Wir sind Weltmeister Campo Bahia Stephan Gerhard über 4 Wochen mit den deutschen WM-Stars
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Wir sind Weltmeister!

Campo Bahia: Stephan Gerhard über 4 Wochen mit den deutschen WM-Stars

Auf Facebook zeigt sich Campo Bahia als das 'Weltmeister Camp'.

Santo André/München. Deutschland ist Fussball-Weltmeister 2014! Die Mitarbeiter im Campo Bahia, dem Mannschaftshotel der deutschen Nationalelf in Santo André, einem Ort knapp 30 Kilometer nördlich des Badeorts Porto Seguro, Brasilien, fühlen sich seit Sonntag auch so. Stolz ist jeder: Vier Wochen lang haben Jogi Löw und seine Jungs in dem neugebauten Resort gewohnt, betreut von 90 Hotel-Mitarbeitern und einem 40köpfigen Team des Deutschen Fussballbunds, abgeschirmt von einer ganzen Security-Armada...

Nachts um eins war das Hotel fertig, morgens um 8 Uhr stand das DFB-Team vor der Tür – "das war ein extremer Kaltstart, von null auf 100", seufzte Prof. Stephan Gerhard vor zwei Tagen rückblickend, nun aber sehr erleichtert. Die Treugast Solutions aus München verantwortete die Fertigstellung des Resorts. "Das war das beste deutsche WM-Quartier aller Zeiten!", lobte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach beim Abschied. Und die Meister-Kicker bescheinigten dem Campo Bahia nach Gesprächen mit ihren Kollegen: "Das war das beste WM-Quartier von allen 32 in Brasilien!" Soviel Lob ist für Stephan Gerhard das wahre Gold. Er selbst hat kein einziges Spiel live gesehen. Sein Rückblick auf Campo Bahia.

WM-Star 'Poldi', Lukas Podolski, zeigt auf Facebook sein kräftiges Kicker-Bein am Pool von Campo Bahia.  

Der Italiener Riccardo Postai, ein international erfahrener Hotelier und Weggefährte von Stephan Gerhard, wirbelte an der Hotel-Front im Campo Bahia; Stephan Gerhard stand dem DFB permanent als Ansprechpartner zur Verfügung.

"Der Tagesablauf der Spieler war perfekt durchorganisiert," berichtet Gerhard: Ein Team aus 40 DFB-Mitarbeitern kümmerte sich um jeden Wunsch und jedes Detail der National-Elf. "Herr Löw erwartet ein Päckchen," "im Zimmer von Herrn Schweinsteiger klemmt die Verdunkelung…" Die Fussballer wandten sich stets an ihre Betreuer, diese informierten die Hotelchefs… "Unsere Reaktionszeit ist in den vier Wochen von 2 Stunden auf 20 Minuten gestiegen," zieht Gerhard Bilanz. "Wir hatten permanent einen 15köpfigen Bautrupp abrufbereit im Hintergrund – das Hotel war ja neu." Ihr Einsatz zog sich fast fünf Wochen lang über 24 Stunden am Tag. Mal fiel die Klimaanlage kurz aus, einmal war das Wasser für 28 Minuten weg.

So wie Jogi Löw es schaffte, aus einer Truppe sensibler Edel-Kicker binnen 55 Tagen ein schlagkräftiges Team zu schaffen, gelang es offenbar auch im Campo Bahia, aus 90 – teils ungelernten – Kräften eine liebenswürdige Gastgeber-Truppe zu komponieren. 70 Prozent der Mitarbeiter – überwiegend Brasilianer – kamen aus einem Umkreis von 25 km, aus dem Kreis von drei Familien, die vorher einer intensiven Sicherheitsprüfung durch den DFB unterzogen wurden. Gleiches galt für die übrigen Nationalitäten – für die drei Italiener, zwei Argentinier, zwei Holländer und ein paar Deutsche… Am Schluss konnte alle fünf deutsche Wörter sprechen: "Guten Morgen", "alles gut", "genau"…

