Über zwei Millionen offene Stellen EU führt Skills Pass für Gastgewerbe und Tourismus ein Mehr Jobs
HI+

Über zwei Millionen offene Stellen

EU führt Skills-Pass für Gastgewerbe und Tourismus ein - Mehr Jobs?

Arbeitgeber und Jobsuchende sollten die Eures-Plattform besuchen, um fähige Mitarbeiter und gute Positionen zu finden.

Brüssel. Vor ungefähr vier Wochen, am 24. Juni 2014, hat die Europäische Kommission gemeinsam mit HOTREC, dem europäischen Dachverband der Hotels, Restaurants und Cafés, und weiteren Partnern den ersten "Skills-Pass für Gastgewerbe und Tourismus" ins Leben gerufen. Dieses neue Tool, das in 24 europäischen Sprachen verfügbar ist, soll das Einstellen von Arbeitnehmern im Gastgewerbe und im Tourismus in Europa vereinfachen. Das Tool ist innovativ, interaktiv, einfach zu bedienen und eine Ergänzung zum traditionellen Lebenslauf. Junge Leute, die im Gastgewerbe arbeiten wollen, werden dieses Tool lieben - meint Sarah Douag. Sie hat mit Isabel Sobrino Maté, Public Affairs Manager bei HOTREC, über den neuen Skills-Pass gesprochen, die dessen Entwicklung und Einführung genau beobachtet hat.

Frau Maté, können Sie uns mehr darüber erzählen, welche Rolle HOTREC bei dieser Errungenschaft gespielt hat?

Isabel Sobrino Maté: Über 30 Jahre lang hat sich HOTREC in einem sozialen Dialog auf EU-Ebene mit dem Gegenüber unter den Gewerkschaften, EFFAT, befunden. Erst 2006 standen Fähigkeiten, Qualifikationen und Beschäftigungsmöglichkeiten auf der Agenda der Sozialpartner im Gastgewerbe ganz oben. Vom Anfang an waren sich alle einig, einen Pass für Qualifikationen und Fähigkeiten einzuführen, um die Mobilität innerhalb der Branche in Europa zu fördern.

Der erste Schritt von HOTREC war, eine Fähigkeiten-Liste pro Servicebereich im Gastgewerbe auszuarbeiten. Die Fähigkeiten wurden unter folgenden Bereichen aufgeführt: Restaurant, Küche, Wartung, Spa, Rezeption, Organisation, Bar und den sogenannten "allgemeinen Fähigkeiten für alle Bereiche", die transversale Fähigkeiten umfassen, wie beispielsweise "effektive Teamarbeit". Nachdem die Texte von Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Vertretern der nationalen Vereinigungen geprüft wurden, war HOTREC dafür verantwortlich, die Texte der "Branchensprache" des jeweiligen Landes anzupassen.

Welche Rolle spielte die Europäische Kommission?

Sobrino Maté: Nach der Übersetzung musste der Aufbau des Passes besprochen werden. Hier ist die Europäische Kommission ins Spiel gekommen. HOTREC hat sich gemeinsam mit ihrem Gegenüber unter den Gewerkschaften und den europäischen Beamten über die beste Vorgehensweise beraten. Die Kommission war mit dem erzielten Ergebnis zufrieden und entschied sich, das Projekt zu unterstützen und den Skills-Pass auf Grundlage der finalen Fähigkeiten-Liste für das Gastgewerbe zu erstellen. Auf diese Art und Weise ist der erste Skills-Pass entstanden.

Meiner Meinung nach hat HOTREC bei der Erstellung des Skills-Passes eine entscheidende Rolle gespielt. Und ohne die Initiative der Sozialpartner würde es den Pass an sich so nicht geben. Der Skills-Pass für Gastgewerbe und Tourismus ist er erste seiner Art, den es auf dem Markt gibt. Er dient weiteren Pässen als Vorbild, die die Europäische Kommission für andere Branchen mit hoher Mobilität einführen möchte.

Isabel Sobrino Maté, HOTREC.

Wie kann ein solches Tool das Gastgewerbe unterstützen?

Sobrino Maté: Das Gastgewebe an sich ist international. In dieser Branche herrscht eine hohe Mobilität unter den Arbeitnehmern. Wie in vielen anderen Bereichen auch sind die Kenntnis von Fremdsprachen und die Erfahrung mit Kulturen anderer Länder sehr wichtig. Gleichzeitig muss das Gastgewerbe mit Herausforderungen bei der Beschäftigung und den Arbeitskräften fertig werden, wie beispielsweise Fachkräftemangel in einigen Bereichen, unzureichende Ausbildung und wachsende Forderungen nach Flexibilität und dem Beherrschen mehrerer Fähigkeiten.

