Einschmeicheln bei den Eigentümern
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Einschmeicheln bei den Eigentümern

CEO-Panel beim IHIF Berlin mit Accor, Hyatt, Carlson und Starwood

Unterschiedliche Ansichten über die Bedeutung von Immobilien im Portfolio von Hotel-Betreibern hatten diese CEOs beim IHIF Berlin: Denis Hennequin von Accor, Mark Hoplamazian von Hyatt, Hubert Joly von Carlson und Frits van Paasschen von Starwood Hotels.

Berlin. Auch nach der Krise streben die grossen internationalen Hotel-Gesellschaften weiterhin Franchise- und Management-Verträge an. Gewandelt hat sich jedoch der Umgang mit den Immobilien-Eigentümern. Ihnen müssen die Betreiber heute mehr denn je beweisen, dass sie nicht nur eigene Interessen verfolgen. Starke Marken sind ein Mittel dazu. Eindrücke vom CEO-Panel beim 14. International Hotel Investment Forum 2011 in Berlin.

Aufgehobene und aufgeschobene Bauprojekte haben die Expansion der grossen Hotelketten während der vergangen Jahre nicht gerade erleichtert. "20 Prozent unserer neuen Verträge waren Umwandlungen bereits bestehender Hotels. Im Augenblick werden ja nicht so viele Hotels gebaut", beschrieb Frits van Paasschen, President & CEO der Starwood Hotels Worldwide, die Situation für sein Unternehmen. Für Hotelbetriebs-Gesellschaften wie Starwood, die lediglich zu fünf Prozent eigene Hotels betrieben, sei das Verhältnis zum Eigentümer nicht zuletzt deshalb enorm wichtig.

Frits van Paasschen.

"Zum Erfolg eines Hotels gehören ein guter Betreiber und ein guter Immobilien-Investor", erklärte van Paasschen. Eine Hotel-Gesellschaft sei stets der Frage ausgesetzt, ob sie ein Gebühren-Business betreiben oder Werte für den Eigentümer kreieren wolle. Dass Starwood auf langjährige, häufig verlängerte Partnerschaften mit Eigentümern zurück blicken könne, beweise, dass diese aus der Partnerschaft ebenfalls einen Nutzen zögen.

Accor: Innovationen für die Eigentümer

"Unser grösstes Gut sind unsere Marken", unterstrich Denis Hennequin, der neue Chairman und CEO der Accor SA, Altbekanntes. Deshalb verfolge man die Asset Right-Strategie weiter. Sale-and-Lease-Back sowie Sale-and-Management-Back, aber auch die Umwandlung von Pacht-Verträgen in variable Varianten, Management- oder Franchise-Verträge seien wichtige Bestandteile der Strategie 2015 von Accor. Dabei wolle Accor aber auch den Eigentümern Vorteile bringen, vor allem durch innovative Strategien. Hierin sei man Immobilien-Eigentümern klar überlegen, die für ihren Job eine ganz andere Ausbildung als Betreiber benötigten.

Mark Hoplamazian.

Dieser Ansicht ist auch Hubert Joly, President & Director von Carlson Hospitality, dem Hauptaktionär von Rezidor. "Immobilien-Management ist sehr wichtig. Immobilien-Manager haben andere Fähigkeiten, es ist einfach ein anderes Geschäft", erklärte er in Berlin. Allerdings müssten die Eigentümer den Betreibern auch ein vermarktbares Produkt zur Verfügung stellen. "80 Prozent unserer Eigentümer haben gerade einen Property Improvement Plan unterschrieben", sagte er.

Country Inn als Indian Home

Grundsätzlich sei Carlson nicht abgeneigt, selbst in Immobilien zu investieren. "Wir investieren strategisch. In den USA sind wir durchaus bereit, Geld für Flaggschiff-Assets auszugeben", so Joly. In Indien übernahm Carlson 2010 die Mehrheit an der Hotelbetriebsgesellschaft RHW, mit der das Unternehmen lange Jahre zusammengearbeitet hatte. Dort wolle man sich auch intensiv mit der Expansion der Marke Country Inns & Suites beschäftigen. Auf deren zögerliche Expansion aus den USA heraus hatte der Moderator des CEO-Panels und Director CBRE Hotels, Simon Johnson, hingewiesen. Joly: "Wir haben immerhin 500 Country Inns & Suites in den USA. Wir werden 2011 mit dieser Marke durchstarten. Es ist schliesslich kein Problem, eine Marke zu haben, die nur in einem Land erfolgreich ist." Country Inns sei eine Marke des mittleren Westens, sehr US-definiert mit offenem Kamin als Symbl. Dieses Konzept würde jetzt auf Indien übertragen, indem man dort ein "Indian Home" nachempfinde. "Wir suchen nach neuen Modellen für die Marke in verschiedenen Ländern. Wir wollen uns künftig auf unsere vier Marken konzentrieren und sie auf andere Länder adaptieren", erläuterte der Manager.

