Der Abstand zwischen Stadt und Land wächst Rückblick 2018 Tourismus Deutschland Österreich Schweiz im Vergleich
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Der Abstand zwischen Stadt und Land wächst

Rückblick 2018: Tourismus Deutschland, Österreich, Schweiz im Vergleich

Blick vom Ritz-Carlton über Wien. Mit über 5% mehr Übernachtungen als 2017 gehört die Stadt zu den Gewinnern des letzten Jahres.

Wien. Die Statistiken für die Übernachtungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz für das gesamte Jahr 2018 sehen sehr gut aus und lassen auch ein grossartiges Jahr 2019 erwarten. Derzeitige Hochrechnungen besagen, dass die Anzahl der Übernachtungen im vergangenen Jahr in Österreich um ca. 3,5% wachsen werden, in der Schweiz um 3,39% und in Deutschland um ca. 4%. In allen drei Ländern werden die grössten Tourismus-Städte weiter wachsen und so den Abstand zu schwachen Destinationen vergrössern. Deutschland bleibt der touristische Motor, nicht nur für Österreich, sondern auch für andere Länder in der Region, schlussfolgern Martin Schaffer und Jan Hein Simons, Partner von MRP Consult, Wien, in ihrem heutigen Gastbeitrag. Sie haben die Länder verglichen und interessante Fakten gefunden.

"Die Tourismusmärkte Deutschland, Österreich und Schweiz zu vergleichen, ist nicht einfach", sagt Martin Schaffer. "Nichtsdestotrotz lassen sich aus der Tourismus-Entwicklung des gesamten Jahres 2018 einige Gemeinsamkeiten erkennen". Zu Beginn deshalb eine kurze Tour d'Horizon einiger Kennzahlen basierend auf Daten von Oktober bzw. November mit interessanten Fakten zu beiden Ländern:

Deutschland 2018 (Jan-Okt 2018):

Hochgerechnet werden die Übernachtungen 2018 einen neuerlichen Rekordwert von ca. 475-480 Millionen erreichen, bis Ende Oktober wurden bereits 417 Millionen gezählt.

Die relevantesten Herkunftsmärkte wachsen im gesamten Land. Die Übernachtungen aus Spanien steigen um 6%, die aus Italien um 4% und die aus dem eigenen, letztendlich deutlich wichtigsten Land, um ca. 4%. Wachstumschampion werden die benachbarten Polen mit fast 10% Wachstum sein. Der Marktanteil deutscher Gäste stieg genau im Durchschnitt.

Die aus touristischer Sicht grössten Städte werden das bundesweite Wachstum wieder erheblich übertreffen. Der grösste "Stadt-Markt" Berlin wird um 5% wachsen. München beispielsweise wird um ca. 9% wachsen, wobei das Wachstum gleichermassen aus dem Aus- und Inland kommt; die Anzahl der chinesischen Übernachtungen wächst dort um ca. 20%.

Von den fünf übernachtungsstärksten Bundesländern verzeichneten Bayern und Schleswig-Holstein ein überdurchschnittliches Wachstum. Schleswig-Holsteins Qualitäts- und Vermarktungsoffensive zeigte offenbar Wirkung.

Hingegen wuchsen die Übernachtungszahlen in Hessen und Niedersachsen knapp unterdurchschnittlich. Die Nächtigungszahlen in Nordrhein-Westfalen stiegen im Jahr 2018 nur marginal an.

 

DEUTSCHLAND

Übernachtungen
2018

% Veränderung
zum Vorjahr
Ankünfte
2018
% Veränderung
zum Vorjahr
Januar  25.510.963  4,88% 10.245.344 4,90%
Februar  27.375.393  5,96% 11.040.993 5,74%
März  33.120.473  8,35% 13.365.156 5,28%
April  36.382.483  -2,05% 14.646.040 1,99%
Mai   45.617.209  9,37% 17.745.213 5,66%
Juni  46.196.077  -0,08% 18.240.944 1,98%
Juli  56.279.537  5,35% 19.709.039 3,29%
August  56.063.644  3,32% 19.243.561 5,12%
September  47.221.901  3,14% 18.426.160 2,02%
Oktober  43.506.002  3,57% 16.800.696 3,76%
GESAMT 417.273.682  3,98%159.463.146  3,83%

Quelle: Statistisches Bundesamt Deutschland

Österreich 2018:

Von Januar bis November sind die Übernachtungen in Österreich um 3,5% gewachsen. Abhängig von der Entwicklung im Dezember sind die 150 Millionen Übernachtungen pro Jahr aber in Griffweite.

