München/Bangkok/Bahrain. Kempinski Hotels wird definitiv nicht verkauft werden, wie gestern bereits per "Breaking News" berichtet. Die beiden Aktionäre der Kempinski AG bekannten sich erneut dazu, die Luxushotel-Gruppe strategisch und langfristig zu stützen. Allerdings gab es eine Veränderung in der Eigentümer-Struktur: Das Crown Property Bureau aus Bangkok, bisher mit 86 Prozent der Hauptgesellschafter, behält 30 Prozent der Anteile. Im Gegenzug stockten die Anteilseigner aus Bahrain, hinter denen die regierende Familie des arabischen Emirats steht, von 14 auf 70 Prozent auf. Der entsprechende notarielle Vertrag wurde gestern in München, am Sitz der Kempinski AG, besiegelt.
Damit kann Markus Semer, seit 31. März 2016 der Kempinski-CEO, langfristig planen, die Luxushotel-Kette für den internationalen Wettbewerb neu positionieren und die Gerüchte gegen eine potentielle Übernahme von Kempinski stoppen. Semer konnte in den letzten Monaten offenbar beide Aktionäre davon überzeugen, dass qualitätsorientierter Luxus nur in einer Langfrist-Strategie zu erreichen ist und nicht durch eine schnelle, rendite-fokussierte Kurzfrist-Strategie, bei der die Gruppe einem fondsgetriebenen Mega-Konzern mit standardisierter 5 Sterne-Qualität einverleibt werden würde. "Unsere Eigentümer haben sich dazu bekannt, dass Kempinski ein privatgeführtes Unternehmen bleibt", so Semer. Kempinski zählt derzeit 75 Häuser; 22 sind im Bau.
Entsprechend der veränderten Aktienmehrheit wechselt auch die Spitze im Aufsichtsrat: Dort übernimmt Abdulla H. Saif – Repräsentant von Bahrain – den Vorsitz, während der bisherige Vorsitzende Chumpol Na LamLieng vom CPB als stellvertretender Vorsitzender agiert. Zu den Mitgliedern des Aufsichtsrats gehören Frau Chonpreya Pacharaswate, Herr Aymen T. Almoayed und Herr Robert H.J.J. Timmers und Yann Caillère.
Signal gegen die Konsolidierungswut
"Die veränderten Anteile der Gesellschafter ändern nichts an den künftigen Plänen zur Entwicklung von Kempinski Hotels", sagte Markus Semer gegenüber hospitalityInside.com gestern. Im Gegenteil: Beide Gesellschafter würden mit ihrem fortgesetzten Bekenntnis zu der Luxushotel-Gruppe auch positive Signale nach aussen setzen. Nur so sei es möglich, Verträge für Landmark-Hotels wie dem Gran Hotel Manzana Kempinski La Habana auf Kuba zu unterzeichnen.
Eigentümer des geplanten 246 Zimmer-Kempinski Hotels La Habana, das inmitten der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Altstadt von Havanna steht und im zweiten Quartal dieses Jahres eröffnen soll, ist die Grupo de Turismo Gaviota SA – eine staatliche Gruppe, die über verschiedene Tochter-Gesellschaften das touristische Angebot auf der Karibik-Insel, vom Transport über Charter bis zu Ausflügen und eigenen Reisebüros, kontrolliert. Mit Gaviota arbeiten bereits internationale Unternehmen wie Meliá, Iberostar, H10, Blue Diamond und Warwick zusammen und verwalten über 80 Prozent von Gaviotas Konzern-Portfolio. Mit Gaviota strebt Kempinski nun eine strategische Partnerschaft für eine Expansion in Südamerika an.
Kempinski soll also zu einem Leuchtturm unter den internationalen Luxus-Hotelmarken werden. Und als eine privat geführte Gesellschaft bestehen bleiben. Das steht im scharfen Kontrast zur aktuellen Konsolidierungswelle, in der Mega-Ketten andere Luxushotel-Gruppen über Nacht aufkaufen oder Beteiligungen erwerben.
Insofern verwundert es auch nicht, dass in den letzten zwei skandalbehafteten und unsicheren Jahren die Interessenten bei Kempinski Schlange standen. Neben dem eingeführten Marken-Namen ist Kempinski auch eine der wenigen Hotelgruppen mit einer gut verteilten Präsenz in drei wichtigen Regionen und einem guten Mix an Quellmärkten.
Ein Stern für jedes Kempinski-Hotel
"Unser Potential liegt in dem Slogan 'Small is beautiful' ", so Semer weiter, "wir folgen damit keiner Volumen-Strategie, sondern einer Marken-Strategie. Aber wir sind operativ noch nicht am Ziel. Die Kempinski-Lobby muss wieder zum Herzen einer Stadt werden, unsere General Manager müssen Gastgeber und Kultur-Botschafter werden – kurz: Wir müssen die Hotellerie wieder als Handwerk verstehen!"
Einen weiteren Punkt, mit dem die Boutique-Gruppe Kempinski gegenüber Ketten auch künftig noch punkten kann, liefert der Marketing- und Reservierungsverbund der Global Hotel Alliance, in der ausschliesslich Luxus-Gruppen Mitglied sind: Bei einem Vergleich der Mitglieder im Treueprogramm der grossen Player hat GHA festgestellt, dass Marriott/Starwood vereint zwar 85 Millionen Mitglieder zählen, aber nur 24 Prozent davon dem Luxus-Segment zuzurechnen sind. Oder IHG: Von 100 Millionen Loyalty Members entfallen nur 21% auf Luxus. Bei Kempinski, die als Gruppe GHA angeschlossen sind, kommen 90% der 9,2 Millionen Treuprogramm-Gäste aus dem Luxus-Segment.
Intern ist Semer dabei, die Weichen neu zu stellen. Details dazu will er erst in den nächsten Monaten verraten. Wenn Kempinski am 5. April 2017 seinen 120. Geburtstag feiert, werden die einzelnen Kempinski-Hotels einem Himmelsstern ihren Namen geben. / map