Die Airbnb Provokation Städte und Verbände kämpfen gegen einen unfairen Unbekannten
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Die Airbnb-Provokation

Städte und Verbände kämpfen gegen einen unfairen Unbekannten

London: Eine Stadt, die Airbnb versteht und mit alten Strukturen aufräumen will.

Amsterdam. Airbnb plant angeblich einen Börsengang, um eine Markt-Kapitalisierung zu erreichen, die höher ist als die der meisten Hotelgruppen. Gleichzeitig nimmt die Zahl der administrativen und rechtlichen Schritte gegen Airbnb zu, weil der Pionier der "Sharing Economy" keineswegs bereit ist, etwas zu teilen – sondern nur zu kassieren. Die Stimmen der Kritiker werden lauter, einzelne Städte entlarven zunehmend "illegale" Wohnungsvermieter. Airbnb gibt sich – wie immer – sehr wortkarg. Zentrales Thema ist die Steuer und das Zahlen von Steuern. In einem französischen Sender gab ein Airbnb-Manager zu, nicht die korrekten Zahlen zu nennen. Airbnb provoziert offenbar bewusst und spielt Katz-und-Maus mit der Öffentlichkeit. Sarah Douag hat international recherchiert.

Vor einigen Wochen erörterte die Online-Übernachtungsplattform Airbnb gegenüber dem "Wall Street Journal" ihren Börsengang, der einen Wert von 13 Milliarden US-Dollar haben soll anstatt der - im Rahmen einer Fundraising-Verantstaltung - veranschlagten 10 Milliarden US-Dollar im März. Wenn dieser Betrag akzeptiert wird, wäre die Markt-Kapitalisierung der Webseite grösser als die der Hyatt Hotels Group, deren Markt-Kapitalisierung bei 9,3 Milliarden US-Dollar liegt, und die der Accor Group, die sich letzten Juni auf 10,16 Milliarden US-Dollar belief.

Das Unternehmen mit Sitz in San Francisco, das vor sechs Jahren mit einer Luftmatratze und einem Frühstück in der Wohnung von zwei Mitbewohnern begann, die von Geldnöten geplagten wurden, hat sich ohne Zweifel innerhalb kürzester Zeit zu einem Riesenerfolg entwickelt. Aber mit Erfolg gehen häufig auch Kontroversen und Kritiken einher. Sind diese alle gerechtfertigt?

Die Airbnb-Gründer: Brian Chesky, Nathan Blecharczyk und Joe Gebbia.

Vielen Städten scheint das Konzept jedenfalls nicht zu gefallen. Airbnb hat mit unzähligen behördlichen Problemen in New York und San Francisco zu kämpfen und kann auch Paris, Berlin, Singapur, Barcelona usw. nicht überzeugen, wo nicht-lizenzierte Vermieter mit mehreren tausend Euro Geldstrafen rechnen müssen. Aber London könnte eine Veränderung herbeiführen. Die dortigen Behörden sind gerade dabei, veraltete Gesetze zugunsten von Kurzzeit-Vermietungen zu reformieren. Werden andere Städte diesem Weg folgen? Wahrscheinlich wird dies der Fall sein, sobald Airbnb das Katz-und-Maus-Spiel beendet, besonders in Hinblick auf Steuern, lokale und nationale Vorschriften und natürlich Tourismusabgaben.

Basierend auf der sogenannten "Share Economy" bietet die Airbnb-Plattform über 800.000 Übernachtungsangebote weltweit an. Dies ist doppelt so viel wie Accors Portfolio weltweit und übertrifft sogar die Anzahl der Zimmer von Hilton. "Wir sind überall vertreten, ausser in Syrien, im Iran, auf Kuba und in Nordkorea", wie Brian Chesky, Mitbegründer und CEO von Airbnb, gerne bei Fernsehauftritten wiederholt. Reisende finden in über 35.000 Städten und 190 Ländern Unterkünfte von Airbnb-Gastgebern. Gerade Europa ist besonders stark – die Region mache mittlerweile mehr als die Hälfte des Geschäfts aus, sagt eine deutsche Airbnb-Sprecherin gegenüber hospitalityInside.com.

