Italienische Spritze Rocco Forte profitiert von italienischem Staatsfonds und expandiert weiter
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Italienische Spritze

Rocco Forte profitiert von italienischem Staatsfonds und expandiert weiter

Rocco Forte Florenz: Doorman-Service gehört zum Rocco Forte-Stil.

Mailand. Rocco Forte Hotels gab jetzt eine strategische Partnerschaft mit dem in Mailand ansässigen Fondo Strategico Italiano Spa bekannt. Der italienische Staatsfonds investiert etwa 76 Millionen Euro in die britische Hotelgruppe und erhält dafür 23 Prozent ihrer Anteile. Zwar zeigt sich die italienische Hotelvereinigung Confindustria Alberghi überrascht, dass italienisches Geld in ein britisches Unternehmen fliesst, doch Rocco Forte Hotels betont seine feste Absicht, in Italien zu expandieren – aber nicht nur dort. Schon erscheinen die ersten Namen von Städten in den USA und Asien auf dem Business-Plan des Unternehmens.

Der FSI verfügt über ein Aktienkapital von 4,4 Milliarden Euro. 80 Prozent des Fonds werden von der Cassa Depositi e Prestiti, dem italienischen Pendant der Kreditanstalt für Wiederaufbau, kontrolliert und 20 Prozent von der Banca d'Italia.

Als Ergebnis der Einigung werden FSI und FS Investimenti insgesamt 60 Millionen Pfund Sterling in Rocco Forte and Family Ltd investieren und dafür 23 Prozent der Anteile des Unternehmens erwerben, dessen gesamtes Aktienkapital einen Wert von 260 Millionen Pfund Sterling besitzt.

Die Entscheidung des FSI ist der erste Schritt einer vor etwa einem Jahr verkündeten, langfristig angelegten Strategie zum Aufbau eines italienischen Tourismuszentrums. Insider verrieten hospitalityInside.com, dass der Einigung mit Rocco Forte für den 5 Sterne-Markt demnächst weitere ähnliche Partnerschaften mit 3- und 4 Sterne-Hotels folgen würden. Tatsächlich gab es in den vergangenen Monaten einige Gerüchte über eine bevorstehende Investition des FSI in lokale Unternehmen, wie beispielsweise Una Hotels, Boscolo oder Atahotels, aber Details wurden bisher noch keine bekannt. Von offizieller Seite heisst es zu diesem Thema: "Kein Kommentar."

Das Problem ist, dass eines der wichtigsten Kriterien, das vom FSI bei der Beurteilung möglicher Partnerschaften angelegt wird, die wirtschaftliche und finanzielle Gesundheit potenzieller Partner ist. Zudem ist bekannt, dass die drei oben genannten Gruppen jahrelang in unsicheren Gewässern unterwegs waren.

Sir Rocco Forte: Die Beziehung zu Italien wird noch intensiver.

Italienischer Touch hilfreich

Neben der wirtschaftlichen und finanziellen Gesundheit ist ein weiteres Kriterium bei der Auswahl möglicher Partner-Unternehmen des FSI das Vorhandensein einer Management-Struktur mit nachgewiesenen Management-Fähigkeiten sowie die Bereitschaft des jeweiligen Unternehmens, sein Aktienkapital zu öffnen und sein Engagement in Italien zu verstärken, allerdings ohne zu vergessen, den Bekanntheitsgrad auf dem jeweiligen Markt und das Geschäftsprinzip der Trennung von Immobilien und deren Management zu berücksichtigen.

Die Wahl des FSI fiel auf Rocco Forte, weil das britische Unternehmen all diese Anforderungen erfüllt. Insider behaupten, der italienische Staatsfonds hätte mehr als 15 Angebote von Unternehmen in verschiedenen Markt-Segmenten erhalten, doch als grösstes Hindernis entpuppte sich die Weigerung, das eigene Aktien-Portfolio zu öffnen. Dennoch merkte Giorgio Palmucci, Präsident der Confindustria Alberghi, kritisch an, dass ihm eine Einigung mit einem Unternehmen aus Italien als erste offizielle Investition des FSI im Tourismussektor lieber gewesen wäre. Der Fonds konterte jedoch, dass Rocco Forte zwar in London ansässig, doch in Italien tief verwurzelt sei, da man mit drei Hotels auf Sizilien, in Rom und in Florenz im Lande vertreten wäre. Diese Hotels erwirtschaften den überwiegenden Teil des Unternehmensumsatzes in Italien und über ein Viertel der Mitarbeiter von Rocco Forte sind Italiener.

"Wir haben einen Business-Plan ausgearbeitet, der weitere italienische Standorte festhält, an denen wir gerne präsent sein würden", so Richard Power, Communications Director bei Rocco Forte Hotels. "Unser erstes Ziel ist Venedig, wo wir uns bereits in fortgeschrittenen Gesprächen befinden, sowie Mailand und Neapel, wo wir derzeit nach geeigneten Projekten suchen. Auch Sizilien haben wir im Visier, wo wir neben unserem Verdura Resort gerne noch weitere Hotels sehen möchten."