Brasilianer bleiben Brasilianer

Stephan Gerhard lacht herzlich beim Erzählen. Nach all dem Baustress entwickelte sich im Hotel offenbar ein liebenswürdiger, freundlicher Geist. Die Brasilianer lobt er für ihr professionelles und faires, freundschaftliches Verhalten: Als die Deutschen ausgerechnet das Gastgeber-Land mit einem sensationellen 7:1 ins Abseits schoben, befürchtete man im Campo Bahia und in dem vorgelagerten kleinen Dörfchen Aufruhr. Die Sicherheit wurde verstärkt, doch nichts passierte. Im Hotel hatte Gerhard zum Empfang des Siegerteams danach allen Mitarbeitern ein T-Shirt der Nationalmannschaft spendiert, "aber vier Brasilianer fanden das uncool und sagten, sie sind immer noch stolz, Brasilianer zu sein und möchten deshalb auch die deutschen Spieler in ihren Shirt und mit der Brasilien-Fahne begrüssen!" Das haben sie dann auch getan, ohne Resentiments…

In letzter Minute wurde das Resort fertig; ein 15köpfiger Bautrupp stand in den letzten vier Wochen aber immer noch Tag und Nacht auf Standby.

Die kleinen Demos, die es vor dem WM-Start und in den ersten Tagen vor den Toren des Edel-Resorts noch gab, legten sich im Laufe der Zeit – und wandelten sich in freundschaftliche Bekundungen am Schluss, berichtet Gerhard. Selbst den Unmut der Dorfbevölkerung über die Security wussten die DFB-Profis zu besänftigen: Jeder der 800 Einwohner von Santo André musste nämlich stets seinen Ausweis zeigen, um ins eigene Haus zu gelangen.

Fest in der Hand der Security

Das Resort Campo Bahia war weiträumig abgeriegelt und extrem gesichert. Marine-Soldaten mit Maschinengewehren bewachten den Strand, der per Gesetz öffentlich zugänglich bleiben muss; das lokale Olympische Komitee entsandte Sicherheitskräfte, ebenso wie das Hotel eigene Security stellte. Diese aber wurden schliesslich dem DFB-Security Team unterstellt, das als einziges Zugang zum Inneren des Hotelgeländes hatte.

Alle Hotel-Mitarbeiter mussten jeden Tag ihr Handy an der Pforte abgeben und wurden durchleuchtet. Alle Autos mussten draussen abgestellt werden, nur zwei Manager erhielten eine Einfahrt-Genehmigung. Genauso streng geregelt war die Anlieferung: Lediglich der Kühl-Laster durften einfahren, die Wäscherei durfte nur seitlich parken. "Das DFB-Team bewegt sich auf einer Sicherheitsstufe knapp unter dem G8-Gipfel…", staunt selbst Gerhard.

Und wie war der Kontakt zu den Spielern? "Sehr angenehm! Es waren tolle Gäste!" Niemand sei hochnäsig aufgetreten, sagte Gerhard und freut sich ebenso über ein Lob von Sportmediziner Hans Wilhelm Müller-Wohlfahrt: "Das war wie zuhause." Die perfekte DFB-Organisation, die sich bis in den Service und in die Küche – unter der Regie von Holger Stromberg, dem neuen Koch der Fussball-Nationalmannschaft – hinein auswirkte, sah u.a. vor, dass die Spieler sich dreimal täglich nur an Büffets bedienen sollten. Das gab dem Service mehr Luft für eine persönliche Betreuung.

Lufthansa brachte den WM im eigens umbenannten 'Siegerflieger' zurück nach Deutschland.

Indianer-Schmuck zum Abschied

Kehrte die National-Elf von einem Spiel zurück, erwartete sie das Hotel stets mit einer kurzen Überraschung: mit einer lokalen Band, mit drei geister-beschwörenden Tänzerinnen oder einem kämpferischen Tanz… Ganz am Schluss schaffte das Hotel-Management es, den umjubelten Weltmeistern noch viel Emotion abzuringen: Stephan Gerhard hatte im Hinterland einen Indianer-Stamm gefunden, der Federschmuck für die Spieler herstellte. Und den übergaben die Mütter mit ihren kleinen Kindern den National-Kickern schliesslich persönlich…

Das Hotel-Team und das Weltmeister-Team stellten sich am Schluss gemeinsam dem DFB-Fotografen; es wird die einzige Erinnerung der Mitarbeiter an das vierwöchige Leben mit den Stars bleiben. Die Kicker um Autogramme anzubetteln, war ihnen verboten gewesen – und wurde in drei Fällen mit Rauswurf geahndet.

Als das deutsche Team zum Finalspiel nach Rio de Janeiro aufbrach, kehrte Stephan Gerhard nach Deutschland zurück. Das Endspiel sah er dann zuhause am Fernseher. Campo Bahia war auch für den umtriebigen Hotel-Experten eine etwas andere Erfahrung. / Maria Pütz-Willems

 

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