Das erfolgreiche Geschäftsmodell gibt Nutzern die Möglichkeit, durch das Vermieten ihres Hauses, ihrer Wohnung oder eines Zimmers Geld zu verdienen. "Eine unserer wichtigsten Innovationen besteht darin, dass normale Leute wie eine Marke handeln, sich einen eigenen Ruf erarbeiten und innerhalb von 60 Sekunden Kleinstunternehmer werden können. Alles, was sie dafür brauchen, ist ein Internetanschluss, denn die Räumlichkeiten sind bereits vorhanden", erklärt Chesky, dessen grosses Ziel es ist, "das Vertrauen unter den Menschen wieder herzustellen und Städte wieder zu Gemeinschaften werden zu lassen". Was für schöne Wünsche. Mit flüssigen Worten erinnert der CEO die Leute gerne daran, dass das Konzept, das hinter Airbnb steckt, nichts Neues ist. "Pensionen, Raststätten und später auch Bed&Breakfasts haben ihre Türen den Reisenden für wenig Geld geöffnet." Als wolle er die Menschen überzeugen, dass sie keine Angst vor Veränderung haben müssen, fügt er häufig hinzu: "Wir bringen der Welt nichts, was sie nicht schon kennt!"

Mit "wir bringen der Welt" bestätigt der CEO von Airbnb den grossen Einfluss seines Unternehmens auf die Reisegemeinschaft weltweit. Bei der letzten Fussball-Weltmeisterschaft in Brasilien übernachtete beispielsweise jeder fünfte Besucher aus dem Ausland bei einem Airbnb-Gastgeber. "Die Behörden vor Ort haben die Menschen in Brasilien aufgefordert, ihre Türen zu öffnen und unserer Community beizutreten. Das war sehr klug. Ich bin der Ansicht, dass es übertrieben gewesen wäre, für ein einziges Ereignis Hotels mit tausenden von Zimmern zu bauen." Es scheint ihn nicht zu stören, als "störendes Wirtschaftsmodell" betrachtet zu werden: "In Silicon Valley wird man als Störenfried bezeichnet, also habe ich kein Problem damit".

Auf der Bühne der Colbert Show bestätigt Brian Chesky 13% Kommission für jede Buchung.

NYCs Kampf gegen
illegale Hotels

Obwohl Brian Chesky sehr stolz darauf ist, Mitglied einer Share Economy zu sein, teilt er der Presse jedoch nur ungern Zahlen mit. Die Umsätze bleiben ein Geheimnis, was sich aber ändern könnte, sobald das Unternehmen an die Börse geht.

In einem Video, sagte Chesky, dass Airbnb für jede Buchung 13 Prozent Provision verlangt plus Kreditkarten-Gebühren. Die deutsche Airbnb-Sprecherin nennt hingegen andere Zahlen: "Es gibt zwei verschiedene Provisionssätze – einen für den Gastgeber, der 3 Prozent beträgt. Und einen für die Gäste, der zwischen 6 und 12 Prozent liegt, abhängig vom Gesamtbetrag der Buchung."

Mit 425.000 Menschen, die in einer Spitzennacht in Airbnb-Unterkünften übernachten, dürfte das Unternehmen gut dastehen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass dem Unternehmen die aufgeführten Zimmer weder gehören und diese auch nicht von ihnen verwaltet werden müssen. Bei Airbnb handelt es sich lediglich eine vermittelnde Webseite.

Bei einer Gebühr von 3 Prozent für den Gastgeber und 6-12 Prozent für den Gast verdient Airbnb am Ende des Tages 9-15 Prozent. Das ist eine ansehnliche Provision für null Risiko, worüber die traditionellen Hoteliers sicherlich sehr erzürnt sind. Laut Chesky besteht das Airbnb-Geschäft zu einer Hälfte aus der Vermietung einzelner Zimmer und zur anderen Hälfte aus der Vermietung von ganzen Apartments oder Häusern. "Kommerzielle Gastgeber" werden mit keinem Wort erwähnt. Weder professionelle Hoteliers noch Immobilien-Eigentümer können über Airbnb hunderte von Unterkünften für kurze Zeit vermieten.