Landesweit wird der Anteil ausländischer Gäste stärker steigen als der Anteil inländischer Gäste. 74% der Übernachtungen kommen von Ausländern. Besonders erfreulich: Der für Österreich so wichtige Tourismusmotor Deutschland wird mit 4% stärker wachsen als der Durchschnitt. Die österreichischen Gästezahlen wachsen selbst lediglich um 2%.

Spitzenreiter im Wachstum wird wiederum Wien mit mehr als 5% sein. Wien liegt nach wie vor im Trend, Hotel-Eröffnungen und neue Betreiber haben dem Markt gutgetan und wesentlich zum Wachstum beigetragen. Die EU-Ratspräsidentschaft im 2. Halbjahr bildete das Sahnehäubchen. Erfreulich war das Wachstum aus Wiens wichtigsten Kernmärkten Italien, Spanien, USA deutlich über dem Durchschnitt. Sollte sich das Wachstum aus China so fortsetzen, werden Gäste aus China bald auf Platz 3 oder 4 im Ranking der wichtigsten Herkunftsmärkte vordringen.

Tourismus-"Kaiser" Tirol mit seinen 33%-Marktanteil wird genau im 3,5%-Schnitt, das Bundesland Salzburg mit seinem 20%-Marktanteil wird mit ca. 4% überdurchschnittlich wachsen. Die Stadt Salzburg wächst ausnahmsweise etwas unterdurchschnittlich, die Landeshauptstadt Innsbruck dafür mit fast 6% enorm.

 

ÖSTERREICH

Übernachtungen
2018

% Veränderung
zum Vorjahr
Ankünfte
2018
% Veränderung
zum Vorjahr
Januar  15.431.864 5,68%  3.644.406  4,28%
Februar  18.212.933 5,40%  4.187.631  3,94%
März  15.530.19611,93%  4.075.809 16,84%
April    7.284.463-12,75%  2.488.734 -7,66%
Mai     8.511.51418,82%  3.264.076 16,81%
Juni  10.784.025 -4,33%  3.768.704 -2,57%
Juli  18.364.089 3,78%  5.337.728  1,69%
August  19.768.333 -1,05%  5.464.394  1,59%
September  11.294.775 1,83%  3.884.849  2,64%
Oktober    8.047.381 3,33%  2.971.049  3,99%
November   5.192.413 7,20%  2.165.623  8,91%
GESAMT 138.421.986  3,35%159.463.146   4,10%

Quelle: Statistik Austria


Schweiz 2018:

Auch die Schweiz verzeichnet ein Nächtigungsplus im Jahr 2018. Bis Oktober konnte ein Übernachtungsanstieg von 2,54% verbucht werden. Die Eidgenossen bilden damit das Schlusslicht im Vergleich der DACH-Länder, bezogen auf das prozentuelle Wachstum. In Summe werden im Jahr 2018 vermutlich rund 38 Millionen Übernachtungen verbucht werden.

Ein Blick auf den Gästemix verrät, dass nach wie vor viele Schweizer den Tourismusmarkt in der Schweiz beleben.

Die übrigen fünf übernachtungsstärksten Nationen entwickelten sich ebenso positiv: Deutschland, USA, Vereinigtes Königreich, China und Frankreich.

Der deutsche Quellmarkt ist, wie in Österreich als auch in Deutschland selbst, ein starker Treiber des Tourismus, nicht nur in absoluten Zahlen, sondern auch in prozentueller Hinsicht; weiter ist der enorme Nächtigungsanstieg der USA mitverantwortlich für die positive Entwicklung in der Schweiz.

