Der Footprint muss einfach grösser werden Der Radisson CEO Federico González gibt sich nach Coronoa nur positiv
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Der Footprint muss einfach grösser werden

Der Radisson-CEO Federico González gibt sich nach Corona nur positiv

Der Plan von 2019 bleibt bestehen: In Europa macht Radisson Jin Jiang bekannt, in China macht Jin Jiang Radisson bekannt. Jetzt müssen nur noch die Chinesen reisen.Foto: olgayoezkan 

Madrid. Für Federico J. González Tejera, den CEO der Radisson Hospitality Group, ist die Welt nach Corona wieder in Ordnung. Nach dem 675 Millionen-Dollar-Verkauf des US-Geschäftes an Choice in der vergangenen Woche vermutlich erst recht. Im Gespräch mit hospitalityInside – das vor den letzten grossen News stattfand – gibt er sich harmonisch mit der chinesischen Muttergesellschaft Jin Jiang und hält an den Plänen von 2019 fest, wenn auch mit leichter Verspätung.

Von allen Krisen, die die Hotellerie derzeit überrennen, scheint keine RHG so richtig zu beunruhigen. Zur Ukraine: Von fünf Hotels ist nur noch das Radisson Blu in Bukovel, dem grössten osteuropäischen Skigebiet in den Ostkarpaten, offen. Die rund 40 Mitarbeiter aus den übrigen Hotels hat die Gruppe in andere Häuser der Gruppe vermittelt. Darüber hinaus haben auch Radisson Hotels vor allem in Polen und Rumänien Flüchtlinge aufgenommen.

"Radisson cares"

Das Problem-Thema Mitarbeiter-Mangel gestaltet sich je nach Land unterschiedlich. Während in Deutschland fast Vollbeschäftigung herrscht und frustrierte Hotel-Mitarbeiter leicht andere Jobs finden, leidet Grossbritannien stark unter den Brexit-Folgen. Grundsätzlich aber ist der CEO überzeugt: Radisson hat in den letzten Jahren einen super Job in Sachen Mitarbeiter gemacht und auch die Pandemie unter dem Motto "Radisson cares" an Image gewonnen.

CEO Federico González: Trotz Pandemie hat die Gruppe Verträge in Rekordzahl unterzeichnet.Foto: RHG

Mitarbeiter, die sich nicht gut genug betreut fühlen, gehen eben. Deshalb möchte er künftig interne Strukturen und Chancen transparenter machen: "Die Mitarbeiter sollen auch innerhalb der Gruppe Karriere machen können!" Als Beleg dafür führt er das gute Image und die jüngste Job-Aktion an, aufgrund derer sich 100.000 Menschen bei RHG beworben haben. "Und wir hoffen, wir können die 1.500 vakanten Stellen aus diesem Pool heraus besetzen", so der CEO.

Unterkünfte für Mitarbeiter stellt die Gruppe im Mittleren Osten und Afrika fast regelmässig mit bereit, in Europa hingegen nur als eine Art Basis-Versorgung; wird das ausreichen, um Mitarbeiter zu halten? González setzt in strukturierten Märkten wie Grossbritannien, Deutschland und Frankreich stark auf Eigen-Engagement wie auch auf die Kooperation der Gruppe mit Branchen-Verbänden und anderen Institutionen.

Die heftigste Herausforderung ist für Federico González nicht das HR-Thema – es sind die Energiekosten und die Inflation. Teilweise könne man diese Kosten-Steigerungen durch Sparmassnahmen und durch den Einsatz digitaler Tools senken – und er setzt ausserdem darauf, dass die Reisenden bereit sind, ca. 10% der Kosten zu zahlen.

Cash von Jin Jiang in der Pandemie

Hatte oder hat Jin Jiang Verständnis für all diese Herausforderungen von der Pandemie bis zur Inflation? Schliesslich kämpft die chinesische Mutter-Gesellschaft immer noch mit der Eindämmung von Covid-19 durch Massen-Lockdowns im Land. "Momentan leiden die Chinesen mehr unter den Lockdowns als wir in Europa gelitten haben", merkt González an. "Aber Jin Jiang hält an seiner Langfrist-Strategie fest", betont er.

Er beschreibt die Beziehungen zu Jin Jiang auch über die Pandemie hinweg als sehr respektvoll und professionell. "2021 haben wir Geld verloren und Cash von Jin Jiang bekommen", sagt der Radisson-CEO. "Sie haben uns damit auch in der Pandemie geholfen, das Business am Leben zu halten". Schliesslich habe man Radisson gekauft, um künftig den Strom chinesischer Reisender leichter nach Europa zu leiten.

