Paris. Alles läuft nach Plan bei der Übernahme von Fairmont Raffles Swissôtel durch AccorHotels. Die französische Hotelgruppe gab Anfang dieser Woche bekannt, dass man "alle kartellrechtlichen Genehmigungen in den jeweiligen Jurisdiktionen erhalten habe" – eine der Bedingungen für den Abschluss der laufenden Übernahme. Im Rahmen einer Live-Videokonferenz in Dubai an diesem Mittwoch nannte Marriott-CEO Arne Sorenson einige Details zur Starwood-Übernahme. Und es gibt noch eine weitere Übernahme: TripAdvisor hat sich HouseTrip geschnappt.
Der nächste wichtige Schritt zum Abschluss der Übernahme wird die ausserordentliche Aktionärsversammlung von AccorHotels, die in wenigen Wochen stattfinden wird. Dann werden die Aktionäre aufgefordert, einer reservierten Kapitalerhöhung zuzustimmen, um die FRHI-Übernahme zu finanzieren, und einer Nominierung der Quatar Investment Authority und der Kingdom Holding für das Board of Representatives zuzustimmen, die 10,5 Prozent bzw. 5,8 Prozent der Aktien übernehmen werden. Die Transaktion soll Mitte 2016 abgeschlossen sein. Es wird interessant sein, zu beobachten, wie sich diese Newcomer mit dem Grossaktionär Jin Jiang aus China vertragen werden, der seinen Aktienanteil auf etwa 20 Prozent erhöhen möchte. Derzeit hält das chinesische Unternehmen 11,07 Prozent.
AccorHotels landete im vergangenen Dezember in den Schlagzeilen, als die Gruppe die Übernahme von FRHI für geschätzte 2,6 Milliarden Euro bekannt gab. Viele Analysten sprachen damals von "einer teuren Eintrittskarte in das Luxussegment". Aber, wie berichtet, hatte die Gruppe damit ihre Investitionen noch nicht beendet. Unter anderem übernahm man im Februar die Online-Vermietungsplattform Oasis Collection und kaufte Anfang des Monats Onefinestay. Analog zu anderen grossen Spielern, insbesondere Online Travel Agents, die ebenfalls kräftig in Vermietungsplattformen investieren.
TripAdvisor übernimmt HouseTrip
Der letzte OTA, der diesen Weg ging und der nicht gerne OTA genannt werden möchte, ist TripAdvisor. Diese Woche gab die Gruppe bekannt, dass man den in London ansässigen Ferienwohnungsanbieter HouseTrip übernommen hat. Der Akquise-Preis wird nicht bekannt gegeben werden.
Die Marke HouseTrip wird Teil der TripAdvisor Vacation Rentals Group, teilte TripAdvisor mit. Seine Angebote werden voll in TripAdvisor Vacation Rentals integriert und angezeigt. "HouseTrip ermöglicht unseren Reisenden eine wertvolle Auswahl, vor allem Europa-Reisenden, und wir sind gespannt darauf, über die fast 800.000 Angebote hinaus zu wachsen, die wir jetzt listen," sagte Dermot Halpin, President von TripAdvisor Vacation Rentals.
TripAdvisor ist kein Neuling in diesem Segment, da man bereits die Anbieter FlipKey, HolidayLettings, Niumbia und VacationHomeRentals.com sein Eigen nennt. Eindeutig auf den Spuren von Airbnb setzt TripAdvisor auf HouseTrip als Antwort auf die hohe Nachfrage nach "urbanen Destinationen", so wie Expedia auf das Pferd HomeAway setzt, das man im vergangenen November für 3,9 Milliarden Dollar erwarb.
Marriott CEO: "Dann mit beiden Füssen reingesprungen"
In Dubai hörten die Teilnehmer der "Arabian Hotel Investment Conference" am Mittwoch in einer Video-Live-Schaltung nach Washington erstmals Marriott-CEO Arne Sorenson persönlich über die Starwood-Übernahme sprechen. "Im Frühjahr 2015 haben wir noch keine Übernahme von Starwood gesehen, im Oktober sind wir dann mit beiden Füssen hinein gesprungen." Dazwischen haben wohl viele Gespräche mit Aktionären über Wirtschaftlichkeit gelegen, ausschlaggebend sei aber die Power der Loyalty Programme gewesen, so Sorenson. "Die Kombination hat es attraktiv gemacht."
