Trumps Einreiseverbot kostet schon jetzt Millionen von Dollar
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Trumps Einreiseverbot kostet schon jetzt Millionen von Dollar

Washington D.C.. Donald Trumps Einreiseverbot wurde mittlerweile von einem Bundesgericht aufgehoben, doch der bei den Tourismus-Unternehmen angerichtete Schaden und das angekratzte Image der USA als Reisedestination treiben den Branchenexperten tiefe Sorgenfalten auf die Stirn. Arne Sorenson, CEO Marriott, spielt das Thema herunter, während Choice Hotels an die Reisefreiheit appelliert.

Während die Trump-Administration damit beschäftigt ist, ein neues Einreiseverbot aufzusetzen, hat das ursprüngliche Dekret dem lokalen Tourismus bereits beträchtlichen Schaden zugefügt. Laut ForwardKeys, einem Unternehmen, das sich auf die Auswertung von Reisedaten spezialisiert hat, sanken die Reisebuchungen in die USA nach Trumps Verbot um 6,5 Prozent

Zwischen 28. Januar und 4. Februar 2017 fiel die Zahl der Buchungen um 37,5 Prozent, u.a. durch einen Einbruch bei den Buchungen aus Saudi-Arabien um 60 Prozent, obgleich dieser Rückgang mit Schulferien zusammenfällt, hebt die Studie hervor. Die Buchungen aus der Region Asien-Pazifik gingen um 14 Prozent zurück, wobei die Studie China und Hongkong aufgrund des Chinesischen Neujahrsfests aussparte. Die Reisebuchungen aus Westeuropa gingen um 13,6 Prozent, aus Nordeuropa um 6,6 Prozent, aus Afrika um 6,1 Prozent und aus Südeuropa um 2,9 Prozent zurück.

Derweil stieg die Zahl der Buchungen aus Osteuropa um 15,8 Prozent an und die Reservierungen aus den anderen Ländern Nord- und Südamerikas nahmen um 2,3 Prozent zu. ForwardKeys stellte ausserdem fest, dass die Buchungen aus dem Iran nach der Aussetzung des Dekrets durch Bundesrichter James Robart nach oben schnellten.

185 Millionen Dollar Verlust in einer Woche

Laut Global Business Travel Association verlor der Geschäftsreisesektor Buchungen im Wert von 185 Millionen Dollar in der Woche nach der Einführung von Präsident Trumps Einreiseverbot, das es den Bürgern von sieben muslimischen Ländern untersagte, in die USA einzureisen. Geschäftsreise-Anbieter leiden unter dem Dekret. In der Woche vor dem Verbot gab es bei den Geschäftsreise-Transaktionen einen Anstieg von 1,2 Prozent im Vergleich zur Vorwoche, doch: "Dieser positive Trend kehrte sich in der Woche des Verbots um, als die Transaktionen um 2,2 Prozent zurückgingen", so Michael McCormick, Executive Director und COO der GBTA, in einem Blog-Post.

Im gesamten Januar gingen die Buchungen in manchen Branchen und Sektoren um bis zu 8 Prozent im Vergleich zu Dezember zurück. Die Plötzlichkeit und fehlende Klarheit rund um das Dekret führten zu Tausenden verschobenen oder stornierten Buchungen. Doug Parker, CEO von American Airlines, bestätigte, dass die Einführung des Verbots zu "Chaos an den Flughäfen" führte. Europäische Airlines wie Air France KLM und Lufthansa, die zwar offiziell gegen das Verbot sind, sagen, "dass sie gezwungen waren, Dutzende von Passagieren das Betreten der Flugzeuge zu verwehren", und mussten sich dem Dekret beugen. Alle Airlines stimmten darin überein, die betroffenen Passagiere umzuleiten, umzubuchen oder ihnen den Preis des Flugtickets zu erstatten. Transport-Unternehmen in aller Welt erlebten mehrere Tage lang eine Verwirrung und Chaos und viele von ihnen drückten ihre Bedenken gegen die Extrem-Massnahme aus.

Die Hoteliers gaben sich "reservierter". Grosse amerikanische Hotelketten mieden jede Äusserung zum Thema oder gaben einen einfachen Kommentar ab, während die grossen OTAs sowie Airbnb das Dekret öffentlich verurteilten. Expedia veröffentliche sogar eine Erklärung in der man die Klage des Bundesstaates Washington gegen Trumps Einreiseverbot offen unterstützte. Dara Khosrowshani, CEO von Expedia, selbst Einwanderer aus dem Iran, sagte: "Das Dekret des Präsidenten ist der negative Höhepunkt seiner Vorliebe für übereilte gegenüber durchdachten Handlungen. Wir sind eine Nation von Einwanderern. Das sind unsere Wurzeln, das ist unsere Seele. Alles ausgelöscht mit einem einzigen Federstrich."