In New York City, wo Airbnb mit mehreren rechtlichen Verfahren zu kämpfen hat, ist die Auseinandersetzung bereits in vollem Gang. In einem am 16. Oktober veröffentlichten Bericht zeigte Eric Schneiderman, Generalstaatsanwalt des Bundesstaats New York, auf, wie "cowboyartig" das Geschäftsmodell von Airbnb sei.

Auf einer Pressekonferenz erklärte er, dass zwischen Januar 2010 und Juni 2014 25.532 der 35.354 der auf Airbnb gelisteten privaten Kurzzeitunterkünfte gegen die Gesetze der Stadt und/oder des Staates verstossen haben, während sie rund 304 Millionen US-Dollar Umsatz erzielten. An diesen Transaktionen verdiente Airbnb rund 40 Millionen US-Dollar.

Was ihm am meisten zu schaffen macht, sind die Unterkünfte der zahlreichen "kommerziellen Nutzer", die ein millionenschweres Geschäft über Airbnb machen. Dem Bericht zufolge verfügten über 100 Nutzer jeweils über mehr als 10 verschiedene Apartments, die regelmässig über Airbnb vermietet wurden. "Zusammen kamen diese Gastgeber auf 47.103 Reservierungen und machten einen Umsatz von 59,4 Millionen US-Dollar. Der geschäftstüchtigste Nutzer unter ihnen verfügte über 272 aufgeführte Einzelunterkünfte, verzeichnete 3.024 Reservierungen und machte 6,8 Millionen US-Dollar Umsatz," so der Generalstaatsanwalt.

Der New Yorker Staatsanwalt hält Airbnb für eine dunkle Organisation.

Aber das ist noch nicht alles. Offenbar wurden rund 200 Unterkünfte für mehr als 365 Nächte über Airbnb gebucht, was darauf hinweist, dass mehrere Gäste, die sich nicht kannten, eine Unterkunft teilten, wie es in Hostesl oder Jugendherbergen üblich ist.

Für den Generalstaatsanwalt  besteht kein Zweifel, dass "Airbnb in erster Linie als schwarzer Hotelbetrieb agiert und illegale Hotels fördert." Eric Schneiderman, der bereit ist für den Kampf, sagte: "Mein Amt würde mit dem Finanzministerium, dem Bauamt und dem Office of Special Enforcement der Stadt zusammenarbeiten, um Unterkünfte zu schliessen, die gegen das Gesetz verstossen, das die Vermietung von weniger als 30 Tagen verbietet, ausser bei Anwesenheit der Eigentümer, und die die Bau-, Sicherheits- und Steuervorschriften ignorieren."

New York, San Francisco, Barcelona, Paris, Marrakesch...

Von vielen Nutzern gepriesen, die durch diesen zusätzlichen Umsatz ihre Miete oder ihren Kredit besser bezahlen können, steht Airbnb bei vielen Städten und Hotelketten in der Kritik. Ausser in NYC steht die Buchungsplattform in San Francisco, Berlin, Barcelona, Paris, usw. unter Beschuss... Letzten Sommer machte das Team des Bürgermeisters von Barcelona Jagd auf illegale Wohnungen und belegte Eigentümer mit Geldstrafen. Nach der ersten Inspektionswelle war ein Drittel der aufgeführten Wohnungen von der Plattform verschwunden. Ein kleiner Sieg für die katalanischen Behörden, die Airbnb ebenfalls mit einer Geldstrafe von 30.000 Euro für die Unterstützung von illegalen Touristenwohnungen belegten. Die Region zieht jetzt in Betracht, den Zugriff auf die Webseite von Katalonien aus zu verhindern.

In Paris verfügt die neue Bürgermeisterin Anne Hidalgo ebenfalls über ein "Spürteam". Das 20köpfige Team überprüft verdächtige Unterkünfte und spürt die Eigentümer auf. Laut Stadtverwaltung wurden im letzten Jahr 400 Überprüfungen durchgeführt und fünf Vermieter wurden jeweils mit einer Strafe von 25.000 Euro belegt. In den ersten sechs Monaten von 2014 wurden zehn weitere mit einer Geldstrafe belegt und 13 andere werden nach wie vor überprüft. Bürgermeisterin Hidalgo möchte nicht, dass ganze Stadtviertel oder Gebäude in Touristen-Unterkünfte umgewandelt werden. Offensichtlich steckt die Hotellerie vor Ort hinter den Aktionen der Bürgermeisterin gegen Airbnb und ähnliche Plattformen, die ihnen das "Geschäft durch unfairen Wettbewerb streitig machen". Aber ist das wirklich der Fall?

