Frankfurt/M. Seit zehn Jahren stehen die beiden künftigen Partner in Verhandlung, jetzt konnte die IntercityHotel GmbH aus Frankfurt zu ihren 30jährigen Jubiläum eine neue internationale Verbindung bekannt geben: Ab Januar 2018 wird sie mit der gleichnamigen brasilianischen Hotelmarke Intercity Hotels kooperieren. Das könnte für beide Seiten Vorteile bringen.
Beide Hotelmarken bleiben wirtschaftlich unabhängig, werden aber künftig bei bestimmten Marketing-Aktivitäten zusammenarbeiten und ihre Websites verlinken. Ausserdem sollen sich die Verkaufsteams gegenseitig unterstützen, z.B. bei Messeauftritten. "Bei der Gründung von IntercityHotels haben wir die Marke in Europa schützen lassen, weil sie ja ursprünglich auch an das Bahnschienennetz gekoppelt war", berichtet IntercityHotel-Geschäftsführer Joachim Marusczyk, der das Unternehmen seit dessen Gründung begleitet. Bei der Expansion über Europa hinaus habe man später festgestellt, dass es in Brasilien bereits eine gleichnamige Gruppe gab.
Intercity Hotels Brazil ist eine Marke des brasilianischen Hotel-Unternehmens ICH mit Stadthotels der gehobenen Mittelklasse. Das Portfolio umfasst aktuell 34 Hotels in Brasilien und eines in Uruguay. Die Hotel-Gesellschaft wurde 1999 von ihrem Geschäftsführer Alexandre Gehlen gegründet, der aus einer Familie mit deutschen Wurzeln stammt. Gehlen verfügt über einen Abschluss in Hotel-Management der Castelli School in Canela und einen MBA der Universität "Fundação DOM Cabral" in Belo Horizonte, Brasilien. Das Studium wurde in Zusammenarbeit mit dem französischen INSEAD-Institut und dem Kellog-Institut durchgeführt.
Viele Ähnlichkeiten mit Brasilianern
Bei seinem Geschäftsmodell liess Gehlen, der nach dem Studium u.a. auch in Deutschland arbeitete, sich von den deutschen Intercity Express-Zügen inspirieren. Damit besteht – unabhängig von der Namensgleichzeit – auch eine inhaltliche Nähe zwischen beiden Konzepten. Auch der Standard der südamerikanischen Partnerhotels gleicht weitestgehend denen der deutschen Partner.
Als einen grossen Unterschied zwischen seinen Intercity Hotels und den deutschen Partnern führte Gehlen die Finanzierung auf. "Wir haben 4.000 Privatinvestoren, die an unseren Hotels beteiligt sind", erklärte er am Mittwoch beim Pressegespräch in Frankfurt. Dies sei eine Art Condominium-Lösung, bei der die Teileigentümer Hotelzimmer erwerben könnten. Diesen Eigentümern müsse man monatlich Rechenschaft über die operativen Ergebnisse ablegen.
Marusczyk verspricht sich durch die Kooperation mit dem brasilianischen Unternehmen mehr Übernachtungen in den IntercityHotels oder auch in anderen Marken der Deutsche Hospitality. Immerhin sei Deutschland nach Portugal das beliebteste europäische Reiseziel der Brasilianer. Sie generieren seines Wissens nach jährlich 700.000 Übernachtungen in Deutschland.
Der neue brasilianische IntercityHotel Partner ICH führt übrigens auch noch zwei weitere Hotelmarken. In Zusammenarbeit mit der britischen Design-Hotel-Marke Yoo Hotels and Resorts betreibt ICH in Südamerika Yoo2 Hotels. Das erste Yoo2 Hotel hat 2016 in Rio de Janeiro geöffnet. Das erste Haus der Marke hi!, die sich als "cheap and chic" bezeichnet, wird 2018 im Süden Brasiliens öffnen. Bis 2018 soll sich das ICH-Portfolio auf insgesamt 60 Hotels erweitert haben.
Neue Design-Generation am Start
IntercityHotels, eine Marke der Deutschen Hospitality, wurde 1987 von der Deutschen Bahn gegründet. Joachim Marusczyk war damals in der Zentrale der Deutschen Bahn für die Vermietung und Verpachtung im Bereich Hotellerie und Gastronomie zuständig. 1989 übernahm die Steigenberger Hotels AG 49 Prozent, 2004 die restlichen Anteile der Gruppe, die inzwischen 42 Hotels der gehobenen Mittelklasse mit über 7.000 Zimmern in Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Oman und China zählt. Ab 2018 wird IntercityHotels auch in Dubai vertreten sein.
Das optische Erscheinungsbild hat sich im Laufe der Jahre immer wieder verändert und modernisiert: Vier Design-Generationen hat die Marke durchlaufen, die neueste stammt aus der Feder des italienischen Architekten Matteo Thun. Alle Häuser werden es mittelfristig auf ihre öffentlichen Bereiche übertragen. Überholt wurde im Jubiläumsjahr in Zusammenarbeit mit Gastro-Berater Pierre Nierhaus auch das F&B-Angebot der Häuser. Zudem führt die Gruppe derzeit in allen ihren Hotels die IntercityHotels App für Online-Checkin/-out und mit Bezahlfunktion sowie der Möglichkeit, das Zimmer per Smartphone zu öffnen, ein. Dieser Prozess soll bis Ende 2018 in allen Häusern abgeschlossen sein.
IntercityHotels engagiert sich stark im Bereich Social Responsibility und Nachhaltigkeit. Ein Markenzeichen der ersten Stunde ist beispielsweise das FreeCityTicket, das Hotelgästen ohne Zusatzkosten die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs am jeweiligen Standort ermöglicht. IntercityHotels befinden sich nur wenige Gehminuten entfernt von Bahnhöfen oder Flughäfen. / Susanne Stauss