Airbnb ändert Preis Strategie vor IPO
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Airbnb ändert Preis-Strategie vor IPO

San Francisco. Es ist noch nicht einmal Frühling, doch Airbnb mistet trotzdem gründlich aus. Vor dem mit Spannung erwarteten Börsengang gab das Unternehmen jetzt eine neue, vereinfachte globale Preisstrategie bekannt und heuerte Apples ehemaligen iPhone-Chef an, um die neue Airbnb-Generation zu entwickeln. Gäste werden künftig keine Gebühren mehr bezahlen.

Die Aktionäre wurden per E-Mail darüber informiert, dass das Unternehmen seine privat gehaltenen Anteile vor dem IPO splitten wird. Während Airbnb sich darum bemüht, vor dem Börsengang besser dazustehen, nutzen Städte weltweit die Pandemie und den Rückgang des Reiseverkehrs dazu, ihre dem Tourismus überlassenen Viertel zurückzuerobern. In dem Versuch einer Antwort auf Booking.coms Strategie, nur die auf der Plattform aufgeführten Gastgeber zu belasten, und nicht die Gäste, hat Airbnb nun eine eigene "vereinfachte Preisgebung" entwickelt. Kurz gesagt werden Gastgeber, die heute zwischen 3 und 5% an Airbnb zahlen, künftig 15% bezahlen, dahingegen bezahlen Gäste, die bisher eine Servicegebühr von 12% des Buchungswerts bezahlt haben, bald ... gar nichts mehr. Für Airbnb wird sich dabei jedoch nichts ändern, da das Unternehmen das gleiche Geld einnehmen wird.

 Image: Airbnb

Angleichen an Booking.coms fehlende Gästegebühr

Für den Gastgeber beträgt die Gebühr dagegen zwischen 14 und 16% und wird für Hotels verpflichtend. Die neue Preisstrategie betrifft alle Angebote mit Ausnahme der USA und einigen anderen Ländern, darunter Kanada, Mexiko, die Bahamas, Argentinien etc. Aus unbekannten Gründen wird die Gebühr in China 10% betragen.

In Europa sind die Gastgeber gezwungen, sich der neuen Preispolitik zu beugen. Im Gegenzug haben sie die vollständige Kontrolle über den Endpreis, den der Kunde zahlt, und sind auf dem Markt wettbewerbsfähiger. Airbnb testete das vereinfachte Preismodell vergangenes Jahr in Europa und hebt hervor, dass "der Wegfall zusätzlicher Gebühren, die während der Suchphase auf der Plattform angezeigt werden, die Angebote für die Gäste attraktiver macht." Und dies passt wahrscheinlich auch zu Konkurrenten wie Booking.com, die durchschnittlich 15% von den Gastgebern verlangen. In Europa ist die Migration für den 7. Dezember geplant. Infolgedessen "werden alle professionellen Gastgeberkonten auf die neue Provision von 15% umgestellt", so die E-Mail an die Partner.

Aktiensplit vor IPO

Ebenfalls per E-Mail informierte das Unternehmen einige seiner Aktionäre kürzlich darüber, dass die privat gehaltenen Aktien vor dem geplanten IPO gesplittet werden. Der Vorstand stimmte einem 2-zu-1-Split der Aktien zu, der sich umgehend auf den Konten widerspiegeln wird. Laut Blooomberg.com, die vor dem Split Zugang zu der E-Mail hatten, wurden die Aktien zum 30. September mit jeweils 69,76 Dollar bewertet, verglichen mit 63,15 Dollar am Ende des vorangegangenen Zeitraums. Nach dem Split wurden die Stammaktien des Unternehmens zum 30. September mit jeweils 34,88 Dollar bewertet.

Airbnb versucht, dieses Jahr insgesamt 3 Milliarden Dollar durch den IPO einzunehmen, wie Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, gegenüber Bloomberg erklärten. Ein 2-zu-1-Split senkt den Preis der Aktien für IPO-Investoren, während die Zahl der Aktien der aktuellen Inhaber verdoppelt wird, so dass der Wert ihrer Bestände erhalten bleibt.

Nach Angaben von Personen, die mit der Materie vertraut sind, ist der Wert der Aktien seit der letzten Bewertung um 10,4% gestiegen. Dieser Anstieg stammt vom Ende des zweiten Quartals, als die Buchungszahlen des Unternehmens wieder in die Höhe schnellten. Nach einem Einbruch der Buchungen von 70% im Mai belief sich der Rückgang im Juni auf nur noch 30%, da die Menschen nach Unterkünften auf dem Land Ausschau hielten, um den Städten zu entfliehen und in der Fremde von "zu Hause" aus zu arbeiten.

Apples Ex-Chief of Design erfindet Airbnb neu

Da das Unternehmen sich unerwartet schnell von der Pandemie erholt, konzentriert man sich nun darauf, die angebotenen Dienstleistungen und Prozesse zu optimieren. Um das Airbnb der Zukunft zu entwickeln, hat der Kurzzeit-Vermieter Jony Ivy angeheuert, den ehemaligen Chief Design Officer von Apple. Nach 30 Jahren bei Apple gründete Ivy mit LoveFrom seine eigene Designfirma und arbeitet ab sofort als Berater für Airbnb. Er und sein Team werden bei der Entwicklung neuer Produkte und Dienste helfen und sowohl die Plattform als auch die App einer Generalüberholung unterziehen.

CEO Brian Chesky hofft, dass dies Airbnb helfen wird, Vertrauen in die Marke aufzubauen, die nach dem Corona-Lockdown massive finanzielle Einbussen zu verkraften hatte und nach wie vor unter den Beschränkungen in vielen Städten zu leiden hat. "Wir haben gesehen, wie Design Vertrauen schaffen und zwischenmenschliche Verbindungen ermöglichen kann, wonach sich die Menschen in einer beispiellosen Zeit der Einsamkeit und Trennung sehnen", so Chesky, der überzeugt ist, dass das Reisen, wie wir es kannten, "vorbei ist und nie wiederkehren wird".

"Amen" denken sich vermutlich die Hoteliers in Barcelona und Amsterdam. Unabhängig davon, ob Chesky damit meinte, dass der Übertourismus der Vergangenheit angehört, sorgen zahlreiche Gemeinden in Spanien, den Niederlanden, Frankreich, Portugal usw. dafür, dass es so sein wird. Viele haben die Gelegenheit genutzt, die ihnen die Gesundheitskrise bietet, um den Tourismus, den sie sich für ihre Städte und deren Bewohner künftig wünschen, neu zu erfinden.

Und so wie es sich anhört, scheint Airbnb nicht Teil ihrer Pläne zu sein. Jedenfalls nicht in der gesetzlosen Art und Weise wie bisher. Und das sind gute Nachrichten für Hoteliers, Einheimische, ganze Stadtviertel, den sozialen Wohnungsbau und letztlich auch für den Planeten. / Sarah Douag

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