Editorial 24 6 2016 Bescheidenheit contra Scharmützel
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Bescheidenheit contra Scharmützel

Liebe Insider,

da sass ich am Dienstag in München mit dem CEO der drittgrössten spanischen Hotelgruppe Barceló zusammen, und Raúl Gonzaléz sprach bescheiden, aber optimistisch über die neue Marken-Strategie und den neuen 500 Millionen schweren REIT, der jetzt eine schnelle Expansion erlaubt. Und so ganz nebenbei erwähnte er, dass man heute so gut aufgestellt sei, weil man jahrelang seit der Krise 2008 konsequent Schulden abgebaut und in die Häuser investiert habe.

Das hat Spaniens zweitgrösster Player, NH Hotels, auch versucht, aber offenbar nicht genug oder zumindest nicht zum spürbaren Wohl seiner hungrigen Aktionäre. Die Vertreter von 70% der Aktien jedenfalls haben in Madrid überraschend und hart durchgegriffen: Sie wählten den NH-CEO Federico González Tejera einfach nicht wieder und warfen gleichzeitig NHs grössten Einzelaktionär – die chinesische Gruppe HNA mit 29,9% - aus dem Aufsichtsrat. Hatte HNA 2013 NH nicht vor der Insolvenz gerettet? Ja. Und hat Federico einen schlechten Job gemacht? Ich meine nein. Da regiert wohl gerade das heisse spanische Blut, und die kühlen Chinesen dürften jetzt zumindest rot sehen. Sie haben gerade ihr Gesicht verloren.

Aus der Konsolidierungswelle in der Branche wird so langsam ein Blutrausch. Inzwischen mischen sich die Karten unter den Kandidaten für Fusionen fast monatlich neu. Plateno Hotels, Teil des gigantischen Jin Jiang-Konglomerats, jedenfalls dürfte schmunzeln: Diese Chinesen agieren diskret im Hintergrund – und verkünden dann fast unbemerkt, dass sie mit Barceló in den nächsten Jahren 100 Häuser in Asien betreiben werden.

Laute Proteste gab es in Berlin, beim ZIA-Tag der Immobilienwirtschaft: Urplötzlich artikulierten 300 Demonstranten ihren Unmut über den Umgang mit Wohnraum in der Branche. Beatrix Boutonnet war dabei und meint: Die Lage im Wohnungs(immobilien)markt ist in der Tat angespannt. Auch deshalb waren vermutlich so viele Promis und Teilnehmer wie noch nie zuvor bei diesem Branchentreff.

Steigenberger zieht es per Joint Venture jetzt strategisch nach Indien, auch TUI Hotels will mit seinen Marken nach Asien. In Österreich drängen die Branchen-Lobbyisten auf geringere Arbeitskosten und weniger Steuern. Und die Hotels der Oetker Collection zeigen fürs letzte Jahr eine gemischte Bilanz.

Wenn ich auf unsere Berichterstattung in diesem ersten Halbjahr zurückblicke, kann ich nur sagen: So aufgewühlt war die internationale Hospitality-Branche schon sehr lange nicht mehr. Aggressivität und Rigorosität lassen gnadenlos kompetente Köpfe rollen, Shareholder pokern wie Skatbrüder und die Übrigen werden nicht gefragt.

Heute morgen zeichnet sich ein anderer Umbruch ab, der auch für den Tourismus heftige Folgen haben wird: der Brexit. Verfolgen Sie die Nachrichten!

Eine Woche ohne Übernahmen, Scharmützel und Dramen wünscht Ihnen

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin

Ihre Meinung? maria@hospitalityInside.com

 

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