Andere Trends, wie das wachsende Bewusstsein für "gesunden Lifestyle", die Individualisierung von Kundenwünschen, Umweltbewusstsein und Digitalisierung von Informationen und Kommunikationssystemen, aber auch die neuen Möglichkeiten, die durch die alternde Bevölkerung, entstehen, stellen die traditionellen Arbeitsprofile in Frage und machen neue Anforderungen notwendig, wodurch die Diskussion über das Verschmelzen von Fähigkeiten, den Mangel an Fähigkeiten und über vieles mehr wichtiger als je zuvor ist.

Wie funktioniert der Skills-Pass genau?

Sobrino Maté: Der Skills-Pass für Gastgewerbe und Tourismus ist das erste Tool, das in allen europäischen Sprachen verfügbar ist, und entwickelt wurde, um den Kontakt zwischen Arbeitsuchenden und Arbeitgebern in Bereichen mit hoher Mobilität zu erleichtern. Der Pass ist ein innovatives Instrument, das dabei hilft, Sprachbarrieren zu umgehen und Arbeitnehmern und Arbeitgebern das Vergleichen und Bewerten von Fähigkeiten, die in anderen Ländern erforderlich sind, erleichtert.

Einerseits können Arbeitsuchende von der europäischen Mobilität profitieren, indem sie ihre Fähigkeiten und Kompetenzen Arbeitgebern unabhängig von Land oder Sprache anbieten. Durch das intuitive Format des Tools können sie ihre Fähigkeiten hinzufügen, indem sie diese aus einer Liste auswählen und darüber hinaus angeben, wie sie diese Fähigkeiten erworben haben. Andererseits können Arbeitgeber schnell Mitarbeiter mit den gesuchten Fähigkeiten finden, unabhängig davon, wo sich diese gerade aufhalten. Das Tool übersetzt die Fähigkeiten des Arbeitsuchenden automatisch in die Sprache des Arbeitgebers. Arbeitgeber können die Fähigkeiten, die sie bei einem Mitarbeiter suchen, auf einer Liste ankreuzen und das System vergleicht diese dann mit übereinstimmenden Profilen von Arbeitsuchenden in ganz Europa.

Auf diese Weise hilft der Skills-Pass die Mobilität im Gastgewerbe innerhalb der EU zu erhöhen, da Angebot und Nachfrage für Arbeitsplätze in der Hotellerie und im Restaurant-Sektor schneller verglichen werden können. Da das Gastgewerbe und der Tourismus für viele junge Leute in Europa die ersten Arbeitsplätze bieten, trägt der Pass massgeblich zu Verbesserung der Beschäftigungsaussichten für junge Leute innerhalb der EU bei.

Wie wichtig war es für die Branche, jungen Arbeitsuchenden in ganz Europa ein solches Tool anzubieten?

Sobrino Maté: Das Gastgewerbe ist sehr arbeitsintensiv Branche mit über 10 Millionen Mitarbeitern. Die Branche zeichnet sich durch ihre hohe Mobilität aus und bietet für die unterschiedlichsten Arten von Arbeitsuchenden Beschäftigungsmöglichkeiten. 33 Prozent der Arbeitnehmer sind ungelernt oder kaum ausgebildet, verglichen mit 20 Prozent in der Gesamtwirtschaft, und 20 Prozent der Angestellten sind unter 25 Jahren.

Hotels und Restaurants bieten besonders jungen Menschen viele Arbeitsmöglichkeiten. Für viele von ihnen stellt ein Arbeitsplatz in dieser Branche einen ersten Kontakt mit dem Arbeitsleben dar und sie erlernen zwischenmenschliche und soziale Kompetenzen, die in einer am Kunden orientierten Service-Branche unumgänglich sind. Der Skills-Pass bietet ihnen die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten auf einfacher Art und Weise zu dokumentieren und Arbeitsangebote in anderen Ländern zu finden. Wir sind davon überzeugt, dass der Pass ein Schlüssel zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit ist.

Wie erfahren die Arbeitsuchenden von diesem Skills-Pass?