VERGLEICH
(Stand November 2014)

Airbnb:
800.000 Zimmer weltweit
Wert zwischen 10 und 13 Milliarden US-Dollar
Mitarbeiter: etwa 800

Hilton:
680.117 Zimmer weltweit
Wert 24,66 Milliarden US-Dollar
Mitarbeiter: 300.000

Accor:
470.878 Zimmer weltweit
Wert 10,16 Milliarden US-Dollar
Mitarbeiter: 170.000

Es ist kein Geheimnis, dass Paris seit Jahren unter einer zu geringen Anzahl an Hotelzimmern leidet. Mit 80.000 Hotelzimmern kann die Destination heute noch immer nicht die wachsende Nachfrage decken. Und mit einer durchschnittlichen Auslastung von über 80 Prozent trotz der hohen Preise, scheinen sich die Hoteliers nicht zu beklagen. Als zweitgrösster Markt hinter New York City reagiert Paris in den Augen von Airbnb übermässig scharf.

Airbnb führt 25.000 Unterkünfte in der französischen Hauptstadt. "Wir schliessen lediglich die Lücke, die durch die zu geringe Anzahl an Unterkünften entstanden ist", so das Unternehmen wiederholt. Laut einem französischen Airbnb-Vertreter, der von der lokalen Presse zitiert wird, übernachteten zwischen Mai 2012 und April 2013 223.019 Reisende mit Airbnb in Paris. Es ist keine Überraschung, das tausende Besucher über die Plattform buchten. Zusätzlich zum Kontakt zu den Einheimischen sparten ihnen das mit Sicherheit viel Geld. Eine Wirtschaft, die laut einem Benchmark-Bericht der Webseite money$mart.sg aus Singapur bis zu 32,5 Prozent erreichen kann.

Die Studie zeigt auf, dass der durchschnittliche Preis für ein Hotelzimmer in Paris bei 167 Euro liegt, während das Mieten einer ganzen Wohnung lediglich 112 Euro kostet. In NYC sind es 243 Euro pro Nacht für ein Zimmer und 179 Euro für ein Apartment. In Zürich sind es 180 gegenüber 144 Euro und in Moskau 203 gegenüber 117 Euro. "Ohne Zweifel sind diese Buchungsseiten in vielen Fällen billiger, da sie illegale Unterkünfte aufführen, die die Vorschriften nicht respektieren, wofür wir als professionelle Hoteliers aber zahlen müssen, um überhaupt arbeiten zu dürfen", so ein Vertreter der französischen Hotelgewerkschaft.

Französische Regierung verlangt Tourismusabgabe

Die meisten Hoteliers heben hervor, dass sie viel Geld investiert haben, um die Immobilien instand zu halten, Vorschriften einzuhalten, Gehälter zu bezahlen und vieles mehr. Sicher jedoch ist, dass sie mehr Risiken eingehen, als Airbnb, das sich vor Verantwortung schützt, indem das Unternehmen die Gastgeber online einlädt, um die Gesetze vor Ort zu erfüllen. Das beste Beispiel ist die Tourismusabgabe, die von den Hoteliers im Namen der Stadtverwaltungen erhoben wird. So weit wir wissen, kümmert das die Airbnb-Gäste nicht weiter. Hier geht es um Millionen von Euro, die den Stadtkassen entgehen.

Airbnb-Angebot in der Toskana: Europa bringt die Hälfte des Geschäfts.

Man könnte auch argumentieren, dass Airbnb-Reisende weniger für die Unterkunft bezahlen, die Destination dafür aber mehr geniessen und dadurch einen direkten Beitrag zur Wirtschaft vor Ort leisten. Das geht der französischen Regierung jedoch nicht weit genug, die die Tourismusabgabe gerade erhöht hat, die auch zum ersten Mal für Kurzzeit-Vermietungen über Airbnb und ähnliche Webseiten gilt. Da Airbnb als "unklassifizierte Unterkunft" kategorisiert ist, bleibt dem Unternehmen bald nichts anderes übrig, als 0,75 Euro pro Gast und Tag im Voraus zu verlangen.

