurs-Rennen und die nachfolgenden Siegerehrungen. Absolut unabhängig vom Alter der jeweiligen Racer. / Fred Fettner

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