Wenn wohnlich wieder cool ist Der Lindner Hotels Vorstand zum neuen Boutique Konzept und zum Finetuning
HI+

Wenn wohnlich wieder cool ist

Der Lindner Hotels-Vorstand zum neuen Boutique-Konzept und zum Finetuning

Entwurf für das neue Lindner Boutique-Hotel für Düsseldorf: viel Holz und ein geschickt gegliederter Raum: vorne rechts sieht man noch das Waschbecken, dem sich die Dusche anschliesst. Links daneben als Raumteiler mit Holztür das WC, daneben das Bett.

Düsseldorf. Lindners geplante Lifestyle-Marke MeandAll hat nicht funktioniert, jetzt launcht die Gruppe eine Boutique-Marke unter dem Lindner-Label, die sich je nach Standort wandelt und ein schnelleres Expansionstempo verspricht. Ein Abdriften unter 4 Sterne ist aber nicht vorgesehen, wie die ersten Renderings der ersten beiden Häuser eindrucksvoll zeigen. "Wie immer wachsen wir in Krisenzeiten", sagte Vorstand Otto Lindner letzte Woche bei einem Plausch mit hospitalityInside.com in Düsseldorf zwinkernd. Die Umsatz- und RevPar-Entwicklung der Gruppe ist positiv, so dass die aktuell niedrigen Zinsen auch den Chef der Privathotel-Gruppe mit Immobilien liebäugeln lassen.

Mit 34 Hotels und sechs Apartment-Hotels zählt Lindner Hotels & Resorts zu den grösseren Hotelgruppen in Deutschland, gilt aber als die aufgeschlossenste und experimentierfreudigste, wenn es um Innovationen geht. Trotzdem bezeichnet Otto Lindner die Gruppe gerne als "Vollsortimenter", weil sie vom klassischen Businesshotel über das Resort bis zum Themenhotel Vielfalt bietet. Und deshalb tat man sich auch nicht allzu schwer, sich vom "coolen" Designhotel MeandAll aufgrund mangelnder Locations zu verabschieden und sich nach Mikrostandorten umzuschauen, in denen man nun Hotels mit individuellem Charakter und schlanker Kostenstruktur verwirklichen kann.

Das erste neue Lindner Hotel in diesem Boutique-Charakter wird im Frühjahr 2016 in Düsseldorfs Immermannstrasse eröffnen; seine 177 Zimmer entstehen in einem umgebauten Bürogebäude mit neuem Anbau. Entsprechend der fernöstlichen Nachbarschaft werden die Zimmer einen Hauch von Japan atmen. Wie die Fotos zeigen, wird mit dem neuen Lindner Hotel ein aussgewöhnlich wohnliches Zuhause realisiert werden, in reduziertem Design, aber voller Wärme dank sehr vielHolz. Ein Highlight im Businesshotel: Das Waschbecken steht vor dem Fenster. Das kennt man bisher nur aus Resort-Hotels.

Gestern erhielt die PDI Property Development Investors GmbH aus Düsseldorf die Baugenehmigung für das neue Hotel in der Immermannstrasse. Lindner unterschrieb einen Pacht-Vertrag für 20 Jahre. Das Investment beläuft sich auf ca. 35 Millionen Euro.

Kurz vor Vertragsunterschrift steht ein weiteres neues Lindner-Hotel der "schlanken" Generation an Hannovers Aegidientorplatz. Ähnlich wie an der Immermannstrasse werden etwa 150 Zimmer in einem alten Bestandsgebäude und neuem Anbau untergebracht werden. Das Interior Design wird dort aber eher zeitgenössisch und business-orientiert bleiben. "Anhand der ersten Fotos/Entwürfe wird klar, dass wir das 4 Sterne-Segment nicht verlassen möchten," stellt Andreas Krökel, der zweite Lindner-Vorstand, klar.

Zähneputzen mit Blick auf die Stadt. So sieht es das neue Lindner-Erlebnis in Düsseldorf vor. Daneben die Dusche mit abgeblendeter Scheibe.

Nach dem Erfolg des Themenhotels am Hamburger Tierpark arbeitet Lindner Hotels derzeit an einer sportlichen Variante in Mönchengladbachs Borussia Park, der Spiel-Heimat des heimischen Fussballclubs Borussia Mönchengladbach. Die Gespräche dafür laufen.