Hyatt: Ohne Eigentum keine Zukunft

Denis Hennequin.

Mit der Adaption seiner Marken auf internationale Märkte beschäftigt sich auch Mark S. Hoplamazian, President & CEO Hyatt Hotels Corporation. Sein Unternehmen hat dabei eine lange Vergangenheit als Immobilien-Eigentümer. Hoplamazian ist nach wie vor davon überzeugt, dass die eigenen Marken in neuen Märkten oft nur durch Eigentum etabliert werden können. 2004 erkaufte sich Hyatt auch die Einführung einer anderen Hotelkategorie über einen Immobilien-Deal. Die Gruppe erwarb die AmeriSuites von einer Blackstone-Tochter und brandete sie in die neu gegründete "Limited-Service"-Marke Hyatt Place um.

"Eigentum ist das Herz dessen, was wir tun", erklärte Hoplamazian in Berlin. Allerdings liege der Schlüssel der Zukunft nicht alleine im Wachstum über Eigentum, sondern auch im Eingehen von Partnerschaften mit Eigentümern. Bei Hyatt vertrete eine eigene Immobilien-Management-Gruppe sehr engagiert die Interessen der Eigentümer.

Bekenntnis zu den schwachen Marken?

Nicht nur Joly von Carlson, sondern auch seine CEO-Kollegen von Accor, Hyatt und Starwood mussten Moderator Johnson Auskunft über schwach wirkende Marken geben. Weshalb Starwood eigentlich an Le Méridien festhalte, wo man in den USA mit der Marke nicht vorankomme, fragte er van Paasschen. Dessen Antwort: Das Wachstum des RevPAR-Indexes der Marke sei sehr hoch, sie mache Starwood daher grosse Hoffnung.

Hubert Joly.Fotos: map

Hennequin, der auf die Schwäche der Marke Motel 6 in den USA angesprochen wurde, erklärte diese Entwicklung mit der dort nach wie vor lahmenden Wirtschaft. "Es gibt noch keine Jobs für die Arbeiter, die im Budget-Sektor übernachten", so der Franzose. Motel 6 habe aber einen sehr grossen Bekanntheitsgrad und die beste Kundenzufriedenheits-Bewertung in seiner Kategorie. Leider führe man jedoch zu viele alte Häuser zu unattraktiven Konditionen. "Wir müssen die Verträge für Motel 6 ändern, das ist ganz klar eine Franchise-Marke", erklärte Hennequin. "Als Franchise-System wird diese Marke gut funktionieren." Dass man mit allseasons und Mercure auch auf weniger genormte Produkte setze, sei der Zeit geschuldet. Der "Big Mac" von Accor, so der ehemalige McDonald’s-Manager, sei aber definitiv Ibis. Diese Marke funktioniere einfach überall auf der Welt.

Gelassen reagierte auch Hoplamazian auf die Bitte des Moderators, die Unterschiede zwischen Grand Hyatt und Hyatt Regency zu erklären. Grand Hyatt habe mehr Restaurants, die Hotels seien grösser und mehr an Asien orientiert, spulte er herunter und genügte damit dem Augenblick.

Burger-Brater und Tellerwäscher

Überhaupt hinterliessen die Podiumsteilnehmer dieser Runde allesamt einen äusserst ausgeschlafenen Eindruck. Die studierten Wirtschaftswissenschaftler waren vor ihrer heutigen Position nicht in der Hotellerie beschäftigt, leiteten aber schon mehrere Jahre lang erfolgreich Unternehmen anderer Branchen. Zur Erheiterung des Berliner Publikums zählten sie Moderator Johnson jedoch ihre praktischen Erfahrungen im Hotelfach auf. Sie reichten vom Tellerwaschen Frits van Paaschens bis zu Studentenjobs an der Rezeption bei Hoplamazian und Joly. Die grösste Affinität zum Ursprung der Hotellerie konnte der frühere McDonald’s-Chef Hennequin nachweisen. Er stand zu Beginn seiner Karriere in der Küche des Burger-Braters. / Susanne Stauss

 

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