Dubai Wieder zurück in der Wirklichkeit
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Dubai: Wieder zurück in der Wirklichkeit

Dubai. Dubai ist wieder in der Wirklichkeit angekommen, zum zweiten Mal. Nach dem globalen Crash 2008 beuteln jetzt Ölkrise, Dollar-Bindung und weltweite Turbulenzen die Glitzer-Stadt und die Region. Ein erster Eindruck vom "Arabian Travel Market" und von der "Arabian Hotel Investment Conference".

Dubais Lieblingswort, "Superlative", war in diesem Jahr an der nach wie vor quirligen Tourismusmesse nicht zu hören. Am ersten Messetag zeigten sich die Hallen sehr voll, an den anderen Tagen eher moderater besucht. Auch offiziell hatte Messe-Veranstalter REED bereits angekündigt, weniger Teilnehmer zu erwarten.

Die Gründe liegen in den oben erwähnten Einflüssen. Die Meinungen über die tatsächlichen Auswirkungen der einzelnen Faktoren gehen jedoch weit auseinander, wie in vielen Gesprächen an ATM und AHIC zu hören war. "Die Währungsproblematik und der teure Dollar belasten den Tourismus viel mehr als der Ölpreis," kommentierte Rudi Jagersbacher, President Middle East & Africa für Hilton Worldwide und erfahrener Experte in der Region, die aktuelle Lage.

Vor allem Dubai hat ein Déja Vu: Das Zimmer-Angebot steigt weiter an, wenn auch langsamer, trotzdem entstand 2015 schon eine deutliche Lücke zur Nachfrage. Die Ölkrise lässt die Öl-Staaten derzeit bluten, der Dirham – an den Dollar gebunden – macht Übernachten, Essen und Trinken teurer, und die politisch-wirtschaftlichen Brandherde verändern die Reiseströme.

In Dubai knickte der RevPar laut Analyse von STR Global 2015 bereits um 10% ein. Dies ist an dieser Stelle nur ein Beispiel dafür, dass es im Mittleren Osten momentan keinen Grund zur Euphorie mehr gibt. Weitere Statistiken über die Märkte im Mittleren Osten, präsentiert an der AHIC, zeigten für 2015 und prophezeiten auch für die nächste Zeit insgesamt weniger Nachfrage, kürzere Buchungen und sparsamere Reisende.

Leere Kassen – Flughafensteuer

Vor allem Dubai, auf dem Weg zum nächsten Mega-Event, der EXPO 2020, sieht seine Finanz-Felle davon schwimmen – ebenso wie die übrigen Emirate und die arabischen Länder. Alle sehen sich mit leeren Kassen konfrontiert, was genau zum Zeitpunkt des ATM den Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Khalifa bin Zayed Al Nahya, dazu bewog, eine Flughafen-Steuer anzukündigen: Ab 1. Juni dieses Jahres soll jeder Passagier, der an einem VAE-Flughafen landet oder dort auch nur im Transit verweilt, 35 Dirham pro Person zahlen.

Teurer Dirham plus Zusatzkosten, selbst wenn diese vermutlich im Reisepreis unauffällig verpackt werden - das dürfte wenig Spass im Verkauf bringen. Vor allem im MICE-Segment, das vor allem Dubai so dringend braucht. Denn der Markt wandelt sich jetzt endgültig zum Massen-Markt: Touristen werden nun in grossen Volumina gesucht!

Hoffen auf die Mittelklasse-Welle

Entsprechend wachsen derzeit die Hotels im Mittelklasse-Segment. So betritt z.B. die Emaar Hospitality Group gerade mit der Marke "Rove" erstmals dieses Segment. Anfang 2015 entfielen nur 29% des Hotelmarktes in Dubai auf 3 Sterne-Hotels und Häuser niedrigerer Kategorien. Um die Massen zu locken, setzt Dubai jetzt immer stärker auf Unterhaltung und Themenparks. Drei Mega-Parks sollen bereits im Oktober eröffnen; der Spass kostet 1,3 Milliarden USD.

Die erwartete neue Welle von Reisenden mit kleinerem Budget wird aber in der gesamten Region erwartet. Das untermauerte symbolisch die Ankündigung von Choice Hotels am ATM: Sie unterzeichnete einen Master-Franchise-Vertrags mit Equinox Ventures Ltd,  einem Joint Venture zwischen der Equinox Group Ltd. und der arabischen Al Tayyar Travel Group, einem Mega-Reiseveranstalter mit 320 Reisebüro-Filialen in der Region. Darüber wagt Choice nun den Markteintritt im Nahen Osten, konkret in den VAE und Saudi-Arabien. Mit den drei Marken Clarion, Comfort und Quality sind bis 2021 rund 25 Hotels und 8.000 Hotelzimmer geplant.

Weitere, vielfach diskutierte Themen, vor allem an der Investment-Konferenz, waren vor allem der Iran, die diese Woche vorgestellte neue Anti-Öl-Strategie Saudi-Arabiens sowie das verstärkte Garantie-Denken der Banken. Mehr dazu in den nächsten Ausgaben. / map

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