Interner Machtkampf gefährdet Zukunft von NH Hotels
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Interner Machtkampf gefährdet Zukunft von NH Hotels

Madrid. Es gab einige Überraschungen auf der NH Hotels-Hauptversammlung diese Woche. Nicht nur, dass einige HNA-Vertreter ihren Platz im Vorstand räumen mussten, überdies wurde Federico J. González Tejera als CEO abgesetzt. Inzwischen gibt es vier neue Vorstandsmitglieder sowie drei neue Executives, die als CEOs fungieren. Und das ist noch nicht alles.

Trotz bisher guter Ergebnisse wurde der Fünfjahres-Strategieplan, der von NH mit Unterstützung von HNA vor 3 Jahren eingeführt wurde, vom neuen Vorstand überarbeitet. Die neue Marschrichtung umfasst neben dem Verkauf von Hotels auch den Schulden-Abbau und das Erzielen von genügend Cash, damit die Aktionäre endlich in den Genuss einer Dividende kommen. In dieser verwirrenden Situation drängt sich eine Frage besonders auf: Wie sieht die Zukunft von NH als Hotelgruppe in diesem neuen Plan aus?

Wie vor zwei Wochen angekündigt kam der NH-Vorstand der Forderung von Oceanwood Capital Management LLP nach, dass der Vorsitzende Charles Mobus sowie drei weitere Vertreter der HNA Group vorübergehend ihr Amt niederlegen sollten, da man einen Interessen-Konflikt im Zusammenhang mit dem kürzlichen Erwerb der Carlson Hotel-Gruppe befürchtet.

Vor vier Wochen noch war der NH-CEO auf Europa-Tour, um die NH Collection zu promoten. Hier ein Foto aus Amsterdam, mit NH-CEO Federico J. González Tejera; Maarten Markus, Managing Director NH Hotel Group Benelux, UK, Frankreich und Afrika sowie COO Ramon Aragonés Marí.

Anfang der Woche bestätigten die NH-Aktionäre bei der Hauptversammlung den bestehenden Interessen-Konflikt der HNA Group-Vertreter im Vorstand und ersetzten diese durch vier neue Vorstände: Paul Daniel Johnson, Fernando Lacadena, José María Cantero und María Grecna.

Offener Brief an die Aktionäre

Im neu zusammengesetzten Vorstand nehmen die Vertreter von Oceanwood und Hesperia nun entscheidende Positionen ein. Für das Präsidentenamt der Gruppe gilt die gleiche Formel: Es wird ein Duett geben. Ernannt wurden Alfredo Fernandez, der den Vorstand leiten wird, und José Antonio Castro, der den Vorsitz des Exekutiv-Komitees übernehmen wird. Eine merkwürdige Entscheidung, wenn man bedenkt, dass Castro gegen die Expansion der NH Collection und nhow ist und lieber Hesperia ganz vorne sehen würde.

Weil er offensichtlich nicht einverstanden war mit diesem "Coup", schrieb Chalres Mobus im Namen von HNA einen Brief an die NH Hotel-Aktionäre. "Oceanwood und Hesperia haben sich zusammengeschlossen, um Ihre rechtmässig gewählten, unabhängigen Direktoren zu entrechten und auszuschliessen, und eine selbstsüchtige Agenda voranzubringen ... die einen ungeheuerlichen und beunruhigenden Konflikt geschaffen hat, der den Wert Ihres Investments aufs Spiel setzt", heisst es darin.

Offensichtlich frustriert erinnerte der chinesische Investor daran, dass man die NH Hotel Group vor dem Bankrott bewahrt hätte, indem man dem Unternehmen vor drei Jahren eine notwendige Finanzspritze gegeben hätte und dass man stets im besten Interesse der Aktionäre gehandelt und den Fünfjahresplan des Vorstands unterstützt hätte. "Wir sind enttäuscht, unserer fundamentalen Rechte als Gesellschafter beraubt worden zu sein ... doch während der anhängigen gerichtlichen Verfahren zur Wiederherstellung unserer Rechte bleibt HNA langfristigen Investoren verpflichtet."

Die Gruppe aus Asien ist überzeugt, dass die Abweichler Oceanwood und Hesperia dazu drängen wollen, die 71,5 Prozent ausstehenden Aktien zu kaufen, die noch nicht im Besitz von HNA sind. Aber dazu wird es nicht kommen. "HNA wird sich nicht dazu bringen lassen, ein Übernahme-Angebot abzugeben, um die auf kurzfristige Rendite bedachten "ereignis-gesteuerten" Hedge Fonds auf Kosten von NH Hotels, deren Mitarbeitern und anderen Aktionären zufriedenzustellen", so der Brief weiter. Mit Verweis auf zahlreiche Unregelmässigkeiten bei anderen Vorstandsmitgliedern bittet HNA die anderen Aktionäre um Unterstützung, um sicherzustellen, dass "die eigennützigen Interessen einer Minderheit nicht das Wohl der Mehrheit aufs Spiel setzen."

