Ein kontroverses Bild Erster Eindruck der Expo 2015 Keine Zahlen oder Prognosen aber viel Hoffnung
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Ein kontroverses Bild

Erster Eindruck der Expo 2015: Keine Zahlen oder Prognosen, aber viel Hoffnung

Während der Weltausstellung sollen zwischen Mai und Oktober rund 20 Millionen Besucher nach Mailand und Umgebung strömen.

Mailand. Die Nachfrage wächst, besonders in den neuen und aufstrebenden Märkten und die durchschnittliche Anzahl an Hotel-Übernachtungen nimmt zu... Aber die Expo 2015 in Mailand, Italien, bereitet allerdings auch immer mehr Menschen Kopfzerbrechen, die daran zurückdenken, was in London während der letzten Olympischen Sommerspiele geschehen ist. Die Angst vor überteuerten Zimmerpreisen hat zumindest einen Teil der traditionellen Besucher vor einem Aufenthalt in der britischen Hauptstadt zurückschrecken lassen. Italienische Tourismus-Akteure waren sich hinsichtlich der Expo Milan 2015 bei einem runden Tisch, der von der Università Bocconi und Skål International veranstaltet wurde, nicht einig. Die Vertreter der Reise- und Beherbergungs-Branche waren in Bezug auf die Weltausstellung grösstenteils optimistisch gestimmt, zeichneten jedoch ein weitaus facettenreicheres Bild auf, das nicht immer rosig war.

Der Vorsitzende von Best Western Italia, Gianfranco Castagnetti, legte als Erster einige positive Unternehmenszahlen auf den Tisch – das Unternehmen betreibt 22 Hotels mit 2.038 Zimmern im Grossraum Mailand. Während des Expo-Zeitraums von Mai bis Oktober zeigen die Umsatz-Trends der aktuellen Buchungen ein leichtes Wachstum an verglichen mit dem Vorjahreszeitraum.

Die Mai- und Juni-Zahlen scheinen aktuell die bedeutungsvollsten zu sein, da die Monate Juli und August in Mailand traditionell zur Nebensaison gehören und September und Oktober noch in zu weiter Ferne liegen. Die Umsätze von Best Western in den Hotels in Mailand sind in den ersten beiden Monaten der Expo um 200 Prozent und 70 Prozent gestiegen, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Ausserdem sind die Zimmerpreise im gesamten Zeitraum um rund 31 Prozent gestiegen und die durchschnittliche Anzahl der Übernachtungen hat sich von 2,2 auf 3,3 Tage erhöht. Der Markt scheint ausgewogen zu sein mit Nachfragen aus China und Mittel- und Südamerika wie auch mit steigender Nachfrage aus Europa und dem Inland.

Gianfranco Castagnetti: 'Umsatz-Trends für Best Western Italia zeigen leichtes Wachstum während der Expo.'

Enzo Carella, CEO von UVET ITN Travel Network, rief daraufhin die offiziellen Zahlen der Weltausstellung in Erinnerung: Die Expo erwartet rund 20 Millionen Besucher und berichtet aktuell von rund acht Millionen verkauften Tickets drei Monate vor der Eröffnung. Allerdings darf man hierbei nicht vergessen, dass diese positiven Zahlen auf Tickets beruhen, die von internationalen Vertriebspartnern erstanden worden sind und die noch grösstenteils an die Besucher weiterverkauft werden müssen.

Die UVET-Gruppe jedoch, zu der ein Netzwerk von Reisebüros gehört, die von Carella geleitet werden, hat neulich erst in grossem Masse in die Expo investiert: Das Geschäftsreise-Unternehmen gehört nicht nur zu den offiziellen Event-Vertriebspartnern, sondern ist auch Partner von 18 nationalen Pavillons, darunter der Pavillon der USA, und bietet diesen Reise-Dienstleistungen und organisatorische Hilfe an. Das Unternehmen hat darüber hinaus eine Million Übernachtungen bei Unterkünften im Grossraum Mailand für die Dauer der Expo gekauft. Dieser Schritt wurde in erster Linie gegangen, um den traditionellen Firmenkunden von UVET Übernachtungen garantieren zu können und um sie an Urlaubsreisende verkaufen zu können, die die Expo besuchen wollen. Selbst wenn der investierte Gesamtbetrag nicht bekannt gegeben wurde, muss die Investitionssumme auf jeden Fall sehr hoch gewesen sein, da diese Zimmer alle sicher zugesagt sind.

