Treff für Politiker und Protestler Der ZIA Tag der Immobilienwirtschaft identifiziert die Energie als Treiber
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Treff für Politiker und Protestler

Der ZIA Tag der Immobilienwirtschaft identifiziert die Energie als Treiber

ZIA-Tag: Das Who is Who der Immobilien-Branche hörte zu, draussen warteten die Protestler.Fotos: Ulf Bueschleb

Berlin. Alles wird digitaler, enger, knapper und teurer. Die Immobilien-Branche steht mit allen Asset-Klassen – Hotels, Büro-, Wohn- und Handelsimmobilien gleichermassen – vor grossen Herausforderungen. Innovative Lösungen auf die Probleme unserer Zeit zu finden, war daher der Hauptansatz für den "ZIA Tag der Immobilienwirtschaft" in Berlin. Den Prozess beschleunigen wollten offenbar rund 300 Demonstranten, die massiv dagegen protestierten, dass Wohnungen vielerorts immer mehr zu Luxusgütern werden.

Eigentlich bringt man massive Demonstrationen in letzter Zeit eher mit Frankreich als mit Deutschland in Verbindung. In Berlin aber kam es am ZIA-Tag der Immobilienwirtschaft zum einen zu einer Rekordbesucher-Beteiligung von über 1.500 Teilnehmern, aber auch zu einem Novum. Mit Aufrufen wie "Alle Mieter*innen Berlins sind eingeladen: Bringt Nierentisch und Ohrensessel, Stehlampe und Chaiselongue, wir machen es uns am Stadtschloss gemütlich! Wohnraum für Alle statt Schloss!" wollten die rund 300 Demonstranten der versammelten Immobilien-Branche zeigen, wie gravierend die Probleme inzwischen sind.

Und so ging am Spätnachmittag des ereignisreichen Tages dann erst einmal gar nichts mehr. Die Türen der Telekom-Hauptniederlassung blieben verriegelt. Es gab kleine Tumulte, da einige Aktivisten Protestzettel verteilten und versuchten, in das Gebäude einzudringen. Erst ein massiveres Polizei-Aufgebot konnte die Tagungsteilnehmer dann zum Abendprogramm ins Berliner Stadtschloss bringen, das derzeit für rund 590 Millionen Euro wiederaufgebaut wird. Das zeigt, wie angespannt die Lage in vielen Bereichen – insbesondere auf dem Wohnungsmarkt – ist.

Beispiele aus New York

Der ZIA-Tag zeigte aber auch, dass es in Zeiten der permanenten politischen und wirtschaftlichen Krisen-Stimmung der gesamten Immobilien-Branche gut tat, sich zumindest einmal im Jahr intensiv auszutauschen.

Promis am Redner-Pult: Die deutsche Bundesbau-Ministerin Barbara Hendricks.

Den ganzen Vormittag wurden mit Experten und unter Einbeziehung des Publikums aktuelle Themen wie Digitalisierung von Prozessen, das Internet der Dinge wie beispielsweise der digitale Schlüssel, die Reduzierung administrativer Hürden bei Bau-Genehmigungen am Beispiel der Niederlande sowie Innovationen bei Klimaschutz und Energiewende diskutiert. Nach der Mittagspause dann liess ZIA-Präsident Andreas Mattner ein beachtliches Redner-Feuerwerk zünden.

Neben dem Who-is-Who der Immobilien-Branche waren sehr viele hochrangige Gäste aus Politik und Wirtschaft wie die Bundesbauministerin Barbara Hendricks, der ehemalige Bürgermeister von New York, Rudolph W. Giuliani, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, Staatssekretär Gunther Adler und John Baeckelmans, CTO von Cisco Systems, sowie etliche andere Staatssekretäre und Bundestagsabgeordnete anwesend.

Unter dem Motto "Stadt & Land: Wachstumsmotor Immobilien-Wirtschaft" diskutierten sie gemeinsam, um schnelle Wege aus der Wohnungsmisere in den Grossstädten, realitätsnahe Lösungen in der Technik und gangbare Verbesserungen für den Klimaschutz zu finden. Best Practice-Beispiele wie von Rudolph Giuliani oder von John Baecklmans haben dabei sicher gute Denkanstösse gegeben – auch darin, wie sie Dinge bei Problemen angepackt haben, sich selbst nicht ganz so wichtig nehmen.

Veränderungen vor Ort oder digital

Aufstrebende Städte bräuchten vor allem Kräne und Nachtleben, so Giulianis einfaches Rezept. Diese beiden Faktoren stünden synonym für die Dynamik einer Stadt. Aber Städte müssen auch sicher sein, so sein Appell. Damit sei auch das Thema bezahlbarer Wohnraum untrennbar verbunden. Wichtig sei dabei, die Ghetto-Bildung zu unterbinden und nicht zu viel zu regulieren. Allein durch staatliche Unterstützung sei eine Verbesserung problematischer Standorte nicht möglich, das bekämpfe zwar die Probleme an der Oberfläche, aber nicht die wirklichen Ursachen.