Simultan zu den anderen DACH-Ländern wachsen auch in der Schweiz die Städte überdurchschnittlich, Zürich, Bern, Luzern, Basel und Genf. Klarer Verlierer im Kanton-Rennen ist das Tessin mit -7,82% an Übernachtungen.

Natürlich gibt es, wie überall, auch weniger starkes Wachstum, Stagnation oder Rückgang zu beobachten, allerdings halten sich die Minuszahlen in der Statistik in Grenzen und sind häufig in weniger starken Tourismus-Destinationen zu beobachten.

Österreich hat mit seiner neuen Regierung ein eigenes Ministerium für Tourismus und Nachhaltigkeit erhalten, die Umsatzsteuer wurde im Oktober des vergangenen Jahres von 13 auf 10% reduziert.

 

SCHWEIZ

Übernachtungen
2018

% Veränderung
zum Vorjahr
Ankünfte
2018
% Veränderung
zum Vorjahr
Januar  2.851.849 5,24% 1.232.629 4,43%
Februar  3.176.979 4,19% 1.301.070 4,15%
März  3.308.664 4,88% 1.513.137 7,13%
April  2.570.857 0,94% 1.316.450 0,92%
Mai   2.862.967 2,55% 1.558.091 2,93%
Juni  3.581.526 -0,08% 1.925.842 5,26%
Juli  4.405.310 2,71% 2.216.611 3,33%
August  4.463.522 4,65% 2.249.630 6,18%
September  3.683.605 3,19% 1.958.115 4,25%
Oktober  2.993.737 0,43% 1.572.023 0,95%
GESAMT 33.899.016  3,39%16.843.598  4,04%

Quelle: Schweizerische Eidgenossenschaft Bundesamt für Statistik

 

DER VERGLEICH ZWISCHEN DEN DREI LÄNDERN

Welche gemeinsamen Entwicklungen waren in den DACH-Ländern zu erkennen? Warum lohnt sich der Blick auf den grossen Statistik-Bogen?

• Der Quellmarkt Deutschland bewährt sich nach wie vor als Wachstumsmotor in der Tourismus-Branche, im eigenen Land wie auch vielen Nachbarländern, z.B. Österreich und Schweiz.
• Die grossen Tourismus-Metropolen wachsen stärker als der Durchschnitt, in Summe konnten vor allem schwache Destinationen mit dem 4prozentigen Wachstum nicht mithalten und werden weiter Terrain verlieren.
• Die Hotellerie ist in einer globalen Wachstumsbranche zuhause. Global wächst der Tourismus jährlich um die 5%, Ankünfte in Europa wachsen halb so stark, da sich Asien auf der Überholspur befindet. Europa bleibt Tourismus-Destination Nummer 1. Wenn es keine globalen Krisen geben sollte, wird das Wachstum über das nächste Jahrzehnt weiter anhalten. Das heisst, man braucht neue Betten, aber auch neue Tourismus-Strategien.

Die Folgen für die kommenden Jahre:

• Das steigende Volumen wird in den starken Destinationen zu steigenden Preisen und höherer Auslastung bei Hotelbetrieben in guten Lagen führen. Darüber hinaus wird die Verlängerung der Reise-Saisons aufgrund voller Hotels in der Hauptsaison zur Verlängerung der Saisonen an sich bzw. zu starkem Ganzjahres-Tourismus führen.
• In Städten/Destinationen mit hoher Tourismus-Intensität war "Overtourism" das Stichwort des Jahres – Tourismus als Fluch und Segen zugleich. Wo dieser anfängt, ist schwierig zu definieren. In der Gesamtheit sind in Deutschland und Österreich nur wenige Plätze davon betroffen. Tourismus-Manager und Politik werden gefordert sein, die zunehmende Sensibilisierung der Bewohner und Veränderung der Innenstädte rechtzeitig aufzugreifen, um Tourismus-Feindlichkeit zu verhindern.
• Überfüllte Prime-Destinationen werden mittel- bis langfristig dazu führen, dass sich die globalen Tourismusströme einerseits auf B- und C Destinationen, aber auch auf Saison-Randzeiten ausdehnen.

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