Das neue Raum Wunder: ein rollendes Bett Wie die SV Hotel Marke Stay Kooook mehr Platz für Langzeit Gäste schafft
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Das neue Raum-Wunder: ein rollendes Bett

Wie die SV Hotel-Marke Stay Kooook mehr Platz für Langzeit-Gäste schafft

Das Stay Kooook-Zimmer: linkes Foto, ganz links der Wohnraum, daneben die Küchenzeile, rechts das gläserne Bad. Alle drei Einheiten sind sichtbar. Rechtes Foto: Der Wohnraum wächst, weil sich das Schrankmodul hinter dem Bett zur Küche hin verschieben lässt.Fotos: SV Group

Zürich/Olten. Wenig Fläche und viel Flexibilität, das ist der gordische Knoten, den die schweizerische SV Hotel mit ihrem neuen Produkt "Stay Kooook" durchschlagen will. Dabei setzt sie am zentralsten Möbelstück im Zimmer an: dem Bett. Es lässt sich leicht unter ein anderes Möbel schieben und schafft auf 22 qm so zusätzlichen Platz für ein gemütliches Wohnzimmer-Feeling. In einem Musterzimmer in Olten bei Zürich stellte der schweizerische Betreiber, der bisher nur als Franchisenehmer von Marriott bekannt war, seine erste Eigenmarke vor. Die ersten zwei Standorte für Stay Koook stehen fest, Investoren für die Expansion werden gesucht.

Grosser Bahnhof fürs neue Bett: Mit dem fast 80 Jahre alten knallroten "Doppelpfeil"-Nostalgiezug namens Churchill liess SV Hotel seine Gäste und Entwicklungspartner von Zürich nach Olten bringen, wo die Gruppe direkt am Bahnhof im SV-eigenen 4 Sterne-Hotel Amaris das Musterzimmer präsentierte. Dessen Entwicklung dauerte zwei Jahre.

Das vierfache "o" im Marken-Namen wird hoffentlich die einzige Stolperstelle bei der Markt-Einführung von Stay Kooook bleiben. Stilisierte Gesichter globaler Nomaden blitzen aus den vier "o" hervor, ganz im Sinne fröhlicher Comics.

Das SV-Team ist fest entschlossen, mit seiner ersten Eigenmarke in der DACH-Region in zentralen urbanen Lagen zu expandieren. Das erste Stay KooooK wird Anfang 2020 als Neubau mit 62 Studios in WankdorfCity in Bern, Schweiz, eröffnen – und zwar mit einem Moxy-Hotel zusammen. Beide Hoteltypen liegen im gleichen Haus – Stay Koook auf den oberen Etagen, Moxy darunter. Das zweite Haus mit 66 Studios, ebenfalls ein Neubau nach dem Abriss eines Gewerbehauses, entsteht in der Fussgängerzone von Nürnberg, 200 Meter vom Adina Apartment Hotel entfernt. Seine Studios liegen in den Etagen 2-4, der "Backyard" mit Dachterrasse im 5. Obergeschoss. Der Eröffnungstermin dieses Kooook könnte sich auch schon 2019 anbahnen.

"Wir haben das Rad neu erfunden", freute sich Mark Bonner, CoCreate Director der britischen Branding-Agentur GBH Design London. Meinte Bonner damit auch den Marken-Namen Kooook? Dessen Schreibweise mit den vier "o" diskutierten beim Marken-Launch viele Gäste. Jeder würde den Namen spontan mit zwei "o" schreiben. Dann aber könnte er vielleicht in Jerusalem landen, wo es ein Suiten-Konzept unter ähnlicher URL zu finden ist: www.staykook.com. Die Website der neuen SV Hotel-Marke lautet www.staykooook.com.

Der Wohn-Schlafraum auf einen Blick.

Der Prototyp mit
dem mobilen Bett

Um Bonner wörtlich zu nehmen: Ein neues Rad gibt es – als Rolle unterm Bett. Der Prototyp zeigte ein durchschnittlich 22 qm grosses Studio von 3,40-3,60 m Breite bei einer Länge von 6,40 m. Bad, Küchen-/Schrankzeile und Schlafraum sind in drei Einheiten exakt hintereinander gebaut, als länglicher Block. Der Schlaf-/Wohnraum bildet die letzte Einheit – und die einzige, in der das Zimmer "nach innen wachsen" kann, wie es Beat Kuhn formulierte.