CEO aufgrund zu enger Verbindung zu HNA abgesetzt

Ohne Zeitverlust hat der neue Vorstand nun drastische Massnahmen ergriffen. Eine davon kam vollkommen überraschend. Nur wenige Stunden, nachdem er mit 58,11 Prozent zu 17 Prozent der Stimmen erneut in das Amt des CEO gewählt wurde, entband der neue Vorstand Federico J. González Tejera ohne Angabe von Gründen von seinen Pflichten.

"Seit er 2012 zum Unternehmen stiess, wurde die Marke mit grossem Erfolg wieder in die richtige Richtung gebracht. Die NH Hotel Group steht heute weit besser da als zum Start seines Engagements. Er hinterlässt ein starkes, motiviertes und engagiertes Team", heisst es in einer offiziellen Mitteilung.

Doch die Medien in Spanien sind sich sicher, dass ihn seine "enthusiastische Nähe zu HNA" den Job gekostet hat. Andere weisen darauf hin, dass Hesperia ihn rausheben wollte und dass er den meisten Fonds nicht "finanzorientiert" genug war. Der für seine Effizienz als CEO gelobte Tejera fiel vermutlich dem Konflikt zwischen Oceanwood und HNA um die Kontrolle über das Unternehmen zum Opfer, die damit einen vielversprechenden Business-Plan über Bord werfen.

Das Gremium sucht nicht nach einem Nachfolger. Das Gremium hat die Arbeit in drei allgemeine Bereiche eingeteilt. NH beruft ein Exekutiv-Komitee bestehend aus Beatriz Puente als CFO, Ramon Aragonés als Executive Managing Director of Business and Operations und Rufino Pérez als Executive Managing Director of Corporate Resources. Sie alle agieren als CEOs. Das neue Trio besitzt ein klares Mandat und folgt Richtlinien, um "im Investor-freundlichsten Sinn zu handeln".

In naher Zukunft stehen einige Entscheidungen zu Themen wie dem Verkauf des New York Jolly Madison Towers Hotel an, zum Schuldenabbau und Erreichen einer höheren Bonitäts-Einstufung, zum aggressiven Pushen von Wachstumschancen, zu Repositionierung, Optimierung und Verkauf von Non Core-Assets, Kostenkontrolle und zur erstmaligen Dividenden-Ausschüttung im Jahr 2017.

HNA in unbequemer Position

Knallhartes Geschäft. Das ist das Mindeste, was sich über diesen "Coup" gegenüber HNA, den Mehrheitsaktionär mit 29,5 Prozent der Anteile, sagen lässt. Es gibt zahlreiche Spekulationen, wie der Konzern aus China auf diesen Schachzug reagieren wird. Die Gruppe stellte jedoch bereits klar, dass man keine Anteile verkaufen werde. "Wir werden ein langfristiger und wachsamer Aktionär bleiben."

Ein Übernahme-Angebot, um 100 Prozent der Anteile von NH zu kontrollieren, scheint ebenfalls keine Option zu sein. Wird HNA einfach klein beigeben und die Fonds gemeinsam mit Hesperia über die zukünftige Strategie entscheiden lassen? Im Moment scheint noch nichts entschieden, doch die Episode mit NH sollte HNA eine Lektion erteilen und dabei helfen, im Rezidor-Fall zu handeln.

Wie bereits berichtet kaufen die Chinesen 51 Prozent der Anteile der Rezidor Hotel Group. Eine Rezidor-Übernahme muss dem schwedischen Börsengesetz folgen. Dieses besagt, dass HNA sich entscheiden muss, die übrigen 49% zu übernehmen oder nicht. Wollen die Chinesen das nicht, müssen sie ihren Anteil auf unter 30% zurückfahren und eben andere Anleger zulassen. Möchten sie die 49% übernehmen, müssten sie den Rezidor-Aktionären ein attraktives Premium zahlen.

Die Übernahme aller Rezidor-Aktien wird nicht billig, aber sie wird der Hotelgruppe auf jeden Fall Stabilität und Handlungsfreiheit verschaffen. "Geld ist kein Thema. Sie haben, was nötig ist, um Rezidor komplett zu übernehmen", so Jilleen Loo, Spezialistin für die Märkte in Asien bei CBRE London. / SD

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