Taj Hotels CEO Raymond Bickson checkt aus
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Taj Hotels: CEO Raymond Bickson checkt aus

Mumbai. Für viele in der Branche galt er als unersetzbar. Er war der Liebling und wurde von vielen beneidet. Schliesslich war er persönlich von niemand anderem als Ratan Tata ausgewählt worden, dem damaligen Vorsitzenden und Ehren-Vorsitzenden des 100 Milliarden Dollar schweren Unternehmens Tata Sons. Vor zwei Wochen verkündete Raymond N. Bickson, Geschäftsführer und CEO von Taj Hotels & Resorts, plötzlich sein Ausscheiden zum 31. August an. Rakesh K. Sarna wurde umgehend zu seinem Nachfolger ernannt.

Bicksons Aufgabe war es, die Marke auf einer globalen Plattform auszubauen. Als Raymond N. Bickson, Geschäftsführer und CEO der Indian Hotels Company, ein Unternehmen, das der Tata-Gruppe untersteht und die Taj-Hotelkette besitzt und betreibt, am 7. August seinen Rücktritt verkündete, war die Überraschung gross. Schliesslich hatte der gebürtige Hawaiianer, der 2003 zur Tata Group – einem der grössten Mischkonzerne Indiens – kam, 11 Jahre lang für das Unternehmen gearbeitet. Seine lange Amtszeit war von vielen Erfolgen geprägt, darunter auch der Ausbau der Vorzeigemarke zu einer weltweit agierenden Marke.

Am Gehen: Raymond N. Bickson.

Überraschenderweise wurde sein Rücktritt vom Vorstand sofort akzeptiert, der auch prompt seinen Nachfolger ernannte: Rakesh K. Sarna. Bickson tritt offiziell am 31. August zurück und Sarna übernimmt am 1. September seinen Posten. Sarna ist ein Veteran in der Hotellerie, mit über drei Jahrzehnten Erfahrung in verschiedenen Funktionen in unterschiedlichen Teilen der Erde. Er war Group President of Americas und Executive Vice President bei der Hyatt Hotels Corporation und zeichnete sich für Hotels in den USA, Kanada, der Karibik und in Mittel- und Südamerika verantwortlich. Als Bickson 2003 bei der Taj Group den Posten als Executive Director und COO der luxuriösen Taj Hotels übernahm, bestand seine Aufgabe darin, mit der Taj-Marke im Ausland zu expandieren. Damals verfügte Taj über lediglich 62 Hotels im Portfolio.

Darunter befand sich natürlich auch das erste internationale Haus, das Taj Sheba Hotel in Sanaa, Jemen, das die Gruppe 1980 eröffnete. Deshalb hatte Bickson den klaren Auftrag, die internationale Präsenz der Gruppe in rund 25 internationale Schlüsselmärkte auszuweiten.

Im Kaufrausch

Unter Bicksons Leitung expandierte die Kette in viele neue Märkte ausserhalb Indiens. The Taj-Gruppe ging bei ihrer Expansion ins Ausland aggressiv vor. 2005 kaufte sie The Pierre, ein Luxushotel mitten in Manhattan, New York, für geschätzte 50 Millionen US-Dollar. Dieser Kauf entsprach dem Wunsch der Gruppe, ein Hotel in der vornehmen Gegend New Yorks zu betreiben, denn zuvor hatte sie bereits erfolglos 130 Millionen US-Dollar für das Carlyle Hotel in Manhattan geboten. Davor wäre es der Gruppe fast gelungen, das InterContinental an der bekannten Südseite des Central Park zu erstehen, wurde aber von Donald Trump überboten.

Von 1981 bis 1999 betrieb die Gruppe allerdings bereits 3 Sterne-Hotels in Manhattan und Chicago. Um jedoch als Luxushotel-Marke in den USA anerkannt zu werden, fehlte noch ein 5 Sterne-Haus. In jenem Jahr soll Bickson bekannt gegeben haben, dass das Unternehmen über 35 Millionen US-Dollar in die Renovierung des Pierre stecken würde, um es der Kultur und dem Stil von Taj anzupassen. Wie sich später herausstellte, investierte die Gruppe aber über 100 Millionen US-Dollar in die Renovierung des vornehmen, französischen Hochhauses im Stil eines Schlosses, das nach 18 Monaten Renovierungsarbeiten 2009 eröffnete. Im selben Jahr unterzeichnete die Gruppe einen Management-Vertrag für das Taj Exotica auf Palm Island, Jumeirah, Dubai.

Von diesem Zeitpunkt an betrieb die Gruppe eine aggressive Expansionspolitik. 2006 kaufte sie das W Hotel in Sydney, das später in Blue Sydney umbenannt wurde.

2007 folgte das Ritz-Carlton Boston, USA, später in Taj Boston umbenannt, das von seinen Eigentümern Millennium Partners für 170 Millionen US-Dollar verkauft wurde. Darüber hinaus besitzt die Gruppe Resorts auf den Malediven, Sri Lanka und hat einen Management-Vertrag für das Taj Palace in Marrakesch, Marokko, das im letzten Quartal 2011 eröffnete.

Im inländischen Markt expandierte die Gruppe ebenfalls mit dem Start von Ginger, einer Kette mit hochwertigen Budget-Hotels in Indien mit moderner Ausstattung, angelehnt an die ibis Hotels in Europa, wie auch der lebensfrohen Marke Vivanta by Taj für New Age-Reisende mit Schwerpunkt auf Gourmet-Küche und luxuriöse Gesundheits- und Wellness-Erlebnisse und eine Kategorie unter den traditionellen Luxushotels von Taj.

