Der Mixed Use Push Wie Premier Inn Deutschland 300 Häuser schneller eröffnen möchte
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Der Mixed Use-Push

Wie Premier Inn Deutschland 300 Häuser schneller eröffnen möchte

Premier Inn expandiert in ganz Deutschland – nun soll dieser Prozess noch beschleunigt werden.Foto: Whitbread

Frankfurt. Der neue Mann aus der Bau-Branche setzt die Segel neu auf Premier Inns Törn quer durch Deutschland. Dr. Michael Hartung, seit 1. April 2019 Geschäftsführer und Development Director von Premier Inn Investments, treibt die eh schon ambitionierte, expansionsfreudige britische Hotelgruppe jetzt Richtung Mixed Use. 300 Premier Inn Hotels im deutschen Markt sind das Ziel. Mit wie viel Knoten man dieses wann erreicht, hängt auch von den Partnern ab. Wanted: neue Partner aus der Projekt-Entwicklung und gerne auch aus anderen Branchen wie Retail. Premier Inn denkt jetzt quer und schon beim Bauen digital.

Premier Inn, eine Tochter der britische Whitbread Group, setzte im Jahr 2015 erstmals die Segel Richtung Deutschland – fasziniert von der Power diesesMarktes und leicht getrieben vom eigenen Brexit-Frust. Die Segel blähten sich, seitdem die Mutter eine andere Tochter – Costa Coffee – für 4,3 Milliarden Euro an Coca Cola verkaufte. Nun soll auch Premier Inn ausserhalb Grossbritanneins gross und stark werden.

Der Diplom-Ingenieur Michael Hartung begann als Bauleiter bei Bilfinger Berger, war dann neun Jahre lang bei der Metro-Gruppe in verschiedenen Management-Positionen unterwegs und betreute dann als Geschäftsführer Development fast zehn Jahre lang alle Projekte des börsennotierten Shopping-Center-Spezialisten Unibail Rodamco Germany.

Diese Retail-Erfahrung und der Blick aus der Investoren-Brille sind es, die ihn nun dazu verführen, die Mixed Use-Denke der Grosshändler auf die Pläne von Premier Inn umzusetzen. ″Mixed Use ist mein Thema, vor allem weil es auch hervorragend zu der aktuellen Stadt-Entwicklung passt″, schwärmt er im Gespräch mit hospitalityInside.com. Lebendige Quartiere zu entwickeln, findet er toll. Hotels gehören da unbedingt dazu.

Dr. Michael Hartung: Behörden müssen das Hotel als Mehrwert erkennen.Foto: Whitbread 

Allerdings: ″Das Thema Hotel im Quartier ist für viele Städte oft noch neu″, hat er gelernt. ″Die Behörden müssen verstehen, dass die Investments dort von privaten Unternehmern getragen werden. Und sie sollten mitmachen, indem sie z.B. auch das Hotel als Mehrwert erkennen″ - und nicht als Motor für den nächsten Schub Richtung Overtourism. ″Die Grossstadt der Zukunft wird aus durchmischten Vierteln bestehen, aus dorfähnlichen Strukturen innerhalb des Stadtgefüges″, erläutert er. Fast zwei Drittel der Weltbevölkerung wird laut einer Schätzung der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2050 in Städten wohnen.

Premier Inn über Supermärkten

Solche Quartiere sind das Ziel der nächsten Premier Inn. Deren Economy-Flagge darf künftig gerne auf den Dächern von Discountern wie Aldi, Lidl & Co oder auch auf Parkhäusern wehen. Wo kein Aufbau möglich ist, kann man eventuell überbauen. An Lobbys, die auf höheren Etagen liegen, haben sich viele Budget-Reisende schon gewöhnt, und es braucht nur einen Aussen-Aufzug, um die Gäste ins Hotel hineinzubringen.

″Das Konzept von Premier Inn bleibt wie es ist″, hält Hartung fest – mit einem sauberen Zimmer, gutem Bett und ordentlichem Frühstück. Ein Hotel ohne Schnickschnack eben. ″Add-ons″ soll der Gast gleich in der Nachbarschaft finden. Deshalb sucht Michael Hartung jetzt schon grössere Grundstücke für solche Mixed Use-Komplexe. Zwei hat er schon gefunden; eines davon ist ein Projekt am Dortmunder Hauptbahnhof, über das man jetzt mit Partnern spricht. Er möchte aber auch andere für Mixed Use mit Hotel begeistern, vor allem Entwickler, die noch gar kein Hotel umgesetzt haben, z.B. aus Retail oder Wohnungen.

Bamberg als Modell

Als erstes "Modell" für die neue Strategie hat Premier Inn vor vier Tagen ein Mixed Use-Projekt in Bamberg vorgestellt, für das laut lokalen Medienberichten das Bebauungsplanverfahren angelaufen ist. Voraussichtlich 2020 wird mit dem Abriss und Wiederaufbau des bisherigen Shopping-Centers "Atrium" am Hauptbahnhof begonnen werden. Partner ist der Projektentwickler Eyemaxx Real Estate AG, mit dem man einen Pacht-Vertrag über 20 Jahre plus Option abgeschlossen hat. Das Hotel soll dann ein Jahr später mit 161 Zimmern starten. In seiner direkten Umgebung werden sich Büros, ein neues Kino, Fitnessstudio, Gastronomie und ein Lebensmittelmarkt auf insgesamt 18.000 qm Fläche vereinen.

