Ölbohrungen bedrohen Kanaren Tourismus
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Ölbohrungen bedrohen Kanaren-Tourismus

Madrid. Besucher kommen vor allem wegen des Wetters, der Strände, der Ruhe und Naturlandschaften auf die Kanarischen Inseln. Seit November letzten Jahres führt der spanische Mineralöl-Konzern Repsol Probebohrungen nach Erdöl rund um die Gewässer der Inseln durch. Dies führte zu heftigen gesellschaftlichen Kontroversen in der breiten Öffentlichkeit und grossen politischen Spannungen. Vor exakt einer Woche schien Repsol plötzlich seine Pläne aufzugeben.

Am vergangenen Freitag schien Repsol überraschend seine Pläne für Öl-Bohrungen aufzugeben, nachdem man erste Bohrlöcher nicht gefunden habe. Der Chef des Stadtrates von Lanzarote, Pedro San Ginés, zumindest bleibt solange vorsichtig, bis "die spanische Regierung uns offiziell informiert hat".

Was war geschehen?

Die Hotellerie rügt die Tatsache, dass die Tourismusbranche – die 30% des BIP erwirtschaftet – in den Projekt-Gutachten übergangen wurde und kritisiert das Fehlen konkreter Vorschläge über die Vorteile, die den Inseln zugutekommen sollen.

"Es sind in vielerlei Hinsicht Schäden zu befürchten, die sich überhaupt nicht mit Vorteilen aufwiegen lassen", betont Antonio Hormiga, Verbandspräsident der Tourismusunternehmer auf Fuerteventura. Fuerteventura zählt wegen der Naturlandschaften mit seiner über 100 km langen und fast unberührten Küste zu den Inseln, die sich grösster Beliebtheit und internationaler Anerkennung erfreuen. Sie sind nur 62 km von der Stelle entfernt, an der das Bohrschiff des spanischen Mineralöl-Konzerns Repsol mit den ersten Arbeiten von insgesamt drei geplanten und offiziell genehmigten Probe-Bohrungen begonnen hat. Lanzarote, die wegen ihrer einzigartigen natürlichen Umwelt bekannte Insel, liegt etwas näher. Die örtlichen Hotelverbände ASOLAN und FEHT haben zu den Fragen der Medien eine Stellungnahme verweigert.

Sollte das Ölprojekt erfolgreich sein, könnte mit der Förderung 10% des spanischen Erdöl-Bedarfs über einen Zeitraum von zehn bis 20 Jahren abgedeckt werden. Allerdings würden derzeit nur Probe-Bohrungen durchgeführt und kein Erdöl gefördert.

Das Aktionsbüro Oficina de Acción Global der Inselregierung von Lanzarote, das die nationalen und internationalen Protest-Bewegungen gegen das Erdöl-Vorhaben koordiniert, hat betont, dass die nationalen Touristenverbände und Reiseveranstalter aus acht europäischen Ländern Petitionen über ihr Missfallen im Hinblick auf die Arbeit des spanischen Ministeriums für Industrie, Energie und Tourismus eingereicht haben. Bislang gab es hierzu keine Reaktion, sagt OAG. "Der deutsche Reiseverband äussert ernsthafte Bedenken zu diesem Vorhaben Wir bitten Sie, die Vorteile aus dem Ölprojekt gegenüber einer gesunden Tourismuswirtschaft und intakten Umwelt abzuwägen, denn dies sind Grundvoraussetzungen für einen erholsamen Urlaub."

Neue Arbeitsplätze - und Steuervorteile zugesichert

Die Schaffung von 3.000 bis 4.000 Arbeitsplätzen in der zweiten autonomen Gemeinschaft mit der höchsten Arbeitslosenquote, "ist nicht glaubwürdig", sagt Jorge Marichal, Präsident des Hotel- und Gastronomieverbandes von Teneriffa, La Palma, La Gomera und El Hierro. Hormiga meinte, das sei eine "lächerliche Zahl, wenn man sie mit den 30.000 Arbeitnehmern vergleicht, die direkt in der Tourismusbranche auf Fuerteventura und Lanzarote beschäftigt sind."

Als Reaktion darauf hat Mariano Rajoy, der Ministerpräsident der spanischen Zentralregierung, für Dezember 2014 einige steuerliche Änderungen angekündigt, die den autonomen Gemeinschaften zugute kommen sollen, in deren Region die Probe-Bohrungen stattfinden. "Die Inseln stehen nicht zum Verkauf und werden auch nicht verpachtet", lautete die Antwort der kanarischen Inselregierung.

Neben dieser Meldung haben die Präsidenten der Hotel- und Gastronomieverbände ASHOTEL und AEHTF kritisiert, so Marichal, dass "man uns zuvor nicht gefragt hat, ob wir mit der Genehmigung über die Probe-Bohrungen einverstanden sind, und ganz sicher wurden wir nicht über die Sicherheitsvorkehrungen informiert, falls es zu einem unkontrollierten Austritt von Erdöl kommen sollte, oder über Kompensations-Massnahmen, die in diesem Bereich im Hinblick auf die Umwelt-Belastung vorgesehen sind. Allerdings sorgt er sich nicht über die internationale Wahrnehmung der Inseln: "Die Touristen haben auch nicht auf Reisen an den Golf von Mexiko, nach Brasilien, Schottland, Kalifornien etc. verzichtet".

Die Wahrheit ist, dass die Energie-Rechnung an dritter Stelle der höchsten Ausgaben steht, die sich auf fünf bis sechs Prozent der Gesamtkosten mit einer jährlichen Zuwachsrate von 15 bis 20% belaufen. "Dies kann sich negativ auf unsere Wettbewerbsfähigkeit im Hinblick auf andere Reiseorte auswirken, deren Energie-Ausgaben wesentlich geringer sind", sagt Marichal.

Der Vorstand von AEHTF stimmt zu: "Es kann nicht angehen, dass man sich gegen die Erdölsuche ausspricht und zugleich nicht versucht, die Entwicklung von anderen alternativen Energien voranzutreiben, die dazu beitragen, grössere wirtschaftliche Vorteile zu erzielen, Arbeitsplätze zu schaffen und das Modell der wirtschaftlichen Entwicklung zu unterstützen, das wir wirklich wollen. ASHOTEL weiter: "Hoteliers könnten über die Verbände in Photovoltaik-Anlagen investieren .... wir könnten zu einem energie-unabhängigen Urlaubsort werden. Und damit beziehe ich mich auf Repsol: Ein Teil der Steuern kann wieder in die Energiemodelle der Kanarischen Inseln investiert werden." / BdL

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