London. Letzten Januar, nachdem Marriott International vollmundig ankündigte, die Marke von einer Million Zimmern noch vor Ende 2015 zu erreichen, reagierte Hilton Worldwide prompt mit einer offiziellen Erklärung auf Grundlage der eigenen Erfolge: "Wir sind die Nummer eins" verkündete das in Virginia ansässige Unternehmen. MKG Hospitality konnte das allerdings widerlegen. Dennoch treibt Hilton seine Expansion mit Nachdruck voran. Patrick Fitzgibbon, Senior Vice President Development Europe & Africa, über Hiltons Portfolio und die Pläne des Unternehmens in seiner Region.
Hiltons letzte Angabe über sein Portfolio gründet sich auf die mehr als 715.000 bestehenden Zimmer in 94 Ländern weltweit sowie auf 230.000 Zimmer, die sich derzeit in Planung befinden. Die Aufregung legte sich, als MKG Hospitality in seinem neuesten Welt-Ranking InterContintental mit 710.295 Zimmern auf Platz eins führte und Hilton und Marriott mit 708.268 und 701.899 Zimmern auf den Plätzen zwei und drei folgten.
Es ist unbestritten, dass auf dem derzeit weltweit boomenden Hotelmarkt der Kampf "um das Meiste und Beste" wieder ausgebrochen ist. Und Hilton Worldwide ist dabei mit Sicherheit eines der besten Pferde. Aber welche Auswirkungen haben die ambitionierten Pläne auf dem alten Kontinent?
Doubletree by Hilton, Hilton Garden Inn und Hampton: In den letzten Jahren standen zwei sogenannte "Focused Service-Marken" und eine Full Service-Marke im Mittelpunkt von Hilton Worldwides Entwicklungsstrategie in Europa. Fitzgibbon nannte einige Zahlen dazu: Während es vor nur sieben Jahren in Europa noch kein einziges Doubletree gab, ist diese Zahl auf mittlerweile 54 gewachsen, während 46 weitere sich bereits durch bindende Verträge in der EMEA-Pipeline befinden. "Etwa 80 Prozent aller heutigen Doubletree in Europa sind aus Konvertierungen bestehender Hotels hervorgegangen", so Fitzgibbon.
Die EMEA-Region zählt weiterhin 36 Hilton Garden Inn und 31 Hampton und insgesamt 133 in der Entwicklung.
Curio und Canopy stärken Netzwerk
Für seine Pläne in Europa setzt Hilton zu grossen Teilen auf die beiden neuen Marken Curio und Canopy. Während die Expansion von Canopy noch offen ist und bisher keine Einzelheiten bekannt gegeben wurden, da das erste Hotel erst Ende 2015 eröffnen wird, ist Curio bereits in Europa mit zwei historischen Hotels vertreten: dem Hotel Reichshof Hamburg in Deutschland und dem Turish Rumeli Han in Istanbul. Beide Häuser werden einem Rebranding unterzogen und 2015 bzw. 2017 neu eröffnet.
Bedenkt man Curios Fokussierung auf unabhängige Hotels, die selbst nach dem Rebranding ihre Einzigartigkeit beibehalten sollen, ist es nur wenig überraschend, dass zwei der ersten neuen Hilton-Häuser in einem so zersplitterten Markt wie Europa eingeweiht werden. Diese Frage berührt auch die durch und durch sanfte Natur der Marke Curio: Wird es ihr gelingen, Vorbehalte von Eigentümern gegenüber Hotels unter etablierten Hilton-Marken zu entkräften?
Die derzeitigen Partner könnten in Curio für manche Hotels eine ebenso intelligente wie günstige Möglichkeit sehen, einen privilegierten Zugang zu Hiltons Marketing- und Vertriebsnetzwerk zu erhalten. Doch Fitzgibbon versichert, dass dies in keiner Weise in seiner Absicht liegt. "Zunächst bilden die Curio Hotels eine perfekte Ergänzung zum restlichen Angebot des Unternehmens und zielen auf ein Luxussegment oberhalb von Hilton Hotels & Resorts ab, das derzeit vom Portfolio der Gruppe noch nicht gedeckt wird", so der Hilton-Manager. Die neue Kette sollte daher keinen negativen Einfluss auf bestehende Häuser der Gruppe haben.
Ein weiterer und vermutlich noch wichtigerer Punkt ist, dass es bei "Curio darum geht, einzigartige Destinationen zu erschliessen. Es geht nicht ausschliesslich darum, unser Portfolio zu vergrössern", erklärte Fitzgibbon. Es sei bemerkenswert, wies er darauf hin, dass die Häuser in Hamburg und Istanbul vor dem Rebranding beide einer umfassenden Renovierung für jeweils mehrere Millionen Euro unterzogen werden müssen. Hilton will bei der Wahl möglicher Standorte für seine Curio-Hotels auch in Zukunft sehr wählerisch sein.
