Trendiges Österreich Marketing Selfies im Berg
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Trendiges Österreich-Marketing: Selfies im Berg

Salzburg. Quer über den Alpenbogen hat der verregnete Sommer 2014 weniger Gäste weggespült als befürchtet. Zu verdanken ist das neuen Ideen für das jüngere Publikum: dem "Gipfel-Selfie", dem Video-Tagebuch und dem Rewild-Projekt, bei dem es per GPS in die Berge geht. Die Österreicher sind dem Trend mal wieder auf der Spur.

Regenfest vermummt unterm Gipfelkreuz: Dieses Bild wurde diesen Sommer unendlich oft auf Facebook geteilt, mit den Gesichtern der Wanderer und Bezeichnungen der Berggipfel als einzige Variable. Es sind "Selfies", die sich von denen aus der Stadt kaum unterscheiden, denn meist ist die Seilbahnstation nahe: "Die Gäste wollen mehr und mehr inszenierte Berge. Nicht nur, wenn sie aus Asien anreisen", steht für den Tourismuschef des Schweizer Wallis, Bruno Huggler, fest.

Gerade das überaus feuchte Wetter - von Frankreich über die Schweiz, Bayern und Österreich bis Italien - habe in diesem Jahr gezeigt, das Gäste wenigstens mit der Bahn hinauf wollen, um das alpine Gefühl zu geniessen. "Man definiert sich über die Erlebnisse, das funktioniert auch an Regentagen", begründet der Geschäftsführer der Tirol Werbung, Josef Margreiter, warum einzelne alpine Destinationen wie Kitzbühel oder Schladming in diesem Sommer Zuwächse aufweisen – ganz gegen den Trend. Abgesehen davon sei der Alpengast überdurchschnittlich-unempfindlich.

Berg-Erlebnis per Smartphone. Das lockt junge Leute an.

In nur 300 von insgesamt 6.200 Gemeinden des Alpenbogens ballt sich die Hälfte des Zimmerangebots. "Diese Konzentration wird weiter zunehmen", ist Margreiter überzeugt. Er glaubt, dass sich unter den schwieriger werdenden Bedingungen im Sommer wie Winter nur die profiliertesten Gemeinden durchsetzen werden. Wo keine einzigartigen Naturdenkmäler mehr Selbstläufer produzieren, muss umso mehr Hirnschmalz eingesetzt werden.

Video-Tagebuch statt Kuh-Adoption

"Früher haben sich Deutsche und Holländer einfach bei uns an den Caldonazzosee gelegt, um zu entspannen. Jetzt darf der Urlaub anstrengender werden", sieht Cristina Eberle von Valsugana Tourismus eine markante Änderung. Heute wird der Kontakt zu Einheimischen gesucht, sich an der italienischen Sprache probiert, und zu Bauern und Imkern gewandert - anstatt am See auf Sonnenschein zu warten. Rund zehn Prozent der Gäste hat Valsugana diesen Sommer aufgrund des wirtschaftsbedingten "Urlaubsstreiks" der Italiener wohl trotzdem eingebüsst.

Verglichen mit den nur 200 Kilometer südlicher gelegenen Adria-Stränden ist das aber nur ein Klacks. Denn die Region ist innovativ. Als neueste Idee wurde "The Experience Jukebox" entwickelt, mit der Gäste vor der Anreise online ein Erlebnispaket zusammenstellen können. Die daraus resultierenden Erfahrungen können als persönliche Reiseberichte oder Video-Tagebücher über Social Media-Kanäle geteilt werden.

Ob die so erfolgreich werden wird wie das vor zehn Jahren kreierte analoge Modell, bleibt abzuwarten. Seitdem kann jeder in Valsugana für 60 Euro eine Kuh adoptieren. 10 Euro davon fliessen in ein Sozialprojekt, für den Rest erhalten die Pateneltern vom jeweiligen Bauern Milchprodukte. "Im Frühjahr fotografiert eine Mitarbeiterin alle Jungkühe durch, denn für jedes Kalb machen wir einen hübschen Pass", so Eberle; sie ist von der Idee ebenso begeistert wie die Gäste. 2014 wurden fast 1.000 Kühe adoptiert. "Und die Gäste kehren zurück, um ihre Kuh wieder zu besuchen."

Mit dem GPS in die Berge gelockt

Während die Kuh-Idee überwiegend Familien anspricht, lockt GTA – Grand Traversée des Alpes Jugendliche vom Computer weg in die Berge. Das Projekt Rewild, das dieses Jahr mit dem theALPS-Award ausgezeichnet wurde, verwischt spielerisch die Grenzen, indem es sich vom Computer ausgehend GPS-gesteuert in der Natur fortsetzt. Rund 5.000 überwiegend junge bis sehr junge Menschen sind der Idee, die in Kooperation mit vier Regionalparks umgesetzt wurde, bereits verfallen.

"Definitiv wird das Sommer-Publikum jünger. Die 20- bis 30jährigen entdecken das Bergerlebnis", bemerkt Chris Schnöller, stellvertretender Geschäftsführer der Ötztaler Area 47. In sehr jungen Jahren würden diese Städte besuchen, danach folgen Aktiv-Wochenenden in Fun-Einrichtungen wie der Area 47. Man nütze die Adrenalin-Action im Hochseilgarten, beim Klettern, am Flying Fox, beim Rafting oder zu Jumps ins Wasser, doch dann geht's im trendigen Outfit auf den Berg, wo der Gipfelsieg via Facebook, WhatsApp und Twitter der Welt vermittelt wird. Zwei Folgen hat der Wandel in der Area 47 bereits: Für junge Pärchen wurden in der Anlage neben den bestehenden Mehrbettzimmern nun Doppelzimmer eingerichtet, ausserdem wird "Party" reduziert und dafür das Sportprogramm ausgebaut. / Fred Fettner

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