Zu den 54 Millionen Marriott Rewards-Kunden gesellen sich nun 21 Millionen von Starwoods SPG-Programm. Sorenson hob nochmals die erhöhten Benefits vor allem für die Starwood-Kunden hervor, die nun auch aus einem Marriott-Portfolio schöpfen können – zumindest in einigen Märkten. "Wir werden die Umsätze sofort steigern", versprach der CEO – wohl auch mit Blick auf die Aktionäre und Hotel-Eigentümer, an die primär wohl auch diese Message gerichtet war: "Wir haben bereits Ziele, um den RevPar-Index zu treiben und es wird marginale Verbesserungen für die Management- und Franchise-Hotels beider Marken geben." Weitere Details dazu könne er momentan noch nicht bekannt geben.
Die Eigentümer, so beantwortete Sorenson eine Frage, hätten generell positiv auf die Übernahme reagiert – es gäbe ohnehin auch Überlappungen von Investoren/Eigentümern bei beiden Marken –, allerdings würden sie jetzt etwas egoistischer denken. Doch Sorenson tröstete sie: "Unsere Investoren sollten die Gewinner dieses Deals sein!"
In Gesprächen nach diesem Video-Interview merkten AHIC-Teilnehmer gegenüber hospitalityInside.com an, dass es sicherlich die grösste Herausforderung überhaupt sei, den Eigentümern die Benefits dieses Deals zu erklären; zudem sei noch kein Wort darüber gefallen, wieviele Loyalty-Kunden denn sowohl die Marriott- wie auch die Starwood-Bonuskarte in der Tasche haben; ferner bezeichnete einer es als unglaubwürdig, dass das Loyalty-Programm den Ausschlag für die Übernahme gegeben habe – das sei ja sicher nur die PR-wirksame Verpackung für ein knallhart kalkuliertes Aktien-Manöver.
IHG nach wie vor selbstbewusst
Konsolidierung liegt in der Hotellerie definitiv in der Luft, ganz gleich ob Hotelketten, OTA oder Sharing Economy. Nicht so IHG. Man schwimmt gegen den Strom. In einer Erklärung nach der Zustimmung der Aktionäre von Marriott/Starwood liess die britische Gruppe wissen, dass man "nicht nur um des Wachsens willen wachsen wolle". Richard Solomons, CEO IHG: "Zuletzt hat es in der Branche eine ganze Reihe grosser Transaktionen gegeben, aber ich bin der Meinung, dass unser Unternehmen gross genug ist. Wir sind sehr gross, gehören zu den Grössten der Welt, selbst nach der Konsolidierung. Wir sind also gross genug. Wir werden nicht nur um des Wachsens willen wachsen." Er fügte ausserdem hinzu, dass IHG eher an kleineren Geschäften interessiert wäre, in etwa wie dem Kauf der Boutique-Hotelkette Kimpton für 430 Millionen Dollar im Jahr 2014, "da wir mit kleineren Transaktionen schneller einen Wertzuwachs erreichen."
Für IHG kommt es scheinbar nicht auf die Grösse an. Derzeit hält man 5 Prozent der weltweiten Hotelzimmer und 15 Prozent der geplanten Hotelprojekte. Ob es der Gruppe gefällt oder nicht, Konsolidierung ist in der Welt der Hotels nicht angesagt und IHG könnte schon bald selbst zum Übernahmeziel werden. "Wenn jemand kommt und uns ein Angebot machen will, werden wir uns das ansehen. Wir sind sicherlich nicht auf Bewerbungstour, aber als ein öffentlich gehandeltes Unternehmen ist das nun mal die Realität", bringt es Richard Solomons auf den Punkt. / SD, map
