Neue Website Airbnb für Flüchtlinge
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Neue Website: "Airbnb" für Flüchtlinge

Amsterdam. In den Niederlanden haben drei holländische Unternehmer, alle Mitte zwanzig, eine Website ins Leben gerufen, um vorübergehend Unterkünfte für Flüchtlinge zu finden, die nach Europa fliehen. Eigentlich hätte dies die Aufgabe von Airbnb sein können: die Menschen zum Teilen zu ermutigen. Stattdessen sorgt die Plattform für neue Skandal-Schlagzeilen.

www.refugeehero.com ist eine Kopie der bekannten Airbnb-Seite für die Vermietung von Wohnraum. Germaine Statia, Jamal Oulel und Ayoub Aouragh haben ihre Plattform in nur vier Tagen auf die Beine gestellt. Seit zwei Wochen ist die gemeinnützige Website online und ermöglicht Menschen, Flüchtlingen leer stehende bzw. verfügbare Zimmer vorübergehend zur Verfügung zu stellen.

Hier wechselt ganz offensichtlich kein Geld den Besitzer. "Wir wollen der Menschheit Menschlichkeit zurückgeben", so Germaine Statia. So wie auf Airbnb auch können Privatpersonen frei stehende Zimmer auf refugeehero.com anbieten, ebenso Organisationen wie Schulen, Moscheen, Kirchen und Universitäten, die gerne ihre Einrichtungen zur Verfügung stellen möchten. Sie hinterlassen eine Adresse und eine Telefonnummer und Flüchtlinge können nachsehen, wann und wo etwas frei ist. Rund 100 Leute haben ihre Unterkünfte bei refugeehero.com registriert, nicht nur in Holland, sondern auch in Irland, in der Tschechischen Republik, in Frankreich, Ungarn, Schweden, Portugal und sogar in den USA.

Der Mitbegründer Jamal Oulel sagte der "Agence France Press", dass die Gruppe auf diese Idee kam, als sie erfuhr, dass staatliche Einrichtungen in den Niederlanden letztes Jahr 495 Millionen Euro für asylsuchende Flüchtlinge im Land ausgegeben haben. "Dies ist sehr beschwerlich, macht sehr viel Arbeit und ist häufig ineffektiv. Wir dachten, dass wir die Suche auf diese Weise günstiger, schneller und effizienter gestalten können. Das war unser Ausgangspunkt und es funktioniert."

Oulel bietet selbst ein Zimmer in seiner Wohnung in Rotterdam an und hatte sich sehr gefreut, als er einen Anruf erhielt, auch wenn der Anrufer selbst nicht erschien. Das junge Trio hofft, dass ihre Plattform mehr als nur ein Ort wird, an dem Flüchtlinge Unterschlupf finden. "Wir wollen, dass die 'Heroes' den Flüchtlingen helfen, sich ein einem neuen, unvertrauten Land zurechtzufinden, wo die Sprache ein echtes Hindernis darstellt."

Mehr menschliche Initiativen - aber nicht von Airbnb

Ähnliche Initiativen gibt es auch in Deutschland und Österreich. Auf der zweisprachigen Website www.flüchtlingwillkommen.de haben sich bereits 780 Deutsche angemeldet und Dutzende Flüchtlinge haben so eine Bleibe gefunden. In Frankreich hat die Vereinigung www.singa.fr "CALM – Comme à la maison" ins Leben gerufen, was so viel wie "So wie zu Hause" bedeutet. "Ich möchte meinen Teil dazu beitragen. Als Student habe ich nicht viel Geld, aber ich teile das, was ich habe," so ein dänischer Student in Amsterdam zu AFP. Das Wort "teilen" haben wir im Beherbergungssektor in letzter Zeit häufig gehört, besonders von einem Unternehmen, das seine gesamte Identität und sein gesamtes Konzept darauf aufgebaut hat. Aber nun schein für CEO und Mitgründer Brian Chesky die Obergrenze erreicht zu sein. In den Medien jedoch brüstet er sich gerne damit, dass sein Unternehmen gegründet wurde, um Menschen das Leben zu erleichtern, mehr Menschen zusammenzuführen und das Vertrauen untereinander zu stärken.

Wo bleibt Airbnbs Philosophie, wenn die Realität anklopft? Ist es nicht ironisch, dass tausende Flüchtlinge, häufig Familien mit Kindern, sich auf drei junge Studenten aus Amsterdam und eine Handvoll Freiwillige verlassen müssen, dass diese das auf die Beine stellen, was Airbnb mit einem Fingerschnippen hätte leisten können?

Hätte das Unternehmen nicht einfach seine vielen tausend Gastgeber fragen können, wer seine Unterkünfte für begrenzte Zeit Flüchtlingen kostenlos zur Verfügung stellt? Das hätte wahrlich einen grossen Unterschied gemacht. Schliesslich ist es genau das, was die "Sharing Economy" wirklich bedeutet, oder nicht? Man darf sich wirklich fragen, warum ein Unternehmen des Beherbergungssektors, das 20 Milliarden US-Dollart wert ist und die Flagge der "Sharing Economy" sofort hoch hält, sobald es fürs Geschäft dienlich ist, in dieser tragischen Situation nicht teilt. Vielleicht, weil es viel lieber nimmt als teilt?

Erschreckende Airbnb-Geschichte: Gast gefangen gehalten

Bei diesem Thema geht es mal wieder um Verantwortung. Wie bereits hinlänglich bekannt ist, gehört Verantwortungsbewusstsein nicht gerade zu den Stärken von Airbnb. Das jüngste Beispiel, bei dem das Unternehmen in dieser Hinsicht kläglich versagt hat, ist ziemlich erschreckend. Jacob Lopez, ein 19jähriger Student aus den USA, berichtete der "New York Times", dass er, während er bei einem Airbnb-Gastgeber in Madrid übernachtete, gefangen gehalten und mit einem Messer zu sexuellen Handlungen gezwungen wurde. Der traumatisierte Student schickte eine SMS an seine Mutter in den USA und bat sie um Hilfe.

Als die Mutter bei Airbnb anrief und die seltsame Situation erklärte, in der sich ihr Sohn befand, weigerten sich die Mitarbeiter, die Daten des Gastgebers bekannt zu geben oder die Polizei zu rufen. Jacob Lopez konnte sich befreien und nach Hause zurückkehren, aber anhand dieses Beispiels stellt sich unweigerlich die Frage, wie viel Verantwortung Airbnb für die Sicherheit seiner Kunden wirklich übernimmt.

"Die Mitarbeiter des Unternehmens haben eine Entscheidung getroffen, die ein Hotel in einer ähnlichen Situation so nicht treffen würde. Statt jemanden hinzuschicken, der bei Herrn Lopez nach dem Rechten sieht, wies Airbnb jegliche Verantwortung von sich und machte die Mutter für das Geschehene verantwortlich", betont die Zeitung, dessen erschreckende Geschichte das Unternehmen zwang, Schritte zu unternehmen. Airbnb ist nun dabei, seine Richtlinien zu überarbeiten und dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter des Unternehmens die Polizei benachrichtigen, sobald ein Notfall gemeldet wird. / SD

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