Amsterdam. Mit dem Begriff "verträgliches Reisen" verbinden viele zwar eine umweltfreundliche Unterkunft. Übernachtet in einem nachhaltigen Quartier hat aber längst nicht jeder. Es hapert einfach in der Kommunikation seitens der Hotellerie.
Anlässlich des "Earth Day 2016" letzten Freitag hat Booking.com die Ergebnisse einer globalen Studie zu nachhaltigem Tourismus veröffentlicht. Danach assoziiert etwas mehr als die Hälfte der Befragten mit dem Begriff "nachhaltiger Tourismus" in erster Linie die Wahl einer umweltfreundlichen Unterkunft, wobei zwei Drittel der Reisenden angaben, noch nie bewusst in einem nachhaltigen Quartier übernachtet zu haben.
Die Studie wurde von Booking.com im März 2016 in Zusammenarbeit mit einem internationalen Marktforschungs-Unternehmen durchgeführt. Die Ergebnisse basieren auf einer Befragung von 10.000 Teilnehmern aus zehn Ländern.
Keine einheitliche Vorstellung
Ein Aspekt im Zusammenhang mit "verträglichem Reisen" ist für viele Befragte der Schutz von Natur und Umwelt: Für ein Drittel der Teilnehmer steht das Kompensieren von CO2-Emissionen bei Flugreisen im Vordergrund. Für 22% gehört ein Aufenthalt in einem Naturschutzgebiet oder Nationalpark eindeutig zu nachhaltigem Tourismus. 16% verstehen darunter Camping. 14% finden, dass der Schutz der einheimischen Tierwelt ein wichtiger Bestandteil von nachhaltigem Tourismus ist.
Auch der verantwortungsvolle Umgang mit den Menschen im Gastland wird häufig mit "nachhaltigem Tourismus" verknüpft: Etwas mehr als ein Drittel der Befragten findet es wichtig, die einheimische Wirtschaft, beispielsweise durch den Kauf von lokal hergestellten Souvenirs und Produkten, zu unterstützen. Für 14% gehört Freiwilligen-Arbeit zu verträglichem Tourismus. 12% verstehen darunter die Begegnung mit der indigenen Bevölkerung.
Die Ergebnisse der Studie zeigen jedoch, dass es keine einheitliche Vorstellung von nachhaltigem Tourismus gibt. Auch scheint es immer noch viele Vorurteile gegenüber nachhaltigen Reise- und Hotel-Angeboten zu geben: 22% etwa denken, dass umweltfreundliche Unterkünfte automatisch teurer sind. 13% stehen dem Versprechen, dass eine Unterkunft umweltfreundlich ist, skeptisch gegenüber.
Schlechte Kommunikation
In Sachen Vertrauensgewinn und Information müssen Hoteliers also noch besser werden: Vor die Wahl gestellt, würden sich zwar 68% der Befragten eher für eine umweltfreundliche Unterkunft entscheiden, wenn dies entsprechend kommuniziert ist. Dem stehen aber 14% gegenüber, die gar nicht wissen, dass es überhaupt nachhaltig geführte Unterkünfte gibt.
Viele Unterkünfte setzen heute bereits Massnahmen zur Nachhaltigkeit um. Das geht aus einer weiteren Studie von Booking.com hervor, für die Anfang des Jahres über 5.500 Hotelpartner des Portals in 20 Ländern befragt wurden.
Mehr als die Hälfte aller befragten Unterkünfte erfüllt aktuell bereits Nachhaltigkeitskriterien von anerkannten Organisationen wie dem Global Sustainable Tourism Council. Ein Viertel setzt dabei vor allem auf Umweltschutz. Ein Fünftel unterstützt mit unterschiedlichen Massnahmen die lokale Bevölkerung. Für grössere Unterkünfte liegen diese Zahlen mit 33 und 24% noch einmal höher.
Nur 5% der Reisenden finden es einfach, nachhaltig zu reisen. Mögliche Lösungsansätze sind vielfältig vorhanden. Die zwei am häufigsten genannten waren ökonomische Anreize wie Steuererleichterungen für Ökoreisende und ein international einheitlicher Standard für nachhaltige Unterkünfte. / red