Schweiz 2016 Stagnation
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Schweiz 2016: Stagnation

Bern. Die Übernachtungen in der Schweiz haben 2016 stagniert. Es gab weniger ausländische Gäste, was aber nicht ganz durch zusätzliche inländische Gäste kompensiert werden konnte. Der Strukturwandel wird wohl immer konkreter. Eine hotelleriesuisse-Studie wiederholt die Haupt-Herausforderungen für die Hoteliers im Land.

Die Hotellerie in der Schweiz registrierte im Jahr 2016 insgesamt 35,5 Millionen Übernachtungen. Dies entspricht gegenüber dem Jahr 2015 einem leichten Rückgang um 0,3 Prozent. Die ausländischen Gäste verbuchten 19,3 Millionen Übernachtungen und damit 1,5 Prozent weniger. Die inländischen Gäste generierten 16,2 Millionen Übernachtungen, was einem Plus von 1,2 Prozent entspricht. Damit verzeichneten sie zum vierten Jahr in Folge ein positives Ergebnis. Im Dezember 2016 wurden 2,4 Millionen Übernachtungen verbucht. Dies sind 0,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Dies geht aus den definitiven Ergebnissen des Bundesamtes für Statistik hervor.

Leichte Zunahme im zweiten Halbjahr 2016

Im Jahr 2016 gingen die Übernachtungen in sieben Monaten zurück. Die stärksten Abnahmen waren im ersten Halbjahr zu beobachten. Allein im Januar wurde ein Rückgang um 191.000 Übernachtungen verbucht. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 16,9 Millionen Übernachtungen registriert, was einem Minus von 1,0 Prozent gegenüber derselben Vorjahresperiode entspricht. Im zweiten Halbjahr zeigte sich ein differenzierteres Bild. Von Juli bis Dezember wurden 18,7 Millionen Übernachtungen und damit ein leichtes Wachstum gegenüber dem zweiten Halbjahr 2015 verbucht.

Trendwende bei der asiatischen Nachfrage

Im Jahr 2016 belief sich die inländische Gesamtnachfrage auf 16,2 Millionen Übernachtungen, was im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von 192.000 Übernachtungen entspricht. Mit insgesamt 19,3 Millionen Übernachtungen verzeichnete die ausländische Nachfrage einen Rückgang um 288.000 Einheiten. Nach mehreren Jahren ununterbrochenen Wachstums ging die Nachfrage der asiatischen Gäste im Vergleich zu 2015 um 160.000 Übernachtungen zurück. Zurückzuführen ist diese Trendwende auf die starke Abnahme der chinesischen Gäste, die mit einem Minus von 248.000 Übernachtungen den stärksten Rückgang aller Herkunftsländer verzeichneten, gefolgt von Japan mit einem Minus von 34.000 Übernachtungen. Die Übernachtungen der Gäste aus den Golfstaaten und der Republik Korea nahmen hingegen zu.

Der seit 2009 zu beobachtende Abwärtstrend der Übernachtungen bei den Gästen aus Europa setzte sich im Jahr 2016 fort, war jedoch weniger markant als in den Vorjahren. Unter diesen Ländern generierte Deutschland mit -149.000 Übernachtungen den stärksten absoluten Rückgang, womit die Zahl zum achten Jahr in Folge stetig sank. Russland, Belgien, Italien, Frankreich und das Vereinigte Königreich verzeichneten ebenfalls weniger Übernachtungen. Das Ergebnis der Niederlande war nach mehreren Jahren stetigen Rückgangs stabil. Demgegenüber verbuchte Spanien eine Zunahme um 22.000 Übernachtungen.

Die Nachfrage aus dem amerikanischen Kontinent setzte ihr Wachstum fort und erhöhte sich um 68.000 Übernachtungen. Mit 96.000 zusätzlichen Übernachtungen lieferten die Vereinigten Staaten die stärkste absolute Zunahme dieses Kontinents. Afrika und Ozeanien verzeichneten hingegen ein Minus.

Gemischte Bilanz innerhalb der Tourismusregionen

Sieben der vierzehn Tourismusregionen wiesen 2016 gegenüber 2015 eine Übernachtungsabnahme auf. Am stärksten war der Rückgang in den Bergregionen, insbesondere im Berner Oberland. In Graubünden und im Wallis war die gleiche Entwicklung zu beobachten. Die Region Luzern / Vierwaldstättersee verbuchte mit -85.000 Übernachtungen ebenfalls eine der stärksten Abnahmen. Demgegenüber registrierte die Genfer See-Region mit einem Plus von 121.000 Einheiten das deutlichste absolute Wachstum. Es folgen das Tessin und Bern Region.

Aufenthaltsdauer und Auslastung

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag 2016 wie bereits im Jahr 2015 bei 2,0 Übernachtungen. Ausländische Gäste verbuchten im Durchschnitt 2,1 Nächte und verweilten damit etwas länger als Schweizer Gäste. Nach Tourismusregionen betrachtet verzeichnete Graubünden mit 2,7 Nächten die längste Aufenthaltsdauer, gefolgt vom Wallis mit 2,4 Nächten. Am wenigsten lang verweilten die Gäste mit 1,6 Nächten in der Fribourg Region.

Die Nettozimmerauslastung belief sich im Jahr 2016 auf 51,3 Prozent. Unter den Tourismusregionen wies Genf mit 63,5 Prozent die stärkste Auslastung auf. Es folgt Zürich Region mit einer Auslastung von 63,0 Prozent. Die geringste Auslastung verzeichnete die Region Jura & Drei-Seen-Land mit 38,4 Prozent.