Expansion in Europa: Das Morina Hotel in Tirana, Albanien, hat sich der Radisson Collection angeschlossen.Foto: RHG

González kann zudem mit positiven News aufwarten: Innerhalb Asiens überzeugt Indien mit starker Performance, der Mittlere Osten performete insgesamt stark, und nun meldet sich auch in Europa das Sommer-Geschäft überraschend stark zurück – wobei Deutschland anderen Ländern hinterher hinkt. "Das 2. und 3. Quartal 2022 waren schon nahe am Level von 2019, im 4. Quartal sollten wir definitiv auf dem Vor-Corona-Level zurück sein", freut sich der CEO über die Entwicklung in der gesamten Gruppe. Und das signalisieren ihm nicht nur hohe Belegungen, sondern auch hervorragende Zimmererlöse. Detaillierte Zahlen wollte Radisson nicht nennen.

Erwartet er angesichts der vielfachen Kosten-Belastungen innerhalb der Branche eine Konsolidierung? Federico González bejaht – aber eher mit Blick auf die Privathotels, die in Deutschland wie auch in Europa immer noch die Mehrheit im Markt stellen. Einige Private aber erkannten ihre Zwänge in der Krise, weshalb auch RHG ein höheres Interesse an seinen Soft Brands registrierte.

Rekordzahl an Verträgen

RHG selbst hat in 2020/21 über 200 Hotelprojekte unterschrieben und hofft, diesen Rekord in 2022/23 nochmals überbieten zu können. Wichtig ist für ihn, dass das globale Netzwerk der Gruppe wächst und dass damit der Handlungsspielraum grösser wird. In Italien hat Radisson in den vergangenen drei Jahren 20 Hotels dazugewonnen, ferner registriert man Wachstum in Spanien, Deutschland und Frankreich. Im Jahr 2021 habe Radisson 100 Hotels für China unterschrieben, heisst es.

Federico González räumt allerdings auch ein, dass der gemeinsame Plan mit "etwas Verspätung" umgesetzt werden würde. Mit dem wieder einsetzenden Reiseverkehr aus China lebe aber alles wieder auf. Im Sommer 2019 hatten Jin Jiang und Radisson ihre gemeinsame Expansion in China wie in Europa als Co-Brands bekanntgaben. Damals hiess es noch, in China sollten in den nächsten fünf Jahren 1.000 Hotels entstehen.

Der Startschuss für die Expansion mit dem Co-Brand Radisson und Jin Jiang fiel 2019 im Radisson Blu Frankfurt.Foto: RHG

40 Hotels für Co-Branding mit Jin Jiang identifiziert

González weist nochmals auf die ineinander verwobene Expansionsstrategie zwischen Mutter und Tochter hin: Zum einen entwickelt Jin Jiang in China selbst Hotels unter den vier Marken Radisson RED, Park Inn, Country Inn & Suites und Park Plaza. In diesem Strang erwartet González ein signifikantes Wachstum. "Darüber hinaus entwickeln wir selbst die beiden Marken Radisson Collection und Radisson Blu", erläutert der CEO die zweite Wachstumsschiene für China. Und die dritte beruht auf dem 2019 angestossenen Co-Branding, durch das an der Hoteltür sowohl der Name Jin Jiang wie auch Radisson zu lesen sein wird. "Es gibt unter diesem Co-Branding Pläne für 40 Hotels in der ganzen Welt", lässt der Radisson-CEO wissen. Das Ziel: die schnellere Marken-Wiedererkennung rund um den Globus.

Ein geringeres Investoren-Interesse hat Federico González durch die Krise nicht feststellen können. Es gäbe viele loyale Partner, die weiter mitziehen, weil sie das Wachstum über viele Länder hinweg verfolgen.
Zu den Wachstumstreibern gehört auch Radissons Design-Marke prizeotel. Wie Mitte Mai berichtet, setzt diese zwecks schnellerer Expansion u.a. auf ein neues Performance-Modell, auf Franchise und 45 neue Häuser in ausgewählten EU-Ländern in den nächsten fünf Jahren.

Nachdem diese News vor vier Wochen den Eindruck erweckte, dass Radisson wieder Abstand davon genommen hat, die prizeotel-Marke zu verkaufen, liess der CEO das alte Gerücht wieder aufblühen. Auf die entsprechende Frage von hospitalityInside.com antwortete er: "Jetzt ist erst einmal Wachstum angesagt. Aber sage niemals nie. Wenn mir jemanden einen guten Preis zahlt…"

Das Gespräch mit González gibt zu denken. Nach dem erfolgreichen Verkauf seines Amerika-Geschäfts letzte Woche könnte also prizeotel als nächstes Einzeljuwel versilbert werden. Oder vielleicht gleich Radisson komplett? Diese Gerüchte finden u.a. Nahrung dadurch, dass weder Choice noch Radisson den jüngsten Deal näher erläutern wollten, dazu passt auch die hier beschriebene sehr positive Darstellung der aktuellen Situation und das Lob über die harmonische Beziehung zu Jin Jiang… / Maria Pütz-Willems 

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