Die Bedrohung umarmen Didier Ranchon GardaWorld Int Protective Services zur Risiko Minimierung
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Die Bedrohung umarmen

Didier Ranchon, GardaWorld Int. Protective Services, zur Risiko-Minimierung

Afrika: das fragile Ei deutet an, wie fragil auch dieser Kontinent ist.Foto: frontriel Fotolia.com

Brüssel. Die Bedrohung ist überall. Treffen Sie Vorkehrungen, bevor es Ihr Hotel trifft. Achten Sie auf Signale. Überprüfen Sie die Schwachstellen Ihrer Sicherheitskette. Sicherheit gehört heutzutage zur DNA eines Hotels, genauso wie Food & Beverage, Housekeeping, Revenue Management oder das Restaurant. Die meisten Hotels haben Manager für diese Abteilungen, aber keinen Head of Security. Der Mann, der über das schwerwiegendste Thema dieser Wochen spricht – vor dem Hintergrund der Terroranschläge in Paris und Bamako – ist Didier Ranchon, ein Vorreiter im institutionellen Sicherheitsgeschäft.

In Brüssel gründete und leitete Didier Ranchon zuvor die EU-Vertretung eines führenden französischen und EU-Risiko Management-Unternehmens. Er war in verschiedenen operativen Einheiten tätig, darunter Drogen/Betäubungsmittel, organisiertes Verbrechen und internationale kriminelle Netzwerke. Er ist ein anerkannter Experte der Welt-Tourismus-Organisation und Key Note Speaker auf vielen Fachkonferenzen an Universitäten zu Themen wie Sicherheit, Risiko-Bewertung und Krisen-Management.

hospitalityinside.com bat ihn darum, zu erklären, welchen Herausforderungen Hoteliers gegenüberstehen im Hinblick auf die Sicherheit und welche Sicherheitsmassnahmen sie ergreifen können, um Risiken zu minimieren.

Hören wir Didier Ranchon einfach zu:

Die Bedrohung: "Zunächst einmal müssen Sie wissen, dass die Bedrohung überall ist, nicht nur in Afrika. Die jüngsten tragischen Ereignisse in Paris sind der Beweis dafür. Es kann jedem und überall passieren, zu jeder Zeit. Dies führt uns zu den Ereignissen im Radisson Bamako, die zeigen, dass sensible Bereiche, Hotels und bestimmte Restaurants perfekte Ziele für Angreifer sind, da sich dort die nicht einheimische Bevölkerung aufhält. Null Risiko gibt es nicht, doch Hotelketten, besonders die führenden der Branche, können das Risiko minimieren, indem sie Sicherheitsfragen wichtiger nehmen."

Die Hotel-Gruppen: "Wenn Sie weltweit tausende Häuser besitzen oder leiten, können Sie es sich nicht leisten, das Thema Sicherheit auf die leichte Schulter zu nehmen. Einige Hotel-Gruppen sind perfekt organisiert. Marriott, Hilton und AccorHotels, um einige zu nennen, nehmen das Thema Sicherheit sehr ernst.

Didier Ranchon: Vermeiden Sie, ein weiches Ziel zu sein!

AccorHotels hat beispielsweise einen hauseigenen Managing Director Head of Security und einen Managing Director, der für Risikofragen verantwortlich ist. In der Sicherheits-Abteilung reist ein spezielles Team um die Welt und sieht sich die einzelnen Häuser an. Deren Aufgabe besteht darin, die Sicherheit zu überprüfen und Evakuierungs-Pläne zu erstellen, die Mitarbeiter zu schulen, die Alarmanlagen und Video-Überwachungssysteme zu überprüfen, die Sicherheits-Teams zu überprüfen und vieles mehr.

Die Risiko-Abteilung arbeitet an allem, was einen tragischen Vorfall verhindern kann. Dazu zählen Gesundheits-Risiken, Industrie-Emissionen oder der Standort des Hauses. Man darf nicht glauben, dass Beherbergungs-Unternehmen mit einem Fingerschnippen ein Hotel eröffnen können. Sie müssen alle Risiken in Betracht ziehen und eng mit den Versicherungen zusammenarbeiten. Eine Gruppe wie Hilton hat bestimmte Abteilungen und vieles mehr. Ich habe gehört, dass es dort sogar eigens eine "Abteilung für Wetter" gibt. Diese Abteilung, die sich in London befindet, beobachtet die Wetter-Bedingungen weltweit und warnt die Häuser vor möglichen Bedrohungen, wie beispielsweise vor Stürmen, Erdbeben oder Tsunamis. Dadurch sind sie in der Lage, schnell und effektiv zu handeln.

