Genf. Die Kempinski-Personalie von gestern ist eine mit Gewicht und war damit eine echte "Breaking News". Selten strukturiert ein Unternehmen seinen Vorstand auf einen Streich fast komplett um. Kempinski-Macher Reto Wittwer macht Platz für Jüngere. In diesem Kontext meldete Kempinski gestern auch noch Personal-Veränderungen im Mittleren Osten.
Die Vorbereitung der News zum Vorstandswechsel in der Luxushotel-Gruppe war offenbar von langer Hand und nur vom engsten Kreis geplant. Nichts drang nach aussen, bis Kempinski am Mittwochabend die Hotel-Eigentümer und am Donnerstagvormittag die Mitarbeiter informierte. Reto Wittwer war gestern nicht mehr persönlich zu erreichen gewesen. Er will sich aber nochmals persönlich an die Mitarbeiter wenden, sagte Markus Semer, der neue stellvertretende Vorstandsvorsitzende, gestern hospitalityInside.com.
Der neue Kempinski-Vorstand besteht, wie berichtet, nunmehr aus dem CEO Alejandro Bernabé, aus seinem neuen Stellvertreter Markus Semer, aus Marcus van der Wal als neuem Chief Operating Officer und Colin Lubbe, Chief Financial Officer.
Damit besteht die neue Führungsspitze ausschliesslich aus Kempinski-Managern mit langjähriger Zugehörigkeit zum Unternehmen. Altersmässig bewegen sich die Herren zwischen Ende 30 und Mitte 50 und haben in den letzten Jahren bereits eng zusammen gearbeitet.
Das empfindet auch Alejandro Bernabé als Vorteil, wie er in einem kurzen Telefonat mit hospitalityInside.com gestern sagte. "Alle haben ein grosses Wissen und sind sehr zuverlässig – es gibt keinen Grund zur Sorge, dass es grosse Veränderungen in der Strategie gibt," versprach der 44jährige. Auch er setze weiter auf Kontinuität. Die Schuhe, in die er als CEO-Nachfolger von Reto Wittwer schlüpft, sind unterdessen gross.
Bernabés jüngster Einsatzort in Bangkok dürfte die Weichen für den grossen Karriere-Schritt des bislang eher unauffällig auftretenden Spaniers gestellt haben; in der thailändischen Hauptstadt war er auch den Thai-Eigentümern sehr nahe, zudem pflegte auch er schon ein kosmopolitisches Leben – ähnlich wie Reto Wittwer, der übrigens auch im Alter von 45 Jahren zum Kempinski-CEO berufen wurde.
Für Marcus van der Wal löst die Beförderung ein anderes Problem: Ende des Jahres müssen er und das gesamte Team das Kempinski Airport Hotel München verlassen, weil dort Hilton einziehen wird. Insider gönnen jedenfalls van der Wal die Beförderung zum COO, genauso wie den grossen Karriere-Schritt von Markus Semer. Der heute 38jährige Quereinsteiger befreit sich damit endgültig vom seinem anfänglichen Ruf, ein Protegée von Reto Wittwer zu sein, der den jungen Mann vor 12 Jahren - ohne Hotelpraxis gleich nach der Uni - einstellte und sechs Jahre später bereits zum Vorstandsmitglied beförderte. Die Tatsache, dass der Aufsichtsrat ihn jetzt einstimmig zum Deputy CEO berief, beweist, dass sein jahrelanger, umtriebiger Einsatz in diversen Unternehmensbereichen honoriert wird.
Einzige Konstante im Vorstand bleibt – wie bei vielen Unternehmen in Umstrukturierung – der Finanzchef. Colin Lubbe ist seit 2009 bei Kempinski und auch er sagte gegenüber hospitalityInside.com gestern: "Dieser Schritt ist ein grosser – vor dem nächsten grossen Schritt für das Unternehmen." Das deutete auch Markus Semer an: Die grosse Linie bleibt, trotzdem aber hat der neue Vorstand sicher ein paar andere Ideen als der alte. Die nächsten Wochen werden einige wohl damit verbringen, sich am neuen Platz einzurichten und auch die privaten Koffer umzuziehen.
Ein anderer Manager, der auch gut in das neue Team gepasst hätte, wäre Rupert Simoner gewesen. Der ehemalige Senior Vice President Kempinski Europe und General Manager für das Kempinski Grand Hotel des Bains in St. Moritz hatte dieses Jahr ebenfalls schon 20 Kempinski-Jahre im Kalender und wurde intern ebenfalls schon als Wittwer-Nachfolger gehandelt. Im Juli dieses Jahres allerdings gab der gebürtige Österreicher Simoner überraschend seinen Wechsel zu Vienna International bekannt, wo er seitdem als CEO fungiert. / map
Kempinski Mittlerer Osten: Drei Abtritte Kempinski Hotels gab gestern bekannt, dass Ulrich Eckhardt, seit 2007 President Middle East & Africa für die Gruppe, am 29. Oktober 2014 seinen Ruhestand angetreten hat – nach über 40 Jahren mit internationalen Hotel-Eröffnungen und Hotel-Operations. Darüber hinaus entschloss sich Bugra Berberoglu, SVP Operations Middle East & Africa, dazu, das Unternehmen zu verlassen, um sich nach anderen Karriere-Möglichkeiten umzusehen; er legte sein Amt am Mittwoch nieder. Seit 2004 war er für Kempinski tätig, zuvor für die InterContinental Hotels Group. Kempinski Hotels akzeptierte vorgestern auch die Kündigung von Gemil Uestuen, President & CEO der Kempinski Trading JLT mit Sitz in Dubai. Er möchte mehr Zeit mit seiner Familie verbringen, bevor er sich beruflich weiter orientiert. Till Schäfer fungiert bis zur Ernennung eines Nachfolgers als Interims-Geschäftsführer. |