Mit seiner kompromisslosen Saubermann-Strategie gelang es dem ehemaligen Staatsanwalt, die Verbrecherzahlen in New York auf ein Rekordtief sinken lassen. Er bekämpfte die Kriminalität am Times Square und gegen die Mafia rund um das Lincoln Center, das für ihn der Vorhof zur Hölle darstellte.

Baeckelmans dagegen beleuchtete die digitale Veränderung. Sein Fokus richtete sich dabei auf personalisierte Räume und die "Digital Ceiling", die digitalisierte Decke. Bei Smart-Gebäuden wird die Zimmerdecke zum Information-Highway, bei dem Beleuchtungs-, Belüftungs- und Sicherheitssysteme zu einem einzigen IP System verbunden werden. Das mache die Handhabung deutlich einfacher, so Baeckelmans.

Rudolph Giuliani, Bürgermeister von New York: Keine Ghettos erlauben!

Lampen mit modernster Sensoren-Technik merken sich, wann man im Zimmer ist, welchen Helligkeitsgrad oder welche Farbe des Lichts man wünscht. Ebenso sind dann per Smartphone unterschiedliche Arten von Büros/Räumen mittels QR-Code zu buchen. Im Raum selbst wird dann die Infrastruktur für den jeweiligen Benutzer bereitgestellt: Das Licht wird auf die bevorzugte Helligkeit eingestellt, seine gewünschte Raumtemperatur und das Telefon erhält die Nummer des Angestellten.

Das alles kam an beim Publikum. Auch Norbert Lammers. Er umriss klar die Situation in Deutschland und in der Branche. Langanhaltende stehende Ovationen waren die Folge – ein weiteres Novum.

Der Verband sucht aktiv den Kontakt zur Politik. ZIA-Präsident Andreas Mattner als Politik-Profi weiss genau: Nur mit Geduld, guter Kommunikation und dem Aufbau von Vertrauen bleibe man dauerhaft im gemeinsamen Gespräch. Und so freute sich die Bundesbauministerin auch sichtlich über Mattners Lob zu ihrem Pariser Klimaschutz-Erfolg, als er sagte, er spreche ihr seine Hochachtung für das Erreichte aus und ihr als Erinnerung einen Globus überreichte. Mattner kündigte gleichzeitig an, der ZIA werde bis Ende des Jahres mit Vorschlägen kommen, die zu mehr Klimaschutz führten statt zu einer weiteren Verschärfung der Energieeinsparverordnung.

EnEV als Sorgenkind

Mit ein Grund, weshalb Bauen im Wohn- und Gewerbebereich so teuer geworden ist, sind die steigenden Kosten bei den Bau-Materialien wie auch die immer höheren Umwelt-Auflagen. Zwar herrschte Konsens darin, dass die Bau-Branche über alle Asset-Klassen hinweg eng mit der Energiewende verbunden ist. Ebenso, dass die Ansprüche an das Bauen und die Anforderungen des Klima- und Umweltschutzes oft als unversöhnliche Gegensätze erscheinen mögen, man aber doch einen gemeinsamen Nenner suche und alles dafür tun werde, ihn zu finden.

Dennoch seien die Anforderungen der EnEV oft kontraproduktiv und nicht praxisnah. Planer und Architekten, Hoteliers, Bau-Unternehmer und Baustoff-Produzenten haben sich inzwischen alle auf die Notwendigkeit energiesparender Gebäude eingestellt – und hoffen nun, dass von der Politik endlich die Rahmen-Bedingungen in der richtigen, praxistauglichen Art und Weise justiert werden, wie sie Verbände wie der ZIA schon lange fordern.

Ein Schritt, die Politik dabei zu unterstützen, ist die ZIA-"Task Force Energie". Sie arbeitet derzeit mit Gutachtern, Energie-Experten und der Expertise aller angeschlossenen Firmen an Alternativen und Vorschlägen zur Verbesserung der Effizienz. Ganzheitliches Denken in Klimaquartieren sei dabei ein entscheidender Faktor, erklärte Mattner eindringlich. Man habe daher 63 Quartiere evaluieren lassen. Das Ergebnis lässt hoffen. Nach ersten Schätzungen stellte sich heraus, dass dort drei Prozent an CO2 jährlich mit einfachen Mitteln eingespart werden und nicht 0,02 Prozent wie durch die letzte EnEV-Novelle. Das wäre für die Branche das beste Novum. / Beatrix Boutonnet

 

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