Mehr Persönlichkeit im Hotel
und persönliche Beziehungen

Weitere Wunsch-Standorte für den neuen Hoteltyp sind Mainz und Berlin, Nürnberg und Stuttgart. 20 Standorte sind in Deutschland insgesamt für den neuen Hoteltyp identifiziert. Die neuen Häuser werden keinen Konferenzraum haben, keine klassische Gastronomie mehr, sondern ineinander fliessende Bar-Lounge-Bereiche zum Snacken, Arbeiten, Wohnen und Entspannen – wie bei allen jungen Hotelkonzepten heute. Nur ganz so cool, wie einst bei MeandAll angedacht, soll es eben nicht mehr sein. Angesichts der jüngsten neuen Lifestyle-Marken-Flut der grossen Ketten sicherlich keine falsche Entscheidung.

Parallel zu den neuen Plänen ist Lindner dabei, die ersten 15 der existierenden Lindner Hotels nächstes Jahr mit Schlüsselkarten auszustatten, die sich via QR-Code-Scan öffnen lassen. Weitere 15 Häuser folgen später. "Ein Rezeptionsmitarbeiter wird aber stets anwesend sein," fügte Andreas Krökel hinzu. "Wir möchten mit diesem beschleunigten Checkin einfach mehr Zeit für die Gäste gewinnen."

Diese Erkenntnis hat auch bei Lindner Hotels gewonnen – beschleunigt durch den zunehmenden Druck von OTAs und durch neue, unberechenbare Marktteilnehmer wie Airbnb & Co. oder ganz frisch Amazon. In Zukunft wird man auch in Düsseldorf den Eigenvertrieb und die Kommunikation mit dem Gast stärken. Lindner ist darauf vorbereitet und probiert selbst aus: Vor einem Jahr bat die Gruppe ihre Bonuskunden, ihre Anmeldung im "Lindner Night"-Portal mit Facebook, Twitter und Google+ zu verbinden. Seitdem liest Lindner viele Daten mit und weiss mehr über diese Kunden. Etwa 15.000 Mitglieder haben dies inzwischen getan, ca. sechs Prozent aller Mitglieder, ohne dass Lindner dies forciert oder incentiviert hat. Erfahrungen zu sammeln, besitzt für die Hotelgruppe in diesem Fall noch Priorität.

Entwurf für das nächste Lindner Themen-Hotel in Mönchengladbach: In diesem Stadion-Hotel geht es sportlich und spacy zu.

Portfolio ohne
signifikante
Schwankungen

"Die Distribution ist unser Dauer-Thema, das System Lindner funktioniert," resümiert Otto Lindner heute wieder. 2009, nach der Lehman-Krise war der Umsatz der Gruppe von 156 auf 147,6 Millionen Euro abgesackt und hatte für viel Frustration gesorgt. 2010 profitierte auch Lindner Hotels von der Reduktion der Mehrwertsteuer in Deutschland und schaffte 165,7 Millionen Euro Umsatz. Im Geschäftsjahr 2011 erreichte man sogar 174,3 Millionen, dann fiel man aufgrund von Schliessungszeiten in einzelnen Hotels und vereinzelten Bewegungen im Portfolio auf 170 Millionen Euro ab, legte aber 2013 wieder auf 172 Millionen zu – "und für dieses Jahr erwarten wir eine deutliche Umsatz-Steigerung bei über 70% Belegung und einem anständigen Zimmerpreis," lässt sich Otto Lindner entlocken. Der Zimmererlös jedenfalls geht seit Jahren, so unterstreicht Vorstandskollege Krökel, insgesamt nach oben.

Während das Lindner Hotel Am Michel in Hamburg und auch das Lindner Congress Hotel Düsseldorf in diesem Jahr Top-Zahlen geschrieben haben, setzt in Berlin wie Wien die Bettenflut auch Lindner – wie alle – unter RevPar-Druck. Generell aber, so Krökel, laufen die Businesshotels auf gutem hohen Niveau, und die Resorts bleiben durchweg stabil. Investitionen ins Zimmer-Produkt oder in Wellnessbereiche haben in Oberstaufen und in Mallorca die Zahlen gleich deutlich verbessert, während man sich in der Schweiz etwas schwerer tut. Das Lindner Hotel Interlaken profitiert aktuell noch von vielen Russen, das Resort in Leukerbad aber schwankt. Im einstigen "Familienhotel" im Skigebiet Crans Montana nimmt Lindner jetzt einen neuen Anlauf.

