Banken verschärfen Kredit Prüfungen
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Banken verschärfen Kredit-Prüfungen

München. Immer mehr Banken rechnen mit einer schlechteren Konjunktur-Entwicklung und antworten mit einen restriktiveren Kreditvergabe. Zudem befürchten sie an einen stärkeren Wettbewerb durch die Tech- und Digital-Konzerne wie Google, Amazon & Co.

Die geht aus dem neuen EY Banken- und FinTech-Barometer Deutschland 2019 hervor. Hoteliers oder Hotel-Projektentwickler, die demnächst um- oder neu bauen möchten, sollte sich mit der Finanzierungsplanung nicht mehr allzu lange Zeit lassen. Die deutschen Banken rechnen mehrheitlich mit einem Konjunktur-Abschwung und richten sich mit einer restriktiveren Kreditvergabe auf ungemütlichere Zeiten ein: 68% der Bankmanager erwarten eine Eintrübung der Wirtschaftslage – gerade einmal 5% rechnen mit einem Konjunktur-Aufschwung, so das zentrale Ergebnis der vierteljährlichen Befragung bei 120 Banken in Deutschland.

Für Hotels und Hotel-Investoren, die Fremdkapital benötigen, dürfte es daher in diesem Umfeld schwieriger werden, an frisches Geld zu kommen, denn knapp jeder zweite Bankmanager erwartet, dass die Kreditvergabe restriktiver wird – nur 7% rechnen mit einer gegenteiligen Entwicklung.

Foto: Antonio stockadobe.com

Herausfordernde Rahmenbedingungen

Es sind vor allem die seit langem anhaltende Niedrigzins-Situation und die immer höheren Regulierungsanforderungen, die die den Bankensektor vor enorme Herausforderungen stellen. Sie hat die Margen im Kreditgeschäft abschmelzen lassen. Die Zinserträge konnten nur durch eine deutliche Ausweitung des Kredit-Geschäftes stabil gehalten werden. Da die Banken aber, so die EY Studie, mehrheitlich einen Konjunktur-Abschwung befürchten, richten sich immer mehr mit einer restriktiveren Kreditvergabe auf eine schlechte Lage ein.

Von der Hand zu weisen ist das Verhalten nicht: Weltweit würden immer mehr Schulden angehäuft – und der Schuldenberg wachse bedrohlich weiter, so Jim Reid von Deutsche Bank Research. Er verantwortet dort die globale Kredit-Strategie und die Themen-Forschung.

Nie habe das Ausmass der weltweiten Staatsschulden in Friedenszeiten ein derartiges Ausmass erreicht. Derzeit seien die wichtigsten Volkswirtschaften durchschnittlich mit rund 70% ihres Bruttoinlandsprodukts verschuldet. Insgesamt gibt es rund um die Welt einen Schuldenberg von 246,5 Billionen Dollar. Vor der globalen Finanzkrise 2008 waren es noch rund 172 Billionen Dollar gewesen – und zu Beginn des Jahrhunderts waren es gar "nur" 84 Billionen Dollar. Zudem verschärfen sich die geopolitischen Spannungen, der zunehmende Handelsprotektionismus und der Rechtsruck in vielen Staaten verheisst ebenfalls nichts Gutes für die globale Wirtschaftsentwicklung.

Deutscher Bankensektor deutlich eingetrübt

Auf dem Gewerbe- und Wohnimmobilien-Sektor haben die Preise inzwischen neue Höchststände erreicht, die Höhe der Finanzierungsquoten ebenfalls, es seien wieder 100%-Finanzierungen zu sehen, heisst es in der Branche. Sorgen vor potenziellen Blasenbildungen in einzelnen Anlage-Klassen und Standorten machen die Runde.

Die veränderte Einschätzung vieler Bankinstitute kam dennoch überraschend. Im ersten Halbjahr 2019 rechneten noch viele Banker, wie auch Peter Axmann, Bereichsleiter gewerbliche Immobilien-Finanzierung bei der HCOB, mit einer deutlichen Ausweitung der Immobilien-Kredite. Bis 2022 sei es geplant gewesen, den Kreditbestand von 3,8 Milliarden auf 17,6 Milliarden Euro zu steigern, so Axmann. Nun gehe man wegen der wirtschaftlichen Entwicklung eher von einer Reduzierung aus, da eine Rezession auch auf Mieten/Pachten und Flächennachfrage durchschlagen werde. Die Bank stelle sich daher auf dieses Szenario ein und setze auf konservativere Strukturen. Das wirke sich dann auf den Loan-to-Value und die Sicherheitsklauseln bei den Kreditverträgen aus.

Amazon & Co. verschärfen Banken-Wettbewerb

Trotz der schwachen Gewinn-Entwicklung im Bankensektor kam es bislang noch zu keiner flächendeckenden Gebühren-Erhöhung. Das ist dem intensiven Wettbewerb geschuldet. Die Konkurrenz der Immobilien-Finanzierer untereinander ist extrem hoch geworden. Das führt zu weiter sinkenden Margen und einer Verschiebung des Finanzierungsgeschäfts vom Bestand hin zu Projekt-Entwicklungen. Mittelfristig führt kein Weg an einer Konsolidierung vorbei, sagen Markt-Beobachter.

Noch mehr Sorge als die banken-interne Konkurrenz bereitet den Finanzinstituten die Tatsache, dass neue Wettbewerber bereits in den Startlöchern stehen, darunter die grossen Technologie-Konzerne und Plattformen wie Apple, Amazon, Facebook und Google. "Die US-Digitalkonzerne haben längst den Finanzdienstleistungsmarkt ins Visier genommen. Sie verfügen über die nötigen Finanzmittel und den direkten Zugang zum Endkunden – sie haben damit alles, um den traditionellen Banken das Leben schwer zu machen. Mit ihren Mobile Payment-Lösungen drohen sie beispielsweise gerade den Banken den direkten Kontakt zu jüngeren Kunden aus der Hand zu nehmen", so Thomas Griess, Managing Partner Financial Services Deutschland bei EY.

Auch FinTechs drängen stark in den Markt. Auch sie versuchen mit innovativen Lösungen die Vormachtstellung der klassischen Banken aufzubrechen. "Zwar sind Finanz-Startups derzeit noch kaum eine echte Konkurrenz für Banken, doch ihnen kommt eine grosse Bedeutung als Innovationstreiber zu: Während sich klassische Banken schwertun, ihre Geschäftsmodelle zu digitalisieren und eine jüngere, digital-affine Zielgruppe anzusprechen, bringen FinTechs mit innovativen Ideen frischen Wind in den Markt", bestätigt auch Griess. Und so ist es auch keine Überraschung, dass die Einführung neuer Produkte bei den FinTechs eine doppelt so hohe Bedeutung wie bei den klassischen Banken. / BB

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