Noch immer
optimistisch in Russland
Ein weiteres europaweites Thema bleibt Russland: Noch vor wenigen Monaten galt der dortige Markt als sicherer Hafen für Hotelprojekte, doch nun sieht sich das osteuropäische Land schwierigen Zeiten gegenüber. "Letztes Jahr haben wir sieben neue Hotels in Russland eingeweiht. In diesem Jahr sollen sechs weitere Häuser eröffnen", erklärte Fitzgibbon. Die aktuellen geopolitischen Spannungen scheinen ihn dabei nicht allzu sehr zu beunruhigen: "Hotel-Investitionen sind langfristiger Natur und kein zyklisches Geschäft" – das sagen auch andere Ketten wie beispielsweise Rezidor. Mit anderen Worten, wirtschaftliche Höhen und Tiefen sind die Regel, während der Markt in Russland lange Zeit unter "einem Mangel an Hotelkapazitäten" gelitten habe und "eine nach wie vor waschsende Nachfrage" befriedigen muss. Obwohl der Markt derzeit zweifellos schwächelt, bleibt Fitzgibbon optimistisch, dass die internationalen Probleme schon bald gelöst werden.
Der Hilton-Manger scheint aus diesem Grund sehr optimistisch, was die Entwicklung seiner Gruppe in Europa angeht: "Wir arbeiten derzeit mit Investoren in ganz Europa zusammen, während unsere Marken bei Entwicklern sehr gefragt sind", so Fitzgibbon weiter. Das US-Unternehmen hält an seinem Capital Light-Modell fest, indem die EMEA-Pipeline von Franchise- und Management-Verträgen dominiert wird.
In Europa ist das erste Model zunehmend auf dem Vormarsch, selbst in traditionell widerspenstigen Märkten wie Italien und Deutschland. Der alte Kontinent weist einen zunehmenden Anteil an Franchising-Verträgen auf. Auf die Möglichkeit angesprochen, Entwicklern mit Key Money entgegenzukommen, lässt Fitzgibbon alle Türen offen. Hier liegt definitiv nicht Hiltons Investment-Priorität und die US-Kette bevorzugt die Unterstützung von Partnern eher im Hinblick auf Design, Technologie und Vertrieb.
Dennoch gab der Hilton-Manager zu, dass "wir in einem höchst umkämpften Markt agieren". Unter bestimmten Voraussetzungen, d.h. in Destinationen, wo Probleme mit dem Markteinstieg auftreten, wäre Key Money durchaus denkbar." / Massimiliano Sarti
HILTON HOTELS IN BETRIEB & ENTWICKLUNG
in den grössten Märkten Europas, Stand 31.12.2014
Hotels in Betrieb | Hotels in Entwicklung | |
Frankreich | 8 | 5 |
Deutschland | 18 | 9 |
Italien | 21 | 9 |
Spanien | 9 | 1 |
Vereinigtes Königreich | 118 | mehr als 30 |
Gesamt | 291 | 164 |
HILTON NACH REGIONEN, 2014: Betriebsleistung
Belegung 2014 | Belegung gegenüber 2013 | ADR 2014 (in Dollar) | ADR gegenüber 2013 | RevPAR 2014 (in Dollar) | RevPAR gegenüber 2013 | |
Nord- und | 75,20% | +2,30% | 137,13 | +4,10% | 103,16 | +7,40% |
Europa | 75,40% | +2,60% | 170,68 | +2,40% | 128,65 | +6,10% |
MEA | 63,50% | +3,50% | 165,15 | -1,30% | 104,93 | +4,40% |
Asien-Pacifik | 69,20% | +2,30% | 160,59 | +1,40% | 111,15 | +4,90% |
Systemweit | 74,60% | +2,40% | 141,52 | +3,70% | 105,63 | +7,10% |
HILTON FOOTPRINT IN EUROPE: Hotels in Betrieb nach Marke, Stand 31.12.2014
Hotels | Zimmer | |
Waldorf Astoria Hotels & Resorts | 6 - 4 Management und 2 Eigentum/Pacht | 1.361 |
Conrad Hotels & Resorts | 4 - 2 Management, 1 Franchise, 1 Eigentum/Pacht | 1.152 |
Hilton Hotels & Resorts | 152 - 54 Management, 27 Franchise, | 41.902 |
DoubleTree by Hilton | 54 - 13 Management und 41 Franchise | 11.009 |
Hilton Garden Inn | 35 - 18 Management und 17 Franchise | 5.980 |
Hampton Hotels | 31 - 7 Management und 24 Franchise | 4.701 |
Alle Grafiken: Hilton Worldwide; Stand 17.4.2015.