Sorenson spielt das Thema runter, Choice kommentiert

Hochoptimistisch über die bevorstehenden Schritte der Trump-Administration, um Amerika wieder gross zu machen, meinte Arne Sorenson, CEO von Marriott, in einem Interview mit "Bizjournals.com", das Einreiseverbot sei "technisch gesehen kein grosses Ding ... das Reiseaufkommen aus diesen sieben Ländern nicht sonderlich gross." Mit anderen Worten ist es in Ordnung, solange es sich nicht auf den Umsatz auswirkt. Sorenson zeigt jedoch Mitgefühl mit einwandernden Familien, "für die es eine riesige Tragödie darstellt."

Allein Choice Hotels gab einen offiziellen Kommentar ab, in dem man sich für freies Reisen aussprach. "Choice Hotels unterstützt Massnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit in den Vereinigten Staaten. Gleichzeitig bitten wir die Regierung um eine ausgewogene Balance, der das Reisen unterstützt. Wir bitten die Regierung, internationale Besucher und Einwanderer willkommen zu heissen, die unser Land und unsere Wahrzeichen sehen, Geschäfte abschliessen, ihre Familie besuchen, und leben und arbeiten wollen, während sie angemessene Sicherheitslösungen findet, die alle Amerikaner schützen. In der Zwischenzeit erlässt Choice Hotels jegliche Stornierungsgebühren für alle Reisenden aus den vom kürzlich erlassenen Präsidentendekret betroffen sind."

Zusammen mit der American Hotel & Lodging Association, in deren Erklärung keine Position bezogen wird, entschieden sich die meisten Hotelketten dazu, kein Statement abzugeben – vielleicht aus Furcht vor einem Marken-Boykott. Sie warten. Warten darauf, was die Zukunft bringt. Diese Unsicherheit wird vermutlich bestehen bleiben, da die Branche eine Anrufung des Supreme Court erwartet, die vielleicht gar nicht kommt.

Image-Schaden und Reise-Boykotts erwartet

"Vorausbuchungen werden vermutlich nachlassen, da die Branche nicht sicher sein kann, ob und wann das Verbot wieder in Kraft tritt. Konferenzen und Veranstaltungen werden vielleicht vollständig abgesagt", erinnert Michael McCormick. "Wir bitten die Trump-Administration inständig, das Einreiseverbot aufzuheben, die nächsten Schritte mit den wichtigsten Interessengruppen abzuwägen und sowohl unsere nationale Sicherheit als auch unsere Wirtschaft für die Zukunft zu stärken."

Präsident Donald Trump, der einem Bundesrichter in einem Tweet mit den Worten "Wir sehen uns vor Gericht" drohte, wird ein neues Einreiseverbot erlassen. Und das sind schlechte Neuigkeiten für die US-Reisebranche.

Roger Dow, President und CEO der US Travel Association, stimmt der Aussetzung des Einreiseverbots zu und drückte erst kürzlich seine Sorgen über das Image der USA im Ausland aus. "Wir stehen zu Regierung, Kongress und Gesetzeshütern, während wir in einer Zeit der sich laufend verändernden globalen Sicherheitslage alle wachsam sein müssen. Doch wir glauben an die Balance zwischen der Sicherheit und der Geschichte unserer Nation als ein Ort, der Reisende aus aller Welt willkommen heisst. Ein Einreiseverbot könnte sich negativ auf den internationalen Freizeit- wie auch den Geschäftsreise-Verkehr in die Vereinigten Staaten auswirken. Destinationen, grosse wie kleine, hängen von diesen Besuchern ab, die Unternehmen und Arbeitsplätze vor Ort sichern", so Dow.

Mehrere Berichte zeigen bereits, dass zahlreiche Reiseveranstalter auf der ganzen Welt über einen Boykott der Destination USA nachdenken, um ihrem Protest gegen Trumps Politik Nachdruck zu verleihen. Nicht schlecht für einen Präsidenten, der noch nicht einmal einen Monat im Amt ist. / SD

 

US-TOURISMUSBRANCHE IN ZAHLEN

  • Die Reisebranche erwirtschaftet 2,1 Billionen Dollar und zählt 15,1 Millionen Arbeitsplätze.
  • Hotels zählen 8 Millionen Arbeitsplätze.
  • Hotels erwirtschaften 1,1 Billionen Dollar einschliesslich Hotelumsatz, Gästeausgaben und Steuern.
  • Hotels tragen in etwa 600 Milliarden Dollar zur US-Wirtschaft bei.
  • Hotels erbringen beinahe 170 Milliarden Dollar Steuern für Bund, Staaten und Gemeinden.
  • Ausländische Besucher geben beinahe 500 Milliarden Dollar in Hotels und lokalen Unternehmen aus.
  • Mehr als eine Milliarde Gäste übernachten jedes Jahr in amerikanischen Hotels.
  • Drei von fünf Hotels sind Kleinbetriebe.


Quelle: American Hotel and Lodging Association

 

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