Amsterdam doch nicht so
Airbnb-freundlich…

Als weltweit erste Stadt, die ein "Airbnb-freundliches" Gesetz erlassen hat, bestätigte Amsterdam erneut seinen gelassenen und fortschrittlichen Geist. Die neue Regelung erlaubt Bewohnern, ihre im Privatbesitz befindlichen Wohnungen oder Häuser für weniger als zwei Monate im Jahr für bis zu vier Personen gleichzeitig zu vermieten, solange sie das restliche Jahr über selbst dort wohnen. Die Quelle von hospitalityInside in der Stadtverwaltung von Amsterdam – die anonym bleiben möchte – sagt, dass viele Immobilienbesitzer, die die erforderlichen Steuern zahlen müssten, darunter Einkommensteuer und Kurtaxe, und alle Feuerschutz- und Sicherheitsvorschriften erfüllen müssten, sich nicht an die Vorschriften halten. In Bezug auf die Kurtaxe entgehen der Stadt dieses Jahr alleine über 2 Millionen Euro", so der Mitarbeiter.

Was antwortet Airbnb Verbänden und anderen Kritikern, dass das Unternehmen keine Steuern in den einzelnen Ländern zahlt? Dazu die deutsche PR-Sprecherin: "Airbnb erfüllt sämtliche anzuwendenden Steuergesetze und zahlt Steuern in ganz Europa. Wir haben auch deutlich gemacht, dass wir mit Städten zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass unsere Community die geforderten Steuern bezahlt. Unser CEO Brian Chesky schrieb dazu kürzlich: 'Unsere Gastgeber sind keine Hotels, aber wir glauben, dass es für unsere Community Sinn macht, Kurtaxe zu zahlen – mit wenigen Ausnahmen, nämlich die, deren Einkünfte unter einer bestimmten Schwelle liegen' ".

New York analysiert die Airbnb-Angebote und jagt 'illegale Hotels'...

Das Geld, das Amsterdam pro Jahr verliert, könnte beispielsweise dafür verwendet werden, Stadtpläne zu drucken und an Touristen auszugeben, die heute im Fremdenverkehrsamt dafür bezahlen müssen. Während sich Airbnb in vielen Städten, in denen nicht genügend Hotelzimmer zur Verfügung stehen, als "Notwendigkeit" sieht, liegen die meisten der 6.000 aufgeführten Unterkünfte im Stadtzentrum von Amsterdam, wo sich die meisten Hotels befinden, und stehen somit in direkter Konkurrenz zu ihnen.

"In Amsterdam gibt es einen Flächennutzungsplan. Er ist die wichtigste DNA unserer Stadt. Er ist ausgeglichen, gut durchdacht und es dauert zwei bis acht Jahre, die Nutzungsart eines Gebäudes zu verändern. Gebäude, die für private Wohnungen vorgesehen sind, als Hotels zu nutzen und diese dadurch vom Wohnungsmietmarkt abzuziehen, verstösst gegen das Gesetz. Verantwortungslose Unternehmen wie Airbnb ermöglichen vielen dieser kommerziellen Nutzer ein florierendes illegales Geschäft. Wenn Airbnb einzelnen Gastgebern verbieten würde, mehrere Unterkünfte auf ihrer Plattform anzubieten, könnte das Unternehmen diesen grossen Schwarzmarkt eindämmen und uns im Kampf gegen diesen unfairen Wettbewerb unterstützen… aber sie sind nicht sehr kooperativ."

Im Visier stehen illegale Hotels, die nun Airbnb und ähnliche Dienstleister nutzen, um Zimmer in der ganzen Stadt zu vermieten. Vor wenigen Wochen  kündigte die Stadtverwaltung die Schliessung von 66 illegalen Hotels im Zentrum an. Insgesamt wurden Geldstrafen von 132.000 Euro verhängt. Innerhalb von zwei Jahren war es den Behörden vor Ort mithilfe von intensiven Kontrollen gelungen, über 200 sogenannte Hotel-Apartments aus dem Geschäft zu nehmen und Bussgelder in Höhe von einer Million Euro zu verhängen.

Familär: 1 Zimmer-Apartment zum Mieten in Barcelona.

