Chicago. Sharing-Economy-Unternehmen werden bleiben und Hoteliers müssen sich anpassen und einen Weg der Zusammenarbeit finden. Hyatt hat diesen Schritt nun getan. Die US-Hotelkette kaufte sich jetzt bei Onefinestay ein, einer Vertriebsplattform für private Luxus-Unterkünfte. Frei nach dem Motto: Wen Du nicht schlagen kannst, den schluckst Du eben.
Während Airbnb eine umfassende Finanzierungsrunde im Volumen von 24 Milliarden US-Dollar plant, nehmen auch immer mehr kleine Startups mit dem gleichen Model der Vermietung privater Unterkünfte an Fahrt auf. Onefinestay, ein fünf Jahre altes Unternehmen aus London mit einem Schwerpunkt auf privaten Luxus-Unterkünften freut sich nun über 40 Millionen Dollar frisches Kapital. Neben Intel Capital, Quadrant Capital, Index Ventures und Canaan Partners hat auch Onefinestay das Interesse von Hyatt Hotels geweckt.
Laut Experten gibt es mehrere Gründe für Hyatts Investition in die Vermietungsplattform. Der einfachste Grund ist der, seinen Feind kennenzulernen. Aber wahrscheinlicher ist eine Synergie, die beiden Unternehmen helfen soll. Aus Hyatts Sicht gibt es möglicherweise viele Reisende, die auf der Suche nach weniger sterilen Orten sind oder einfach nur Dinge wie eine Küche haben wollen. Ausserdem bietet sich Hyatt nun die Gelegenheit, seine treuesten Kunden noch enger an sich zu binden, indem man ihnen einen neuen Service anbietet.
Onefinestay dagegen dürfte durch die neue Partnerschaft eine grössere Zahl von Mietern und möglicherweise auch Anbietern erwarten sowie fachmännische Führung beim weiteren Ausbau des eigenen Geschäfts. Der neue CFO, Tom Singer, der von InterContintental Hotels hinzu stösst, dürfte sich hier besonders hervortun. Onefinestay vermietet seine Unterkünfte in London, New York, Paris und Los Angeles. Laut eigenen Angaben verwaltet das Unternehmen ein Portfolio von mehr als 2.500 Unterkünften im Gesamtwert von über fünf Milliarden US-Dollar. Ein kleiner Teil davon wird von Airbnb und HomeAway gemanagt.
Folgen andere Ketten dem Beispiel?
Das in London ansässige Startup beschreibt sein Geschäft als "Mischung aus Online-Marktplatz und Hotelservice, den man inoffiziell von einem Luxushotel erwarten kann". Es ist nicht eindeutig, wie viel Geld Hyatt tatsächlich in die Hand genommen hat, aber es heisst, man habe 40 Millionen Dollar auf den Tisch gelegt. Erst im vergangenen Herbst verkaufte Hyatt ein Timeshare-Unternehmen mit Einheiten in Florida, Arizona, Colorado usw. für 220 Millionen Dollar.
Nach vielen Jahren des Dementierens ist Hyatts neueste Investition nun ein klares Signal dafür, dass ein grosser Hotel-Betreiber den Markt der Privatvermietungen als profitables Geschäft ansieht. Dieser Schritt wird jedoch sicherlich die Aufmerksamkeit von Konkurrenten wie Marriott International und Hilton auf sich ziehen, die diesen Sektor ebenfalls scharf beobachten. Die "Financial Times" berichtet, Wyndham Hotels, auch Eigentümer von Ramada und Travelodge, habe kürzlich 12 Millionen US-Dollar in Love Home Swap, eine weitere Vermietungsplattform für Privat-Uterkünfte, investiert. Im gleichen Artikel wird ausserdem erwähnt, dass AccorHotels mittlerweile bereue, nicht in Airbnb investiert zu haben.
Als kalifornischer Riese könnte es sein, dass die Anbieter bei Onefinestay in vielen Städten gegen die dortigen Unterbringungsbestimmungen verstossen. "Die meisten Gesetze sehen ein Geschäft wie das unsere einfach nicht vor. Es dürfte eine Weile dauern, bis der Gesetzgeber hier nachgezogen hat", so Greg Marsh, CEO von Onefinestay. / SD