Langsamer Start für die AccorHotels Plattform
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Langsamer Start für die AccorHotels Plattform

Paris. Als AccorHotels im Juni bekannt gab, die eigne Buchungs-Plattform auch anderen Häusern gegenüber zu öffnen, verkündete das Unternehmen, 7.000 Partner in aller Welt finden zu wollen. Vier Monate später läuft die Entwicklung langsam an. Die Provision steht: 14 Prozent plus 5 Prozent für Hotels, die vom Treueprogramm profitieren möchten.

Romain Roulleau, Senior Vice President e-Commerce and Digital Services bei AccorHotels, gab bekannt, dass bisher nur vier Häuser integriert worden seien. Bei den Hotels, die sich allesamt in Paris befinden, handelt es sich um folgende Häuser: Hotel de la Bourdonnais, Hotel Maison Albar Champs Elysées Mac Mahon, Hotel de Nell und Vic Eiffel.

Das sei jedoch nur der Anfang, versicherte Roulleau gegenüber dem französischen Newsletter "HotelNewsNow", dessen Ziel laute, "bis Ende 2015 500 unabhängige Hotels im System aufgenommen zu haben". "Wir müssen an Destinationen beginnen, wo wir bereits stark vertreten sind, um noch besser zu werden. Es wäre ein Fehler zu versuchen, von Anfang an überall auf der Welt sein zu wollen." Aus diesem Grund konzentriert sich die Gruppe jetzt auf Standorte wie Frankreich, Italien, London, Barcelona und ausserhalb von Europa auf Länder wie Thailand, Malaysia und Singapur.

Die USA sind zwar geplant, aber nicht vor 2016. "Hier gilt es, das Geschäft von ausserhalb der USA ins Land zu bringen", so Roulleau. Doch die Zeit verfliegt und bisher sind noch nicht viele Hotels der Plattform beigetreten. Was ist also der Grund? Vielleicht sind die Bedingungen von AccorHotels doch nicht so attraktiv.

Provision auf HRS-Niveau

Erster Schritt, ein wichtiger Punkt, die Provision: AccorHotels berichtete im Juni, dass die Provision bei rund 15 Prozent liegen würde, was auch stimmt, denn die offizielle Rate liegt jetzt bei 14 Prozent, "unabhängig von Grösse, Region und Hotel", so Romain Roulleau. Die Plattform der Hotelkette ist im Durchschnitt also nicht günstiger als andere grosse Plattformen, wie beispielsweise HRS.

Wichtig ist hier zu erwähnen, dass Newcomer keinen Vertag mit AccorHotels unterzeichnen, sondern mit Fastbooking.com, einem Anbieter für e-Commerce-Lösungen, der weltweit über 4.000 Hoteliers mit Online-Vertriebsapplikationen unterstützt. Accor hat Fastbooking im April erworben. Um hier erste Synergien zu schaffen, bietet AccorHotels an, nur 12 Prozent Provision zu verlangen, wenn Hoteliers einen zusätzlichen Vertrag mit Facebooking.com über weitere Dienstleistungen wie Web-Design, Internet-Buchungsmaschinen oder -Funktionen abschliessen.

Zweiter Schritt, Transparenz und Auflistung: Wenn Gäste auf AccorHotels.com nach einem Hotel suchen, enthält die Auflistung sowohl Hotels der 11 Kern-Marken des Unternehmens als auch unabhängige Hotels, die als "Partner Hotels" gekennzeichnet sind. Die Frage ist nun, welche Hotels zuerst auf der Liste erscheinen, da Sébastien Bazin, AccorHotels CEO, einst sagte, "der Nutzer trifft seine Wahl häufig auf den ersten beiden Seiten".

Offensichtlich spielt TripAdvisor hier die entscheidende Rolle, denn AccorHotels nimmt nur Häuser auf, die auf der Bewertungsplattform ein gutes Ranking haben. Dieser Punkt stösst vielen unabhängigen Hoteliers sauer auf, die nicht an die Richtigkeit von TripAdvisors Darstellungen und Kommentaren glauben, und das könnte wiederum die Hotel-Akquise für AccorHotels verlangsamen.

5 Prozent zusätzlich für das Treueprogramm

Doch die in Europa führende Hotelkette führt andere Argumente ins Feld, um diesem Misstrauen entgegenzuwirken – wie beispielsweise Datenschutz. "Da wir selbst Hoteliers sind, wissen wir, dass die Hotels die Informationen der Kunden benötigen, und sie werden sie bekommen", versicherte die Gruppe diesen Sommer. AccorHotels öffnet sein Treuprogramm "Le Club AccorHotels" auch aussenstehenden Hotels ... allerdings für zusätzliche 5 Prozent Provision pro Buchung. Diese Gebühr ist ein "Opt-in für unabhängige Hotels, die Stammgäste und treue Gäste der AccorHotels Group anlocken möchten", betonte Romain Roulleau. "Sie können Rabatte gewähren, Treue-Symbole und andere Unterscheidungsmerkmale zeigen, um auf der Plattform die Aufmerksamkeit auf ihr Hotel zu lenken".

Die freie Preisgestaltung wird für unabhängige Hoteliers, die eine Alternative zum Druck der OTAs suchen, sicherlich attraktiv sein. Aber reicht das aus, um das ambitionierte Ziel von AccorHotels zu erfüllen, das lautet, das derzeitige Ergebnis von 60/40 zugunsten der OTAs und zulasten direkter Buchungen umzukehren? Nichts ist unsicherer als das, vor allem, weil Google letzte Woche angekündigt hatte, ebenfalls mit einem Provisions-basieretem Programm in das Spiel einzusteigen. / SD

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