Amsterdam: Zwei Tote
in Apartment

Bis aufs Äusserste alarmiert, nachdem zwei Gäste in einem Apartment durch ein Feuer zu Tode gekommen waren, kennen die örtlichen Behörden inzwischen keinerlei Toleranz mehr bei illegalen Vermietungen. Sollten gesetzliche Vertreter ein Apartment schliessen wollen, bleibt Gästen eine Stunde Zeit, um ihre Unterkunft zu räumen. "Es ist bei solchen Vollstreckungen schon vorgekommen, dass Touristen sich auf der Strasse wiedergefunden haben. Ohne Geld und Unterkunft. Sie waren auf sich allein gestellt, da Airbnb aufgrund seiner Geschäftsstruktur keinerlei Verantwortung trifft", so unsere Quelle, die uns daran erinnert, das Amsterdamer, die sich durch Airbnb-Gäste in ihrem Haus oder in der Nachbarschaft gestört fühlen, dies auf der Webseite des Rathauses online melden können.

Ist Amsterdam noch Airbnb-freundlich? Das lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Und London?

Nun, im vergangenen Sommer erklärte sich Communities Secretary Eric Pickles bereit, überholte Gesetze zu prüfen, die kurzfristige Mietverhältnisse in der britischen Hauptstadt verbieten. "Das Internet verändert unsere Arbeits- und Lebensgewohnheiten und das Gesetz muss da aufholen. Wir haben bereits die Regelungen zur Vermietung von unbenutzten Parkplätzen reformiert und nun ist es an der Zeit, die überholten, unpraktischen und restriktiven Gesetze aus den 1970ern anzufassen und die Privatunterkünfte der Londoner Besuchern zu öffnen, damit unsere Bürger etwas hinzuverdienen können", so Pickles gegenüber der örtlichen Presse.

Das bedeutet grünes Licht für Airbnb, das sich in vielen Städten schwertut, die Wohn- und Flächennutzungsgesetze zu ändern. "Wir wollen mit den Städten zusammenarbeiten. Wir wollen reguliert werden und nach den Regeln spielen, aber dazu müssen Regeln von gestern erst neu geschrieben werden. Wir möchten nicht, dass uns Leute regulieren, ohne zu verstehen, wer wir sind und was wir tun", so Brian Chesky.

Steuern: Airbnb-Manager verkünden falsche Zahlen

Das eine sagen, aber das andere tun, scheint die Devise des Unternehmens zu sein, das sich in Sachen Geld nicht in die Karten schauen lässt. Überall, wo man tätig ist, versucht Airbnb alles, um ja nicht zu viele Steuern zu zahlen. In Frankreich zum Beispiel zahlt das Unternehmen weit weniger als es eigentlich sollte. Der Fernsehsender "BFMBusiness" zeigte jüngst einen Bericht, in dem gezeigt wird, wie Airbnb dem französischen Fiskus durch seine verzweigte Finanzstruktur Steuern in grosser Höhe vorenthält. Man lud sogar Olivier Grémillon, Director Europe & Africa bei Airbnb, ein, um mit ihm über dieses Thema zu sprechen. Für den Manager jedoch war dieses Thema allerdings alles andere als kontrovers. "Wir zahlen in allen Ländern, in denen wir operieren, Steuern, so wie es das Gesetz vorsieht. In Frankreich bezahlten wir letztes Jahr 97.000 Euro Steuern für einen Umsatz von 3,4 Millionen Euro."

In Paris - hier ein Airbnb-Apartment nahe der Champs Elysée -werden den Eigentümern inzwischen hohe Strafen auferlegt. Airbnb listet über 25.000 Einheiten in der Stadt.

Aus Sicht des "BFMBusiness"-Reporters sind diese Zahlen falsch. Seiner Recherche zufolge liegt Airbnbs Umsatz in Frankreich eher bei 100 bis 130 Millionen Euro. "Diese Zahlen sind nicht richtig, aber ich kann Ihnen die richtigen leider nicht geben!", stellte Grémillon klar, um weitere Spekulationen zu beenden.

