Volle Kassen hohe Preise Worüber wird man nächste Woche an der Expo Real München sprechen
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Volle Kassen, hohe Preise

Worüber wird man nächste Woche an der Expo Real München sprechen?

Die Kassen quillen über... Heute Euphorie, morgen wieder Depression?Foto: NinaMalyna Fotolia

München. Der Hotel-Immobilienmarkt floriert. Nie zuvor präsentierte die Münchner Immobilien- und Investment-Messe Expo Real so viele Aussteller aus der Hospitality-Branche wie in diesem Jahr. Branchen-Experten sehen auch noch kein Ende des Booms, vielmehr weitet er sich sogar auf diverse Segmente aus. Doch es gibt auch warnende Stimmen. Niedrige Zinsen und eine extrem hohe Liquidität am Markt befeuern Deals, ein Ende ist nicht abzusehen. Für die Betreiber hat der Hotel-Boom natürlich auch eine Kehrseite.

"Aufgrund der Masse an Vertragsabschlüssen in den letzten 24 Monaten werden in sehr kurzem Abstand viele weitere Hotelprodukte auf den Markt kommen", ist Tobias S. Oberdieck, Corporate Manager Business Development bei Lindner Hotels & Resorts, überzeugt und warnt: "Hotelbetreiber müssen sich Gedanken darüber machen, was diese massive Angebotsausweitung für die eigenen Produkte bedeutet und welche zeitverzögerten Auswirkungen 'der Boom' in den nächsten Jahren mit sich bringt."

Für seine atemberaubend schnell expandierende Novum Group hat CEO David Etmenan eine besondere Hotel-Strategie: "Aktuell ist die Zeit der grösste Gegner des Geschäfts – weil die Grösse einer Gruppe durchaus zählt. Size matters!" sagt er und ergänzt: "Für kleinere Gruppen mit jungen Marken wird die Markt-Durchdringung immer schwieriger werden, weil die Grossen immer grösser werden. Deshalb hat Novum sich entschlossen, zumindest in seiner europäischen Expansion – ausserhalb Deutschlands – nur noch mit anderen, etablierten, grossen Marken zu wachsen. Wir können dieses Wachstum nicht mehr aus eigener Kraft stemmen!"

Resort-Hotellerie im Aufwind

Während sich der Run auf Hotel-Immobilien in den letzten Jahren im Wesentlichen auf Stadthotels konzentrierte, ist die Resort-Hotellerie inzwischen aus ihrem Schattendasein ins Licht getreten. "Die Bereitschaft, in deutsche Resorts zu investieren, ist definitiv gestiegen. Und solange wir diese Liquiditätsschwemme haben, wird sich das auch nicht ändern", zeigt sich Holger Kuball, Fachbereichsleiter Tourismus bei der Deutschen Kreditbank Berlin, überzeugt. Er hat vor allem an der Ostsee neuen Investoren ausgemacht: regionale Unternehmer, die zuvor als Hotel-Investoren gar nicht bekannt waren.

Holger Kuball, DKB: Investoren fragen wieder nach Resorts.

Der Deutschen Kreditbank, die seit 15 Jahren Tourismusprojekte finanziert, haben es vor allem die Strände der Ostsee angetan. "Wir würden in der ersten Wasserlinie an Orten wie Kühlungsborn oder Warnemünde auch jederzeit kleinere Hotels finanzieren, die aktuell ordentliche Zahlen liefern. Denn wenn diese eines Tages verkauft werden müssen, weil es beispielsweise ein Nachfolge-Problem gibt, dann bestünde bei den Wettbewerbern links und rechts davon immer ein Übernahme-Interesse", erklärt Kuball.

Etwas schwieriger gestaltet sich dagegen die Finanzierung von Tourismusprojekten in der Region EMEA, die teilweise besonderen Einflüssen ausgesetzt ist. "Die Entwicklung der Resort-Immobilien-Märkte, vor allem im Mittelmeerraum, wird derzeit sehr schnell und stark durch die politischen Entwicklungen in der jeweiligen Region geprägt. Das birgt Risiken, aber auch Chancen", erläutert Bernd Mäser, Geschäftsführer Finanzen TUI Hotels & Resorts, Hannover. Die TUI sei definitiv weiterhin auch am Kauf von Hotel-Immobilien interessiert. "Ein weltweit diversifiziertes Portfolio in Resort-Destinationen bringt einem Investor eine Gesamtrendite, die im Vergleich zur Stadthotellerie trotz regionaler Verschiebungen deutlich attraktiver ist. Die erreichte Risiko-Absicherung ist in der Gesamt-Betrachtung konkurrenzfähig", sagt Mäser.

Kommt die Blase zum Platzen?

Dirk Bakker, Colliers: Die Blase ist da!

Wo enorme Geldmengen unterwegs sind und das Geld immer noch billiger und billiger wird, droht die Blase auch irgendwann zu platzen. Dirk Bakker, Head of EMEA Hotels, Colliers International Real Estate, glaubt einerseits, dass die Zeit der Konsolidierung noch lange nicht vorbei ist. "Es stehen noch grosse Portfolio-Deals an", sagt er. Doch habe es noch nie, selbst 2007 nicht, so viel Liquidität am Markt gegeben wie heute. "Selbst konservative Pensionsfonds kaufen inzwischen entgegen ihrer gewohnten Yield-Vorgaben", weiss Bakker, der den Ist-Zustand bereits als Blase bezeichnet und zu einem Downturn rät. "In London ging das Transaktionsgeschäft in den ersten sechs Monaten um 50 Prozent zurück, aufgrund des niedrigen Öl-Preises wie auch aufgrund der Brexit-Entscheidung", sagt er. Vorteilhaft für die Branche sei derzeit das anhaltende Wachstum im Tourismus. "Damit hält die Nachfrage nach Produkten an, trotz aktuell hoher oder überhöhter Kaufpreise für Immobilien."

Dirk Schuldes, Leiter Real Estate Markets Hospitality bei der Commerz Real, gibt zur aktuellen Situation zu bedenken: "Die Suche nach Hotelprojekten und/oder Grundstücke treibt Blüten: Multiples verdoppeln sich und Makler suchen Hotel-Käufer nur noch durch Bieter-Verfahren. Um überhaupt noch an Hotels/Grundstücke zu realistischen Preisen heranzukommen, helfen momentan nur noch gute Beziehungen."

Die Expo Real 2016 wird definitiv spannend werden. / sst

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