Leider verfügen viele Hotel-Gruppen, sogar jene unter den Top Ten, über nichts dergleichen. CEOs sollten nicht erst auf einen Anschlag warten, bevor sie etwas unternehmen. Sie müssen verantwortungsvoll handlen und daher lernen, das mögliche Risiko zu verstehen und einzuschätzen. Viele Hotel-Gruppen arbeiten eng mit Sicherheits-Unternehmen wie unserem zusammen und versuchen, das Risiko zu minimieren. Falls Sie denken, Sie können nichts tun, stimmt das nicht und bedeutet eine Gefahr für Ihre Mitarbeiter, Ihre Gäste und Ihre Marke. Es gibt Lösungen.

Hier sind einige Tipps, die ich Hotels geben kann.

Erstens, vermeiden Sie um jeden Preis, ein sogenanntes "weiches Ziel" zu sein. Ich erkläre es Ihnen. Wenn Hoteliers ein Hotel eröffnen, ermutige ich sie zu überprüfen, was Konkurrenten und Restaurants vor Ort bereits unternommen haben. Sie sollen diese Sicherheitsmassnahmen bewerten und mit dem vergleichen, worüber sie selbst verfügen. Dies ist eine grundlegende Bewertung.

Zweitens sollten Hoteliers auf Signale achten. Letzten März wurden in Bamako beispielsweise Nicht-Einheimische auf der Terrasse eines Restaurants von Terroristen getötet. Dies ist ein starkes Signal, das nicht ignoriert werden darf. Das bedeutet, dass Sie die Bedrohung auswerten, Ihr Haus überwachen, die Sicherheitsstufe erhöhen, den Hintergrund Ihrer lokalen Sicherheitsfirma überprüfen, Ihre Zusammenarbeit mit den Behörden vor Ort verstärken, Ihre Mitarbeiter diesbezüglich schulen müssen und vieles mehr.

Bamoko in Mali: Hier geschah das Gleiche wie in Paris.Foto: Zaklefty Fotolia.com

Drittens sollten Sie ein eigenes Sicherheitsteam aufbauen. Stellen Sie einen Sicherheitschef ein, der auf diesem Gebiet Experte und entweder ein Ortsansässiger oder aber vorzugsweise ein Nicht-Einheimischer ist. Er kümmert sich um alles und sorgt dafür, dass Ihre Sicherheitskette keine Schwachstellen aufweist, dass die Überwachungskameras funktionieren, dass die Evakuierungspläne erstellt und die Mitarbeiter informiert und geschult sind. Ja, das alles hat seinen Preis, doch ohne Sicherheit geht es nicht, besonders nicht an Orten, wo die staatliche Präsenz niedrig ist.

In vielen Fällen sind Hotels und Restaurants einfachere Ziele als Botschaften oder sogar Schulen. Sie benötigen ein klares Sicherheits-Protokoll, das der jeweiligen Umgebung angepasst ist, da jede Destination anders ist. In Bamako und Monaco lässt sich nicht das gleiche Sicherheits-Protokoll verwenden. In vielen Ländern gibt es nicht einmal Notfall-Einheiten oder eine Nummer, die Sie im Notfall anrufen können. Ihre Sicherheits-Politik zu erhöhen, kann Terroristen entmutigen, die sich daraufhin ein einfacheres Ziel suchen. Kunden haben Verständnis für wiederholte Kontrollen und die Präsenz von bewaffneten Wachleuten.

Dies sind nur wenige Beispiele, die ich mit Ihren Lesern teile, aber es gibt hunderte Dinge, die ein Hotel unternehmen kann, um sicherer zu sein.

Afrika ist ein grossartiger Kontinent. Ich persönlich liebe ihn. Im Hinblick auf Geschäftschancen gibt es keine Grenzen und viele Unternehmer reisen dort hin, häufig zu "gefährdeten" Destinationen, wo Hoteliers die Angebote wahrnehmen, um den Bedarf zu decken.

Was ich damit sagen möchte: Ja, Sie können sich in Afrika entwickeln und expandieren, aber nicht ohne eine gewisse Vorsicht. Hoteliers müssen endlich aufwachen und dürfen den Faktor Sicherheit nicht länger ignorieren. Sicherheit ist heute ein Teil der DNA eines Hotels, genauso wie Food & Beverage, Housekeeping, Revenue Management oder das Restaurant. Die meisten Hotels haben Manager für diese Abteilungen, aber keinen Sicherheitschef. Dies ist allerdings unbedingt notwendig, wie viele Branchenführer bereits erkannt und die in diesem Bereich erforderlichen Schritte unternommen haben. Ich bin allerdings der Meinung, dass sich die gesamte Branche diesem Thema stellen und es ernsthaft diskutieren sollte, so wie es bereits Banken, Airlines und Öl-Unternehmen vor ihnen getan haben." / Sarah Douag

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