Der Preis ist der falsche Weg: B&B und prizeotel über noch mehr Qualität in Budget-Hotels
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Der Preis ist der falsche Weg

B&B und prizeotel über noch mehr Qualität in Budget-Hotels

Wieviel Qualität darf's sein im Budgethotel? Marco Nussbaum von prizeotel, Mark Thompson von B&B im Gespräch mit Moderator Prof. Christian Buer während der Expo Real.

München. B&B Hotels kann seinen Gästen noch eine gedruckte Preisliste in die Hand drücken – und Messepreise bei maximal 100 Prozent Aufschlag begrenzen. Selbst dann kostet ein Messe-Zimmer im B&B München aber "nur" 120 Euro. Wettbewerber prizeotel setzt hingegen auf Revenue Management und seine Online-Preise. Dann kann ein Zimmer während der Hamburger Messen auch schon mal 240 Euro kosten. "Wir erzählen dem Gast, welchen ‚Value‘ er kriegt, wir fragen ihn nicht", setzte prizeotel-CEO Marco Nussbaum ein erstes Statement in dem nur 20minütigen "Flash", der an der jüngsten Expo Real-Hotelkonferenz ein Thema kurz und knackig beleuchten sollte.

Nussbaum gegenüber sass B&B Deutschland-Geschäftsführer Mark Thompson, Prof. Dr. Christian Buer von der Fachhochschule Heilbronn moderierte in der Frage, wieviel mehr an Qualität Budget verkraften kann.

B&B betonte, seine Qualität über seine Marken-Standards zu sichern: Dazu gehören Sicherheit, Sauberkeit, Freundlichkeit und viele Allinclusive-Leistungen wie Gratis-WiFi, Parken und Satelliten-TV. "Nur der Haarföhn im Zimmer fehlt," provozierte Christian Buer – und verwies auf die Damen, für die dieser Punkt ein Buchungsbremser sei. Diese Kritik steckte der Mann mit den kurzen Haaren gelassen weg.

prizeotel versuchte mit Hinweisen auf sein deutlich anderes Konzept zu punkten: Man habe mit Designer Karim Rashid aus New York eine "signature brand" geschaffen und biete z.B. ein schnelles Internet – für die vielen schnellen Gäste-Posts via Social Media. Das schaffe nicht jedes Hotel, meinte er und fügte selbstbewusst hinzu: "Über langweilige Hotels verschicken Gäste keine Posts."

Offenbar finden beide Budget-Ansätze, ob konservativer oder progressiver, ihre Klientel. Die "Simplicity"-Botschaft kommt an. Bei B&B buchen 85% der Gäste die Hotels direkt, bei prizeotel kommen 75% online, davon über die Hälfte bereits über die eigene Website – Tendenz steigend. "Seit 1. Oktober promoten wir zudem, dass es die beste Rate mit den besten Leistungen nur über unsere Website gibt!", verrät der online-versierte Hotelier im Nachklang zur Expo Real.

Beide Hoteliers waren sich darüber im Klaren, dass professionelle Budget-Konzepte wie ihre vor allem den privatgeführten, marken-ungebundenen Hotels Gäste wegnehmen – "aber wir nehmen auch den direkten Wettbewerbern und den Hotels höherer Kategorien Gäste weg," so Mark Thompson.

Klassisches Denken ist der falsche Ansatz

Und wieviel mehr an Qualität können die Budget-Manager künftig noch bieten, ohne die Preise zu erhöhen oder dem Simplicity-Prinzip untreu zu werden? "Keinen Checkout mehr machen zu müssen, ist Luxus im Budget-Segment," beantwortete Thompson diese Frage spontan.

Die Überlegungen beider Manager gehen jedoch tiefer und berühren bei dieser Frage Grundsätzliches: "Das Luxus-, Midscale- oder Budget-Konzept ist falsch," krisitiert Mark Thompson. "Wir sind eine Selected-Service Company und wenn wir diese Services ausgewählt haben, offerieren wir sie in adäquatem Standard und in guter Qualität." Deshalb musste auch die Marken-Positionierung in den letzten Jahren nicht korrigiert werden.