Das hat "BFMBusiness" nicht davon abgehalten, seinen Bericht zu senden und darin zu erklären, wie die französische Tochtergesellschaft von Airbnb ihrer Muttergesellschaft einfache Dienstleistungen in Rechnung stellt. Auf diese Weise verlässt ein Grossteil des Einkommens Frankreich in Richtung einer irischen Airbnb-Tochter in Dublin, die ihrerseits einer weiteren Tochtergesellschaft im US-Steuerparadies Delaware gehört. Was noch unglaublicher ist, aber laut Zeitung tatsächlich so passiert, ist die Tatsache, dass Airbnb versucht, durch eine noch ausgeklügeltere und effektivere Optimierung noch mehr Steuern einzusparen, indem drei weitere Tochtergesellschaften auf Jersey Island, einem weiteren Steuerparadies, dazwischengeschaltet werden.

Im Rampenlicht redet Brian Chesky nicht über diese Dinge. Er lässt die Leute lieber von einer neuen goldenen Ära träumen, einer Renaissance und einer Gelegenheit für viele Branchen, insbesondere im Dienstleitungs- und Hotelgewerbe, die seiner Ansicht nach "unersetzlich" sind. Renaissance, goldene Ära... Das sind grosse Worte oder grosse Träume. Aber vermutlich darf man ein wenig arrogant sein, wenn das eigene Unternehmen viele Milliarden Dollar schwer ist.

Gleiches Dilemma in Marrakesch

Mittlerweile wird die Kritik an Airbnb überall auf der Welt lauter. Hamid Bentahar, President des Marrakech Regional Tourism Committee, über die Vorteile für den Tourismus und die Auswirkung auf den Tourismussektor: "Ich freue mich über jeden Touristen, der an unserer grossartigen Destination Zeit und Geld aufbringt, gleichgültig wie sie ihre Reise gebucht haben. In Marrakesch gibt es tausende "inoffizieller" Unterkünfte und ich wäre nicht überrascht, wenn viele davon Plattformen wie Airbnb dazu nutzen, um ihre Zimmer, Apartments, Riads, Villen usw. zu vermieten.

Amsterdam mochte zuerst den avantgardistischen Geist, wurde dann aber kritisch.Fotos und Screenshots Airbnb, Comedy Central

In der Stadt gibt es offiziell 800 sogenannte "Gästehäuser", aber wenn man online sucht, findet man in Marrakesch weitere 4.000. Wir sehen die Kunden von Airbnb wie jeden anderen Touristen, der bei uns isst, trinkt, Souvenirs kauft und gut für die Wirtschaft in Marrakesch ist. Ich glaube, ohne Airbnb würden viele von ihnen woandershin gehen – entweder aus Kostengründen oder einfach, weil sie nicht an traditionellen Hotels interessiert sind. Ich bin allerdings dafür, dass sie wie Hotelgäste auch die örtliche Tourismusabgabe bezahlen. Heute ist das noch nicht so, aber ich weiss, dass das Innenministerium das Thema auf die Tagesordnung gesetzt und ein Rundschreiben verschickt hat, in dem sie alle Anbieter von Unterkünften dazu auffordern, sich an die geltenden Regeln zu halten. Es könnte sich also etwas ändern. Das CRT repräsentiert nicht die Hoteliers von Marrakesch, dafür gibt es Hoteliervereinigungen, und ich glaube, dass einige davon Bedenken gegenüber etwas haben, dass sie "Zimmerschmuggel" nennen. Soweit ich weiss, hat sich die Hotelvereinigung von Marokko in dieser Sache bereits an die zuständigen Behörden gewandt." / Sarah Douag

In einem zweiten Artikel hat Autorin Sarah Douag ausserdem mit der HOTREC, dem Dachverband der europäischen Hotellerie, gesprochen: Er bezeichnet dieses neue Segment ab sofort als "Shadow Hospitality Economy" und hat eine eigene Task Force gegründet.

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19.11.2014

Brüssel. Im vergangenen Monat hielt die HOTREC ihre Jahresversammlung in Riga ab. Auf dem Programm stand ein wichtiges Thema, das die gesamte Hotelbranche betrifft: die sogenannte "Schattenhotellerie" – der neue Name für die Peer-to-Peer-Plattformen der Share Economy. Wir baten HOTREC-CEO Christian de Barrin, uns seine Sorgen über das neue, aber schnell wachsende Phänomen mitzuteilen.

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