Das funktioniert mit Hilfe der Rolle mittig unterm Bett und durch Schienenführung rechts und links. So lässt sich das 1,60 m breite Bett leicht zurückschieben: 80 cm verschwinden damit unter dem Möbel hinter dem Bett – dem Raumteiler, in dem sich der Kleiderschrank verbirgt. DieserRaumteiler schiebt sich als ganzes Modul mit zurück – so weit, dass er die gegenüberliegende Kitchenette-Zeile berührt. Wer also maximalen Wohnraum haben möchte, hat keinen Zugang zur Küche/zum Schrank hin mehr.

5.000 Mal hat der TÜV Süd aus Deutschland laut Kornell Otto, Director Project Management von SV Hotel, das helle Eichenholz-Bett auf Rollen hin- und hergeschoben. In den nächsten Monaten soll es das finale TÜV-Label bekommen.

Der Gast muss zum Verschieben des Bettes aber nicht auf den Boden kriechen und einen Hebel lösen. Er betätigt einfach das Schwungrad, das an der Aussenseite der Schrankzeile angebracht ist – ähnlich dem Verschieben von Archiv-Wänden. Damit fährt das Bett samt Rauteiler zurück, vergrössert den Wohnraum und verkleinert Küche/Schrank.

Kompakt und massvoll digital

Lange Kleidung lässt sich in dieser Schrankzeile nicht aufhängen, dafür wird es an der Zimmerwand ausserhalb des "Blocks" Haken geben. Drei Schubladen konnte man aber noch integrieren. Die Küchenzeile enthält alles Notwendige: zwei Herdplatten, Mikrowelle, kleine Spülmaschine, 4kg-Waschmaschine mit integriertem Trockner. Der Kühlschrank sitzt am Anfang der Zeile: Seine Tür öffnet sich geschickterweise zum Gang hin. Das Bad mit WC, Dusche ist mit 3,5 qm klein, aber wohnlich. Viel Ablage gibt es unterdessen nicht, auch nicht für eine Einzelperson, die länger bleibt.

Das wohnliche Bad - auf 3,5 qm.Foto: map

Das gesamte Studio macht im Musterzimmer einen gemütlichen Eindruck. Die Trennwand zwischen Wohn-/Schlafraum und Schrankzeile dient gleichzeitig auch Bücherwand und Ablage. In Bettnähe befindet sich noch eine weitere Ablage, ein Ess-/Schreibtisch und ein 49 Zoll Fernseher – bei dem es ich nicht um ein Smart TV handelt. Stay Kooook soll kein hippes Haus für Digital-Freaks werden, sondern noch viel Analoges bieten, heisst es.

Kornell Otto und sein Team experimentieren aktuell noch mit dem Öffnen der Zimmertür per QR-Code. Ob's klappt, wird sich zeigen – ebenso wie einige andere Details ungeklärt sind: Bleibt das Bügeleisen im Zimmer oder soll man eine Bügelstation/ein Bügelzimmer einrichten? Soll es überhaupt ein Frühstück geben und wie sollte es dann aussehen? Bis zur Eröffnung des Piloten hat man noch ein Jahr Zeit.

Stay Kooook-Hotels sollen grundsätzlich weniger als 100 Zimmer haben, um der Gäste-Community das versprochene Mass an Gemütlichkeit und Privatsphäre garantieren zu können. "Das ist kein öffentliches Hotel!", stellt Beat Kuhn klar. So laden Sofa, Sessel und Hocker im Gemeinschaftsbereich zum Lesen, Arbeiten und Entspannen am Kamin oder am Pool-Billard ein. Wer einen Partner zum Tischtennis-Spielen sucht, schreibt's auf eine Kreidetafel. Analog halt. "Backyard" nennt SV Hotel diesen Treffpunkt für alle Hausbewohner, die dort auch einen Gemeinschaftstisch und eine wohnliche Küche zum Kochen finden. Nützlich: die sogenannte "Customazation Wall", aus der sich die Bewohner nützliche Utensilien wie einen zusätzlichen Topf, ein Espresso-Maschine oder eine Pflanze ausleihen können.

