Booking profitiert von der Krise Mit der Übernahme von Getaroom kann OTA fast alles aus einer Hand anbieten
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Booking profitiert von der Krise

Mit der Übernahme von Getaroom kann OTA fast alles aus einer Hand anbieten

Der Online-Gigant zeigte Präsenz an der ITB 2019. Seitdem ist das Unternehmen enorm weitergewachsen.Foto: Messe Berlin 

Amsterdam. Booking.com gab vor kurzem beeindruckende Ergebnisse bekannt, die von der steigenden Nachfrage nach alternativen Unterkünften verstärkt wurden sowie vom Erfolg des Unternehmens Fintech und der Flüge-Suchmaschine. Der OTA übernimmt den B2B-Vertriebspartner Getaroom und verwandelt sich somit Schritt für Schritt in eine Reiseplattform, die alles aus einer Hand anbieten kann – dem Traum jedes Reiseanbieters.

Anders als die meisten Anbieter erholt sich Booking.com ziemlich gut von der durch die Pandemie ausgelösten Krise. Das Unternehmen meldete gerade erst für das dritte Quartal einen Anstieg der Bruttobuchungen gegenüber dem Vorjahr um 77% auf 23,7 Milliarden Dollar und Umsätze in Höhe von 4,6 Milliarden Dollar. Laut Finanzanalyse-Plattform Seeking Alpha, "war das Quartal von Booking.com nicht nur in Bezug auf die wichtigsten Kennzahlen beeindruckend, auch die zugrunde liegenden Entwicklungen waren sehr positiv". Die Zunahme an alternativen Unterkünften sowie die gebündelten "Connected Trip"-Initiativen scheinen das jüngste Wachstum des Unternehmens begünstigt zu haben.

30% der Übernachtungen in alternativen Unterkünften

In Bezug auf alternative Unterkünfte bestätigte Glenn Fogel, CEO von Booking Holding: "Die Menschen wollen reisen und gleichzeitig auch ein wenig arbeiten. Deshalb bieten wir ihnen die passende Art von Übernachtungsmöglichkeiten an, wenn sie gute Arbeitsbedingungen suchen und gleichzeitig Spass haben wollen. Wir haben sehr viel Zeit und Ressourcen investiert, um weitere Ferienhäuser und alternative Unterkünfte zu integrieren, die diese Bedürfnisse erfüllen." Im Gespräch mit Bloomberg TV gab der ehemalige Anwalt an, dass das Unternehmen seiner Meinung nach bereit sei, vom Remote- und Hybrid-Arbeitsszenario zu profitieren. Das Portfolio der alternativen Unterkünfte von Booking.com umfasst 2,4 Millionen Unterkünfte, auf die, den jüngsten Ergebnissen der Plattform nach, 30% der Übernachtungen entfallen.

CEO Glenn Fogel: Die Suchmaschine für Flüge ist heute bereits in 27 Ländern verfügbar. Foto: Booking com

Flugsuche bringt neue Kunden

Um ein reibungsloses und globales Flugangebot aufzubauen, hat Booking Holdings letzte Woche die Übernahme des globalen Fluganbieters ETraveli vom Fonds CVC Capital Partners für 1,6 Milliarden Euro angekündigt. Das schwedische Unternehmen ist bereits seit 2019 Partner von Booking.com, als die Plattform das Flugangebot testete. Es wird seinen Hauptsitz im Heimatland beibehalten und als selbstständiges Unternehmen unter Booking Holdings agieren. Bei der Telefonkonferenz letzten Monat mit Analysten über die Quartalszahlen versprach Glenn Fogel, weiterhin eine robuste Flugplattform aufzubauen – und das haben sie auch getan.

Bei ETraveli handelt es sich nicht um einen sogenannten kleinen Fisch. Die Gruppe unterhält Niederlassungen in Kanada, Griechenland, Indien und Argentinien, hat über 1.000 Mitarbeiter und verfügt über Marken wie Gotogate, Flygresor, Mytrip, Seat24 sowie die virtuellen Interlining-Technologieanbieter TripStack und Flight Network. Flight by Booking.com wurde 2020 auf dem US-Markt eingeführt und ist jetzt in 27 Ländern verfügbar. Dem Unternehmen ist es gelungen, neue Kunden zu gewinnen, die nach Flügen suchen. Fogel bestätigte, dass 25% aller, die über Booking.com Flüge buchen, tatsächlich Neukunden sind. "Die Zahl derer, die in Kombination auch Unterkünfte bucht, ist ermutigend. Aber es wartet noch viel Arbeit auf uns, um die Cross-Selling-Möglichkeiten weiter zu optimieren", so Fogel weiter.

Kontrollierter Bezahlvorgang ist die Zukunft

Der andere grosse Gewinn für Booking.com ist dessen Fintech-Unternehmen. Diese im Juli gestartete Initiative hilft Booking.com bei der Kontrolle des Zahlungsprozesses, erleichtert das internationale Reisen und sorgt beim Unternehmen für zusätzliche Einnahmen. Glenn Fogel erklärt: "In der Vergangenheit waren wir reiner Vermittler, das heisst, wir haben vom Kunden kein Geld genommen, wenn er beim Check-out im Hotel bezahlt hat. Aber in einer globalen Wirtschaft, insbesondere in der Reisebranche, wollen Kunden auf die Art und Weise bezahlen, die ihnen am besten gefällt. Doch Hoteliers unterstützen diese Zahlungsweise unter Umständen nicht. Wir schon. Über Fintech können die Kunden auf die Art und Weise bezahlen, die ihnen am besten gefällt, und die Anbieter erhalten ihre Bezahlung in der Art und Weise, die sie von uns verlangen ... und wir machen dabei einen kleinen Gewinn."

