arcona: Ferienhotels bleiben eine Herausforderung
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arcona: Ferienhotels bleiben eine Herausforderung

Rostock. Im Mai 2019 verkaufte arcona Hotels seine 19 Stadthotels und setzt seitdem nur noch auf Ferienhotels. Damit ist die massiv reduzierte Hotelgruppe bisher gut durch die Krise gekommen – obwohl es bei der Zweitmarke Barefoot Hotels gerade auch etwas stockt.

Der Over-Supply in den Städten, selbst in C-Destinationen wie Rostock, hatte die beiden arcona-Gesellschafter Alexander Winter und Prof. Stephan Gerhard von der Solutions Holding schon seit 2018 Kopfzerbrechen bereitet. In Vienna House aus Österreich fand sich dann ein Käufer für die Cityhotels und arcona Hotels reduzierte sich auf sechs Hotels in Sylt, Kitzbühel, Rügen, Weimar und Eisenach. Der – nicht publizierte – Erlös aus diesem Deal war erwies sich als höchst willkommener Puffer in der Corona-Pandemie, sagt Alexander Winter im Gespräch mit hospitalityInside.com.

Wie alle Hoteliers wird er trotzdem ungeduldig. Auf Sylt läuft ab morgen, 1. Mai, ein Modell mit der testweisen Öffnung der Tourismusbetriebe teil. Es soll bis bis 31. Mai laufen, solange die 7-Tage-Inzidenz nicht den Wert von 100 überschreitet. Die Gefahr, dass es damit schnell scheitern könnte, ist noch gross. Mit der letzte Woche eingeführten Bundesnotbremse sind alle bisherigen Modellprojekte unterbrochen oder gestoppt worden. "Wir brauchen keine Modelle, wir möchten durchstarten!", fordert auch Winter.

CEO Alexander Winter.Foto: arcona

Mit dem neuen Fokus auf Ferien-, Leisure- und Lifestyle-Hotels fährt arcona Hotels damit auf der richtigen Schiene. Mit dem bekannten Schloss Cecilienhof aus Potsdam südlich von Berlin hat man vor zwei Monaten ein vielversprechendes Objekt übernommen: In dem historischen Schloss soll arcona ab 2027 die Gastronomie und ein Boutique-Hotel mit ca. 40 Zimmern führen. Der gesamte Komplex wird wiederbelebt. Von Maritim Hotels, die pandemie-bedingt inzwischen mehrere Objekte verkaufen bzw. abgeben müssen, hat arcona Ende November das Hotel Kaiserhof in Heringsdorf auf Usedom übernommen.

"Wir wollen nur noch stabil weiterwachsen, mit ein bis zwei Hotels pro Jahr", kündigt Winter an. Im Resort-Bereich sei noch viel Luft, Verdrängungswettbewerb könnte es allenfalls um Objekte in der begehrten ersten Strandreihe geben, wo "kalte Betten" aus der Parahotellerie viele gute Resort-Standorte besetzen. "Wir müssen generell aber mehr Zeit in Zielgruppen-Analyse und in die Konzept-/Bau-Planung investieren", spricht er eine Herausforderung an. Durch den aktuellen Hype steigen die Erwartungen der Gäste: Sie erwarten immer mehr kreative Impulse während ihres Aufenthalts: Sie wollen überrascht werden.

Die Branche muss besser zahlen

Dafür braucht es gutes Personal, und auch Winter sieht eher Mitarbeiter weiter abwandern als bleiben. "Unsere Branche muss die Gehälter auf das Level anderer Branchen bringen, Arbeitszeitmodelle kreieren, die es einem Mitarbeiter Sylt beispielsweise auch erlauben, auch tagsüber mal surfen zu gehen. Wir müssen ihnen gegenüber wieder stärker als 'Familie' begegnen, ihnen damit nicht nur Wohnraum geben, sondern vielleicht auch mal ein Geschenk an Ostern oder Weihnachten". Winter macht sich darum inzwischen viele Gedanken. "Weil immer mehr deutsche Fachkräfte abwandern, müssen wir neue auch im Ausland suchen", listet er weiter Ideen auf.

