Warten auf die Gelegenheit Hotel Nachfrage in Italien nur für Prestige Objekte und Expo Milan
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Warten auf die Gelegenheit

Hotel-Nachfrage in Italien nur für Prestige-Objekte und Expo Milan

Touristik-Profis sehen die Vermarktungschancen der Expo Mailand 2015, aber die Hoteliers ziehen nicht mit.

Bergamo. Ein Land auf der Kippe und internationale Investoren, für die interessante Objekte nur unter grossen Schwierigkeiten zugänglich sind – zwei Schwachpunkte in Italiens Tagesgeschäft. Diese Faktoren hinterlassen Spuren, denn Italien hat mit vielen strukturellen Problemen zu kämpfen: die wirtschaftlichen Probleme des Landes ziehen sich schon viel zu lange hin und Angebot und Nachfrage klaffen oftmals weit auseinander. Auf der anderen Seite sind Luxushotels und Projekte im Umfeld der Expo 2015 im Aufwind, besonders in Grossstädten wie Rom, Venedig, Florenz und Mailand.

So sieht es auf Italiens Hotelimmobilienmarkt aus, wie auch eine Diskussionsrunde der Beratungsgesellschaft R&D Hospitality auf der B2B-Messe "No Frills" in Bergamo zeigte.

Kurz gesagt: Es ist alles beim Alten. Neben der wirtschaftlichen Krise gäbe es ernsthafte Herausforderungen, die der angestammten Eigenart des italienischen Hotelmarkts zuzuschreiben wären, so Daniele Grianti von Immobiliare Percassi, einer der landesweit grössten Immobilien-Gesellschaften. "Zum Verkauf angebotene Hotels sind nahezu immer mit alten Eigenheiten der hiesigen Hotelbranche verbunden: Familien, die Jahr für Jahr ein Hotelgeschäft aufgebaut haben und nun ihre Hotels verkaufen, wollen aber nach wie vor am Steuer bleiben. Internationale Investoren dagegen möchten ihre Häuser allerdings mit Vorliebe von grossen Hotelgesellschaften geführt haben."

Der Markt in Italien wird indessen von einem anderen Produkt überschwemmt, dessen Aussichten kurzfristig weitaus besser sind: "Begriffe wie 'Prestige-Objekt' klingen immer gut in den Ohren von Investoren", so Grianti. "Dennoch gibt es auch hier einige Herausforderungen: Verfügbare Immobilien sind oftmals kaum bekannt und auch in diesem Bereich klaffen Nachfrage und Angebot häufig weit auseinander. Trotz dieser Problematik stellen wir jedoch vor allem in Fernost eine steigende Kaufbereitschaft fest." Die neuesten Transaktionen betreffen das St. Regis Rom, das in der letzten Woche in den Besitz der qatarischen Constellation Hotels Holding Limited überging.

Mailand sehen viele als attraktiven Hotel-Standort. Die Expo aber ist kein Grund, hektisch zu werden, signalisierten die Teilnehmer des Round Tables: Arco Buijs, Guido Castellini und Daniele Grianti.Foto: Sarti

Warten auf schwächelnde Hotels nach der Expo

Definitiv komplexer ist das Hotelimmobilien-Szenario im Zusammenhang mit der Expo Milano vom 1. Mai bis 31. Oktober 2015. "Immerhin treffen Nachfragen aus dem Ausland ein, wenn auch verspätet", so Marco Bertazzi, ebenfalls bei Immobiliare Percassi. "Aber die Investoren sind hauptsächlich auf der Suche nach grossen Immobilien mit 250 bis 300 Zimmern, die bei uns nur äusserst schwer zu finden sind."

Aus diesem Grund wird es wohl nach der Expo mehr Gelegenheiten geben: "In Rho-Pero, wo die Expo stattfinden wird, wurden bisher nur 30 Prozent der möglichen Projekte tatsächlich gebaut", so Guido Castellini vom italienischen Reiseveranstalter Alessandro Rosso, der über grosse Erfahrung im Immobilien-Management verfügt. Nach den sechs Monaten der Expo werden die Investoren, die an Projekten in der Region beteiligt sind, ihre Rendite und ihr Engagement prüfen. "Immobilien, die nicht wie erwartet laufen, werden dann womöglich zu günstigen Preisen zum Verkauf angeboten. Aber selbst Eigentümer, die aus der Expo Kapital schlagen konnten, dürften darüber nachdenken, ob sie ihre Hotels nicht besser zu Geld machen sollen."

Es ist schwer, die Auswirkung der Expo auf das allgemeine Touristen-Aufkommen vorherzusagen. Zwar geben sich die Betreiber nach wie vor optimistisch, aber die offizielle Schätzung von 20 Millionen Besuchern wurde über Monate immer wieder wie ein Mantra gepredigt. Nicht wenige halten diese Schätzung jedoch für weitaus zu optimistisch. Auch Giorgio Squinzi, Präsident der Confindustria, dem italienischen Industrieverband, teilte diese Ansicht jüngst in den Medien.

Verwirrung über Nachfrage

Etwa 12 der 20 Millionen erwarteten Expo-Besucher werden aus Italien kommen. Die Lombardei allein, wo die Expo stattfinden wird, hat eine Bevölkerung von beinahe neun Millionen Menschen: einfache Zahlen, die eindeutig zeigen, dass ein Grossteil der inländischen Besucher gar keine touristische Nachfrage erzeugen wird. Aus Sicht der Hotellerie werden diese Besucher wohl nicht eine einzige Nacht in einem Hotelbett verbringen. "Die Aussichten für die Beherbergungsbranche wurde noch nicht ermittelt", beklagte Castellini. "Die Hotels haben sich noch nicht dafür entschieden, den Reiseveranstaltern Kontingente zu überlassen. Ein Blick in die Vergangenheit der Expo sollte sie jedoch dazu veranlassen, weiser zu handeln."

Falkensteiner ist noch mehr interessiert an Resorts, weil das erste 5 Sterne-Resort in Jesolo bald eröffnet.

Auf Castellinis Provokation gingen die Hotelvertreter am Tisch jedoch kaum ein: Arco Buijs, CEO der Marke VOIhotels von Alpitour, brachte lediglich seine Zufriedenheit über das Abschneiden seines Unternehmens im laufenden Jahr zum Ausdruck. Das gute Ergebnis kam vor allem durch einen Anstieg der Nachfrage aus dem Ausland zustande, aber auch durch die wichtigen geopolitischen Ereignisse in Nordafrika. Hinsichtlich der Expansionsaussichten von VOIhotels in Italien war Bujis einer Meinung mit den anderen Rednern: "Das hängt stark vom jeweiligen Standort ab: Apulien und Rom scheinen mir sehr interessante Destinationen zu sein. Aber wir wollen auch ein Hotel in Mailand, wo wir momentan noch nicht vertreten sind. Wir werden definitiv kein Hotel mehr vor der Expo eröffnen und warten auf mögliche Gelegenheiten, die sich danach ergeben könnten."

Paolo Bonomi von den in Wien ansässigen Falkensteiner Hotels & Residences teilte ebenfalls diese Ansicht. Er offenbarte, dass die Expansionspläne seines Unternehmens sich hauptsächlich auf die Grossstädte konzentrieren. "Wir sehen uns vorwiegend in Rom und Venedig um, gefolgt von Florenz und Mailand. Aber wir sind auch sehr an Freizeit-Destinationen interessiert, da wir im März ein 5 Sterne-Hotel in Jesolo eröffnen werden." / Massimiliano Sarti

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