Rocco Fortes Begeisterung lässt sich nur schwer ignorieren. "Über Italiens Wirtschaft ist viel geredet worden", so Power, "aber wir arbeiten hier erfolgreich seit nunmehr 20 Jahren. Wir sind nicht so sehr auf die italienische Wirtschaft angewiesen, wie die Leute glauben. Wir haben drei Hotels in Italien, aber die meisten ihrer Gäste kommen aus Nord- und Südamerika, Grossbritannien, Deutschland, dem Nahen Osten und Russland. Neben unseren Gästen aus Italien bedienen wir ein sehr breites Spektrum von Kunden ..."

Finanzspritze stärkt die Bilanz

Richard Power: Die nächsten Expansionsziele sind definiert.

Eine Finanzspritze von 76 Millionen Euro steht jedem Unternehmen gut zu Gesicht, dessen Umsatz nach der Lehman-Pleite um 40 Prozent eingebrochen ist, wie Sir Rocco Forte kürzlich in der "Times" erklärte. "Wir freuen uns alle sehr über diese neue Partnerschaft und begrüssen die Gelegenheit, unser Portfolio zu erweitern", gestand Power offen ein. "In den sechs Jahren nach der Finanzkrise haben wir hart gearbeitet, unser Management-Team verstärkt und unsere Kosten minimiert, ohne unsere hohen Service-Standards zu opfern oder unsere Marke in Mitleidenschaft zu ziehen. Wir haben vielmehr unsere Marke neu ausgerichtet, so dass unsere Individualität hervorsticht. Und wir haben unseren Umsatz wieder auf das Niveau vor der Lehman-Pleite gehoben. Leider kann ich noch keine genauen Zahlen für das Jahr bis zum 30. April 2014 bekannt geben, da sie noch nicht beim Companies House eingegangen sind. Im Geschäftsjahr zum 30. April 2013 lag unser Umsatz allerdings bei 185 Millionen Pfund Sterling, was einem Anstieg um 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entsprach. Der Gewinn durch die gewöhnliche Geschäftstätigkeit vor Steuern lag im selben Jahr bei 2,9 Millionen Pfund Sterling verglichen mit einem Verlust in Höhe von 9,3 Millionen Pfund Sterling im Vorjahr."

Die Finanzspritze von 76 Millionen Euro wird sich positiv auf die Unternehmensbilanz auswirken und "ermöglicht uns eine schnellere Expansion", so Power weiter. Das Kapital ist jedoch nicht für den Immobilien-Ankauf gedacht. "Wir werden nach der Einigung mit dem FSI keine grossen Investitionen in Immobilien vornehmen. Unsere neuen Hotels werden entweder auf Management- oder Pacht-Verträgen basieren."

Mehr italienische Immobilien von CDP

Andererseits sollen die Pläne der CDP die Entwicklung eines Geschäftsmodells für die Hotellerie beschleunigen, das auf der Aufteilung von Immobilien-Besitz und Immobilien-Management beruht: ein Modell, das in einem Land, in dem sich die meisten Hotels traditionell im Besitz von lokalen Familien befinden und auch von diesen betrieben werden, jedoch nicht weit verbreitet ist.

Rocco Forte Hotel Verdura in Sizilien: ein herausforderndes Projekt.

Um ihr Ziel zu erreichen, hat die CDP sogar einen speziellen Immobilienfonds ins Leben gerufen, den Fondo Investimenti per il Turismo, der auf institutionelle Investoren abzielt und sich hauptsächlich auf den Erwerb von Immobilien an den besten Standorten Italiens konzentriert. Die ersten vier Immobilien sind bereits gefunden. Sie sind derzeit im Besitz eines weiteren CDP-Fonds und befinden sich an Standorten in Venedig, Bergamo und in der Nähe von Verona und Turin. Der Gesamtwert der Immobilien wird nach der Umstrukturierung rund 90 Millionen Euro betragen. Einige von ihnen werden wahrscheinlich an Rocco Forte Hotels verpachtet werden, doch darüber hinaus möchte die CDP auch mit anderen Hotel-Eigentümern zusammenarbeiten.

Rocco Forte Hotels wirft auch auf andere Länder einen Blick. "Unser Ziel ist, das aktuelle Portfolio von zehn Hotels in den nächsten fünf Jahren zu verdoppeln", so Richard Power. "Wir sind aktuell in einem neuen Hotel involviert, das für Shanghai geplant ist. New York, Paris und Madrid sind ebenfalls Ziele unseres Business-Plans. Aber das erste Hotel wird das Assila Hotel in Dschidda sein: ein neues Hotel, das sich im Besitz eines der führenden Unternehmen in Saudi-Arabien befindet, und das im Sommer 2015 eröffnet." / Massimiliano Sarti

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