In diese Kerbe haut auch Marco Nussbaum: "Alle bemessen Luxus und Qualität über den Preis. Das ist der falsche Ansatz in der Branche!" schimpft er. "Wir müssen uns doch fragen: Welchen Nutzen erzeugen Luxus oder Budget, welchen Nutzen hat Qualität?" Wenn man im Mobile-Zeitalter im Hotel-ABC noch Begriffe wie "Selbstwahltelefon" findet, kann er nur den Kopf schütteln – ebenso wie über Hotels, die vorgeben, tolle W-Lan-Verbindungen zu haben, aber nur Internet-Bandbreiten in Haushaltsdosierung vorhalten. "Da muss schon mal allein fürs W-Lan heute einen Tausender pro Monat in die Hand nehmen," fordert er. "Nur wer Qualität bietet, kann auch höhere Preise erzielen," rechnet er der Branche vor. Und das gilt für Budget genauso wie für Luxus.

Mark Thompson definiert das Preisleistungsverhältnis im Budget-Hotel über ähnliche Parameter: Die Frage, was ein Budget-Hotel alles an Leistung inkludieren muss, ändere sich über die Zeit. So war es schon bei den Autos, wo früher ein Radio als Luxus-Standard gilt; heute ist es das Satelliten-Navi. "Wir bei B&B sind deshalb sehr damit beschäftigt damit, dass unsere Produkte und Services die Gäste-Erwartungen erfüllen und wir so eine hohe Zufriedenheit in Preis und Leistung erzielen. Aber wir werden das nicht steigern, nur weil eine andere Marke die Qualitätsleiter höher klettert."

Image und Erlebnis einpreisen

"Das Thema Preisleistung darf man nicht überreizen, aber sein Image darf man einpreisen – das macht Apple auch," führt Marco Nussbaum die Diskussion weiter. Deshalb schwört er als Budget-Anbieter auch aufs Yield Management und nicht auf Festpreise. "Nur so kann ich wieder ins Produkt oder ins Team reinvestieren!".

Im neuen prizeotel Hamburg hat er gerade die Kaffeespezialitäten-Maschine durch sogenannte "Flavor Stations" ausgetauscht: Den Latte Macchiato gibt es jetzt in sechs Geschmacksrichtungen… Elemente wie diese machen prizeotel zum Erlebnis und rechtfertigen – übers Image – auch ein Frühstück, das drei Euro teurer ist als in anderen namhaften Budget-Hotels.

So klingt es auch von B&B: Man investiert in das Gast-Erlebnis, nicht allein ins physische Produkt. Im Juli dieses Jahres hat B&B deutschlandweit den Online-Checkin eingeführt und damit auch den lästigen Checkout verbannt. Zeitsparen und einfache Prozedere sind aus B&B-Perspektive heute der wahre Luxus – bei Budget- wie Luxus-Marken.

Mark Thompson beantwortet die Kern-Frage der Diskussion im Sinne beider Hoteliers deshalb mit diesem Satz: "Die Ratio von Produkt und Preis ist kein Stressfaktor. Der Preis ist wichtig, aber der Schlüssel ist der RevPar in Verbindung mit der Belegung. Wenn ein verbesserter Service höhere Belegung bringt, müssen wir am Preis nichts ändern." / map

Espresso-Gespräch: 5* trifft 2*

An der Café-Bar der "World of Hospitality" treffen sich am zweiten Expo Real-Messetag zufällig Marco Nussbaum von prizeotel und Frank Heller, General Manager des Rocco Forte Hotels The Charles in München. Der Budget-Hotelier freut sich wie ein König, dass das gerade eröffnete prizeotel Hamburg im dritten Betriebsmonat September eine Durchschnittsrate von 93 Euro bei 90% Belegung geschafft hat!
Der Luxus-Hotelier hält grinsend dagegen: Während der Expo Real schafft er im Oktober eine Durchschnittsrate von über 700 Euro! Dann lächelt er noch einmal verwegen: Gestern, am ersten Messetag, registrierte The Charles eine Durchschnittsrate von 862 Euro bei 100% Belegung.
Der Budget-Mann bestellt sich einen starken Espresso… / map

 

 

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