Zimmer als schnell multiplizierbare Module beschleunigen die Umsetzung.Foto: Whitbread  

″Bamberg ist ein wegweisendes Modell für uns, das wollen wir ausbauen″, kommentiert Hartung das Projekt. Premier Inn will die Expansion gerne mit festen Bau- und Design-Partnern vorantreiben. Sechs solcher Partner sind momentan identifiziert, mit zweien oder dreien will man weiter vorangehen. Finanz-Partner könnten auch Fonds sein, die bereits Immobilien halten ″und mehr draus machen wollen″… Sollte aus dieser Ecke mal kein passender Partner vorhanden sein, öffnet Mama Whitbread ihren Cash-Pool.

Nur noch mit BIM-Partnern

Hartung hat die Hürde für künftig Partner aber hoch gesetzt: Er will nur noch Hotels bauen auf der Basis von BIM. Da die Grundstücke immer teurer werden, kann man so Planung transparent machen, den Bauprozess anders aufstellen und so Kosten reduzieren. Der Bau-Profi Hartung setzt vor allem auf Optimierungen in den Prozessen, die bis in den technischen Betrieb und das Facility Management greifen. ″Wir werden ab 2020 nur noch BIM-Partner akzeptieren″, kündigt er an.

Wenn Premier Inn 300 Hotels allein im deutschen Markt realisieren will, muss das Produkt ab Unterschrift stärker standardisierbar und schlanker werden. Deshalb plant er auch, das Zimmer zum schnell multiplizierbaren Modul auszubauen. Auch das würde die Kosten senken und Prozesse beschleunigen. Logistische Probleme bei der Umsetzung von Modulen in innerstädtischen Lagen hält er für händelbar. Negative Erfahrungen anderer Hotelbauer und -betreiber lässt er nicht gelten.

″Wir sind aber wirklich erst am Anfang dieser neuen Denkweise und Umsetzung″, sagt Michael Hartung abschliessend. Die Grundsatz-Entscheidung ist aber getroffen. ″Und dann stelle ich das Konzept erst einmal Inge vor, sie ist mein interner Kunde″, sagt der Geschäftsführer von Premier Investment.

Deutsche Qualität für Grossbritannien

Inge van Ooteghem ist seit 2018 COO von Premier Inn Deutschland. Sie befürwortet die neue Mixed Use-Ausrichtung, mit der auch in der Operation das Thema Digitalisierung gepusht wird. So wird die Webseite derzeit weiterentwickelt und der bisher in Grossbritannien übliche Kiosk-Checkin in der Lobby soll in naher Zukunft durch einen Mobile Checkin ersetzt werden – und zwar in allen Hotels, inklusive der über 600 Premier Inn im Mutterland. Das aktuelle Interior Design für die deutschen Projekte soll zudem, weil es qualitativ hochwertiger ist, auch von den britischen Häusern übernommen werden.

Inge van Ooteghem: Franchise ist kein Thema.Foto: Whitbread

Nachdem vor wenigen Wochen erst das zweite Premier Inn in Deutschland eröffnet hat, wird um den Jahreswechsel 2019/20 das Haus in der Sonnenstrasse in München, nahe Stachus, in Betrieb gehen. Im Februar erfolgt dann das Rebranding der bestehenden 13 Hotels, die Whitbread Foremost Hospitality 2018 im Paket abgekauft hat.

19 weitere Projekte sind unterschrieben, u.a. in Hamburg, München, Leipzig, Stuttgart und Düsseldorf.
Die Absicht, sich voll auf Deutschland zu konzentrieren, ist durch die Ansage, so schnell wie möglich 300 Hotels betreiben zu wollen, erneut unterstrichen. Zum Aufbau der Marke werden die ersten Häuser in A-Locations stehen, später dann in B und C-Locations. Der Fortschritt in Deutschland entscheide auch über einen Markteintritt in Österreich und der Schweiz.

Das Thema Franchise ist laut Inge van Ooteghem kein Thema. Wie bekannt, plane man weiterhin 50% der Hotels im Eigentum zu halten, die andere Hälfte per Pacht zu betreiben. Die steigenden Kosten im Bau will die Gruppe weiterhin durch flexibles Vorgehen ausbalancieren: Premier Inn kann ggf. selbst entwickeln, bauen und betreiben. Das FF&E eines Premier Inn-Zimmers liegt bei 8.500 Euro.

Whitbread PLC, hat bereits rund 1 Milliarde Pfund in die Expansion in Deutschland investiert und plant,  jährlich weitere 200 bis 300 Millionen Pfund Kapital zur Verfügung zu stellen. / Maria Pütz-Willems

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