Touristen sorgen bereits für ein grösseres Geschäft

Im Hinblick auf die Rentabilität mehren sich allerdings die Sorgen: "Die institutionellen Werbe-Massnahmen hätten bereits 18 bis 24 Monate vor Ausstellungsbeginn und nicht erst 100 Tage davor, wie es aktuell der Fall ist, beginnen sollen", prangerte Carella an und fügte hinzu: "Trotzdem sind wir nach wie vor davon überzeugt, dass wir von der erhofften grossen Anziehungskraft Italiens als Destination profitieren werden". Allerdings ist hier weitaus mehr Hoffnung im Spiel als es eindeutige Fakten sind: Die UVET-Gruppe hat Schwierigkeiten, die bereits bezahlten Übernachtungen zu verkaufen, vor allem während der Nebensaison von Juli bis August. "In diesen beiden Monaten ist die Nachfrage seitens der Unternehmen traditionell sehr niedrig", so Carella gegenüber hospitalityInside.com.

Enzo Carella: 'Werden von der grossen Anziehungs-kraft Italiens als Destination profitieren'.

"Deshalb sollten wir uns auf Urlaubsreisende konzentrieren. Allerdings betreiben einige unserer ängstlicheren Hotelpartner eine Schleuderpreis-Politik. Doch wir führen derzeit Gespräche mit ihnen und ich bin überzeugt, dass das Problem schon bald behoben sein wird."

Mit Luigi Battuello vom SEA Aeroporti Milano schlug das Stimmungspendel allerdings wieder in eine positivere Richtung aus. Der Commercial Director Non Aviation des Unternehmens, das den Mailänder Flughafen betreibt, gab bekannt, dass sich der Flughafen aktuell auf rund 1,5 Millionen zusätzliche Passagiere aufgrund der Expo einstellt. Auch Italian Halldis, ein Unternehmen, das Apartments und Unterkünfte vermietet, konnte gute Ergebnisse in der Mailänder Region verzeichnen.

"Letztes Jahr betrug die durchschnittliche Anzahl der Übernachtungen unserer Gäste rund 38 Tage", erklärte Vincenzo Cella, Leiter Immobilien-Entwicklung. "Aktuell liegt der Durchschnitt für 2015 bei den gebuchten Apartments bei rund 50 Tagen."

Kein Veranstaltungskalender, keine Umsätze

Schliesslich brachte eine weitere Akteurin aus der Hotellerie alle wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. "Wir werden keine Zahlen nennen, da wir nicht zaubern können", sagte Sofia Gioia Vedani bedeutungsvoll zu Beginn ihrer Rede. Als CEO von Planetaria Hotels wies darauf hin, dass die Verkleinerung der mit der Weltausstellung verbundenen Projekte wie auch das Fehlen eines einheitlichen Veranstaltungskalenders Schwierigkeiten mit sich bringen würden.

Sofia Gioia Vedani: 'Viele Hoteliers haben extra für die Weltausstellung in innovative Programme investiert'.

"Ohne diesen können wir keine vernünftigen Umsätze und Preise planen." Allerdings liegt der Schwerpunkt auf dem traditionellen Geschäft: "In unseren Geschäftsbüchern ist der beste Monat der November, wenn die Expo vorbei ist", fügte Damiano De Crescenzo, General Manager von Planetaria Hotels, hinzu. "Viele unserer Stammgäste und Firmenkunden haben ihren Aufenthalt in unseren Hotels auf den Zeitpunkt nach der Expo verschoben, während viele Veranstalter ihre Konferenzen 2015 einfach ausserhalb von Mailand planen."

Wenigstens einen positiven Effekt hat die Expo. "Da der Erfolg der Destination während der sechs Monate definitiv von der Servicequalität abhängt, die die Gäste bei ihrem Aufenthalt in den Hotels vor Ort erleben werden, haben viele Hoteliers in innovative Programme investiert", so Sofia Gioia Vedani. "Um es noch einmal zu verdeutlichen, ich spreche nicht von Investitionen in Hardware, die für viele von uns viel zu teuer gewesen wären, sondern von Projekten, die mit neuen Dienstleistungen zusammenhängen. Bei Planetaria haben wir beispielsweise ein gastronomisches Programm entwickelt, das auf Permakultur-Konzepten beruht (Anm.d.Red.: für einen nachhaltigen Ernährungskreislauf mit möglichst geringen Verlusten), passend zum Thema der Expo 'Feeding the Planet, Energy for Life'. Ausserdem werden wir schon bald eine Expo-Lounge in unseren Häusern einführen. Dort können sich unsere Gäste treffen und persönlich und nicht nur auf virtueller Ebene ihre Expo-Erfahrungen und Erlebnisse austauschen." / Massimiliano Sarti

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