Preis-Paradies Schweiz

Viele Standorte machen Freude, Anfragen gibt es genug und eigene Ideen auch: Lindner Hotels -Vorstand Otto Lindner und Andreas Krökel.

Neben diesem entstanden in einem ersten Schritt zwei neue Chalet-Häuser mit 24 Wohnungen, die im veredelten Rohbau zu Quadratmeter-Preisen von 28.000 CHF verkauft wurden. Danach – vor eineinhalb Jahren – wurde das Hotel geschlossen. Es wird nach Planung des Star-Architekten Mario Botta jetzt wieder komplett neu aufgebaut, so dass 125 nagelneue Zimmer entstehen, gekrönt von einer 400 qm grossen "Owners Suite" in der obersten Etage, mit 500 qm Dachterrasse und einem 360 Grad-Blick auf das umliegende Berg-Panorama. Diese Suite soll zum Preis von 30.000 CHF pro Quadratmeter verkauft werden.

Die Wohnungen sichern die Finanzierung des Hotel-Neubaus, die Gäste profitieren zudem von verbesserter Infrastruktur, da die Chalets und das Hotel unterirdisch miteinander verbunden sind und eine Parkgarage geschickt unter dem Putting Green versteckt wurde.

Der Gedanke an eigene Immobilien und Immobilien-Wertsteigerungen wird derzeit in Otto Lindners Kopf auch stimuliert durch die "Blase von anschwellenden Hotel-Investments", die er ebenfalls im Markt registriert. "Meine Lust auf Eigentum steigt wieder," meint der Vorstandschef zwinkernd mit Blick auf die Tiefstzinsen und die Tatsache, dass der Lindner Hotels AG heute nur noch "ein halbes Hotel" gehört. Umso ärgerlicher kann es ihn machen, wenn ihn Bänker momentan wieder vorhalten, seine Bilanz sei "substanzlos". "Vor einem Jahr klang das noch ganz anders," merkt Lindner sarkastisch an.

Doch auch ohne aktuelle Zins-Zuckerl liegen der Düsseldorfer Hotelgruppe mehr Projekt-Anfragen vor als ihr lieb ist. Dazu dürfte auch der jüngste Vorstoss der Schwestergesellschaft Lindner Investment Management GmbH beigetragen haben. Sie übernimmt, wie berichtet, sowohl das Resort Land Fleesensee in Deutschland als auch zwei Resorts auf Teneriffa und Ibiza. In Fleesensee, wo es drei Hotels in der Anlage gibt, läuft 2015 der Vertrag fürs  Radisson aus. Ob dann dort Lindner einsteigt, weiss Otto Lindner momentan noch nicht. Für ihn hat das neue, schlanke Lindner-Konzept Priorität. / Maria Pütz-Willems

Verwandte Artikel

LIM übernimmt Fleesensee und zwei spanische Resorts

9.10.2014

München. Die Lindner Investment Management GmbH aus Düsseldorf übernimmt sowohl das Resort Land Fleesensee in Deutschland als auch zwei Resorts auf Teneriffa und Ibiza. Neue Konzepte sollen dem deutschen Mega-Resort und den iberischen Ferienhotels wieder auf die Sprünge helfen.

{"host":"www.hospitalityinside.com","user-agent":"claudebot","accept":"*/*","referer":"http://www.hospitalityinside.com/articles/wenn-wohnlich-wieder-cool-ist-der-lindner-hotels-vorstand-zum-neuen-boutique-konzept-und-zum-finetuning,32927,276.html","x-forwarded-for":"3.141.100.120","x-forwarded-host":"www.hospitalityinside.com","x-forwarded-port":"443","x-forwarded-proto":"https","x-forwarded-server":"d9311dca5b36","x-real-ip":"3.141.100.120","accept-encoding":"gzip"}REACT_APP_OVERWRITE_FRONTEND_HOST:hospitalityinside.com &&& REACT_APP_GRAPHQL_ENDPOINT:http://app/api/v1