Booking hat 2019 Transaktionen in Höhe von rund 100 Milliarden Dollar durchgeführt "und wir sollten in der Lage sein, das mit den auf unserem Marktplatz angebotenen Dienstleistungen finanziell zu nutzen", begründet dies der CEO. Er glaubt auch, dass der Fintech-Bereich die Zukunft ist. Von der Buchung eines Hotelzimmers in einer anderen Landeswährung bis hin zur Kaufzusage einer Reise, die erst in einigen Monaten stattfindet, hat der Dienst bereits ein breites Publikum gefunden. Letztes Jahr erfolgten 22% der Buchungen durch die eigene Bezahlplattform des Unternehmens, 2017 lag diese Zahl noch unter 4%.

Jetzt kaufen, später bezahlen: Fintech macht's möglich. Foto: Booking com

400 Mitarbeiter für
Fintech-Sparte

Booking bietet Hotels bereits die Möglichkeit, ihre Zahlungsoptionen für Kunden zu erweitern. "Unser Ziel ist, im Fintech-Bereich ein umfassendes Service-Menü anbieten zu können", so Daniel Marovitz, SVP von Fintech. Für ihn gehören zu den zukünftigen Bereichen, die Fintech erforschen wird, die Optionen "jetzt kaufen, später bezahlen" sowie Devisenvorteile.

Das Unternehmen führt derzeit ein "relativ kleines" Pilotprojekt mit Jetzt-kaufen-später-bezahlen-Funktionen durch, die den Kunden ermöglichen, in Raten zu bezahlen. Wie immer steckt sich Booking.com selbst sehr ambitionierte Ziele. Das Unternehmen möchte bis zum Ende des Jahres die Anzahl der Mitarbeiter für die Fintech-Sparte auf über 400 erhöhen und sucht vor allem Designer, Copywriter und Techniker.

1,2 Milliarden Dollar für Getaroom

Gleichzeitig kauft die Gruppe weiter ein, um mehr Marktanteile zu erhalten, insbesondere in den USA, wo Expedia weiterhin zur Hauptkonkurrenz zählt. Anfang letzter Woche kündigte Booking Holdings die Übernahme von Getaroom von Court Square Capital Partners für 1,2 Milliarden Dollar an. Nach Abschluss der Übernahme wird Getaroom in die Marke Priceline von Booking Holding eingegliedert."Durch die Kombination aus Technologie und Fachwissen von Getaroom und Priceline können wir den Vertrieb für unsere Hotelpartner noch weiter optimieren und so neue und bessere Lösungen für das Unterkunftssegment in den USA bieten", erklärte Brett Keller, CEO von Priceline, einem Tochterunternehmen von Booking.com. Getaroom ist ein B2B-Vermittler von Hotelzimmern, der sich hauptsächlich an Freizeitreisende in Nordamerika wendet. Dieser strategische Schritt von Booking Holding ergibt grossen Sinn, wenn man hört, was Glenn Fogel auf Bloomberg TV erklärt, dass Freizeit der Weg in die Zukunft ist.

1 Click - 1 Plattform für Fliegen und Schlafen.  Das ist das Ziel. Foto: Booking com

Leisure wird Geschäftsreisen überholen

"Wir wissen, dass angesichts des Wirtschaftswachstums in aller Welt die Zahl der Geschäftsreisen irgendwann grösser sein wird als 2019. Aber ich denke nicht, dass der Anteil der Geschäftsreisen an der gesamten Reisebranche wieder so sein wird wie zuvor", so Fogel. Er geht davon aus, dass sich die Technologie als wirksam genug erwiesen hat, damit die Menschen nicht länger zu Geschäftszwecken um die Welt reisen und dadurch ihren Alltag belasten. Und er fuhr fort: "Es wird insgesamt weniger Geschäftsreisen geben, was sich auf die Branche auswirkt. Grosse Hotels, die sich zu grossen Teilen auf Geschäftsreisende verlassen haben, sowie Fluggesellschaften, die diesen Reisenden ihre Business- und First-Class-Tickets verkauft haben, werden sich ändern müssen. Freizeit- und Urlaubsreisen werden sich durchsetzen, und Anbieter, die mehr Freizeitreisende brauchen ... wir können ihnen helfen."

Bei der Frage nach der Pandemie, zeigte sich Fogel sehr pragmatisch: "Was wir nach fast zwei Jahren Pandemie wissen ist, dass wir nicht wissen, was als Nächstes passieren wird", sagte er abschliessend. Und damit hat er absolut recht. Da die neue Omikron-Variante bereits in mehrere Länder vorgedrungen ist, schliessen viele Länder ihre Grenzen erneut ganz oder teilweise und zerschlagen somit die Hoffnung vieler Eigentümer von Tourismusunternehmen, dass das Schlimmste bereits hinter ihnen liegt. / Sarah Douag 

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