Im Dezember 2016 verbuchte die Hotellerie 2,4 Millionen Übernachtungen, was im Vorjahresvergleich einem Rückgang von 19.000 Einheiten entspricht. Die ausländische Nachfrage belief sich auf 1,3 Millionen Übernachtungen und entsprach damit einer Zunahme von 7.400 Einheiten. Die inländischen Gäste generierten 1,1 Millionen Übernachtungen und damit ein Minus von 26.000 Einheiten.

Im Dezember 2016 war bei den Gästen aus Deutschland mit einem Minus von 10.000 Übernachtungen der stärkste absolute Übernachtungsrückgang gegenüber Dezember 2015 zu verzeichnen. Darauf folgen die Gäste aus dem Vereinigten Königreich, Italien den Niederlanden und Belgien. Bei den Gästen aus den Vereinigten Staaten, die 13.000 zusätzliche Übernachtungen generierten, wurde die grösste absolute Zunahme verbucht. Darauf folgen die Gäste aus Spanien und Indien.

Sieben der vierzehn Tourismusregionen registrierten im Dezember 2016 gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode einen Übernachtungsrückgang. Aufgrund der ungünstigen Schneeverhältnisse verbuchten die Bergregionen die stärksten Abnahmen. In Graubünden wurden 17.000 Übernachtungen weniger registriert. Es folgen das Berner Oberland mit -14.000 Übernachtungen und das Wallis mit -13.000 Einheiten. Die städtischen Gebiete legten hingegen zu, allen voran die Region Basel, die mit einem Plus von 13.000 Einheiten das deutlichste absolute Wachstum registrierte.

Verbandsumfrage wiederholt
Haupt-Herausforderungen

Die Schweizer Hoteliers zählen den starken Franken und die hohen Kosten, die fehlenden Fachkräfte sowie die Online-Buchungsplattformen zu den grössten Herausforderungen. Das zeigt die jüngste Mitglieder-Umfrage des Branchenverbands hotelleriesuisse.

Er befragte im Januar 2017 knapp 2.000 Mitglieder zur aktuellen Lage des Tourismus. 251 der teilnehmenden Beherbergungsbetriebe sahen bei der Währung, den Kosten, den Fachkräften und den Online-Buchungsplattformen den grössten Handlungsbedarf. "Der Kampf gegen das hohe Kostenniveau hat für hotelleriesuisse Priorität", betonte Verbandspräsident Andreas Züllig an der Pressekonferenz von Schweiz Tourismus. Deshalb setzt sich hotelleriesuisse an vorderster Front für eine Fair-Preis-Initiative ein.

Nach dem Frankenschock im Jahr 2015 bleibt der Preisdruck hoch. Trotzdem konnten 62% der Befragten ihre Winter-Preise im Vergleich zum Vorjahr halten. Im Winter 2015/16 waren es nur 49%. Diese Stabilisierung ist eine entscheidende Voraussetzung für die Rentabilität und Investitionsfähigkeit der Branche. Laut Umfrage wollen die Hoteliers Innovationen und Investitionen weiter vorantreiben und sich über besondere Qualität positionieren. Dabei spielen Hotelsterne und Spezialisierungskategorien wie Schneesport-, Golf- oder Wanderhotel eine wichtige Rolle. Um neue Gäste anzusprechen, verstärken 30% ihr Online-Marketing.

Neuer Beruf und neue Arbeitsmodelle

Als zweite grosse Herausforderung nannten die Befragten die Rekrutierung von geeigneten Mitarbeitern. Der neu geschaffene Beruf "Hotel-Kommunikationsfachfrau/-mann" stösst bei den Jugendlichen auf grosses Interesse. Im Leitfaden "Zukunft des Arbeitsmarkts in der Hotellerie" zeigt hotelleriesuisse anhand von Best Practice-Beispielen, wie Hoteliers vorgehen, um Personal zu finden und zu halten. Die Saisonbetriebe in den Kantonen Tessin und Graubünden z.B. orientieren sich an der Sharing Economy und "teilen" sich die Mitarbeiter. Diese erhalten dank diese "Mitarbeiter-Sharings" eine Ganzjahresstelle. Im Winter sind sie im Bündnerland, im Sommer im Tessin im Einsatz.

Kampf gegen OTA-Knebelverträge

Laut Umfrage-Ergebnissen stellen Online-Buchungsplattformen für die Schweizer Beherbergungsbetriebe die drittgrösste Herausforderung dar. Die Präsenz dort ist wegen überrissenen Konditionen und Preis-Vorschriften allerdings sehr teuer. "Diese Eingriffe in die unternehmerische Freiheit sind absolut inakzeptabel", hielt Andreas Züllig fest und verwies auf die Motion Bischof, welche die OTA-Knebelverträge verbieten will. "Unsere Nachbarländer haben bereits mit Verboten reagiert. Jetzt muss auch die Schweiz aktiv werden", verlangte der hotelleriesuisse-Präsident.

In der Mitglieder-Umfrage von hotelleriesuisse gehen viele Betriebe von einer leichten Entspannung aus. Die touristische Gesamt-Nachfrage ist allerdings weiterhin stark von der Franken-Entwicklung abhängig, eine grundsätzliche Stabilisierung ist erst mittelfristig zu erwarten. / red

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