Die Development-Daten

SV Hotel will mit einem wertigen Produkt im 3- bis 4 Sterne-Level auf den Markt gehen. Das FF&E gibt Developer Volker Thamm mit 14.000 bis 16.000 CHF an. Alle Services der Hotels sind in der bestehenden Betreiber-Gesellschaft zentralisiert, Buchungs- und Check-in/-out Prozess vollständig automatisiert vorgesehen. Ausserdem kann dieses Konzept mit geringem Personal-Aufwand umgesetzt werden: Vorgesehen ist immer nur ein "Host", so dass man für das erste Projekt in Bern mit 2,4 Vollzeit-Mitarbeitern kalkuliert.

All das aber führt dazu dass, laut Beat Kuhn schon ein Stay Kooook schon ab 30 Studios einen Break Even bringen kann. Denn: "Wir brauchen keine Räumlichkeiten im Erdgeschoss, für die öffentlichen Bereiche benötigen wir ca. 150-180 qm, für das Back Office 50-80 qm", zählt der SV Hotel-Geschäftsführer die Eckdaten auf. Es ist gewinnbringender, die EG-Fläche zu vermieten.

Stay Kooook definiert sich als Extended Stay-Produkt: Das Gros der Gäste wird wohl 5-11 Tage bleiben, kalkuliert man; Kurzzeit-Gäste sollen etwa 10% im Mix ausmachen. Pro Nacht und Zimmer müssen 50 CHF als Erlös übrig bleiben. Grundsätzlich aber werden die Preise dem Yielding folgen.

Stay Kooook 'Backyard': So soll der Gemeinschaftsraum für die Extended Stay-Gäste aussehen, Küche inklusive.Foto: SV Group

Franchise mit Marriott läuft weiter

Mit seiner ersten Eigen-Marke beginnt SV Hotel damit, ihr eigenes Hotel-Gesicht zu schärfen. Das Unternehmen ist eine Tochter-Gesellschaft der SV Group – einer Gastronomie- und Hotel Management-Gruppe mit den drei Geschäftsfeldern Gemeinschaftsgastronomie, Hotel und öffentliche Gastronomie mit Sitz im schweizerischen Dübendorf. Das Unternehmen will Stay Kooook selbst betreiben, sucht für die Zukunft aber auch Investoren: "Als bonitätsstarkes Unternehmen sollten wir sowohl für institutionelle wie auch individuelle Investoren interessant sein". Selbst will SV Hotel aber nicht in Immobilien investieren. Die ersten beiden Finanz-/Immobilien-Partner sind die Die Mobiliar Versicherung für Bern und der US-Investor Newport für Nürnberg.

Mit der Einführung einer Eigenmarke löst sich SV Hotel von seiner Rolle als exklusiver Franchisenehmer für die Marriott-Marken Courtyard, Residence Inn, Renaissance und Moxy in der Schweiz und in Deutschland. Bei den nächsten elf geplanten Projekten sind bereits zwei der neuen Marke dabei. Bei den übrigen neun Häusern handelt es sich um Moxy Hotels in Bremen, Hamburg, Düsseldorf Airport und City, Lausanne und Bern, um ein Courtyard in Freiburg und um die zwei Marken in München.

"Stay Kooook wird keine Konkurrenz zu Marriotts Residence Inn sein", erläutert Beat Kuhn, "mit Residence Inn sind wir gut im internationalen Extended Stay-Markt an sehr guten Standort und im Upscale-Segment aufgestellt. Mit Stay Kooook gehen wir eher an Sekundär-Destinationen, wo es eine Nachfrage der KMUs für ein gutes 3 Sterne-Produkt gibt". / Maria Pütz-Willems

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Zürich. Das vierfache "o" im Namen von Kooook soll andeuten: Da kommt der schweizerische Betreiber SV Hotel mit einer neuen Loooong Stay-Marke an. Diese stellte sie gestern abend in Zürich vor. Das Besondere: Mit einem Bett auf Schienen schafft sich der Gast in seinem Apartment Platz, wo er ihn braucht.

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