Im Kommen: Rakesh K. Sarna.

Der Zeitpunkt ist ausschlaggebend

Die globale Wirtschaftskrise, besonders die Lehman-Krise, hatte direkte Folgen für die Hotellerie. Besonders das Pierre brachte nicht den erwarteten Gewinn. Allein die drei Hotels in den USA meldeten laut dem aktuellsten Geschäftsbericht der Indian Hotels Company Ltd einen kombinierten Verlust von nahezu 25,5 US-Dollar im vorigen Geschäftsjahr.

Allerdings war der Zeitpunkt das Ausschlaggebende. Während die Taj Group im Ausland expandierte, passierte genau das Gegenteil: Viele internationale Ketten versuchten, Präsenz im indischen Markt zu zeigen. Aktuell sind nahezu 40 internationale Marken wie Starwood, Marriott, Kempinski, Four-Seasons, Ritz-Carlton, Hyatt und mehr dabei, sich mit unterschiedlichen Marken in Indien zu etablieren.

Diesen Juli verkaufte die Gruppe das Haus in Sydney an die Hind Hotels & Properties Group, mit Sitz in Hongkong, die Hotels und Serviced Apartments unter der Ovolo-Marke betreibt. Diese Transaktion soll bis 31. Oktober 2014 abgeschlossen sein. Laut einer Mitteilung beträgt der Transaktionswert 32 Millionen Australische Dollar.

Veränderungen hinter den Kulissen

Die beiden aufeinanderfolgenden verlustreichen Jahre und der erfolglose Kaufversuch der Orient-Express-Luxushotels sowie der Wechsel an der Spitze der Taj Group, wo Cyrus Mistry Ende letzten Jahres die Position von Tata übernahm, sollen angeblich zum Weggang von Bickson geführt haben. Erst letztes Jahr war er für weitere fünf Jahre zum Geschäftsführer und CEO ernannt worden.

Offensichtlich wurde seine neuerliche Ernennung seitens einiger Aktionäre für nicht gut geheissen, die wegen der schlechten finanziellen Leistung von IHCL ihren Unmut bei der Jahreshauptversammlung im letzten Jahr zum Ausdruck brachten. Trotz der Verluste, die das Unternehmen hinnehmen musste, wurde Bicksons Jahresgehalt erhöht. Vielleicht haben all diese Punkte zu seinem Weggang beigetragen.

"Wir sind Herrn Bickson dankbar für die vielen Jahre, in denen er die Taj Group geleitet hat", sagte Cyrus P. Mistry, Vorsitzender IHCL, in einer Stellungnahme.

Für Bickson, der in seine Heimat zurückkehrt, um "anderweitigen beruflichen Interessen nachzugehen", war es definitiv eine lange Reise. Als er 2003 nach Indien kam, verfügte Taj über lediglich 62 Hotels im Portfolio. Heute kann die Gruppe mit 117 Hotels aufwarten und betreibt vier verschiedene Marken - Taj Resorts and Palaces, Vivanta by Taj, Gateway und Ginger, die unter seiner Leitung entwickelt und umgesetzt wurden.

Die Hotel-Branche ist ebenfalls gewachsen. Damals verfügte Indien über lediglich 62.000 Hotelzimmer. Heute sind es über 167.000 Zimmer und die Zahl steigt weiter. Auch die Anzahl der Touristen, die Indien besuchen, ist gestiegen. 2006 kamen 4,45 Millionen Besucher nach Indien und 2013 waren es beinahe 7 Millionen Ankünfte. Im Nachhinein betrachtet verlässt Bickson Indien zum spannendsten Zeitpunkt.

Nachfolger Rakesh Sarna kommt von Hyatt

Rakesh Sarna wird ab 1. September 2014 den Posten als Geschäftsführer und Chief Executive Officer der Indian Hotels Company Limited übernehmen. Er wird für das Wachstum des Konzerns verantwortlich sein.

Er verfügt über drei Jahrzehnte Erfahrung in unterschiedlichen Führungspositionen bei Hyatt Hotels. Er war Group President of Americas und Executive Vice President der Hyatt Hotels Corporation mit einem Portfolio von 146 Full-Service-, 233 Select-Service-Hotels und 15 Eigentums-Ferienanlagen in Nordamerika, der Karibik und Lateinamerika mit 47.000 Mitarbeitern. In seiner Position war Rakesh Sarna verantwortlich für die Entwicklung und das Management der im Eigentum, unter Management oder Franchise befindlichen Hotels der unterschiedlichen Hyatt-Marken. Er spielte in der Entwicklung und beim Betreiben aller Hotels der Marke Hyatt im asiatisch-pazifischen Raum, in Europa, Afrika und dem Nahen Osten, Südwest-Asien und Lateinamerika eine entscheidende Rolle und einwickelte eine Pipeline ertragsstarker Hotels, besonders in China, Indien, Brasilien und Mexiko.

Er war verantwortlich für die Einrichtung von Hyatts Entwicklungsressourcen in Neu-Delhi, Peking und Zürich. Ausserdem hat er die Marken-Attribute von Andaz mit verfasst und führte den Start dieser neuen Marke unter seiner Aufsicht durch. Desweiteren unterhielt er Abteilungsbüros in Hongkong, Dubai, Zürich und Mexiko-Stadt.

Rakesh Sarna ist international aufgewachsen. Als junger Erwachsener kam er nach Kanada und machte in Ottawa seinen Diplom-Abschluss in Hospitality Administration. / Hoihnu Hauzel

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