Willkommen in der Wirklichkeit

Willkommen in der Wirklichkeit

Eindrücke von der Expo Real 2009 - Streifzug durch die Hotellerie

'Wir lieben Hotels' - das Motto der GBI am Expo Real-Stand.

München. Vernunft und Qualität sind wieder da. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat auch ihre positiven Effekte, wie auf Europas führender Gewerbeimmobilien-Messe Expo Real diese Woche deutlich zu spüren war. Die Messehallen waren trotz Krise permanent gut gefüllt, und bei etlichenStänden konnte man nur über deren Grösse staunen. Es fehlten sichtbar die russischen und arabischen Aussteller. Allen gemeinsam war der Wunsch nach Inhalten und Anhaltspunkten in der aktuellen Situation. Deshalb waren die Expo Real-Foren gut besucht.

Die Hotelkonferenz "Hospitality Industry Dialogue" konnte sich ebenfalls über gut ausgebuchte Talkrunden freuen; und auch das erste Networking-Event von hospitalityInside und Expo Real am Montag abend war ein voller Erfolg. Die Zeichen der Zeit zeigen auf jene, die Seriösität, Kompetenz und Durchhaltevermögen beweisen. Einziger Wermutstropfen: Das Investment-Tempo ist stark gedrosselt - auch in der Hotellerie.

"Insgesamt ist die Stimmung sehr realistisch - weder deprimiert noch euphorisch," beschreibt Ulrike Schüler, Partnerin bei PKF hotelexperts München, das diesjährige Expo Real-Gefühl. "Wir werden mit Terminen längst nicht mehr so überrannt wie im vergangenen Jahr," vergleicht Jürgen Pehrisch, Asset Manager Hotels bei der Union Investment Real Estate AG, Hamburg. "Die Gespräche sind dafür viel intensiver und qualitativ besser," zieht er sein persönliches Fazit.

Wird Kreditklemme das Unwort des Jahres? Zwei hotel-affine Bänker, die noch lachen können: Dirk Schuldes von der Eurohypo und Uwe Niemann von der Deutschen Hypo während des GBI-Empfangs.

In dieses stimmen viele ein, mit denen hospitalityInside.com an den Ständen und in den Fluren sprach. Jürgen Pehrisch allerdings schränkt in puncto Projekt-Gespräche ein: "Wir möchten keine neuen Projekte verfolgen," sagt er mit Blick auf viele Angebote, "wir würden am liebsten nur Hotels kaufen, die schon drei bis vier Jahre am Markt sind und dessen Track Record uns einen Hinweis auf die Nachhaltigkeit gibt."

Das Angebot an Hotelprojekten aber scheint nach wie vor gross zu sein. So freut sich Michael Kirschner, Corporate Manager Development beim Hotelbetreiber ArabellaStarwood, darüber, dass ihnen Projekte in besserer Qualität und nur noch in 1A-Lagen angeboten werden, auch in kleineren Städten.

Projekte gibt es immer noch genug am Markt, bestätigt auch ein Frankfurter Projektentwickler, allerdings müsse man inzwischen mit der doppelten Zeit für Planung und Finanzierung rechnen. Jedes Projekt bleibe quasi im Flaschenhals der Banken stecken.

Erstmals zeigt auch die Schörghuber-Unternehmensgruppe am Stand Flagge mit ihrer Hoteltochter.

Bei Beratungsgesellschaften wie PKF hotelexperts, deren Münchner und Wiener Büros seit Jahren einen Gemeinschaftsstand auf der Expo Real haben, spiegeln sich die unterschiedlichen Interessen in vielen Nuancen. So berichten die Berater aus Wien, dass sie weitaus mehr Aufträge für Neupositionierungen von Hotels erhalten und immer wieder neue Bewertungen bestehender Immobilien vornehmen müssen.

Wenn neue Projekte besprochen werden, wird jetzt häufig auch die Bitte geäussert, den Betreiber gleich mit zu suchen. "Insgesamt ist der Beratungsaufwand stark gestiegen," sagt Senior Consultant Jakob Forstnig, der erst kürzlich von Mountain Capital London zu PKF hotelexperts nach Wien gewechselt ist.

Unterschiedlich ist - und das war auch auf der Hotelkonferenz am Montag zu hören - die Einschätzung darüber, ob und wieviele Banken überhaupt noch Hotels zu finanzieren. "Die Banken hinterfragen alles sehr stark," sagt Guido Schürken, Associate Director bei Christie + Co. in Düsseldorf, "es scheint fast nur noch regionale Finanzierungen zu geben." Dieser Trend wurde auch im letzten Panel der Hotelkonferenz deutlich, als die Hotelimmobilien-Beraterin Antje Zumsande ihre Resultate aus einer Bankenumfrage zitierte.

Hotels in Tiflis - vermarktet am Stand der Stadt.

Der "Hospitality Industry Dialogue," dessen Themen und Talkrunden zum zweiten Mal von Maria Pütz-Willems, der Chefredakteurin von hospitalityInside.com, zusammen gestellt wurden, spiegelte die Feinheiten des Marktes wieder. So zeichnet sich momentan wohl eher selten eine Annäherung zwischen Investoren/Banken und Betreibern ab: Beide Seiten scheuen das Risiko. Vor allem die Banken verweigern zunehmend Managementverträge, hört man - und umgekehrt scheuen Betreiber Pachtverpflichtungen.

Sich auf die vielfach angesprochene "hybride Vertragsform" zu einigen, erfordert das Nachgeben von beiden Seiten - und dazu scheint längst nicht jeder bereit zu sein. In den "Flur-Gesprächen" während der Expo Real sagten Insider, dass in Wirklichkeit so gut wie keine Hybrid-Verträge umgesetzt seien.

Martin Bowen, Vice President Development Continental Europe für InterContinental Hotels, pochte im Gespräch mit hospitalityInside.com am Rande der Messe auf die Kraft der Marken-Betreiber und sagte, man werde nicht von den Management-Verträgen abweichen - egal wie intensiv nun Banken und Projektentwickler versuchen würden, ihnen Pacht-Verträge aufzudrängen.

Mit Stil ins Budget-Glück: B&B.             Fotos: map

Wie angespannt die Situation zwischen Kreditinstituten und Hoteliers sein kann, zeigt folgende kleine Geschichte eines Insiders: In diesem Sommer dieses Jahres lud eine Beratungsgesellschaft Bänker und Hoteliers zu einem Finanzierungs-Workshop nach Wien ein. Die Bänker sagten zu - unter einer Bedingung: Es dürften keine Hoteliers eingeladen werden. So fand der Workshop über Hotelfinanzierungen ohne Hoteliers statt. Willkommen in der Wirklichkeit!

Zu interessanten Gesprächen "off the records" und unter Ausschluss von Medien hatten am Abend dann rund 150 ausgewählte Gäste bei "Bricks & Brains" Gelegenheit. Im Special Real Estate Forum der Expo Real trafen sich Investoren, Entwickler, Berater und Hotelbetreiber aus ganz Europa. Gastgeber dieser exklusiven Runde mit vielen hochkarätigen und bekannten Namen waren die Expo Real und hospitalityInside. / Maria Pütz-Willems

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9.10.2009  Kein Hilton für Posemukel - Expo real Talkrunde über Luxushotels in Sekundär- und Tertiär-Standorten

 

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