Deutscher Hotelverband warnt vor Überkapazitäten
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Deutscher Hotelverband warnt vor Überkapazitäten

Berlin. Der Deutschland-Tourismus boomt. Die Hotellerie meldet für 2017 zum 8. Mal in Folge Wachstumsraten, die Zahl ausländischer Gäste stieg dabei überproportional. Doch das könnte sich ändern: Der Hotelverband Deutschland warnt vor anstehenden Überkapazitäten und weiteren negativen Auswirkungen auf die Ertragslage.

Die Übernachtungszahl in Hotels, Hotels garni und Pensionen stieg 2017 in Deutschland auf einen neuen Bestwert von 288,8 Millionen, was einem Plus von 3,3% gegenüber dem Vorjahr entspricht. 68,7 Millionen Übernachtungen ausländischer Touristen und Geschäftsreisender trugen mit +4,2% überproportional zum positiven Ergebnis bei.

Die Hotellerie in Deutschland erwirtschaftete 2017 einen Nettoumsatz von 26,98 Milliarden Euro. Damit stieg der Umsatz nominal um 3,1%, preisbereinigt um 1,1%. Angesichts der anhaltenden Reise- und Konsumlust der Gäste erwartet der Hotelverband unter der Prämisse, dass sich die geopolitische Lage auf der Welt und in der Nachbarschaft Europas nicht weiter verschlechtert, für 2018 ein Plus von 1,5-2% bei Übernachtungszahlen und nominalen Umsätzen.

Kennziffern positiv

Laut aktuellem Branchenreport des Hotelverbandes haben sich im Jahr 2017 alle Kennzahlen des Hotelmarktes positiv entwickelt. Die durchschnittliche Zimmer-Auslastung stieg im Vorjahresvergleich um 0,8% auf 71,5%. Die Netto-Zimmerpreise legten um 1,3% auf 95 Euro zu. In Europa stiegen im selben Zeitraum die durchschnittlichen Zimmerpreise um 2,5% auf 97 Euro. Die deutschen Hotelzimmerpreise liegen somit weiterhin leicht unter dem europäischen Durchschnitt. Der durchschnittliche RevPAR der deutschen Hotels erreichte 68 Euro, was einem Anstieg von 2,1% entspricht.

Diese Marktdaten basieren auf dem Benchmark der MKG Group, dem die Angaben von über 1.130 Hotels mit mehr als 184.000 Zimmern in Deutschland zugrunde liegen, darunter ein überproportionaler Anteil von Markenhotels in Städte-Destinationen.

"Deutschland als Reiseland sowie Tagungs- und Kongressstandort liegt nachhaltig im Trend. Die heimische Hotellerie ist bestens aufgestellt und gehört bei Produkt-Qualität, Service-Angebot und Preis-Leistungs-Verhältnis zur Weltspitze", erklärte Otto Lindner, Vorsitzender des Hotelverbandes Deutschland, dazu bei der Jahrespressekonferenz des Verbandes in Berlin am Mittwoch. "Die erfreulichen Ergebnisse dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch die Risiken und Herausforderungen zunehmen und die Ertragslage angespannt bleibt. Zudem sorgen immer mehr Bürokratie und unfaire Wettbewerbsbedingungen sowie der vielerorts zu spürende Mitarbeiter-Mangel für Wolken am Horizont".

Noch 100.000 Zimmer mehr in nächsten 3 Jahren

Trotz erster Anzeichen von Überkapazitäten an einigen Standorten sind bundesweit für die nächsten drei Jahre 695 Neu-, Um- und Ausbauten geplant. Werden alle angekündigten Hotelbauprojekte realisiert, drängen weitere 99.843 zusätzliche Hotelzimmer auf den deutschen Hotelmarkt.

Das wirtschaftliche Wachstum schlägt sich auch in den Beschäftigtenzahlen nieder. Zum Stichtag 30. Juni 2017 meldete das Beherbergungsgewerbe 306.962 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte, was einem Zuwachs von 2,8% gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Seit 2010 hat die Branche knapp 50.000 dieser Arbeitsplätze geschaffen. Und der Bedarf wächst weiter.

Laut einer Distributionsstudie des Instituts für Tourismus aus dem Wallis, Schweiz, erfolgen heute bereits mehr als 50% der Hotelbuchungen über digitale Kanäle und auf diesen diktieren OTAs die Bedingungen im Online-Vertrieb. In Deutschland waren OTAs im Jahr 2017 der stärkste Buchungskanal für die Hotellerie und gewannen weiter an Zulauf. Buchungen über OTA hatten 2017 einen Marktanteil von 27,8%. Das Telefon als zweitstärkster Buchungskanal der Hotellerie verlor weiter an Marktanteil und kam auf 20,8%. Buchungen über die eigene Hotelwebseite in Echtzeit erreichten einen Anteil von 10,9% und stagnierten damit auf dem Niveau des Vorjahres.

OTA-Dominanz wächst weiter

Drei Buchungsportale dominieren den deutschen OTA-Markt mit einem gemeinsamen Marktanteil von knapp 95%. Der dominante Player bei den befragten Hotels in Deutschland ist Booking.com mit einem Marktanteil von 58,6%. Im Vergleich zum Vorjahr konnte der Marktführer seinen Marktanteil weiter ausbauen. Auf Platz 2 liegt in Deutschland die HRS Gruppe mit einem Marktanteil von 23,6%. Mit insgesamt 12,2% entfällt der Rest des Marktes weitgehend auf die Expedia-Gruppe.

Neben der Stärkung der Direkt-Buchungen sieht der Hotelverband politischen Handlungsbedarf insbesondere im Bereich der Sharing Economy. Zu den Forderungen des Verbandes zählen die Notwendigkeit einer Registrierung dieser wirtschaftlichen Aktivitäten, die Einhaltung von Sicherheitsstandards, die Gefahren-Abwehr sowie die selbstverständliche Erfüllung von Steuerpflichten.

Neu: Branchenreport 2018

Detaillierte Einblicke in die konjunkturelle Entwicklung der Hotellerie, aktuelle Kennziffern und Analysen bietet der neue Branchenreport "Hotelmarkt Deutschland 2018" des Hotelverbands Deutschland. Er zieht auf über 400 Seiten Bilanz des abgelaufenen Jahres und liefert zugleich eine Prognose für 2018. Interessenten finden das Inhaltsverzeichnis und weiterführende Informationen zum "Hotelmarkt Deutschland 2018" unter www.iha-shop.de. Der Report kostet 365 Euro. / red

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