Sobrino Maté: Der Skills-Pass wird vom European Job Mobility Portal EURES betreut und ist in allen offiziellen Sprachen der EU verfügbar. Das EURES-Portal ist für Arbeitsuchende leicht zugänglich, insbesondere für die jüngeren Generationen, die mit auf dem Internet basierenden Tools bereits vertrauter sind. Laut Webseite sind aktuell über 2,25 Millionen Stellen im Gastgewerbe offen!

Zweitens hat HOTREC gemeinsam mit der Europäischen Kommission und EFFAT eine umfangreiche Kommunikationskampagne zum Start des Skills-Passes ausgearbeitet. HOTREC hat den Skills-Pass über ihre Webseite, in Newslettern, über die sozialen Netzwerke und über eine umfangreiche Promotion-Kampagne unter den eigenen Vereinigungen gefördert, welche die Nachricht wiederum unter den eigenen Mitgliedern wie Hoteliers, Gastronomen usw. verbreiteten.

Als Vertreter der Gewerkschaften im Gastgewerbe unternimmt EFFAT dieselben Schritte. Wir rechnen ausserdem mit einer grossen institutionellen Unterstützung durch die Europäische Kommission, die den Skills-Pass den öffentlichen Verwaltungen auf nationaler Ebene vorstellt, genauer gesagt den Kontaktstellen der EURES zu den Mitgliedsstaaten. Die Kommission hat auch eine Anleitung zum Skills-Pass für Gastgewerbe und Tourismus für Arbeitgeber und Arbeitsuchende und ein Video dazu veröffentlicht. Von Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Vertretern bis hin zu öffentlichen Verwaltungen werden alle davon erfahren. Zudem werben die nationalen Vereinigungen der HOTREC an den Hotel- und Gastronomie-Schulen, Universitäten, usw. für den Skills-Pass.

Anm. d. Red.: Über diesen Link gelangen Sie zur Webseite der HOTREC, auf der Sie Links zu einem Video über den Skills-Pass und zu den Anleitungen für Arbeitgeber und Arbeitsuchende finden.

Wie viele Stellen hat das Gastgewerbe zu bieten? In welchen Ländern herrscht die grösste Nachfrage?

Sobrino Maté: Gemeinsam mit den anderen Tourismus-Branchen stellt das europäische Gastgewerbe das drittgrösste sozial-ökonomische Betätigungsfeld in Europa dar. Aktuell beschäftigt diese Branche über 10 Millionen Arbeitnehmer. Das sind 4,5 Prozent aller Beschäftigten in Europa. Die durchschnittliche Zuwachsrate bei der Beschäftigung im Gastgewerbe hat sich zwischen 2000 und 2010 auf 29 Prozent belaufen und 2,5 Millionen neue Arbeitsplätze wurden in diesem Zeitraum geschaffen. In der Gesamtwirtschaft hat die Zuwachsrate bei den Beschäftigungszahlen im selben Zeitraum lediglich 7,1 Prozent betragen.

Die Zahlen sprechen für sich! Das Gastgewerbe gehört zu den wenigen Branchen, die trotz der Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf dem Kontinent hunderttausende neuer Arbeitsplätze geschaffen haben, vor allem für junge Menschen. Aus diesem Grund ist das Gastgewerbe die Schlüssel-Branche für Europas Wachstum und Beschäftigung. Laut der neuesten Daten von EUROSTAT ist Deutschland das Land, das mit 1,5 Millionen Stellen die meisten Arbeitsplätze im Gastgewerbe anbietet. Grossbritannien, Spanien, Italien und Frankreich sichern ebenfalls rund einer Millionen Menschen Arbeitsplätze.

Vielen Dank für das Gespräch!

{"host":"www.hospitalityinside.com","user-agent":"claudebot","accept":"*/*","referer":"http://www.hospitalityinside.com/articles/ueber-zwei-millionen-offene-stellen-eu-fuehrt-skills-pass-fuer-gastgewerbe-und-tourismus-ein-mehr-jobs,32622,280.html","x-forwarded-for":"44.193.80.126","x-forwarded-host":"www.hospitalityinside.com","x-forwarded-port":"443","x-forwarded-proto":"https","x-forwarded-server":"d9311dca5b36","x-real-ip":"44.193.80.126","accept-encoding":"gzip"}REACT_APP_OVERWRITE_FRONTEND_HOST:hospitalityinside.com &&& REACT_APP_GRAPHQL_ENDPOINT:http://app/api/v1