Nur mit guten Mitarbeitern zusammen sei es möglich, jedes einzelne Hotel weiter zu "inszenieren", ihm Unbeschwertheit zu geben, was gerade für Ferienhotel-Gäste das halbe Ferienglück bedeutet.
Die Nachfrage nach wertigen, individuellen Resorts steigt weiter, auch von der Investoren- und Projekt-Entwickler-Seite. Die deutsche Nord- und Ostsee wie die Alpen bleiben damit auch für arcona die bevorzugten Destinatioen – weil man dort auch mit der Zweitmarke Barefoot Hotels weiter wachsen will.

Der Eigentümer nennt Til Schweigers erstes Barefoot Hotel jetzt um.Foto: barefoot Hotel Timmendorfer Strand Anatol Kotte

Diese Lifestyle-Marke, hinter der der Schauspiel Til Schweiger seit November 2018 als Lizenzgeber steckt, soll – laut Ankündigung von damals – in zehn Jahren etwas 20 Häuser umfassen, mit Schwerpunkt im deutschsprachigen Markt. Alexander Winter wie auch Stephan Gerhard halten über arcona zusammen 60% der Gesellschaftsanteile und sind Geschäftsführer der neuen Barefoothotels Lizenz- und Managementgesellschaft mbH mit Sitz in Hamburg, die eigens für den internationalen Roll Out und das Development der Gruppe ins Leben gerufen wurde.

Barefoot verliert seinen Show-Standort
an der Ostsee

Mit der Ankündigung des neuen Barefoot Hotels in Bad Wiessee am Tegernsee vor zwei Wochen häufen sich die Anfragen aus dem Markt, berichtet Winter. Ungut ist deshalb, dass ausgerechnet Til Schweigers "Showroom", das erste Barefoot Hotel am Timmendorfer Strand, ab 25. Juli nicht mehr Teil von Barefoot sein wird. Dies wurde diese Woche durch eine separate Pressemitteilung publik. Dieses Hotel wird künftig als The Cozy Hotel fortgeführt werden, nachdem sich Mirko Stemmler, der Repräsentant des Eigentümers, und Schweiger offenbar zerstritten haben. "Man woll den Weg nicht gemeinsam fortsetzen", heisst es in der Pressemitteilung. Cozy ist eine Eigenmarke von Stemmler.

Dieses Hotel sei von Anfang an aus dem Vertrag von Gerhard und ihm mit Til Schweiger ausgeklammert gewesen, erläutert Alexander Winter, trotzdem bedauert er es, dass diese inzwischen sehr bekannte Barefoot Hotels künftig nicht mehr auf die Marke Barefoot einzahlen werde.

Barefoot besteht damit ab 25. Juli nur noch aus einem geöffneten Haus – einem Boutique Safari Camp im Addo Elephant National Park, zwei Autostunden von Port Elizabeth in Afrika entfernt. Als Projekt ist derzeit nur Tegernsee konkret. Doch genau das weckt gerade Neugier: "Wir bekommen inzwischen weitere Entwicklungsanfragen für Barefoot Hotels an der deutschen See, in den Bergen und auch auf Mallorca", sagt er. Für ihn kommen aber nur noch Standorte "mit ein wenig Infrastruktur drumherum" in Frage: Die Gäste wollen immer häufiger auch ohne Auto unterwegs sein, wenn sie das Hotel verlassen.

Doch für alles braucht Winter neue Mitarbeiter. Nach dem Cityhotel-Verkauf schrumpfte sein Team in der Zentrale in Rostock von 70 auf 22 Mitarbeiter. Jetzt muss er auch dieses weiter aufbauen und motivieren. Nach eineinhalb Jahren Pandemie und Projekten, die alle noch in Planung sind, bleibt HR eine grosse Herausforderung.
Alexander Winter wird das meiste des nächsten Expanionsschubs eigenverantwortlich stemmen müssen: Seine Familie hält jetzt 74,9% der Anteile an arcona, Stephan Gerhard hat seine Anteile auf 25,1% reduziert. In Gerhards Solutions Holding ist inzwischen seine Tochter Ronja als CEO eingestiegen. / map

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